...dann kommt auch noch Pech dazu.

Dieser nur auf den ersten Blick unsinnige Ausspruch der legendären "Cobra" Jürgen Wegmann beschreibt den Spielverlauf der gestrigen Partie BVB vs FC Sevilla wohl so treffend, wie kaum etwas Anderes.
Es begann damit, dass Sevilla die Seitenwahl gewann und die Seiten tauschen ließ. Wer den BVB kennt, der weiss, das das meist schon kein gutes Omen ist. Die Mannschaft will nunmal erst die zweite Hälfte auf die Südtribüne spielen, das hat zum Einen Tradition und hat zum Anderen schon des Öfteren Kräfte freigesetzt.
Doch wie unbeeindruckt sich das team davon zeigen würde, wurde schnell klar.
Besonders in der ersten Hälfte dominierte eine engagierte und hoch konzentrierte, junge, Dortmunder Mannschaft den vermeintlich übermächtigen Gegner fast nach Belieben und scheiterte mehrfach am glänzend aufgelegten Palop.
Wer Sevilla und/oder Palop kennt, der weiss, dass dieser Mann regelmäßig zwischen Genie und Wahnsinn pendelt, vornehmlich zwischem seinem Genie auf der Linie und seinem Wahnsinn in der Strafraumbeherrschung.
So auch gestern.
So abenteuerlich viele hohe Bälle von ihm weggefaustet wurden, so brillant zeigte er sich mehrfach auf der Linie.
Zwei Mal Barrios und einmal Kagawa können ein Lied davon singen.

Auch die dritte Großchance von Barrios, die nur knapp am Gehäuse vorbei strich, zeigte deutlich, dass sich die Göttin Fortuna an diesem Abend dem BVB wenn überhaupt nur zaghaft würde nähern wollen.
Nach Ablauf der regulären 45 Minutend er ersten Hälfte entschied sie sich wohl gänzlich, dem BVB den Rücken zuzukehren, anders ist das 0:1 (45. 2) wohl kaum zu erklären.
Es begann damit, dass Marcel Schmelzer für ein Foulspiel die gelbe Karte sah und somit einen Freistoß verursachte. Grundsätzlich alles kein Problem, auch die Karte nicht, wenn nicht..ja, wenn. Dazu später mehr.
Ja, die Freistoßflanke war nicht ungefährlich, ja, sie wurde ein wenig zu kurz abgewehrt und ja, Kevin Großkreutz hat vielleicht ein wenig spät auf den zweiten Ball reagiert.
Dennoch bleibt so ein Nachschuß in 45% der Fälle an irgend einem Bein hängen. Gestern nicht.
Manche Schiedsrichter pfeifen diesen Freistoß sogar vorschnell wegen Abseits ab, gestern (korrekter Weise, da passiv) nicht.
In solchen Augenblicken kann man vielleicht das erste Mal von Pech sprechen.

Was soll es schon, schließlich gibt es Hälfte 2 und die Jungs sind gut genug! Dachte man zumindest und eigentlich lag man damit auch gar nicht sooo falsch.
Erneut begann man engagiert und schwungvoll, die Aussenbahnen -vor allem Schmelzer- machten weiterhin Druck. Oh! Schmelzer!
Kurz nach Wiederanpfiff setzte er sich erneut auf seiner linken Seite im Höchsttempo durch und kam beim damit verbundenen Zweikampf zu Fall. Die Folge war eine Gelb-Rote Karte wegen einer Schwalbe. Ich kann es Marcel Schmelzer nicht hoch genug anrechnen, wie ruhig er auf diese Entscheidung reagierte und dass er ohne zu Lamentieren den Platz verließ.
So viel Selbstbeherrschung hätte ich manchmal auch gerne.
Doch wer meinte, der BVB würde jetzt die Köpfe hängen lassen, einbrechen oder sich sonstwie dauerhaft beeindruckt zeigen, sah sich getäuscht.
Nach einer etwa 15 minütigen Phase, in der das Spiel wohl mit "hitzig" und "chaotisch" am Treffendsten beschrieben werden kann, besann sich der BVB wieder auf seine Stärken und sein Spiel und machte dort weiter, wo er "aufgehalten" wurde.
Überlegt, zweikampfstark und druckvoll ging die Mannschaft weiterhin auf das 1:1, sich ergebene Kontermöglichkeiten unterband man selbst in Unterzahl meist schon im Ansatz und kam selbst immer wieder zu gefährlichen Szenen.
Als dann Kagawas Abschluß nach Klassezuspiel von Barrios am Pfosten landete, statt in den Maschen, wusste wohl jeder, das an dem Abend für den BVB nichts zu ernten war.
Doch auch hier ließ sich die Mannschaft nicht hängen, auch ließ sie sich vom Zeitspiel der Spanier nicht reizen und machte weiter, dass kurz vor Schluss Hummels Kopfball noch von der Linie gekratzt wurde, konnte eigentlich keinen mehr überraschen. So endete ein Abend, an dem es einfach nicht sein sollte, mit einer unglücklichen und eigentlich auch unverdienten Niederlage.
Dass Sevillas Trainer anschliessend den BVB als "gefährlichsten Gruppengegner" adelte, mag angesichts der Tatsache, dass Sevilla zu Hause gegen PSG verloren hatte, jeder werten, wie er will.

Der Schiedsrichter

Ich habe den Sportskamerad Dean in der obigen Zusammenfassung bewusst weitgehend heraus gelassen, weil ich ihn definitiv nhct für unsere Niederlage verantwortlich mache.
Ganz sachlich kann ich nur sagen, dass ich nicht oft einen so dermaßen schlechten Schiedsrichter gesehen habe.
In den ersten dreissig Minuten konnten die Spieler nach herzenslust grätschen und Treten wie sie wollten, ohne auch nur einen Freistoßpfiff fürchten zu müssen. Kagawa konnte seine Schienbeine/Knie einmal nur durch Hochsprung am gegnerischen Strafraum retten, Barrios konnte dem Schiedsrichter die Schleifspuren der gegnerischen Stollen präsentieren und auch Sahin auf BVB Seite hatte zwei mal den Fuß so dermaßen hoch, dass man fast nur von Glück sagen kann, dass der jeweilige Gegenspieler auf eigenen Füßen weiterlaufen konnte.
Man musste den Eindruck gewinnen, dass die Offiziellen ausser der Einwurf- und Abseitsregel noch nie in einem Regelwerk geschmökert hatten.
Auf Basis dieser "großzügigen" Spielleitung war schon die erste gelbe Karte für Schmelzer höchst verwunderlich, denn zum Einen war es sein erstes Foul, zum Anderen hatte es schon 5-6 ähnliche Fouls vorher gegeben, bei denen zum Teil noch nicht Mal auf Freistoß entschieden wurde.
Wie gesagt, so an sich war das Foul durchaus gelbwürdig, nur eben passte das absolut nicht zu den vorherigen 45 Minuten "Spielleitung" des Unparteiischen. Die Gelb-Rote dann wegen Schwalbe würde ich als die einzige echte und wirkliche Fehlentscheidung des Schiedsrichters sehen, die auch entsprechende Auswirkungen hatte. Ein Stück weit war das sicherlich Spiel (mit)entscheidend.

Ins Bild passte, dass etwa 20 Minuten später eine ähnliche Szene auf der anderen Seite gänzlich anders bewertet wurde. Kuba entwischte einem kurz vorher verwarnten Spanier und kam zu Fall. Es gab eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Foulspiel und somit gelb-rot für den Spanier. Schwalbe und somit Gelb für Kuba. Wie der Schiedsrichter entschied? Natürlich auf -die eigentlich nicht vorhandene- Möglichkeit 3. einfach weiterspielen. Ja, nee, ist klar.
Durchaus korrekt war es, bei Kanoutes Aktion nicht auf Handspiel zu entscheiden. Keines der SAT.1 Bilder konnte wirklich auflösen, ob der Ball jetzt an der Schulter, der Brust, am Oberarm oder irgendwo dazwischen war.
Falsch wiederum war, vor allem in Anbetracht der Härte gegen Schmelzer, dem ein oder anderen Spanier (allen voran Palop) nicht wegen zeitspiels zu verwarnen. Insgesamt ganz schwach.

Was jetzt?

Um den Titan zu bemühen: "Weitermachen, immer weitermachen!"
Mund abwischen, aufstehen und den Frust an Bayern ablassen!