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Gründer: Karrramba | Mitglieder: 163 | Beiträge: 22
Von: StateFarm
29.07.2016 | 13010 Aufrufe | 4 Kommentare | 1 Bewertungen Ø 10.0
Der VfL Bochum 2016/2017
Einiges los ,,anne Castroper"
Wie ein Verein sich mal wieder neu erfinden musste

Auf der Trainings- und Stadionanlage des VfL Bochum an der berühmt-berüchtigten Castroper Straße war in diesem Sommer einiges los. Ganze zwölf Spieler verließen den Verein nach einer erfolgreichen Zweitligasaison. Ersetzen sollen die teils schweren Verluste die bisher 13 Zugänge, die Sportvorstand Christian Hochstätter nach und nach präsentierte.

Das Paradoxe an der auf den ersten Blick turbulenten Sommerpause: blickt man auf die Zahlen, war es die ruhigste der vergangenen Jahre. Man muss bis zur Saison 2010/2011 zurückblicken, ehe man auf eine geringere Spielerflukation als in diesem Sommer trifft. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Der VfL Bochum ist finanziell abhängig von den Verkäufen seiner besten Akteure, verliert diese mit aller Regelmäßigkeit und sieht sich ständig gezwungen, preiswert Ersatz zu verpflichten.

Der Nachgang der Spielzeit 2015/2016 sollte da keine Ausnahme bilden. Vor Saisonbeginn wurde der Mannschaft von Trainer Gertjan Verbeek allerhöchstens eine Platzierung im oberen Tabellenmittelfeld zugetraut. Mit starken Vorstellungen, der viertbesten Tordifferenz der Liga und letztendlich Platz fünf wurden die Erwartungen klar übertroffen. Auch im DFB-Pokal schlug sich der Ruhrgebiets-Verein mit dem Erreichen des Viertelfinales achtbar.

Bochum als Sprungbrett

Vor allem die Offensive brillierte in den 38 Pflichtspielen, die die Blau-Weißen zu absolvieren hatten. Simon Terrode, Marco Terrazzino, Janik Haberer und Fanliebling Onur Bulut wussten zu überzeugen und kamen zusammen auf 74 Scorerpunkte. Das Problem: Am 1. Juli 2016 stand keiner der Genannten mehr beim VfL unter Vertrag.

Durch die starken Leistungen wurden anderen Vereine aufmerksam. Torschützenkönig Terrode zog es nach Stuttgart, Bulut und Terrazzino hoffen in Freiburg beziehungsweise Hoffenheim auf ihren Erstliga-Durchbruch und auch Haberer zog es nach abgelaufener Leihe zur TSG. Mit Malcolm Cacutalua verabschiedete sich zudem eine Option in der Innenverteidigung, die nach dem Kreuzbandriss von Kapitän Patrick Fabian hätte wertvoll werden können.

Verkraftbar hingegen scheinen die Abgänge von Nando Rafael, David Niepsuj, Giliano Wijnaldum, Piotr Cwielong, Andreas Luthe, Jan Simunek, Michael Maria und Cagatay Kader, die allesamt zuletzt keine Rolle mehr spielten oder in Bochum nicht glücklich werden konnten.

Hochstätter stand also vor der Aufgabe, die komplette Stammoffensive und einige Spieler in der Breite des Kaders ersetzen zu müssen. Lange Zeit hielt man anne Castroper jedoch die Füße still. Einzig, dass mit Vangelis Pavlidis und Görkem Saglam zwei Offensive-Kräfte aus der eigenen A-Jugend zum Profiteam stoßen würden, drang an die Öffentlichkeit.

Fülle an neuen Spielern

Recht zügig hintereinander präsentierte der Verein dann jedoch neun weitere Neuzugänge. Bei Greuther Fürth schlug Hochstätter gleich dreifach zu, holte mit Marco Stiepermann, Johannes Wurtz und Tom Weiland drei Akteure für die Offensive. Allesamt zweitligaerfahrene Spieler, die ihr Potenzial noch nicht (vollends) ausschöpfen konnten.

Auch bei Absteiger Paderborn schlug der VfL mehrfach zu, holte mit Dominik Wydra einen defensiven und mit Kevin Stöger einen offensiven Mittelfeldspieler. Für den variabel einsetzbaren Stöger gilt das Gleiche, wie für das Fürther Trio. Wydra zeigte in seiner ersten Spielzeit in Deutschland nach dem Wechsel aus Österreich allenfalls solide Leistungen.

Die TSG aus Hoffenheim verlassen ebenfalls zwei Akteure in Richtung Bochum. Mit Nico Rieble kommt ein Linksverteidiger, der Stammkraft Timo Perthel nach dem Abgang von Giliano Wijnaldum Druck machen soll. Zudem soll US-Amerikaner Russell Canouse bei seiner ersten Profistation zeigen, ob er das Zeug für den Profikader der TSG hat. Der Mittelfeldspieler hauptsächlich auf der Sechs zuhause ist für zwei Jahre ausgeliehen.

Komplettiert wird der neue Kader von Martin Kompalla (Borussia M'Gladbach II), der sich im Tor mit Felix Dornebusch um den Platz hinter Manuel Riemann streiten soll und von Nils Quaschner. Ähnlich wie Canouse soll sich der Stürmer per Einjahresleihe in Liga zwei beweisen, ehe es zurück nach Leipzig geht.

So gut wie im Vorjahr?

Auf den ersten Blick hat sich der VfL Bochum in der Breite verstärkt. Mit Stiepermann, Wurtz, Stöger, Weiland sowie Quaschner hat man mehr ernsthafte Optionen in der Offensive, die sich auf einem ähnlichen Level befinden. Selbst der junge Saglam könnte hier eine Alternative werden. Von den gebliebenen, wie Peniel Mlapa, der den einzigen Stammplatz im Sturm erwischen könnte, oder Arvydas Novikovas wird der nächste Schritt erwartet, um mit einen unberechenbaren Angriff in die Saison zu gehen. Angesichts des Personals in der Defensive scheint zudem klar: Im Ruhrstadion soll weiter nach vorne gespielt werden, was Trainer Verbeek zu seiner Philosophie passend bereits bestätigte: ,,Wir wollen weiterhin den Ball haben, agieren und offensiv auftreten."

Etwas dünner wird die Personaldecke im Defensivbereich. Neben dem gesetzten Anthony Losilla, der wohl, bis Fabian genesen ist, die Kapitänsbinde tragen wird, kommen als zweiter Sechser Thomas Eisfeld, Wydra, Tim Hoogland, Canouse und Tobias Weis in Frage. Letzterer könnte den Verein aber noch verlassen.

Die beiden stärkeren Sechser - Hoogland und Wydra - werden von Verbeek derzeit jedoch intensiv in der Innenverteidigung getestet, wo durch die Verletzung von Fabian neben Felix Bastians eine Lücke entstanden ist. U19-Nationalspieler Gökhan Gül konkurriert ebenfalls um den freien Platz. Ob Verbeek dem 18-jährigen bereits vertraut, scheint jedoch fraglich. Fest steht nur: Das Talent soll in Zukunft eine Rolle spielen.

Wahrscheinlich scheint, dass bis zur Genesung Fabians Eisfeld den zweiten Sechser gibt und Hoogland in der Innenverteidigung spielt. Unter Verbeek scheint jedoch nichts ausgeschlossen, so dass sich alle Akteure berechtigte Hoffnungen auf Spielanteile machen können.

Der manchmal etwas schnell reizbare Chefcoach kann mit diesem Transferfenster ohnehin gut leben, könnte man meinen. Dass der Verein seine besten Spieler in der Regel veräußern muss, ist dem 53-jährigen bewusst, auch wenn es ihn spürbar nervt: ,,Mein erster Dank gilt von daher denjenigen, die geblieben sind, die unsere Philosophie mittragen und dabei helfen, den VfL weiter zu verbessern, lautet daher sein Slogan."

Reicht es für das Oberhaus?

Selten stehen die Spieler zu dem Verein, wie es Felix Bastians mit seiner Vertragsverlängerung kürzlich tat. Den schon erwähnten Offensiv-Fußball kann Verbeek dennoch weiter spielen lassen, ebenso wie sein 4-2-3-1-System. Dabei kann er taktisch sogar ein wenig variabler agieren. Defensiv sind ihm dafür die Hände gebunden, allzu viele Ausfälle kann der VfL hier nicht verkraften. Auch auf den defensive Außenbahnen kommt nach den gesetzten Timo Perthel und Stefano Celozzi lange nichts.

Bei seinem Amtsantritt war der Coach zudem mit der vorgefundenen Infrastruktur nicht zufrieden. Seit einem Jahr wird anne Castroper nun gewerkelt, um die Bedingungen zu verbessern. Verbeek, der zu den besseren Trainern der 2. Bundesliga zählen dürfte, bleibt in dieser Hinsicht jedoch ehrgeizig: ,,Wir brauchen in vielen Bereichen ein höheres Niveau, damit es in die Erste Liga geht. Und momentan ist vieles in Bewegung, das ist ebenfalls gut so. Denn Stillstand ist gleichzusetzen mit Rückschritt."

Unfreiwillig gibt er mit diesem Zitat die Devise für die kommende Saison vorgegeben. Die Fans, Verantwortlichen und Spieler sind nach der erfolgreichen Vorsaison auf den Geschmack gekommen und schrecken nicht mehr davor zurück, das A-Wort in den Mund zu nehmen. In Bochum will man möglichst schnell zurück in Liga eins und seit längerer Zeit erscheint dies mal wieder realistisch.

Für dieses hochgesteckte Ziel müssen einige Spieler aus dem Kader ihr Potenzial besser abrufen und einen deutlichen Schritt nach vorne machen. Im Angriff sind vor allem Mlapa, Stiepermann, Stöger und auch der schnelle Novikovas in der Pflicht, um das Niveau des letzten Jahres erneut zu erreichen und den Grundstein für eine erfolgreiche Saison zu setzen.

Im Defensivbereich bedarf es zudem an etwas mehr Stabilität, so fing sich der VfL 2015/2016 einige zu leichte Gegentreffer. Vor allem fehlt es der Mannschaft aber an Konstanz, ihre Leistung über weite Teile einer Saison zu halten. Zu oft ließ man Punkte gegen nominell unterlegene Gegner liegen. Punkte, die einem im Aufstiegskampf das Genick brechen.

Starke Konkurrenz auf dem Weg nach oben

Denn dieser wird in der kommenden Saison hart wie immer. Mit dem VfB Stuttgart, Hannover 96 und dem FC Nürnberg gehen drei Schwergewichte mit dem Ziel Aufstieg ins Rennen, auch aus dem Tabellenmittelfeld schielen einige Vereine nach oben.

Mehr bleibt auch dem VfL Bochum nicht übrig. Die letzten Jahre haben uns gelehrt, dass die Aufstiegschance in der Relegation gering ist, ein Platz unter den ersten beiden wäre also notwendig, um sicher ins Oberhaus zu gelangen. Um dies als Ziel auszugeben, reicht die Qualität des Kaders dann aber doch nicht. Auch bei Platz fünf, wie im Vorjahr, wäre niemand abgeneigt, von einer erfolgreichen Saison zu sprechen. Alles was darüber hinaus geht, wäre am Ende Bonus für Fans und Spieler. Denn das Wichtigste hat der Verein aus bescheidener Ruhrpott-Sicht bereits vor der Saison perfekt gemacht: Er hat einen Transfergewinn von geschätzten 2,5 Millionen Euro erreicht.

KOMMENTARE
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DieZecke
31.07.2016 | 10:01 Uhr
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DieZecke : 
31.07.2016 | 10:01 Uhr
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DieZecke : 
Ich möchte mal ein etwas pessimistischeres Bild des VfL zeichnen und sagen, warum ich ihn so gar nicht auf der Rechnung für den Aufstieg habe:
1. Hannover und Stuttgart sind eine Klasse besser

2. Die Abgänge wurden nicht entsprechend aufgefangen, insbesondere Terrode ist ein Spieler, der "den Unterschied" in vielen Spielen gemacht hat. Der 25-Tore Stürmer wurde nicht annährend ersetzt. Hier auf Spieler wie Novikovas zu setzten, die es in der letzten Saison manchmal nicht in den 18er-Kader geschafft haben, oder auf den stagnierenden Mlapa, das ist schon schwierig.

3. Letzte Saison hat der VfL davon profitiert, dass sich Schlüsselspieler kaum (oder nicht lange) verletzt haben. Das ist schon jetzt mit Patrick Fabian nicht der Fall, der wohl erst Ostern wieder über 90 Minuten spielen kann.

Neben Stuttgart und Hannover sehe ich besonders Braunschweig (auf Grund der Konstanz!) als Aufstiegskandidaten an, ebenso sehe ich Nürnberg, Union und St. Pauli vor dem VfL und Kaiserslautern und den KSC nicht unbedingt dahinter.
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cesc21
MODERATOR
30.07.2016 | 14:56 Uhr
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cesc21 : 
30.07.2016 | 14:56 Uhr
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cesc21 : 
Kann mich da nur anschließen, toller Blog und geiler Verein!

VfL


Bin sehr gespannt auf unsere Neuzugänge obwohl ich die alten Jungs um Terrode und Bulut schmerzlich vermissen werde /:
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StateFarm
29.07.2016 | 20:12 Uhr
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StateFarm : 
29.07.2016 | 20:12 Uhr
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StateFarm : 
Danke für die Blumen.

Geht mir ganz ähnlich. Als Bayern-Fan in Dortmund sieht man seinen Verein nicht allzu oft live, da ist mir der VfL eine tolle Alternative. Super Club, geiles Stadion und tolle Fankultur.

Mit Quaschner hast du Recht, da hat man alles selbst in der Hand. Der Artikel ist schon ein bisschen optimistisch geschrieben, der Aufstieg wäre schon eine faustdicke Überraschung - zumal die Testspiele ja auch nicht wie geplant laufen.

Glück Auf.
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DunkingDonut
29.07.2016 | 16:07 Uhr
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29.07.2016 | 16:07 Uhr
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Da der VfL sowas wie meine zweite Liebe ist, freut es mich, hier mal einen Blog über ihn zu lesen - dafür schon mal Daumen hoch!

"Komplettiert wird der neue Kader von (...) Nils Quaschner. Ähnlich wie Canouse soll sich der Stürmer per Einjahresleihe in Liga zwei beweisen, ehe es zurück nach Leipzig geht."

Bei Quaschner hat man eine Kaufoption, die man wohl ggf auch ziehen wird. Das hättest du vielleicht noch erwähnen sollen, da hat der VfL dementsprechend die Karten selbst in der Hand und Quaschner geht nicht zwangsweise zurück nach Leipzig, wenn er einschlägt.
Ansonsten aber ein guter Blog. Hoogland vorerst neben Bastians in die IV zu stellen, kann funktionieren. Bin gespannt, ob Gül sich schon einen Platz in der Rotation erspielen kann im Laufe der Saison.
Die Neuzugänge gefallen mir insgesamt eigentlich ganz gut. Man muss sich halt immer wieder neu aufstellen als VfL. Ich gehe davon aus, dass man am Ende wieder irgendwo zwischen Platz 4 und 9 landen wird. Für den Aufstieg wird es wohl nicht reichen. Der Weg ist aber der Richtige.

Ich freue mich auf die neue Saison und 10 Punkte für den Blog an dich!
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