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EFFZEH


Gründer: midget | Mitglieder: 216 | Beiträge: 208
Von: donluka
20.10.2017 | 5471 Aufrufe | 7 Kommentare | 3 Bewertungen Ø 10.0
Von 100 auf 0 in 5 Monaten
Eine Frage des Kontextes
Der FC erlebt aktuell die Kurzlebigkeit der Heldenbildung

Joa, so in etwa ist das wahrscheinlich gemeint, wenn alle wichtigen Experten durch ihre Colaflaschenbodendicken Brillengläser blicken, einen dicken Zug an ihrer Expertenpfeife nehmen, kurz die Luft anhalten, um den Tabakdampf sich entfalten zu lassen, um dann zu sagen: "Haben wir schon immer gesagt, dass das genauso passiert".

Es ist ja so: Hinterher ist man immer schlauer. Behauptet zumindest das Phrasenschwein. Aber vorher wissen es eben auch viele immer besser. In ärzlichen Fachkreisen nennt man diesen Zustand übrigens Klugscheißeritis.

Bei Trump haben es alle gewusst, bei der AfD auch, trotzdem waren seltsam viele Leute gespielt erschrocken, haben sich mit offenen Mündern gegenseitig angestarrt, kreisende Bewegungen mit dem ausgestreckten Zeigefinger unternommen und immer wieder Worte suchend den Kopf geschüttelt. Aber gewusst haben sie es natürlich alle immer.

So auch beim FC. Plötzlich wollen immer alle gewusst haben, dass der große Kater kommen musste, bei dieser Karnevalstruppn, wie unser Trainer sagen würde. Gefühlt vor ein paar Tagen Olé, olé, heute das tiefe Tal der Trauer rund um den FC. Was ist in der Zwischenzeit passiert? Unser geliebter FC ist gerade dabei, all die Glückshormone und Euphorie, die vor sage und schreibe fünf (!) Monaten um ihn entstanden sind, mit den Hörnern des heiligen Hennes aufzuspießen, damit sie zerplatzen mögen wie der Heliumballon, den Vatter Flodder beim Schieben des Kinderwagens aus Versehen zu nah an seine Zigarette hielt. Sonntags im Zoo. Erstaunlich, dass ich gerade zum zweiten Mal eine Tabakanalogie herstelle, wahrscheinlich, weil der Konsum des FC aktuell genauso ungesund ist, aber manche wohl meinen, dass man cool aussieht, wenn man an ihm zieht bzw. über ihn herzieht.

Also, halten wir fest: Es haben alle gewusst, dass der FC nach der Saison des Jahrhunderts mit Platz 5 und rosa Wölkchen, aus ebenselben fallen würde. Weil ja Modeste weg ist. Und weil ja Sörensen eigentlich noch nie was konnte, HectorHögerHeintz eh nicht, unsere Flügelstürmer natürlich auch nicht. Also war eigentlich allen klar, dass das scheitern musste. Und Stöger? Hat der die Mannschaft überhaupt je weiterentwickelt? War das nicht nur Glück in den letzten 4 Jahren voller unansehnlichem Drecksfußball. Und wo ist die Jugend? Ist Höger überhaupt wirklich in Köln geboren worden? Und ist Schmadtke wirklich so blind oder will der uns zur nur zur Verzweiflung grummeln?

Liebe Leute, natürlich haben es alle gewusst und kommen sehen. Es war doch absehbar, dass man auf Platz 18 runterfällt, mit dieser Gurkentruppe ist das sogar fast noch zu gut.

Und wenn das alles dann vielleicht doch nicht so einfach ist? Wenn vielleicht selbst die Verantwortlichen mit dem Ergebnis der Transferaktivitäten nicht ganz zufrieden waren, aber eben einfach nicht alles realisieren konnten, was sie sich vorgenommen hatten? Wenn vielleicht der Faktor Psyche eine gewisse Rolle spielt? Zu welchem Ergebnis kommen wir dann?

Halten wir fest: Vor nicht allzu langer Zeit wurden Stöger und Schmadtke auf Händen getragen und nun heißt es "Schmadtke raus". Halten wir weiter fest: Vor nicht allzu langer Zeit wurde die Mannschaft vergöttert, nun heißt es "wir wollen Euch kämpfen sehen". Ist das nicht zu simpel? Alles immer nur in schwarz und weiß zu sehen? Wo ist die Brücke dazwischen?

Schaut man sich noch einmal an, aus welcher Situation wir kommen, fällt auf, dass der FC gerade eine positive Extremsituation hinter sich hat. Als sicher nicht fünfbester Kader der Liga ist es in einem emotionalen und mentalen Kraftakt sondergleichen gelungen, einen Euro League-Platz zu ergattern. Das war und ist als Leistung überhaupt nicht in Worte zu fassen, was dort erreicht wurde.

Dass danach ein Loch entsteht, ist mehr als menschlich. Auch positive Extremsituationen sind wie kleine positive Traumata, von denen man sich erst einmal erholen muss. Es gilt, sich zu sammeln, einen klaren Blick zu bekommen und Dinge einzuordnen als das, was sie waren: außergewöhnlich.

Leider bietet der Profisport dazu nicht ausreichend Zeit. Das macht sich immer dann bemerkbar, wenn vom sogenannten Leistungsabfall nach Höchstleistungen gesprochen wird. Nun ist es leider so, dass sich ein solcher Leistungsabfall in der Regel auch in Ergebnissen wiederfinden lässt. Dann kommt eines zum anderen, zur erst nur schwächeren oder menschlicheren Leistung, dann zum erhöhten Stress, weil plötzlich nichts mehr zusammengeht.

Natürlich sind Fehler passiert, das streitet keiner ab. Aber die sind sicherlich auch vorher passiert, wie überall, da ist es nur nicht so aufgefallen, weil zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Ergebnisse zustandekamen. Das gelingt aktuell nicht, und man muss kein Genie sein, um zu erkennen, dass dies nicht nur damit zusammenhängt, dass nicht 15 Topstürmer verpflichtet wurden oder weil Modeste weg ist.

Natürlich hätte dennoch die Transferphase runder laufen können, aber wer kann einschätzen, was Schmadtke probiert hat und was vielleicht einfach nicht funktioniert hat? Weil Verhandlungspartner nach unserem höchstem Verkaufserlös aller Zeiten vielleicht nur noch Dollarzeichen sahen und Mondpreise aufriefen. Oder weil man vielleicht auch ein Stück weit der eben noch so erfolgreichen Mannschaft nicht zu viele Neuzugänge vorsetzen wollte, als Zeichen des Vertrauens. Und wofür überhaupt hätte man so extrem aufrüsten sollen wie teilweise im Nachhinein von den Experten, die es immer gewusst haben, gefordert wird? Für den Angriff auf die Euro-League? Immerhin hat das Gros dieser Mannschaft auch schon vor Modeste die Klasse ohne Probleme gehalten.

Man sollte sich also vielleicht aktuell mal bemühen, die Dinge im Kontext zu sehen. Denn in den letzten Jahren hat das Team mit ihren Platzierungen stets Erwartungen übertroffen und überperformt. Die Summe der Tabellenplätze, die aus der Differenz der zu guten Endplatzierungen zum eigentlich Vorgenommenen oder zum eigentlichen Potenzial resultiert, sollte man als Vertrauensentgegenkommen nun vielleicht gefühlt vom 18. Rang abziehen. Und dann wütend sein und enttäuscht, aber nicht unfair. Was eben noch super war, kann jetzt nicht komplett falsch sein. Wozu dann also "Schmadtke raus" oder "wir wollen Euch kämpfen sehen" rufen?

Und sollten wir wirklich absteigen, wäre das große Scheiße. Ganz groß. Aber wieso sollte man dann den handelnden Personen nicht die Chance einräumen, das wieder gutzumachen? Haben sie ja schon mal hinbekommen, den Verein hochzuführen, und Freiburg fährt mit der Strategie ja ganz ordentlich.

Wie immer ist es nun einmal so: Alles eine Frage des Kontextes.

KOMMENTARE
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gerosimo
03.12.2017 | 09:01 Uhr
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gerosimo : 
03.12.2017 | 09:01 Uhr
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gerosimo : 
Ich bin fassungslos. Nicht wegen des Alle-Jahre-Wieder-Theaters rund um das schlimmste Kölner Presseorgan. Nein, ich hatte diesen donluka-Blog bis eben nicht wahrgenommen. Asche auf mein dünnes Haupthaar.
donluka, willkommen zurück im Spoxiversum!
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Ghostbuster
26.10.2017 | 20:04 Uhr
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26.10.2017 | 20:04 Uhr
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Donlukaaa! Schön wieder was von dir zu lesen. Wenn ich mich an die Situation erinnere, die wir in "unserer aktiven" Zeit auf Spox durchleben mussten, kann ich dir nur zustimmen. Ich hoffe alle Beteiligten bewahren weiter die Ruhe und vertrauen Trainer und Mannschaft.

Schmadtkes Abgang halte ich für verkraftbar, die Rollenverteilung zwischen ihm und Jakobs war ja eh eher undurchsichtig.
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Gimlin
26.10.2017 | 19:29 Uhr
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Gimlin : 
26.10.2017 | 19:29 Uhr
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Gimlin : 
" wie es jetzt aussieht, ist und bleibt der fc einfach nur ein karnevalsverein. "

Interessantes Fazit auf Grundlage einer "Argumentation", die den Namen sicherlich nicht verdient. Wenn man schon so große Töne spuckt, sollte man sich mit der Thematik zumindest im Ansatz auskennen.


Zum Blog: "Natürlich hätte dennoch die Transferphase runder laufen können, aber wer kann einschätzen, was Schmadtke probiert hat und was vielleicht einfach nicht funktioniert hat?"

Naja seitdem Jakobs keine prägende Rolle in der Kaderplanung mehr spielt, ging es mit den Transfers stark bergab. Diesen Sommer war die Krönung dieser Entwicklung. Die letzten 13 Transfers von Schmadtke saßen alle nicht. Die strukturellen Probleme des Kaders werden seit Jahren nicht angegangen. Modeste, Osako und eine stabile Abwehr haben das letztes Jahr in weiten Teilen überstrahlt. Aber auch dort waren in vielen Spielen die Probleme offensichtlich.

Natürlich habe ich auch als Außenstehender das Recht dies zu kritisieren. Zwar kenne ich interne Abläufe nicht, sehe aber was seit Jahren auf dem Platz verkehrt läuft. Es war schon bezeichnend, dass wir den Sprung nach Europa geschafft haben, obwohl keiner der Neuzugänge in der Saison ein echter Leistungsträger war. Auch daran muss sich Schmadtke messen lassen. Es ist schön, dass der Verein unter ihm wieder seriöse Züge angenommen hat. Nur hilft uns das in der aktuellen Situation auch nicht weiter. Wenn man bedenkt, dass wir für Cordoba und Horn zusammen knapp 25 Millionen ausgegeben haben... Dann wird mir schlecht.
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azs
26.10.2017 | 18:59 Uhr
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azs : 
26.10.2017 | 18:59 Uhr
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azs : 
Wir wolln euch kämpfen sehn, find ich persönlich jetzt nicht so schlimm Schmadtke raus dagegen geht gar nicht. und spricht für ziemlich undankbare fans. dass das aber letztlich der grund war, warum der manager gegangen ist, halte ich für ziemlich unwahrscheinlich. wie es aussieht, hat der vorstand nach alternativen für den trainer gesucht. und schmadtke wollte bei diesem ränkespiel nicht mitmachen. sollte das der fall sein, ist dem fc nicht mehr zu helfen. und all das in den letzten jahren aufgebaute wird in den nächsten wochen in sich zusammenfallen. bis vor wenigen tagen hat man auf der anderen rheinseite noch anerkennend über das in köln geleistete gesprochen. wie es jetzt aussieht, ist und bleibt der fc einfach nur ein karnevalsverein.
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riesery
21.10.2017 | 11:45 Uhr
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riesery : 
21.10.2017 | 11:45 Uhr
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riesery : 
Grundsätzlich ist das was in Köln passiert kein neues Phänomen, auch wenn beim Effzeh das Schwarzweiß-Denken der Medien nochmal einen Tick stärker ausgeprägt ist als bei den meisten anderen Umfelder.

Über dieses Thema hab ich mir schon oft Gedanken gemacht, dass unerwarteter Erfolg für einen Verein oft eine Gefahr darstellt. Weil Fans, Umfeld und Medien diese Leistungen schnell für selbstverständlich halten und die eigenen Ansprüche unbemerkt massiv steigen im Tagesgeschäft Fußball und ein Rückfall auf Normalniveau oder darunter als Katastrophe betrachtet werden. Aktuelles Beispiel ist Leichester und Meister in England. Ranieri Entlassung.

Und wie der FC Köln Stöger und Co jetzt behandelt werden, zeigt doch wieder nur die echte Seite der Medien. Die hässliche Fratze all der Sky F...en a la Ecki Heuser und Co. Erst loben sie dich über den grünen Klee, dann stechen sie dir das Messer in den Rücken. Es war für die Medien eine auflagenreiche Geschichte als der Effzeh dieses Hoch hatte und nach Europa gestürmt ist und es ist für die Medien eine auflagenreiche Geschichte jetzt den Verein in Grund und Boden zu schreiben.So funktioniert eben das Geschäft. Es geht einzig und allein um Auflagen und Schwarz-Weiß-Denken verkauft sich nun mal besser als Farbtöne und tiefgründigere Analysen. Insofern wundert mich auch nichts mehr.

Ich muss gestehen vielleicht bin auch ich Schuld an der Effzeh Krise. War letzte Saison beruflich in Köln, paar mal im Stadion und schon lief es. Jetzt bin ich wieder zurück in Bayern und es läuft gar nichts mehr. Zufall? Möglich! :)

Anyway: Vom Abstieg zu reden ist noch zu früh. Der Effzeh braucht ein Erfolgserlebnis , dann kann es ganz schnell gehen. Hoffe man behält die Nerven und entlässt Stöger nicht. Kann mir keinen geeigneteren Trainer vorstellen von der Mentalität.

Hab mal die Effzeh Seite ausgecheckt. Respekt was ihr da aufgebaut habt wirklich! Respekt !

Schöner Blog natürlich Donluka
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riquelminho
MODERATOR
20.10.2017 | 19:22 Uhr
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20.10.2017 | 19:22 Uhr
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100% zustimmung !
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Karrramba
MODERATOR
20.10.2017 | 18:44 Uhr
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Karrramba : 
20.10.2017 | 18:44 Uhr
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Karrramba : 
Hallo donluka,
super schön , dich hier mal wieder zu lesen.
Letztendlich ist es schon bemerkenswert, wie sehr sich die Gefühlslage in den verschiedensten Fanlagern doch gleicht. Ich empfinde es momentan auch bei unserer Borussia so... was gäbe ich medial und von Fanseite her dafür, wieder "ganz normal" um den Abstieg mitzuspielen bzw im Niemandsland der Tabelle rumzudümpeln. Immerhin konnte ich mich zu diesen Zeiten hier in einem funktionierenden Gladbach Forum mit Fussballfans austauschen und unterhalten.
Heute wird von BMG nur noch irgendwas erwartet, Niemand scheint sich wirklich darüber zu freuen, dass wir in dieser Saison einfach mal super interessante Spieler im Kader haben. Cuisance, Zakaria, Villalba.....etc.pp
Ich will eigentlich nur zum Ausdruck bringen , dass ich wirklich nachvollziehem kann, wie du derzeit die Situation bei euch wahrnimmst. Und ich als Gladbach Fan hoffe natürlich , dass der Effzeh am Ende der Saison erstklassig bleibt. Ich möchte nämlich DAS Derby.. möglichst jedes Jahr 2 mal...

Und euch allen natürlich weiterhin viel Erfolg auf effzeh.com
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