Das 0:6-Debakel hat tiefe Wunden hinterlassen in der Werder-Fan-Seele. Die Blutungen werden nach jedem Spiel schlimmer könnte man meinen, nach München, Nürnberg und Twente nun eine Art Arbeitsverweigerung.

Wenn man die Werder-Foren und Portale durchliest, sind die Meinungen doch sehr gespalten. Ich versuche die vier wichtigsten Ströme dazulegen, um am Ende mit meiner eigenen Meinung zu kommentieren.



1. Ende der Schaaf-Ära?
Eine durchaus vorhandene Fraktion möchte Thomas Schaaf lieber gestern als heute loswerden. Der Trainer habe Fehler im Bereich der Taktik gemacht, z.B. Marin auf falschen Positionen gestellt, Wesley als Verteidiger totgestellt, nach dem Özil-Weggang keine taktische Alternative für einen seit längerem planbaren Spielerverlust parat.
Er stelle Spieler auf, die nicht auf den Platz gehörten (Silvestre, Prödl, Hunt, Wagner, Boro) und erteile eben solchen Spielern durch kollektives Rückenstärken eine Generalvollmacht, um jegliche Schuld von sich weisen zu können.
Weiterhin hat Schaaf einiges Ansehen verloren durch die Posse mit Jurica Vranješ. Die Demontierung dieses Spielers hat einige Spieler innerhalb des Kaders aufgeschreckt, und das Vertrauen und Gesprächsbereitschaft zu Schaaf nicht verbessert.
Zudem wird Kritik an seinen Trainingsmethoden laut. Es hieße, dass es keine Fehler der medizinischen Abteilung sondern ehr des Trainings sei, dass Spieler immer wieder muskuläre und Adduktorenverletzungen haben (z.B. Pizarro, Fritz, Boro, Bargfrede, Pasanen…).

2. Anti-Allofs-Gruppierung
Eine zweite Fraktion hält den Trainer für unschuldig, haftet dafür aber Klaus Allofs die Hauptschuld an. Das Geld der letzten Jahre sei falsch investiert worden. Der Stadionausbau rein für VIP-Logen, Ruhezonen, Kabinen, Stadionfassaden und andere Nebenschauplätze hätte sehr viel sinnvoller in die Mannschaft oder in die Stadionkapazität investiert werden sollen. Eine nachhaltige Geldpolitik wurde zwar betrieben, jedoch an der völlig falschen Ecke, denn mit diesen Investitionen wurden nicht die bereits seit Jahren vorhandenen Lücken im Kader geschlossen. Der LV wurde wie immer genannt, dazu kamen der alternde Frings, ein tauglicher Sturmpartner für Pizarro, ein guter RV, ein IV-Backup und ein Ersatz für Özil nach dessen Weggang.
Die Liste der Allofs-Fehleinkäufe sei lang, und überwiege in den letzten Jahren bedenklich die guten Griffe auf dem Transfermarkt. Genannt wurden Abdenour, Husejinovic, Boro-Rückverpflichtung, Wagner, Silvestre, Moreno, C. Alberto…und auch Arnautovic, Prödl. Zudem liefere seine Privatfehde mit dem österreichischen Neuzugang immer weiteren Zündstoff, um Unruhe in die Mannschaft zu bringen.

3. Die Radikalisten
Die dritte Gruppe möchte das Gespann Schaaf/Allofs (KATS in Fankreisen) sofort loswerden. Beide seien für die jetzige Krise gleichsam verantwortlich. Die Saison könne höchstens noch als "gebraucht" gerettet werden, und man solle hoffen, nicht noch in den Abstiegskampf zu rutschen. Bei sen nächsten beiden Spielen zu Hause gegen Frankf und auf Schalke sei das sehr schnell möglich mit zwei weiteren Niederlagen. Und der Abstiegskampf habe seine eigenen Gesetze. KATS werden angekreidet, die jahrelangen Schwachstellen in der Mannschaft nicht beseitigt zu haben. Die Abwehr sei selten einer Spitzenmannschaft würdig, zu-Null-Spiele während der Saison könne man an einer Hand oder sogar an einem Finger abzählen…
Beide haben sich mit der Causa Arnautovic übernommen. Schwer erziehbare Spieler seien nicht das Klientel von Werder. Er spalte die Mannschaft. Wortführer Frings habe die Alteingesessenen hinter sich versammelt und versucht Arna zur Räson zu bringen. Auf der anderen Seite habe Arna einige junge Spieler hinter sich gruppiert und macht ordentlich Stimmung sowohl gegen alteingesessene Spieler als auch gegen die Clubführung. Dies sei in letzter Zeit sehr deutlich geworden, z.B. an der nicht-jugendfreien Verbalschlacht zwischen Arna und Allofs nach dessen Auswechslung. Die eingefrorenen Spielergehälter sollen ein weiteres Indiz dafür sein, dass hier vielleicht vordergründig die mangelnde Leistung angeprangert wurde, intern jedoch eine drastische Maßnahme gegen Grüppchenbildung vorlag.
Die Bremer Krisen werden zunehmend öffentlich ausgetragen. Auch das sei beiden Verantwortlichen zur Last zu legen. Hunt wetterte gegen Wiese, das gleiche ging wieder zurück, Frings nahm sich gleich die halbe Mannschaft zur Brust, Allofs nahm es mit den Fans auf, die doch den Silvestre nicht auspfeifen dürften und Arnautovic sei ein ganz eigener Fall.

Hier kommt Teil 2