26.04.2010 um 19:18 Uhr
Geschrieben von Beatsox
Ein teures Experiment
Am Montag, dem 26. April 2010, hat der HSV Trainer Bruno Labbadia beurlaubt und bis zum Saisonende Ricardo Moniz (vorher Technik-Trainer) als Interimstrainer berufen.
Eine Entscheidung, die absehbar und nachzuvollziehen ist, ihre Richtigkeit wird allerdings erst am Ende der Saison beurteilt werden können. Fakt ist, dass die Leistungen über weite Teile der Rückrunde schlecht waren und gerade die jüngsten Heimspiele (Hannover – Unentschieden, Mainz – Niederlage usw.) sowie das 1:5 bei Hoffenheim diese Entlassung wohl unumgänglich gemacht haben.
Labbadia beim Verlassen der HSH-Nordbank-Arena... © Getty
Unter der Beeinflussung des am Donnerstag anstehenden Rückspiels in der Europa-League, wurde also die Reißleine gezogen. Klub-Chef Hoffmann hat ein Interview dazu gegeben, das ich beim Focus gelesen habe, hier die wichtigsten Passagen:
Frage: Bernd Hoffmann, was hat Sie zur Entlassung von Bruno Labbadia drei Tage vor dem Europa-League-Spiel in Fulham bewogen?
Bernd Hoffmann: Es war der letzte Zeitpunkt, zu reagieren und das Ziel Europa League nicht zu gefährden. Wir haben die Situation noch in der Nacht wie angekündigt analysiert. Sie hat sich uns so dargestellt, dass wir in der jetzigen Konstellation nicht erwarten konnten, das Spiel beim FC Fulham erfolgreich zu bestehen.
Frage: Labbadia galt als ihr Wunschtrainer. Gab es zu der Trennung keine Alternative?
Hoffmann: Die Entscheidung gegen ihn ist uns sehr schwer gefallen. Wir wollten mit Bruno Labbadia etwas aufbauen und den Kreislauf durchbrechen, jede Saison einen neuen Trainer zu holen. Aber wir mussten feststellen, dass sich unsere Hoffnung, die beiden unterschiedlichen Gesichter der Mannschaft in Bundesliga und Europacup zu einem positiven zu vereinen, nicht erfüllt hat.
Frage: Damit ist der Mannschaft auch das Alibi für schlechte Leistungen genommen.
Hoffmann: Die Mannschaft hat zuletzt schlecht gespielt, aber jetzt muss das Spiel in Fulham im Vordergrund stehen. Wir wollten die Wahrscheinlichkeit erhöhen, in diesem immens wichtigen Spiel erfolgreich zu sein. Jetzt gibt es keine Nebenkriegsschauplätze mehr. Kein Spieler kann sich mit etwas anderem beschäftigen als mit seiner eigenen Leistung auf dem Platz.
Frage: Glauben sie, dass Techniktrainer Ricardo Moniz der richtige Mann ist, die verbleibenden Ziele zu erreichen?
Hoffmann: Wir glauben, dass er die paar Prozent herausholen kann, die der Mannschaft in den letzten Wochen verloren gegangen sind. Er kennt die Mannschaft, den Gegner und den englischen Fußball. Wir haben uns auch über Alternativen Gedanken gemacht. Aber es gibt wohl niemanden, der mehr HSVer ist als Moniz.
Aus diesen Passagen ziehe ich mehrere Schlüsse:
a) Die Leistungen in der Europa-League wurden als zufriedenstellend bewertet (sollte man bei Halbfinaleinzug auch erwarten dürfen), die konträren Bundesligaleistungen wogen aber schwerer.
b) Dem Rückspiel wird oberste Priorität eingeräumt.
c) Man erhofft sich durch den Trainerwechsel größere Chancen auf den Finaleinzug.
d) Man hat das belastete Verhältnis Labbadia-Mannschaft erkannt und gegengesteuert, das Team hat nun keine Alibis mehr, es zählt nur noch Leistung.
e) Moniz ist im Moment die beste Wahl (Kennt HSV England, Motivator).
Offensichtlich war man überzeugt, dass man mit Labbadia langfristig etwas aufbauen könnte – darin hatte man sich jedoch geirrt. Die Stetigkeit, mit der die Bundesligaleistungen schlechter wurden, stießen alle Maximen um und führten besonders im Hinblick auf das mögliche Finale im eigenen Stadion zu diesem finalen Schritt und Schnitt. Moniz wird das Team also bis Saisonende übernehmen und der HSV muss wieder einmal einen neuen Trainer suchen.
Der Neue - Ricardo Moniz Quelle: hsv.de
Das hat für mich auch etwas positives, da es nun nach einem wirklichen und umfassenden Umbruch aussieht. Neuer Sportchef – Siegenthaler, neuer Trainer – Mister X, Neugestaltung des Jugendkonzepts und Änderung der Transferpolitik, einhergehend mit einer wahrscheinlichen Kaderzäsur.
Labbadia war also ein relativ teures Experiment, damals war eine Ablöse von etwas über einer Million Euro für ihn fällig, nun dürfte eine geringfügig kleinere Summe als Ablöse fällig werden, da Labbadia noch einen längerfristigen Vertrag besitzt.
Bei Dieter Matz findet ihr eine ausführliche Aufarbeitung möglicher Ursachen – ich als Außenstehender und weit entfernter Fan maße mir nicht an, teaminterne Stimmungen und eventuelle Zerwürfnisse erkennen zu können.
Allerdings glaube ich letztlich auch, dass Labbadia sich von der Mannschaft zu weit entfernt hat, dass dieses Verhältnis einfach irreparabel beschädigt war.
Labbadia wird als detailverliebter und akribischer Trainer charakterisiert, im Umgang mit den Eitelkeiten von Stars und allgemeiner Mannschaftsführung scheint er wohl noch Nachholbedarf zu haben.
Ausreden hat diese Mannschaft jetzt auch nicht mehr. Es gilt den Fokus auf Donnerstag zu lenken und dort einfach 150% zu geben. Fulham ist extrem heimstark, die Hamburger können und wollen den Finaleinzug perfekt machen und genau darauf muss Moniz die Mannschaft jetzt eintrimmen. Es kann nur heißen:
Auf gehts HSV, kämpfen und siegen!
Blog
Eine Entscheidung, die absehbar und nachzuvollziehen ist, ihre Richtigkeit wird allerdings erst am Ende der Saison beurteilt werden können. Fakt ist, dass die Leistungen über weite Teile der Rückrunde schlecht waren und gerade die jüngsten Heimspiele (Hannover – Unentschieden, Mainz – Niederlage usw.) sowie das 1:5 bei Hoffenheim diese Entlassung wohl unumgänglich gemacht haben.
Labbadia beim Verlassen der HSH-Nordbank-Arena... © Getty
Unter der Beeinflussung des am Donnerstag anstehenden Rückspiels in der Europa-League, wurde also die Reißleine gezogen. Klub-Chef Hoffmann hat ein Interview dazu gegeben, das ich beim Focus gelesen habe, hier die wichtigsten Passagen:
Frage: Bernd Hoffmann, was hat Sie zur Entlassung von Bruno Labbadia drei Tage vor dem Europa-League-Spiel in Fulham bewogen?
Bernd Hoffmann: Es war der letzte Zeitpunkt, zu reagieren und das Ziel Europa League nicht zu gefährden. Wir haben die Situation noch in der Nacht wie angekündigt analysiert. Sie hat sich uns so dargestellt, dass wir in der jetzigen Konstellation nicht erwarten konnten, das Spiel beim FC Fulham erfolgreich zu bestehen.
Frage: Labbadia galt als ihr Wunschtrainer. Gab es zu der Trennung keine Alternative?
Hoffmann: Die Entscheidung gegen ihn ist uns sehr schwer gefallen. Wir wollten mit Bruno Labbadia etwas aufbauen und den Kreislauf durchbrechen, jede Saison einen neuen Trainer zu holen. Aber wir mussten feststellen, dass sich unsere Hoffnung, die beiden unterschiedlichen Gesichter der Mannschaft in Bundesliga und Europacup zu einem positiven zu vereinen, nicht erfüllt hat.
Frage: Damit ist der Mannschaft auch das Alibi für schlechte Leistungen genommen.
Hoffmann: Die Mannschaft hat zuletzt schlecht gespielt, aber jetzt muss das Spiel in Fulham im Vordergrund stehen. Wir wollten die Wahrscheinlichkeit erhöhen, in diesem immens wichtigen Spiel erfolgreich zu sein. Jetzt gibt es keine Nebenkriegsschauplätze mehr. Kein Spieler kann sich mit etwas anderem beschäftigen als mit seiner eigenen Leistung auf dem Platz.
Frage: Glauben sie, dass Techniktrainer Ricardo Moniz der richtige Mann ist, die verbleibenden Ziele zu erreichen?
Hoffmann: Wir glauben, dass er die paar Prozent herausholen kann, die der Mannschaft in den letzten Wochen verloren gegangen sind. Er kennt die Mannschaft, den Gegner und den englischen Fußball. Wir haben uns auch über Alternativen Gedanken gemacht. Aber es gibt wohl niemanden, der mehr HSVer ist als Moniz.
Aus diesen Passagen ziehe ich mehrere Schlüsse:
a) Die Leistungen in der Europa-League wurden als zufriedenstellend bewertet (sollte man bei Halbfinaleinzug auch erwarten dürfen), die konträren Bundesligaleistungen wogen aber schwerer.
b) Dem Rückspiel wird oberste Priorität eingeräumt.
c) Man erhofft sich durch den Trainerwechsel größere Chancen auf den Finaleinzug.
d) Man hat das belastete Verhältnis Labbadia-Mannschaft erkannt und gegengesteuert, das Team hat nun keine Alibis mehr, es zählt nur noch Leistung.
e) Moniz ist im Moment die beste Wahl (Kennt HSV England, Motivator).
Offensichtlich war man überzeugt, dass man mit Labbadia langfristig etwas aufbauen könnte – darin hatte man sich jedoch geirrt. Die Stetigkeit, mit der die Bundesligaleistungen schlechter wurden, stießen alle Maximen um und führten besonders im Hinblick auf das mögliche Finale im eigenen Stadion zu diesem finalen Schritt und Schnitt. Moniz wird das Team also bis Saisonende übernehmen und der HSV muss wieder einmal einen neuen Trainer suchen.
Der Neue - Ricardo Moniz Quelle: hsv.de
Das hat für mich auch etwas positives, da es nun nach einem wirklichen und umfassenden Umbruch aussieht. Neuer Sportchef – Siegenthaler, neuer Trainer – Mister X, Neugestaltung des Jugendkonzepts und Änderung der Transferpolitik, einhergehend mit einer wahrscheinlichen Kaderzäsur.
Labbadia war also ein relativ teures Experiment, damals war eine Ablöse von etwas über einer Million Euro für ihn fällig, nun dürfte eine geringfügig kleinere Summe als Ablöse fällig werden, da Labbadia noch einen längerfristigen Vertrag besitzt.
Bei Dieter Matz findet ihr eine ausführliche Aufarbeitung möglicher Ursachen – ich als Außenstehender und weit entfernter Fan maße mir nicht an, teaminterne Stimmungen und eventuelle Zerwürfnisse erkennen zu können.
Allerdings glaube ich letztlich auch, dass Labbadia sich von der Mannschaft zu weit entfernt hat, dass dieses Verhältnis einfach irreparabel beschädigt war.
Labbadia wird als detailverliebter und akribischer Trainer charakterisiert, im Umgang mit den Eitelkeiten von Stars und allgemeiner Mannschaftsführung scheint er wohl noch Nachholbedarf zu haben.
Ausreden hat diese Mannschaft jetzt auch nicht mehr. Es gilt den Fokus auf Donnerstag zu lenken und dort einfach 150% zu geben. Fulham ist extrem heimstark, die Hamburger können und wollen den Finaleinzug perfekt machen und genau darauf muss Moniz die Mannschaft jetzt eintrimmen. Es kann nur heißen:
Auf gehts HSV, kämpfen und siegen!
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Aufrufe: 1801 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 5 | Erstellt:26.04.2010
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KOMMENTARE
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28.04.2010 | 23:45 Uhr
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Joyside :
Viel Erfolg für Donnerstag und die Neustrukturierung des Vereins!
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26.04.2010 | 21:22 Uhr
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xxlhonk :
Das alles hätte man früher haben können.Ja man hätte viel früher handeln müssen.
Aber so oder so.
Arsch aufreissen und dann beten, dass BH endlich mal in diesem Bereich etwas richtig macht.Dazu hier was von mir
Und runter von seinem Sonnenkönigsthron kommt.
NUR DER HSV!
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