Tanking ist seit Jahren das Modewort der NBA. Jeder scheint eine (negative) Meinung darüber zu haben, doch kaum jemand kann einen konstruktiven Vorschlag machen, wie man der Liga diese neumodische Unsitte austreiben kann.
Was ist Tanking?
Hinter dem Schlagwort Tanking versteckt sich, etwas schlampig formuliert, das absichtliche Verlieren einiger Franchises, um die Chancen vor der Draft Lottery zu erhöhen. In der Lottery bestimmt der Platz der vergangenen Saison die Chancen auf das Recht, seinen Rookie an erster Stelle auszuwählen. Die Wahrscheinlichkeiten liegen hier zwischen 25% für das schlechteste Team und 0,5% für das beste Nicht-Playoffteam. Die Vereine versuchen dabei von vornherein, keine Gehälter für die nächsten Jahre aufzunehmen und sind bei jeder Möglichkeit darauf aus, Draftpicks von anderen Franchises zu bekommen. Mit denen wollen sie in Zukunft eine schlagkräftige Truppe auf das Parkett schicken, das zudem für einige Jahre dank der kontrollierten Rookieverträge wenig kostet. Bis die jungen Mannschaften für die Playoffs bereit sind, werden sie mit reichlich Verantwortung bestückt und sollen viel lernen. Der Ausgang der Partien ist dabei zweitrangig. (Ob es einem Michael Carter-Williams viel nutzt, wenn er hilflos mit ansehen muss, wenn seine Mannschaft an aufeinanderfolgenden Abenden mit mehr als 40 Punkten Differenz verliert, sei einmal dahingestellt.)
Kritiker bemängeln die Verletzung des Sportgeistes, nach dem jede Mannschaft möglichst lange versuchen sollte, ein optimales Ergebnis zu erreichen. Außerdem fällt immer wieder das Argument Wettbewerbsverzerrung, das aber durch die Ausgeglichenheit des Spielplans im Endeffekt im Sande verlaufen sollte.
Was wird dagegen unternommen?
Da das Thema jedes Jahr in der Öffentlichkeit mehr Wind in die Segel bekommt und die NBA diesen Wind gerne für Verbesserungsversuche aufnimmt (siehe Flopping), gab es erste Gespräche zwischen verschlossenen Türen. Der erste konstruktive Vorschlag ist das sogenannte Rad, das jeder Franchise innerhalb von 30 Jahren jeden Pick genau ein Mal zusichert. Zwar würde dem absichtlichem Verlieren damit so gut wie sicher der Zahn gezogen werden, jedoch könnte es auch dem Meister ein Jahrhunderttalent bescheren, während ein Kellerkind gleichzeitig leer ausginge. Diese Vorschlaghammer-Lösung wäre zwar erbarmungslos und resolut, könnte die Wettbewerbsfähigkeit kleinerer Franchises aber kräftig einschneiden.Ideen, die ähnliche Probleme mit sich bringen würden, finden sich im Internet in Hülle und Fülle. Ein kreativer Ansatz ist die Austragung eines kleinen Turniers nach der Regular Season, um den besten Pick auszuspielen. Damit würden die Teams davon abgehalten, in der zweiten Saisonhälfte nicht komplett auf Durchzug zu stellen und müssten am Ende der Saison noch etwas Brauchbares auf die Beine stellen.
Jedoch würde dieses kleine Turnier wieder mehr Belastung für die ausgepowerten Spieler bedeuten. Außerdem müssten diese Spiele entweder ganz ohne Vorbereitung nach der Regular Season oder mitten in den Plan der wichtigen Playoffspiele fallen. Die übertragenden TV Sender sind das finanzielle Zugpferd der Playoffs und würden nicht akzeptieren, wenn zeitgleich andere Mannschaften auftreten. Bei einem Versuch, ein Lotteryturnier und die Playoffs nacheinander auszuspielen, verlören die Teams ihren Spielrhythmus und die Saison würde unnötig in die Länge gezogen werden. Ohne eine Verkürzung der Saison (= Gewinnverlust für die Teams) wäre es schwierig umzusetzen, da somit wahrscheinlich gleich die nächsten Probleme mit der MLB und der FIBA vor der Tür stünden. Haken und Ösen an jeder Ecke.
Was wirklich helfen könnte
Eine optimale Lösung wird es nicht geben, zumal sie die hellen Köpfe mit den hohen Gehältern wahrscheinlich schon gefunden hätten. Anstatt aber mit Rechenschieber und verwirrenden Rädern zu hantieren, könnte ein einfacher Vorschlag vielleicht schon zu einer zufriedenstellenden Lösung führen.
Warum sollte man es nicht wagen, die unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten der Lottery abzuschaffen? Alle 14 Nicht-Playoffteams erhalten die gleichen Chancen und es wird knallhart gelost. Der Ansporn zu verlieren würde fast nahezu verschwinden. Gleichzeitig hätten alle Mannschaften mit durchschnittlichem Kader die Möglichkeit, in der nächsten Saison einen Playoffplatz zu erreichen. So hätten die Philadelphia 76ers in dieser Saison vielleicht gar nicht versucht, Spencer Hawes und Evan Turnver loszuwerden. Stattdessen hätten sie mit Carter-Williams, mit Turner, mit Hawes, mit Young und mit einem talentierten Rookie nächste Saison eine gute Chance auf die Playoffs.
Aber halt! Was würde Mannschaften auf den Plätzen 7 und 8 der Conferences davon abhalten, mit aller Kraft in die Lottery zu rutschen, anstatt sich kurzerhand eine Abreibung von den Titelfavoriten abzuholen? An dieser Stelle wankt der Vorschlag ein wenig. Als Kompromiss biete ich den Teambesitzern das an, was sowieso alle von ihnen mit ihrem Engagement in der NBA bezwecken: Profit. Das Ziel muss sein, die Playoffs für alle beteiligten Teams so lukrativ zu machen, dass eine 7-prozentige Chance auf den ersten Pick im Draft ausgeschlagen werden kann. Dies könnte durch eine geregelte Einnahmenverteilung der Postseason erreicht werden. Jedes Team, dass es unter die letzten 16 schafft, bekommt ein Stück vom Kuchen, den die Zugpferde der Liga jedes Jahr zwischen April und Juni backen. Im Großen und Ganzen wäre so - selbst ohne Chancen auf den Titel - der Ansporn auf einen Playoffplatz größer. In einer Liga, in der viele kleinere Teams jedes Jahr Verluste einfahren, wären auch für Standorte wie Milwaukee oder Charlotte endlich faire Chancen vorhanden, endlich wieder schwarze Zahlen zu schreiben.
Was meint ihr? Diskutiert doch mit!
und das system ist auch nicht so mies dass man mit dem Verlust des Franchiseplayers 15-20 Jahre warten muss.
@pooh:
Beide Turniere haben ziemliche Nachteile. Abgesehen dass das PO-Turnier aus zeitgründen und Mehrbelastung schwierig wäre, man wertet dadurch die RS nochj mehr ab ohne große die PO's aufzuwerten.
Und bei einem turnier um den Toppick hättest du das problem dass dann einige Mannschaften extra für das Turnier tanken, das verhindert die tankingproblematik nicht
@greenharle
der Vorschlag ist interessant, aber da gibts zwei Riesennachteile:
1.) dein toppick, dem du gerade für 10 Mil pro jahr gegeben hast macht den Oden. wenn man sich im aktuellen system verhaut hat man dann im nächsten jahr ne Chance - hier nicht (das ist auch einer der Probleme beim Wheel)
2.) Halbwegs anständige kriegt man nur durch Geld. Solche Teams wie Phoenix sind eine positive ausnahme, das Geld haben sie aber auch nur 1-2 Jahre übrig. wenn man den Vorschlag machen würde dann kämen wohl einige Teams auf die Idee die D-League-Allstars fürs Minimum zu verpflichten um cap zu sparen und das Niveau geht noch mehr runter
@koBr:
das wäre wieder ziemlich beschissen für Smallmarket Teams, es ist schon ein unterschied ob man einen Star praktisch gesehen 8-9 Jahre hat oder 6-7 Jahre hat;
Zum Wheel wurde mehr oder minder alles gesagt, es hat aber ein Vorteil: Aktives Tanking wie z.B. die Warriors vor 2 Jahren verhindert es wirklich.
Beim Turnier sehe ich nicht nur die Ausführungsproblematik, sondern dass nämlich der angesprochene Punkt bei der Chancengleichheit, Teams verpassen lieber die PO's und spielen beim Turnier mit, viel bestimmender/negativer.
Bei der Chancengleichheit sehe ich da noch nicht mal das problem der playofteams die dann tanken, sondern eher dass schlechte teams schlecht bleiben weil sie keinen guten pick bekommen.
Aber wie du schreibst ist alles nicht so einfach, das perfekte System gibt es nicht.Ich gebe dir aber völlig recht, die Playoffs, gerade wegen den Plätzen 7 und 8, müssen finanziell oder sonstwie attraktiver/lukrativer gemacht werden.
Das beispiel 76ers ist da ein gutes: die waren Stuck-in-middle, in dem jetzigen system ist es langfristig viel besser dann das Team auzulösen und zu tanken anstatt jahre um Platz 8 zu spielen und entweder als 13.14. zu zu picken oder als 15. und in der ersten runde auf den sack zu bekomen
Jedes Team darf im 30 Jahre Rythmus jeden Pick nur einmal gehabt haben. ABER: Rad drehen ist unfair, richtig? Also bringen wir da ein bisschen System rein: Der schlechteste der Saison (aktuell wären es die bucks) darf sich aussuchen welche Pick-Position er haben will, danach darf das zweitschlechteste (aktuel 76ers) sich seine Pick Position aussuchen usw. und der Meister bekommt die übrig gebliebene Position.
In den letzten 5 Jahren gibt es allerdings nur noch begrenzt Möglichkeiten, daher würde ich sagen, dass man dann stattdessen einen 25 Jahren Rythmus nimmt (in dem ein Team jede Pick-Position höchstens einmal haben darf).
Natürlich verhindert man so das Tanking nicht komplett, aber ich denke es wird somit weniger und es ist nicht so willkürlich wie das Rad.
Weil man wahrscheinlich für min. 3-4 Jahre einen Spieler mit übertrieben gutem Preis-/Leistungsverhältnis bekommt.
Deshalb mein Vorschlag: Rookie-Verträge auf 2+1 Jahr statt 2+2 Jahre beschränken und die Gehälter der Frischlinge, gerade in der Spitze, anheben.
Also könnten die Top 5 oder Top 10 je nach gebotener Vertragshöhe vergeben werden - z.B. die 76ers bieten 10 Mio für den Top-Pick und bekommen den auch, weil die 2. Platzierten Magic nur 9,5 Mio geboten haben. Jeder kann mitbieten und die verbleibenden Picks ab 6 oder 11 werden dann wie bisher nach Vorjahresleistung vergeben.
So können potentielle 1-Jahres-Tanker durch Ausfälle der Stars (Kreuzbandriss o.ä. - Boston ohne Rondo / Lakers ohne Kobe) vermieden werden und die Tank-Teams müssen für einen zukünftigen Wunsch-Franchise-Player wahrscheinlich tiefer in die Tasche greifen als bisher, wodurch der potentielle Vorteil gemindert wird. Für Teams die über ihren Möglichkeiten spielen bietet sich auch so die Chance auf was gutes (Suns) wenn sie gut gewirtschaftet haben.
Teams, die nach mehreren miserablen Jahren wieder erstarkt sind, würden immer noch gute Picks bekommen. Die Lakers würden erst an #24 dran sein, obwohl sie einen guten Pick dringend nötig haben. Wobei mich das im Falle der Lakers nicht stören würde