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Jahresrückblick 2012


Gründer: Voegi | Mitglieder: 37 | Beiträge: 3
24.12.2012 um 10:53 Uhr
Geschrieben von Aristide_Bance
Ein Mann, Ein Sprung!
Man mischt 78% Stickstoff, 21% Sauerstoff, 1% Argon und 0,04% CO2 und erhält das, dass uns Menschen und allen anderen Lebewesen unseres blauen Planeten Tag für Tag das Leben ermöglicht: Luft! Luft als eines der großen vier Elemente die unser Dasein auf der Erde bestimmen. Ein Mann hat diese Naturgewalt in diesem Jahr zu seinem persönlichen Spielzeug gemacht und so für das Medienereignis neben den Olympischen Sommerspielen und der Fußball EM 2012 gesorgt. Der tiefste Fall der Geschichte wurde gleichzeitig zum größten persönlichen Erfolgserlebnis des Jahres. Ein Mann,- Ein Sprung! Felix Baumgartner.

Die einen nennen es Vision, die anderen Wahnsinn. Pioniere hatten es noch nie leicht, trotzdem veränderten sie das Verständnis von der Welt wie wir sie heute kennen und schätzen maßgeblich. Meist unter Einsatz ihres Lebens machten sich Menschen auf das Ungewisse zu erkunden. Ihren Wissensdurst und Tatendrang zu befriedigen. Ihre Grenzen auszuloten. Egal ob es eine Reise zum Südpol, ein Flug zum Mond oder die Erstbesteigung des Mount Everest war. Man(n) wollte der erste sein, Geschichte schreiben, für sich, die Wissenschaft – den Ruhm.

Höher, weiter, schneller. Genau dieses Motto lebt und praktiziert auch der sympathische Extremsportler aus Österreich. Mit waghalsigen Sprüngen von den unterschiedlichsten Bauten, Höhen oder Erhebungen machte er schon in der Vergangenheit auf sich aufmerksam. Doch das Jahr 2012 sollte ihn auf der ganzen Welt bekannt machen. In dieses Jahr holte er zu dem ganz großen Wurf; Sturz aus. In einen Mamut Projekt - mit sieben Jahren Planung wollte er und sein ganzes Team, unter der Leitung der Legende Joe Kittinger, die Weltrekorde und die Kinnladen der weltweiten Fernsehzuschauer nur so purzeln sehen.

Schirmherr des Unternehmens war der österreichische Brausehersteller Red Bull, der die vollen 50 Millionen Euro Kosten trug. Schon diese Tatsachen ließen viele Medien und Menschen Sturm laufen, als Geldverschwendung und reine Werbekampagne titulierten sie das Vorhaben. Dennoch schauten am Ende alleine in Deutschland fast sieben Millionen Haushalte den Nachrichtensender n-tv. Dazu kamen acht Millionen Haushalte die weltweit das Ereignis via Livestream verfolgten. Weltweit dürften noch einige Millionen mehr gebannt vor ihren Fernsehapparaten gesessen haben.

Vielen standen dabei die Fragezeichen sprichwörtlich auf die Stirn geschrieben. Physik, ein leidiges Thema, schon zu Schulzeiten. Ein Sprung aus der Stratosphäre. Bitte was? Für viele alleine schon die Idee sich aus 40.000 Meter in die Tiefe zu stürzen absurd. Und das ist es wirklich – auf den ersten Blick. Um über die Ausmaße, die Gefahren und die daraus folgende Kühnheit im Nachhinein noch einmal klar zu werden, muss man die Rahmenbedingungen verstanden haben. Ohne diese kam es schon im Vorlauf zu einigen irrwitzigen Annahmen, Vorstellungen und Fragestellungen, die einem Laien nur so durch die Hirnwindungen spukten. Könnte Felix Baumgartner diesen Fall überhaupt unbeschadet überstehen? Die Frage, die eine ganze Woche dominierte.

Unsere Erdatmosphäre ist eine der sechs Geosphären. Sie ist für das Klima auf unserem Heimatplaneten verantwortlich. Dabei unterteilt man diese in fünf Teile. Die unterste ist die Troposphäre, in dieser wir atmen und Leben können. Danach kommt schon die Stratosphäre, welche das Ziel des Salzburgers war. Diese beginnt ab einer Höhe von 15.000 und Ende bei 50.000 Höhenmetern. Je höher, desto dünner wird die Luft. Ist keine Luft mehr vorhanden, ist man im Weltraum. Offiziell liegt diese Grenze bei 500.000 Kilometern. Diese Grenze hat noch nie ein Mensch durchbrochen, denn selbst der Mond ist nur knapp 384.000 Kilometer von uns entfernt. Den Medien war das egal. Sie schrieben von einem Sprung vom Rand des Weltalls – nicht falsch, aber doch sehr grob ausgelegt. Schlagzeilen halt.

Die Temperaturen sind ab 15.000 Meter auch wieder ansteigend, da die Sonnenstrahlen hier ungehindert wirken und erwärmen können, da wir uns über der schützenden Ozonschicht befinden. Daher ist Strahlung eher ein Problem als Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt. Doch dafür hatte er schließlich seinen Raumanzug. Der Luftdruck nimmt durch die geringer werdende Luft merklich ab, ist aber dennoch kein Hindernis. Alles in allem kein Urlaubsparadies, aber mit Druckkapsel, Raumanzug und Sauerstoffmaske kein Problem.

Auch die Geschwindigkeit, die viele als Hauptgefahr sahen, war diese nur bedingt. Zwar beschleunigte er am Anfang stark, aber mit Eintritt in die Troposphäre wurde er doch stark abgebremst, sodass dies nie ein Problem für seine Fallschirme darstellte. Auf der Gegenseite war er schlussendlich aber auch bei weitem nicht schnell genug um wie ein Meteor zu verglühen und zu einer wunderschönen Sternschnuppe zu werden.

Als Gefahrenfaktor blieben am Ende nur das Wetter am Boden, das den Start auch mehrfach in Gefahr brachte, die Höhe und der geringe Widerstand beim Sturz übrig. Doch gerade die letzten beiden Faktoren benötigte der 43 jährige für seine hohen Ziele. Schließlich wollte er die Schallgeschwindigkeit durchbrechen. Diese entspricht 343 m/s oder umgerechnet ca. 1235 km/h. Dazu musste er mindestens eine Höhe von 37.000 Metern erreichen und sich möglichst wenig drehen. Doch gerade hierbei lag das größte Problem. Ohne Luftwiderstand war er den gesetzten der Physik schutzlos ausgesetzt und hatte kaum Kontrolle über seinen eigenen Körper. Die Gefahr bestand ins Schleudern zu geraten und das Bewusstsein zu verlieren. Mit etwas Glück und viel Erfahrung konnte er diesem Umstand aber auch entgehen und sich sicher gen Boden retten.

Drei seiner vier gesteckten Ziele konnte der Salzburger unter dem Strich als Erfolg verbuchen. Den Weltrekord für den höchsten Absprung mit einem Fallschirm (39.045 Meter), der tiefste Freie Fall (36.529 Meter) und das Hauptziel, die Durchbrechung der Schallmauer mit einer Geschwindigkeit von 1342,87 km/h, gehören nun ihm. Alleine den Weltrekord für den längsten Freien Fall hat er durch zu frühes öffnen des Fallschirms selbst abgegeben. Dieser bleibt im Besitz von Joe Kittinger. Auch den Weltrekord für die höchste Ballonfahrt konnte er nicht einheimsen, aber dafür war die Kapsel von Anfang an zu schwer und der Auftrieb zu gering und galt sowieso nie als ein erklärtes Ziel.

Am Ende waren alle, vor allem der Felix selbst, heil froh das er an einem Stück unten angekommen ist. Die Wissenschaft war glücklich, weil sie neue und wichtige Erkenntnisse für die Raumfahrt gewonnen hat. Red Bull war glücklich, über den Erfolg ihrer Werbekampagne. Felix Baumgartner war glücklich, dass er neue Weltrekorde aufgestellt hatte, auch wenn diese wohl nicht für die Ewigkeit sind. Und auch die Medien waren glücklich, dass sie im Herbstloch ein so gewaltiges Schlagzeilenthema hatten. So bleibt ein gelungenes Projekt, das mit viel Kritik gestartet ist, jetzt aber schon Kultstatus erreicht hat.

Daumen hoch für den mutigsten Mann des Jahres.
Aufrufe: 4005 | Kommentare: 15 | Bewertungen: 10 | Erstellt:24.12.2012
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KOMMENTARE
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Schnumbi
24.12.2012 | 15:37 Uhr
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Schnumbi : 
24.12.2012 | 15:37 Uhr
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Schnumbi : 
@ Aristide: gang ganz großen dank. wirklich schöne rückschau auf eines der top ereignisse des jahres.
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BEATspoxer
24.12.2012 | 13:22 Uhr
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BEATspoxer : 
24.12.2012 | 13:22 Uhr
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BEATspoxer : 
Wie von dir gewöhnt: schöner blog. 10 punkte.

ich finde den typen trotzdem wahnsinnig.
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DonJean
24.12.2012 | 12:17 Uhr
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DonJean : 
24.12.2012 | 12:17 Uhr
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DonJean : 
Wirklich guter Blog - und ich kann behaupten, zu Weihnachten nochmal etwas wissenschaftliches gelesen zu haben
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RoterBulle92
24.12.2012 | 11:09 Uhr
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24.12.2012 | 11:09 Uhr
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Also ich finde den Blog saustark.
Danke dafür
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Aristide_Bance
24.12.2012 | 10:54 Uhr
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24.12.2012 | 10:54 Uhr
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Das ist doch jetzt ganz schön lang und theoretisch geworden
Ich hoffe ihr könnt damit einigermaßen leben und versteht auch worauf ich hinaus wollte ^^
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