Was haben Robert Enke und Patrick Femerling gemeinsam? Genau, sie waren die beiden letzten Deutschen beim FC Barcelona. Die wenigen Experten da draußen, dessen Interesse für Sport über den Fußball hinaus geht, werden nun eventuell festgestellt haben, dass in der Aufzählung dieser zwei Sportsleute etwas nicht stimmt. Wenn man nun ganz belesen ist, wird man sogar erkannt haben, dass die beiden nicht einmal die selbe Sportart verbindet. Um weiterer Provokationen zuvor zu kommen: Enke war der letzte Fußballer bei den Katalanen, Femerling der letzte Basketballer. Nun, seit diesem Sommer sind sie das nicht mehr. Zwei junge Deutsche aus Bergisch- bzw. Mönchengladbach haben sich aufgemacht, der spanischen Großstadt neues deutsches Leben einzuhauchen. Allerdings in verschiedenen Sportarten.

Die Rede ist selbstverständlich von Marc-André ter Stegen (22) und Tibor Pleiß (24). Während sich der ehemalige Keeper der Gladbacher Borussia in diesem Sommer erstmals aus seiner Heimatstadt Mönchengladbach heraus traut, hat der 2,18 Meter große Center Deutschland bereits vor zwei Jahren in Richtung Spanien verlassen, dort landete er vom damaligen deutschen Serienmeister Bamberg kommend allerdings erst mal in Vitoria-Gasteiz. Nichtsdestotrotz gibt es Gründe genug, einen Blick auf die Situationen der beiden Nordrhein-Westfalen zu werfen. Ein sportartübergreifender Text.

"Er ist ein guter Torwart. Und sehr ehrgeizig."

Du kommst in eine neue Stadt, neues Land, neuer Verein sowieso. Auch die Konkurrenzsituation ist eine, wie du sie vorher noch nicht erlebt hast. Aus der behüteten Heimat in große Barcelona. Was ist nun das unvorteilhafteste, was dir passieren kann? Richtig, du bist verletzt. Im Falle ter Stegen heißt das Mitte August im FAZ-O-Ton dann: Ter Stegen zog sich einen marginalen Riss am Knochenfortsatz des dritten Lendenwirbels zu." Netto heißt das: Zwei bis drei Wochen Pause, verpasster Saisonstart, toll.

13.9.2014. Während die geliebte, königliche Konkurrenz aus Madrid einen bemerkenswerten Fehlstart hinlegt und Thomas Müller seinen 25. Geburtstag feiert, ist ter Stegen wieder fit und sitzt beim dritten Spiel in der Liga erstmals auf der Bank. Logischerweise ist er noch dazu verdammt, seinem chilenischen Konkurrenten Claudio Bravo mit dessen Nachnamen zu loben, denn der 31-jährige Neuzugang aus Real Sociedad darf auch im dritten Spiel seine weiße Weste anbehalten. Dennoch kann der viermalige Nationalspieler - aufgrund oder trotz - der Aussagen von Trainer Luis Enrique, sich nicht auf einen Stammkeeper festlegen zu wollen, positiv auf den weiteren Verlauf der Saison schauen. Zwar ist es durchaus möglich, dass Bravo seinen Stammplatz mittelfristig an den 1,89-Meter-Mann verliert, aber auch Eigengewächs Jordi Masip (25) hat sich aus dem Rennen um den Posten der Nummer 1 anscheinend noch nicht verabschiedet.

Aller Anfang ist schwer - ter Stegen auf dem Trainingsgelände von Barcelona

Ich könnte hier jetzt schreiben, dass zwischen Barca-Superstar Neymar und ter Stegen aufgrund ihrer Gemeinsamkeit in Sachen Wirbelverletzungen ohnehin eine gute Beziehung haben könnten. Habe ich hiermit getan. Unabhängig davon verkündete Neymar an jenem 13. September - zuvor durch zwei Tore Matchwinner gegen Bilbao ter Stegen sei ein guter Torwart. Und sehr ehrgeizig.

Ein Lob von hoher Stelle wird ter Stegen sicherlich noch mehr motivieren, sich über kurz oder lang in Barcelona durchzusetzen. Durch die dreifache Belastung in Liga, Pokal und Championsleague ist es ohnehin durchaus möglich, dass Enrique im Tor ein wenig rotieren könnte. Auf seine Einsätze wird er also wohl kommen und auch wenn nicht, ist es in einem fremden Land immer wichtig zuversichtlich und fokussiert zu bleiben, ansonsten erreichst du auf einem Pflaster wie Futbol Club Barcelona schlicht und ergreifend nichts. Dafür müssen aber auch solche Kapitalböcke, wie man sie aus der Nationalmannschaft von ihm kennt abgestellt werden. Nach dorthin will er übrigens ja auch wieder zurückkehren. Mit einer potentiellen Traumabwehr aus Jordi Alba, Gerard Piqué, Javier Mascherano und Dani Alves sollte er sich wenn er auf dem Platz steht - aber eigentlich recht sicher fühlen.

"Es war so, dass Oklahoma gesagt hat, dass sie in diesem Jahr leider keinen Platz [im Kader] haben."

Dann gehe ich halt nach Barcelona, 18-maliger und amtierender spanischer Meister. Von genau jener Situation können 95% aller deutschen Profi-Basketballer nur träumen. Ein Top-Team aus der NBA, der besten Basketball-Liga der Welt, will mich noch nicht, dann gehe ich halt zu Marcelo Huertas, Juan Carlos Navarro, Ante Tomic, Bostjan Nachbar und Marciej Lampe, alles europäische Spitzenspieler.

Für Tibor Pleiß, am 2. November 1989 in Bergisch Gladbach geboren, ist die Millionenstadt bereits die zweite Station in Spanien, seitdem er im Sommer 2012 das damalige Nonplusultra des deutschen Basketballs, die Brose Baskets Bamberg verlassen hat. Nach einer durchwachsenen ersten Saison bei Laboral Kutxa präsentierte sich der 81-fache Nationalspieler in der abgelaufenen Saison stark verbessert und heimste gleich fünf Mal die Auszeichnung für den besten Spieler der Woche und nach Ende der Saison den Preis für den effizientesten Center ein.

Pleiß im Trikot von Laboral Kutxa

Aber langsam. Pleiß wurde 2010 im NBA Draft, der Veranstaltung der National Basketball Association, in dem sich Teams die Rechte an neuen, vornehmlich jungen Spielern sichern können, an 31. Stelle von den New Jersey Nets ausgewählt. Über die Atlanta Hawks (dem heutigen Klub von Dennis Schröder), gelangten die Oklahoma City Thunder an die Rechte Pleiß', bis heute ohne ihm einen Vertrag anzubieten.

Das Potenzial, sich in der (mit Abstand) besten Liga der Welt durchzusetzen, hat Tibor definitiv. Regelmäßig sind Scouts der Thunder, die mit Kevin Durant dem amtierenden MVP der NBA im Kader haben, bei Pleiß' spielen anwesend, manchmal sogar beim Training. In diesem Sommer hatten sie großes Interesse, ihn über den großen Teich zu holen, Pleiß stellt im Interview mit crossover-online.de allerdings klar: Es war so, dass Oklahoma gesagt hat, dass sie in diesem Jahr leider keinen Platz [im Kader] haben, aber mich auch nicht traden wollen. Sie sind immer noch an mir interessiert, aber dieses Jahr haben sie keine Position für mich frei. Schauen wir mal, was in der nahen Zukunft kommt. Aber ich fühle mich auf jeden Fall bereit, rüberzugehen.

Schon im nächsten Jahr könnte in OKC ein Platz für Pleiß frei werden. Bis dahin muss er sich aber erst dem hochklassigen europäischen Konkurrenzkampf im Palau Blaugrana stellen, vor allem gegen die Herren Lampe und Tomic wird er sich erst einmal beweisen müssen. Sein Vertrag beim von Xavier Pascual trainierten Team läuft bis 2016 zwei Jahre also, um sich in Barca zu beweisen und für die NBA zu empfehlen. Danach könnte es schon zu spät sein. Die Saison in der spanischen ACB beginnt am 5. Oktober dann trifft Pleiß mit Barca direkt auf seinen alten Verein Laboral Kutxa Baskonia.

Buena suerte!

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Der Weg der beiden Deutschen wird kein einfacher sein. Ter Stegen will sich zu einem der besten Torhüter der Welt entwickeln und sich mittelfristig sicher einen Stammplatz im Kasten Barcas sichern. Auch in der Nationalmannschaft will er schnellstmöglich zu mehr als nur zum erweiterten Kader zählen. Mit dem FC Barcelona hat er sich dafür natürlich ein hartes Pflaster ausgesucht, mit dem Land Spanien dazu noch eine extrem liebevolle Medienlandschaft. Dennoch kann man zuversichtlich auf seine Zukunft blicken.

Pleiß ist quasi einen Schritt weiter. International hat er sich bereits einen Namen gemacht, zählt zu den besten Big Men in Europa. In Barcelona will er diesen Status noch einmal bekräftigen und vor allem Argumente für Sam Presti (Manager der Oklahoma City Thunder) sammeln, ihn sobald wie möglich rüber in die NBA zu holen, wo sich die stärksten Spieler der Welt messen. Gerade auf seiner Position können da ein paar Jahre Erfahrung auf höchstem europäischen Level sehr hilfreich sein. An dieser Stelle aber nun Buena suerte! für d os alemanas para el Barça Viel Glück für zwei Deutsche für Barca!