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Blogpokal 2014/2015


Gründer: RoterBulle92 | Mitglieder: 25 | Beiträge: 5
Von: rudeloy
02.03.2015 | 2041 Aufrufe | 4 Kommentare | 1 Bewertungen Ø 1.0
Blogpokal 14/15
Die tiefe Schlucht
Ein rudeblog

Immer dieselben zwei. Gesichter die ich kenne, die ich mit in den Club geholt habe. Ihnen eine Zuflucht gab, als niemand mehr an sie glauben wollte. Ich, der Samariter, der immer schon selbstlos alles für die Sache und nicht fürs eigene Prestige gegeben hat. In dem Kampf fürs Ideal, an der Seite der ganz großen Anführer unserer Zeit. Meine Vergangenheit mehr Hall of Fame als fantasievolle Rentnerromantik. Immer alles am Anschlag, mit offenem Visier jedem Hagelschauer die Stirn geboten. Ein Ritter in goldener Rüstung. So glänzend, dass ganze Generationen sich an seiner Strahlkraft ergötzen sollten.

Doch so wie im Herbst die Blätter von den Bäumen Richtung Boden taumeln, so bekam unsere bajuwarische Arche erste Risse im hellleuchtendem Firmament, welches tausend Sterne zu einer billigen Kioskreklame verkommen lässt. Während der Baum seine Blätter aus Selbstschutz vor dem Winter verkümmern lässt, hat sich das eine, große und einflussreichste Blatt des Vereins selbst ins Verderben gestürzt. Und mit Ullis Abgang hatte ich den großen Schatten verloren, der mich prägte, lehrte groß zu sein und bremste, wenn ich wieder einmal die Kontrolle verlor.

Mit diesem Verlust entstand etwas neues, rückten neue Gesichter in den Mittelpunkt. Ein Spanier, ein Rotschopf. Gekommen um zu verändern. Revolutionen zu entfesseln, um alle anderen damit zu knechten. Die Perfektion einer Vision, die schneller als jeder Gerstensaft die Gläser der niederbayerischen Dominanzfetischisten füllt. Fifty Shades of Bavaria. Das Leben unter der himmelblau-weiß karierten Flagge ist geprägt von Eintönigkeit, Inzest und ledernen Traditionen. Vom Riemen bis zur Hosn bleibt man sich treu, vertraut auf das Altbekannte. Wie der Priester seinem Herrn und die von ihm gesandten Knaben. Bayern, das wusste ich schon immer, ist mein Mekka, meine Trinkhalle.

Umso mehr schmerzte es. Niemand wollte mehr meinen Worten folgen. Sammer mahnte sich ins Delir, war von allen Fans der Restrepublik so verhasst, dass es mich krank machte vor Neid. Und Guardiola. Hach. Von allen Menschen so sehr geliebt, dass es einem unheimlich werden lässt. Alle beide im Fokus. Dort wo es brennt. Wo jeder wissen will was passiert. Und ich? Außen vor. Ausweglos gefangen in einer Schlucht ohne Ausgang. Wissend, dass mein Leben, mein Lebenswerk wohl doch endlich zu sein scheint. Kein Heiliger oder Prophet. Abfall in einer schnelllebigen Medienwelt, der ich nichts mehr zu bieten hatte.

Doch ich hab versucht mich zu befreien. Die Ketten der Bedeutungslosigkeit zu sprengen, die Wände meines steinernen Gefängnisses hinaufzusteigen. Habe die Flucht nach vorne angetreten, habe ausgeteilt. Mich gezeigt. Es allen gezeigt was ich nicht drauf habe. Der BVB sollte um Gnade winseln. Aber was habe ich bekommen? Häme und Unverständnis. Der Sturz hinunter, zurück in das mir vorbestimmte Schicksal, hätte brutaler nicht sein können. Die Depression, sie war da. Mit einem Koffer voller Steine stand sie vor mir, setzte sich auf meine Schultern und kettete sich fest.

Hier und heute sitze ich vor Ihnen, weil die Stimmen in meinem Kopf überhand genommen haben. Zum ersten Mal habe ich sie mit 35 gehört. Danach jahrelang nicht, später immer wieder. Der Ulli war mein Schutzpatron, wusste als einziger Bescheid. Das Schicksal, was mich mit dieser Aussaat des Bösen bestrafte, Ulli konnte es mir austreiben. Er und die Medikamente. Doch während dieser schweren Depression waren mir diese Pillen zu wider. Immer morgens, mittags, abends. Ein teuflischer Rhythmus, der sich auch nach Jahren nie normal anfühlen wollte. Immer wieder überkam mich das Gefühl, dass mich die Medikamente verändern, einen anderen Menschen aus mir machten als ich eigentlich sein wollte. Als ich dann zu einsam und traurig wurde, war jegliche Motivation weggespült und von der Ebbe weit hinaus getragen worden. Irgendwo wo niemand schaut, niemand an einen denkt. Wozu das alles, wenn der Weg nach vorne nicht existiert? Wenn Licht auf der Haut brennt wie Feuer und Schatten die Seele verdunkeln.

Also setzte ich sie ab, nahm nur noch Wasser und Brot zu mir um klar zu werden. Doch die Stimmen wurden lauter. Anfangs waren es einfach nur Gespräche über das Wetter, die neuesten politischen Diskussionen aus Fernost. Später erzählten sie mir Dinge über den Geheimdienst, die sonst keiner weiß. Ich musste über all das schweigen. Über all die dunkeln Zusammenhänge auf der Welt und vor allem darüber, dass die CIA Guardiola und Sammer geschickt hatte. Um mich zu vernichten. Mich ins Abseits zu manövrieren, den Weg freizumachen und dem FC Bayern zu schaden. Sie können mir alles nehmen, aber nicht den FCB. Die Chinesen wollen den Verein kaufen, nach Peking exportieren und den schlechtesten Fußball aller Zeiten spielen lassen. Ich musste etwas tun.

Ein Pfleger betritt den Raum, stellt ein Plastikhütchen mit durchsichtigem Inhalt auf den Tisch und fordert Karl-Heinz freundlich aber bestimmend zum Trinken auf.

Heute habe ich dann entschlossen etwas dagegen zu tun. Meinen Dienst am Verein zu verrichten. Das bin ich allen Leuten, vom Hausmeister bis zum Ribery, schuldig gewesen. Ich habe mich rasiert, meinen besten Anzug angezogen und habe mich an die Säbener Straße fahren lassen. Der Einfluss, der mir abhanden gekommen ist, sollte wieder her. Die Stimmen haben es so vorgeschlagen. Ich habe es klar vor mir gesehen. Es war das einzig Richtige. Niemals hätte ich mit dieser Schmach leben können, wären die beiden Glatzköpfe erfolgreich gewesen.

Beim Betreten der Spielerkabine war ich schon nervös. Schweiß lief mir in die Augen. Der Puls schlug so hart und kräftig, dass ich jeden Moment hätte platzen können. Die Spieler sahen mich. Einige grüßten sogar. Es war wie früher. Ich, der Herr über die Kavallerie, Wächter der Tradition. Es gab Gespräche, hier und dort wurde es etwas ruppiger. Ich sehe nur noch verschwommene Bilder, wenn ich zurückblicke. Was passiert ist, wer weiß es schon genau. Aber mein Gefühl gibt mir begründete Hoffnung, dass ich alles erreicht habe. Wieso sollte es anders sein. Die Stimmen sind doch weg Herr Doktor. Ich bin frei, sie haben mir frei gegeben. Widmen sich anderen Dingen. Sachen die Sie und ich nicht durchblicken können. Wissen sie, das Universum ist groß und viele Dinge wollen erforscht werden. Geheinisse liegen in der Luft. Niemand ist mehr sicher. Aber der FC Bayern ist es. Kann ich jetzt zurück ins Zimmer?

Karl-Heinz Rummenige war ohne Vorwarnung und mit einem Messer bewaffnet in die Gebäude des FC Bayern eingedrungen und hat dort mehrere Angestellte, darunter auch einige Lizenzspieler, bedroht und verletzt. Er war in einem, mit Flecken und Löchern übersätem Sakko und ohne Hose den ganzen Weg gelaufen. Das Gesicht übersät mit Schnittwunden, den Rasierschaum noch teilweise auf der Haut. In der Spielerkabine angekommen, schnitt er mit dem Messer einige Strähnen aus Herrn Schweinsteigers Haaren und steckte sich diese ans Revers. Während dieser Aktion konnten alle weiteren Spieler aus der Kabine fliehen.

Wie sich kurze Zeit später herausstellte, befand sich Herr Neuer über die gesamte Dauer des Übergriffs unter der Dusche. Herr Rummenige bemerkte dies, stürmte in den Duschraum und bedrohte den völlig überraschten Herrn Neuer, der sich in eine Einzelkabine retten und dort verbarrikadieren konnte. Sekunden später trafen dann die Rettungskräfte ein und überwältigen Herrn Rummenige. Dieser wiederholte immer wieder, dass der Mann in der Kabine gar nicht Manuel Neuer sei, sondern Josep Gaurdiola und Matthias Sammer. Eine Verwechselung sei ausgeschlossen, da Herr Neuer öffentlich im Fernsehen damit prahlen würde gar nicht er selbst zu sein. Weiterhin hätte er die drei Verdächtigen noch nie zur selben Zeit auf einem Foto gesehen. Nach Fixierung folgte die Einweisung in eine psychiatrische Klinik. Problem behoben.

Alles für die Republik

Ihr Zhen Wei Wang

ø 1.0
KOMMENTARE
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MarcelPutz
16.03.2015 | 14:27 Uhr
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MarcelPutz : 
16.03.2015 | 14:27 Uhr
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MarcelPutz : 
Nicht viele Stimmen bekommen, aber aufgrund der richtig starken Defensive doch weitergekommen!

Herzlichen Glückwunsch, du Taktikfuchs!
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Gnanag
04.03.2015 | 10:15 Uhr
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Gnanag : 
04.03.2015 | 10:15 Uhr
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Gnanag : 
Gutes Duell. Bei Rudeloy fand ich die Idee sehr gut, Broich ist zwar auch stark aber der Blog hat mich besser unterhalten, deswegen bleibt meine Stimme hier.
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Voegi
MODERATOR
03.03.2015 | 14:08 Uhr
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Voegi : 
03.03.2015 | 14:08 Uhr
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Voegi : 
sehr starkes duell. kreativität pur.

50 shades of bavaria - das überzeugt mich; da brauche ich mir dann auch den film nicht zu geben. finde broichs gegenblog auch sehr gelungen, auch wenn ich bezweifle, dass ich da alles verstanden habe... ^^ wie auch immer: meine stimme geht an rudeloy.

(habe unter broichs blog (noch) nicht kommentiert, da er ja an sich das recht zum ersten kommentar hat).
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rudeloy
02.03.2015 | 22:40 Uhr
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rudeloy : 
02.03.2015 | 22:40 Uhr
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rudeloy : 
Dies ist mein Beitrag zum Blogpokal.

Mein Gegner ist der broich

http://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/Als-die-Erde-sterben-
sollte,216212.html

(leider vergessen wie man direkte Verlinkungen gebastelt kriegt)
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