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Spox-Wintersport


Gründer: Maxi_FCB | Mitglieder: 32 | Beiträge: 14
Von: Dolo
11.02.2015 | 5919 Aufrufe | 5 Kommentare | 3 Bewertungen Ø 10.0
Legenden des Wintersports
Die Legende Holmenkollen
Der Holmenkollen, der heilige Berg der Norweger

Die Hauptstadt und das Herz des Fußballs ist das Wemblystadion. Wimbledon ist das Mekka des Tennissports und jeder kennt den Mythos LAlpe dHuez. Für den nordischen Skisport ist dies der historische Holmenkollen. Ca. 7 km von der Stadtmitte Oslos liegt der Berg Holmenkollen, umgeben von einer Wintersportanlage. Jedes Jahr werden hier Weltcups im Langlauf, Skispringen, nordische Kombination und Biathlon ausgetragen. Der glanzvolle Mittelpunkt ist die Skisprungschanze Holmenkollbakken, die älteste Skisprungschanze der Welt.

Der Holmenkollbakken

Schon seit über 120 Jahren stürzen sich mutige Männer und mittlerweile auch Frauen, sich den Holmenkollbakken hinunter. Seit dem wurde diese Schanze ganze 19-mal umgebaut. 2008 wurde ein kompletten Abriss und Neubau der Schanze für die Weltmeisterschaften 2011 beschlossen. Doch der Holmenkollbakken ist mehr als nur Beton. Er steht stellvertretend für die Entwicklung des Skispringens, diese Schanze war von Anfang an dabei.

Im Jahr 1892 feierte der Holmenkollbakken seinen ersten Wettkampf. Die Siegesweite betrug damals 21,5 Meter. Dabei sprangen die Teilnehmer von einem Schanzentisch ab, der aus Ästen und Schnee bestand. Erst 12 Jahre später wurde er durch eine Steinkonstruktion erneuert. Mit den Jahren wurde die Schanze immer weiter ausgebaut. So wurde zuerst 1914 ein Anlaufturm aus Holz errichtet, der 1927 neu gebaut werden musste, weil er ein Tag nachdem Springen einstürzte. 1939 wurde ein 40 Meter hoher Betonturm fertig gestellt, was den Springern ermöglichte erstmal über 60 Meter weit zu springen.

1948 erhielt Oslo den Zuschlag für die olympischen Winterspiele 1952. Selbsterverständlich, dass dafür der Holmenkollbakken ein paar chirurgische Änderungen bekam. Neue Tribünen und ein Jury Turm wurden gebaut. Auch erhielt die Schanze zum ersten Mal einen Aufzug. Der Auslaufhang musste ebenfalls leicht angehoben werden. Erwähnenswert ist hier, dass seit dem der Auslauf im Sommer mit Wasser gefüllt wurden ist und somit Schauplatz für Veranstaltungen war. Für den Neubau der Schanze 2011 wurde das Wasserbecken dann außerhalb der Schanze platziert.

1982 und 1992 wurde die Anlage nochmals aufwendig renoviert, bevor sie dann, wie erwähnt 2008 neugebaut wurde. Knappe 1 ½ Jahre später und ca. 200 Millionen Euro weniger im Portmonee, war der neue Holmenkollbakken fertig. Dabei rausgekommen ist eine spektakuläre Stahlkonstruktion, die nur an drei Stellen mit dem Grund verbunden ist. Die Frage war dann: Wer sollte das neue Wahrzeichen Oslos einweihen? Eine Online-Abstimmung sollte die Antwort geben. Unter anderem stand der komplette Herren Kader zur Auswahl. Es gewann aber die Skispringerin Anette Sagen. Bloß hatte sie die Rechnung ohne den Zweitplatzierten gemacht: Einen gewissen Bjoern Einar Romoeren. Dieser fuhr einen Tag vor der eigentlichen Eröffnung zur Schanze und sprang den ersten (inoffiziellen) Sprung. Dies wurde schnell öffentlich. Zwar entschuldigte sich Romoeren, doch der Skandal war schon am Rollen. Anette Sagen zeigte sich jedoch wenig beeindruckt davon. Am 3. März 2010 sprang sie den ersten (offiziellen) Sprung auf 106,5 Meter. Mittlerweile liegt der Schanzenrekord bei 141 Meter, gehalten von Andreas Kofler.

Die Holmenkollen-Rennen

Wie schon erwähnt fand der erste Wettbewerb am Holmenkollen im Jahr 1892 statt. Schon damals jubelten 20 000 Zuschauer den Sportlern zu. Es war der Start der legendären Holmenkollen-Rennen, die auch nach über 120 Jahren immer noch ein Highlight in der Wintersportsaison sind. Der erste Wettbewerb bestand aus einem Skisprung- und einen 18 km Langlaufwettbewerb. Einer der ersten Wettkämpfe der nordischen Kombination in der Geschichte. Nicht umsonst wird die nordische Kombination auch als Königsdisziplin des nordischen Skisports bezeichnet. Denn seit 1906 ist immer ein Vertreter des norwegischen Königshauses vertreten, meist der König selbst. In den Jahren 1922 und 1923 nahm sogar der damalige Kronprinz und spätere König von Norwegen Olaf V. an den Rennen teil. Es zeigt die Bedeutung des Rennens für das norwegische Volk.

Wie bei so vielen sportlichen Ereignissen wurden die Holmenkollen-Rennen während des zweiten Weltkriegs unterbrochen. 1946 fand zum ersten Mal wieder ein Rennen am Holmenkollen statt. Der König, der aus dem Exil kam und über 100 000 weitere Zuschauer feierten dieses Ereignis wie ein Volksfest. Die Rennen gingen unter den Namen Friedensrennen in die Geschichte ein. Der Höhepunkt fand dann nur paar Jahre später statt, als Oslo die olympischen Winterspiele 1952 austrug. Über eine halbe Millionen Zuschauer kamen, um sich die Spiele anzugucken. Allein zum Skisprungwettbewerb am Holmenkollen kamen 130 000 Zuschauer. Rekord für den nordischen Skisport.

Dieser Rekord sollte lange Bestand haben, bis zum Jahr 2011. Wie kann es anders sein, dass der Holmenkollen erneut der Schauplatz war. Im folgenden Video sieht man Ausschnitte vom Weltmeisterwettkampf 50 km der Herren, bei dem 150 000 Fans vor Ort waren. Eine atemberaubende Atmosphäre, vergleichbar mit der Tour de France im Baskenland.

(Wer sich das 5-minütrige Video nicht komplett anschauen möchte, da das Augenmerk des Videos auf das Rennen selbst gerichtet ist, den empfehle ich den Ausschnitt zwischen 1:26 und 1:50. Gucken und Genießen!)

Der Holmenkollen im Rot-Blauen Fahnenmeer. Dass die Norweger Skisportverrückt sind, war seit Ewigkeiten bekannt, dennoch waren die Weltmeisterschaften 2011 in Oslo atemberaubend, was auch die folgenden Zahlen belegen:

Für die 11 Wettkampfstage wurden 275 000 Karten verkauft hinzu kommen rund 300 000 Menschen, die an den Langlaufloipen standen. Es wird geschätzt, dass im Wald 35 000 Camper ihre Zelte aufgebaut haben, wohl gemerkt im Winter. Auch im Fernsehe waren die Weltmeisterschaften beliebt. Die Einschaltquoten im norwegischen Fernsehe sollen 90 Prozent Marktanteile erreicht haben.

Olympia aus

Nach den erfolgreichen Weltmeisterschaften wollte man den nächsten Schritt gehen, die olympischen Spiele sollten 2022 zurück nach Oslo kehren. Doch Anfang Oktober 2014 platzte der Traum. Die Regierungspartei Høyre wollten nicht die nötige Summe an Staatsgarantien von mindestens 3,04 Milliarden Euro bereitstellen. Die Unterstützung in der Bevölkerung war einfach zu gering", sagte Regierungschefin Solberg. Der Gigantismus in Sotschi (37 Milliarden Euro Gesamtkosten) war Abschreckung genug. Die Osloer, die den Wintersport so lieben sagten Nein zu Olympia. Manchmal siegt der Verstand über dem Herzen.

Die übriggebliebenen Kandidaten sind nun Peking und das kasachische Almaty. Ohne den Bewerbungen zu nahe zutreten, aber es wäre doch schön gewesen, wenn die Spiele in einer Stadt ausgetragen werden, indem der Sport nicht nur geliebt sonder auch gelebt wird. Oder wie es Ole Einar Björndalen sagte: "Oslo und Norwegen hätten die besten Spiele aller Zeiten ausrichten und Olympia wieder zu einem Volksfest machen können." Es soll nun aber nicht sein. Die Reihenfolge Sotschi, Pyeongchang wird mit Peking oder Almaty fortgesetzt.

Dem Mythos Holmenkollen tut das keinen Abbruch. Es ist das Mekka des nordischen Skisports, eine Legende des Wintersports.

KOMMENTARE
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Lemiiker
15.03.2015 | 16:18 Uhr
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Lemiiker : 
15.03.2015 | 16:18 Uhr
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Lemiiker : 
Wirklich schöner Blogbeitrag! Planica ist ja auch so ein interessantes Thema.
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ausLE
MODERATOR
19.02.2015 | 17:32 Uhr
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ausLE : 
19.02.2015 | 17:32 Uhr
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ausLE : 
Komme erst jetzt nach dem Karneval dazu, den Blog zu lesen.

Sehr schöne Geschichte(n) Dolo!!!! Die 21,5m würde ich mir heute auch zutrauen. Aber damals mit der Ausrüstung, muss das schon unglaublich weit gewesen sein. Auch mit Romoeren und dem Jungfernsprung kannte ich noch nicht.

Schade mit Oslo 2022, aber ich muss da Ole widersprechen. Norwegen hat schon mit Lillehammer 94 die Besten Spiele ausgerichtet!!

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Dolo
11.02.2015 | 21:33 Uhr
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Dolo : 
11.02.2015 | 21:33 Uhr
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Dolo : 
Danke für das Feedback

Da hast du ganz freie Wahl. Hab noch nichts ausgearbeitet. Glaube auch nicht, dass ich in diesen Winter noch was mache.

Das Thema hört sich auf jeden Fall interessant an. Bisschen Nostalgie. Würde mich freuen es zu lesen
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Maxi_FCB
11.02.2015 | 17:41 Uhr
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Maxi_FCB : 
11.02.2015 | 17:41 Uhr
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Maxi_FCB : 
Ganz starkes Ding zum Mythos Holmenkollen, Dolo!

Und ich erbitte natürlich eine Fortsetzung der Reihe
Vielleicht steuere ich auch noch was zum Skisprungboom um die Jahrtausendwende bei, sofern du das nicht schon ausgearbeitet hast
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Dolo
11.02.2015 | 16:31 Uhr
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Dolo : 
11.02.2015 | 16:31 Uhr
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Dolo : 
Ich hab beim Hochladen von Blogs immer bedenken, wie es ankommt. Bei diesem aber besonders. Entweder ich schaffe es ein wenig von der Faszination Holmenkollen zu übermitteln oder ich langweile euch zu Tode.

Ich habe schon vor Ewigkeiten angefangen ihn zu schreiben und seit einem längeren Zeitraum auch fertig, aber dann immer nach hinten verschoben. Nun wollte ich ihn aber auch endlich hochladen.

Als ich anfing den Blog zu schreiben, hatte ich die Idee eine kleine Reihe zu beginnen unter den Titel: „Legenden des Wintersports", hab aber Zweifel ob, es sich lohnt. Von daher sehe ich diesen Blog auch als Testlauf. Wenn dieses ziemlich spezielle Thema zu klang bekommt, lohnt es sich auch in unregelmäßigen Abständen, weitere Texte zu schreiben.

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