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EURO 2016


Gründer: Voegi | Mitglieder: 12 | Beiträge: 2
Von: Talentfrei
03.06.2016 | 13856 Aufrufe | 5 Kommentare | 5 Bewertungen Ø 10.0
Kader, Stärken und Prognose
Die Gruppen D und E im Check
Von Geheimfavoriten, Titelträgern und Underdogs

Gruppe D

Kroatien:

Der Kader:

Tor: Subasic (Monaco), Kalinic (Split), Vargic (Rijeka)

Abwehr: Srna (Donezk), Jedvaj (Leverkusen), Vrsaljko (Sassuolo), Corluka (L. Moskau), Vida (D. Kiew), Strinic (Neapel), Schildenfeld (Zagreb),

Mittelfeld: Modric, Kovacic (Real Madrid), Rakitic (Barcelona), Perisic, Brozovic (Inter), Badelj (Florenz), Coric, Rog (D. Zagreb)

Sturm: Mandzukic (Juventus), Kramaric (Hoffenheim), Kalinic (Florenz), Cop (Malaga), Pjaca (D. Zagreb)

Stärken und Schwächen:

Die letzten zwei Jahre der Kroaten waren nicht nur von Erfolgen geprägt und phasenweise allenfalls durchschnittlich, dennoch ist viel Qualität in der Mannschaft vorhanden und Kroatien gilt gemeinhin als sehr unangenehmer und schwer zu bespielender Gegner. In der Qualifikation erreichte Kroatien Platz 2 hinter Italien und nur einen Punkt vor Norwegen, die Gruppenphase war insgesamt ordentlich, aber nicht besonders souverän. Die Testspiele im März 2016 waren aufschlussreich, gegen Ungarn spielte man 1:1, Israel wurde mit 2:0 bezwungen. Die Kroaten haben wieder einmal zahlreiche junge Spieler, die in die Mannschaft drängen, allerdings erneut größtenteils auf den ohnehin ordentlich besetzten Offensivpositionen, während im Defensivzentrum der Nachwuchs fehlt oder zumindest qualitativ nicht entsprechend hochwertig ist. Wenn die Führungsspieler der Kroaten gut funktionieren, dann ist die Mannschaft in der Lage sehr strukturiert und diszipliniert zu spielen. Während Srna die Defensive gerade aufgrund der nicht überragenden Innenverteidigung mitdirigieren muss, ist Modric Taktgeber und bestimmt das Tempo im Mittelfeld. Mandzukic hingegen ist ein Arbeiter, der den Gegner unter Druck setzt und Ballverluste erzwingt.

Die kroatische Mannschaft ist technisch weitgehend sehr versiert, taktisch gut ausgebildet und verfügt über internationale Erfahrung. Gerade das Mittelfeld mit Rakitic, Modric, Brozovic und Kovacic ist sehr gut ausbalanciert und die verschiedenen Spielertypen passen gut zusammen. Hinzu kommt mit Perisic ein individuell guter Spieler, der vor allem im Abschluss stark ist und durch Effizienz glänzt, er kann in den entscheidenden Momenten aus dem Nichts einen Treffer erzielen. Das Umschalt- und Konterspiel ist ordentlich, außerdem sind die Kroaten im Offensivspiel flexibel und haben verschiedene Spielertypen. Gerade bei hohen Bällen ist Mandzukic eine Waffe, hinzu kommen die guten Standards von Srna. Das Abwehrzentrum fällt individuell etwas ab, Vida und Corluka gehören nicht zu den Topspielern auf dieser Position und Jedvaj fehlt es trotz seines Talentes an Erfahrung, außerdem ist er gelegentlich übermotiviert. Insgesamt ist die Mannschaft von Trainer Cacic ein ernstzunehmender Gegner mit einigen herausragenden individuellen Fußballern, aber kleineren Schwächen, vor allem in der Defensive.

Prognose für das Turnier:

Kroatien hat eine gute Chance in Gruppe D eine gute Rolle zu spielen und souverän weiterzukommen. Gegen Spanien besitzt man Außenseiterchancen, gegen die Türkei und die Tschechen bestehen realistische Chancen auf einen Sieg. Diese Gruppe ist recht ausgeglichen, wahrscheinlich sogar die beste Gruppe der Europameisterschaft und es werden teilweise Nuancen entscheiden. Die mentale Stärke ist also gefragt, Cacic will in seinen Spielern eine gewisse Leidenschaft entfachen und das Team zu Höchstleistungen antreiben. Sollte man die K.O.-Runde erreichen und sich gegen die starken Gegner ein gewisses Selbstvertrauen angeeignet haben, ist durchaus ein langfristiger Aufenthalt in Frankreich denkbar.

Tschechien:

Der Kader:

Tor: Cech (Arsenal), Koubek (Liberec), Vaclik (Basel)

Abwehr: Gebre Selassie (Bremen), Kaderabek (Hoffenheim), Kadlec (Fenerbahce), Suchy (Basel), Sivok (Bursaspor), Limbersky, Hubnik (Pilsen), Pudil (Sheffield)

Mittelfeld: Rosicky (Arsenal), Darida (Hertha), Dockal, Sural,Krejci (Sp. Prag), Kolar (Pilsen), Plasil (Bordeaux), Skalak (Brighton), Pavelka (Kasimpasa),

Sturm: Lafata (Sp. Prag), Necid (Bursaspor), Skoda (Sl. Prag)

Stärken und Schwächen:

Tschechien spielte eine gute Qualifikation und setzte sich mit Island und der Türkei vor den Niederlanden durch ohne in die Playoff-Spiele zu müssen. Die Testspiele im März waren nicht sehr erfolgreich, gegen Schottland verlor man in einem schwachen Spiel mit 0:1, gegen EM-Konkurrent Schweden spielte man 1:1 und zeigte sich durchaus verbessert. Die Vorbereitung zur EM-Endrunde begann erfolgreich und man zog ein positives Zwischenfazit, auch weil der erfahrene Leader Rosicky wieder zur Verfügung steht und in den letzten Wochen beim FC Arsenal langsam an seiner Form arbeiten konnte. Die tschechische Mannschaft ist sehr ausgeglichen, homogen zusammengestellt und hat einige Einzelspieler, die besondere Fähigkeiten besitzen. Rosicky ist zwar nicht mehr besonders spritzig und auch nicht mit einer unglaublichen Ausdauer gesegnet, dennoch kann er die Mannschaft führen, ist technisch immer noch auf einem hohen Level und wenn das Defensivzentrum gut arbeitet und ihm den Rücken freihält, kann er sich immer wieder Auszeiten nehmen.

Die Defensive ist ordentlich, aber gerade wenn sie unter Druck gesetzt wird oder wenn man das Spiel einmal kreativ aufbauen muss, erkennt man Ungenauigkeiten. Viele Bälle werden dementsprechend weit geklärt, was häufig für einen Kontrollverlust sorgt, denn Lafata oder Necid können nicht jeden Ball behaupten. Im defensiven Zentrum spielen viele robuste Spieler, die zweikampfstark sind und den Ball häufig erobern können, danach fehlt es aber immer wieder an passenden Lösungen und die Pässe gerade auf die Außenbahnen sind häufig ungenau. Ruhende Bälle sind ein wichtiges Mittel für die Tschechen, aber auch Dribblings von Krejci oder kreative Momente von Rosicky können für den Unterschied sorgen. Die Jugendarbeit der Tschechen ist ordentlich und es kommen in den letzten Jahren auffallend mehr Spieler nach, die eine Rolle spielen können, aber derzeit in ihrer Entwicklung noch nicht weit genug sind. Zweifelsfrei überragend besetzt ist die tschechische Mannschaft im Tor, Petr Cech gehört zu den besten Torhütern der Welt und spielte in der Premier League in über 50 % der Saisonspiele zu null.

Prognose für das Turnier:

Auch wenn Tschechien durchaus einige sehr gute Spieler im Kader und mit Cech wohl einen der besten Torhüter des Turniers in den eigenen Reihen hat, ist die Mannschaft in dieser Gruppe weder Mitfavorit, noch ist ihr Platz 2 so wirklich zuzutrauen. Der Sieg in der Vorbereitung gegen Russland war extrem wichtig um Selbstvertrauen zu generieren und der Mannschaft den Glauben zu geben, dass man enge Spiele für sich entscheiden kann - denn gerade gegen Kroatien und die Türkei wird es vermutlich auf Nuancen ankommen. Platz 3 scheint möglich, Platz 2 offensichtlich nur, wenn die Mannschaft wirklich über sich hinauswachsen kann und konstant gute Leistungen abruft.

Spanien:

Der Kader:

Tor: Casillas (Porto), Rico (Sevilla), de Gea (Man. United)

Abwehr: Pique, Alba, Bartra (Barcelona), Ramos (Real Madrid), Juanfran (Atletico), Azpilicueta (Chelsea), San Jose (Bilbao), Bellerin (Arsenal)

Mittelfeld: Bruno (Villarreal), Busquets, Iniesta (Barcelona), Koke (Atletico), Thiago (FC Bayern), Pedro, Fabregas (Chelsea), Silva (Man. City)

Sturm: Aduriz (Bilbao), Nolito (Celta), Morata (Juventus), Vazquez (Real Madrid)

Stärken und Schwächen:

Die spanische Mannschaft geht als amtierender Europameister in dieses Turnier und hat auch jetzt wieder eine absolut herausragende Truppe zur Verfügung, die allerdings einige winzige Schwachstellen offenbart. In der Vorbereitung schlug man unter anderem Bosnien-Herzegowina und auch Südkorea, vor allem die Offensive brillierte dabei weitgehend. Auch junge Debütanten wie Arsenals Bellerin konnten schon erste Erfahrungen sammeln und sich an Treffern beteiligen. Die Qualifikation für die Endrunde verlief ohne große Probleme, Spanien spielte weitgehend dominant, die Ballbesitzphilosophie ist immer noch ein elementarer Bestandteil des Spiels. Auch wenn in den letzten Jahren Spieler wie Alonso oder Xavi zurückgetreten sind, ist das Mittelfeld immer noch auf einem extrem hohen Niveau, gerade weil mit Thiago, Koke oder auch Bruno wichtige Spieler im Kader stehen, die sich jetzt mehr in den Fokus spielen dürfen. Die Torhüterposition ist ausgeglichen besetzt, auch wenn Casillas mittlerweile nicht mehr an seine gewohnte Konstanz anknüpfen kann. In der Defensive ist der Ausfall von Carvajal zwar bitter, aber Juanfran und Bellerin können ihn angemessen ersetzen. Interessanter ist die Nichtnominierung von Javi Martinez, der voraussichtlich zum Turnier fit geworden wäre, stattdessen steht der nicht unumstrittene Bartra im Aufgebot.

Vicente del Bosque wollte für die EM-Endrude offenbar einige neue Reize setzen, so verzichtete er beispielsweise auf Saul, Isco, Torres oder Diego Costa und nominierte den erfahrenen Aduriz, der für Bilbao wie am Fließband traf, den effektiven Nolito und Lucas Vazquez von Real Madrid, der zumindest eine gute Saison hinter sich hat. Individuell ist der Kader immer noch exzellent, allerdings fehlt es beispielsweise an ausreichend guten Optionen auf der Außenbahn. Sowohl Silva als auch Koke ziehen gerne in die Mitte, Nolito muss spielerisch Abstriche machen und Pedros Saison beim FC Chelsea war allenfalls durchschnittlich. Die Spanier sind sehr geduldig, können einen Gegner in aller Ruhe auseinanderspielen, gleichzeitig aber jederzeit das Tempo erhöhen und verfügen mit Morata über einen robusten Stürmer, dem überdies keinerlei technische Fähigkeiten abgehen. Die ruhenden Bälle sind gefährlich, Ramos und Piqué sind gute Kopfballspieler und außerdem ein eingespieltes und hochklassiges Innenverteidiger-Duo. In manchen Spielen ließen die Spanier die letzte Konsequenz vermissen und gingen zu verschwenderisch mit ihren Torchancen um. Eklatante Schwächen haben die Spanier nicht, vielleicht fehlt es an der letzten Homogenität im Kader, vielleicht sind einige Spieler, unter anderem Fabregas, nicht in Topform, aber es ist festzustellen, dass die Iberer wieder einmal hervorragende Aussichten auf ein erfolgreiches Turnier haben.

Prognose für das Turnier:

Spanien spielt in einer sehr anspruchsvollen Gruppe mit zahlreichen Gegnern, die die Mittel haben um das Team von Vicente del Bosque vor Probleme zu stellen. Spanien wird dominant auftreten und die Gegner müde spielen wollen, muss aber gleichzeitig in der Defensive wachsam sein, denn bei der Qualität der Kontrahenten könnten individuelle Fehler sehr schnell genutzt werden. Es kann durchaus von Vorteil sein, dass die Spanier schon früh gefordert werden und ein hohes Leistungslevel abrufen müssen, andererseits kann natürlich bei einem schwachen Resultat zum Auftakt auch gleich eine Drucksituation entstehen. Trotzdem sind die Iberer klarer Favorit auf den Gruppensieg und auch im weiteren Turnierverlauf sollte zumindest das Halbfinale fest einkalkuliert werden. Spanien gehört zu den Titelkandidaten, hat aber auch kleinere Baustellen und ist keinesfalls übermächtig.

Türkei:

Der Kader:

Tor: Babacan (Basaksehir), Tekin (Bursaspor), Kivrak (Trabzonspor)

Abwehr: Gönül, Özbayrakli, Caner (Fenerbahce), Köybasi (Besiktas), Balta, Kaya (Galatasaray), Calik (Genclerbirligi)

Mittelfeld: Topal, Tufan, Sen (Fenerbahce), Sahin (Dortmund), Inan (Galatasaray), Özyakup, Sahan (Besiktas), Malli (Mainz), Arda (Barcelona), Calhanoglu (Leverkusen)

Sturm: Mor (Nordsjaelland), Tosun (Besiktas), Yilmaz (Beijing)

Stärken und Schwächen:

Nach Jahren, in denen die Türkei zwar starke Einzelspieler in ihren Reihen hatte, aber die mannschaftliche Geschlossenheit oder Homogenität fehlte, steht endlich wieder eine wirklich interessante Truppe mit einer guten Mischung auf dem Platz, die ambitioniert in dieses Turnier gehen wird. In der Vorbereitung konnte man unter anderem Montenegro mit 1:0 schlagen und spielte dabei über weite Strecken defensiv sehr geordnet und diszipliniert, obwohl mit Toprak einer der stärksten Verteidiger nicht für das Turnier nominiert wurde. Auffallend ist, dass die Kreativabteilung gut besetzt ist, Malli spielte eine sehr gute Saison in Mainz, Calhanoglu ist zwar nicht immer auf einem hohen Niveau unterwegs, kann aber mit einem ruhenden Ball den Unterschied machen, Özyakup ist ein wichtiger Spieler bei Meister Besiktas und auch Sahin und Arda sind individuell sehr gute Fußballer, die den Unterschied ausmachen können. Darüber hinaus stimmt die Mischung aus erfahrenen und talentierten, lernwilligen Spielern. In der turbulenten Qualifikationsgruppe setzte man sich, wenn auch erst auf den letzten Drücker, unter anderem gegen die Niederlande durch.

Die Türken sind in der Lage den Gegner durch situatives Pressing zu Fehlern zu zwingen, außerdem sind im Angriff vor allem Tosun und Yilmaz robuste Spieler, die den Ball halten und mehrere Verteidiger beschäftigen können. Die Rolle von Calhanoglu ist sehr interessant, denn er agiert häufig als zweite oder zumindest hängende Spitze. Fraglich ist, ob die Defensive wirklich über einen längeren Zeitraum stabil bleiben kann, denn dieser Mannschaftsteil fällt insgesamt ein wenig ab. Bei vergangenen Turnieren zeichneten sich die Türken häufig durch einen unbändigen Willen und eine große mentale Stärke aus, entschieden Spiele häufig in der Schlussphase und kämpften bis zum Schluss verbissen um den Erfolg. Diese Mentalität soll in Frankreich zusätzlich zur fußballerischen Qualität wiederbelebt werden. Interessant ist vor allem auch der junge Stürmer Mor, der in der dänischen Liga für Nordsjaelland spielt und zuletzt auf sich aufmerksam machte. Der 18-jährige, der ein Gegenentwurf zu Yilmaz und Tosun ist und vor allem durch seine Technik und gefährliche Dribblings begeistert, wurde unter anderem mit Borussia Dortmund in Verbindung gebracht und könnte bei der EM durchaus schon eine Rolle spielen.

Prognose für das Turnier:

Die Türkei hat das Pech trotz einer guten Mannschaft eine wirklich schwere Gruppe erwischt zu haben. Dennoch gibt es realistische Chancen auf einen Platz unter den letzten 16. Die Duelle mit Tschechien und Kroatien werden ausschlaggebend, vielleicht kann die Mannschaft vom erfahrenen Trainer Terim sogar die Spanier ärgern. Alles scheint möglich in Gruppe D, im Endeffekt muss das türkische Team die vorhandenen Offensivqualitäten auf den Platz bringen und in der Defensive mit allen verfügbaren Mitteln dagegenhalten. Steht man in der K.O.-Runde, dann ist vieles möglich!

Gruppe E:

Belgien:


Der Kader:

Tor: Courtois (Chelsea), Gillet (Mechelen), Mignolet (Liverpool)

Abwehr: Alderweireld, Vertonghen (Spurs), Meunier (Brügge), Vermaelen (Barcelona), Denayer (Galatasaray), J. Lukaku (Oostende), Kabasele (de Graafschap), Ciman (Montreal)

Mittelfeld: Nainggolan (Roma), Dembele (Spurs), Witsel (Zenit), Carrasco (Atletico), de Bruyne (Man. City), Hazard (Chelsea), Fellaini (Man. United), Mertens (Neapel)

Sturm: Lukaku (Everton), Benteke, Origi (Liverpool), Batshuayi (Marseille)


Stärken und Schwächen:

Die belgische Mannschaft gehört wieder einmal zu den Geheimfavoriten, weil sie mit vielen herausragenden Spielern ausgestattet ist und zudem seit der WM 2014 noch einmal wachsen konnte. Auch wenn Schlüsselspieler Hazard keine gute Saison beim FC Chelsea spielte, zeigte seine Formkurve am Ende nach oben und auch de Bruyne, Lukaku oder Dembele werden auf einem guten Niveau ins Turnier starten. Die Vorbereitung war etwas holprig, denn es fielen immer mehr Verteidiger aus, unter anderem muss die belgische Mannschaft auf Kompany und Lombaerts verzichten, auch Boyata fehlt. Die ohnehin problematische Situation in der Viererkette wird dadurch nicht gerade besser, denn die Belgier haben zwar sehr starke Innenverteidiger, aber außen drückt der Schuh. Unklar ist, ob man mit J. Lukaku (links) oder Meunier (rechts) zumindest einen Außenverteidiger aufstellen wird oder ob man die Viererkette gleich mit vier Innenverteidigern, wie zuletzt häufig praktiziert, ausstatten wird, was sicherlich für Probleme in Sachen Geschwindigkeit und bei der Unterstützung für die Offensive sorgen kann.

Während es also in der Defensive noch größere Baustellen gibt, sind die Probleme in den weiteren Mannschaftsteilen eher gering, es geht im Prinzip nur noch darum, welche Spieler optimal zueinander passen und wie man am ehesten eine homogene, gut ausbalancierte Mannschaft auf den Platz bekommt. Im Mittelfeld überzeugt Nainggolan durch seine kämpferische Art, darüber hinaus ist er sehr laufstark und kurbelt gerne die Offensive an. Fellaini ist ein kopfballstarker Spieler, der vor allem bei ruhenden Bällen eine Waffe ist, während Witsel durchaus als strukturgebendes Element fungieren kann. Hazard und de Bruyne sind überragende Einzelkönner und die Mischung im Sturm ist fantastisch, dazu sind fast alle Spieler noch relativ jung und können noch jahrelang in der Nationalmannschaft wirbeln. Auch die Harmonie in der Offensive stimmt und die Belgier sind nahezu unberechenbar, hatten aber in der Vergangenheit immer wieder Probleme mit der Chancenverwertung, weil es an der Präzision oder der Konzentration gefehlt hat.

Prognose für das Turnier:

Trotz der kurzfristigen Ausfälle in der Abwehr und der Probleme auf den Außenverteidigerpositionen gehört die belgische Mannschaft zu den besseren dieses Turniers und es ist davon auszugehen, dass die Mannschaft mit Italien um den Gruppensieg kämpfen wird, wenngleich sich diese Gruppe durchaus als tückisch entpuppen kann, aber gerade gegen die kampfstarken Iren sollte man mit Vertongen, Vermaelen & co. einiges entgegenzusetzen haben. Das Achtelfinale ist Pflicht, danach wird die Tagesform abhängig sein, eine Halbfinalteilnahme wäre zumindest keine große Überraschung.

Irland:

Der Kader:

Tor: Given (Stoke), Randolph (West Ham), Westwood (Sheffield)

Abwehr: Coleman (Everton), Clark (Villa), Christle, Keogh (Derby), Duffy (Blackburn), Ward (Burnley), OShea (Sunderland)

Mittelfeld: Whelan, Walters (Stoke), McGeady (Sheffield), McClean (WBA), McCarthy (Everton), Quinn (Reading), Hendrick (Derby), Meyler (Hull), Brady, Hoolahan (Norwich)

Sturm: Keane (LA Galaxy), Long (Southampton), Murphy (Ipswich)

Stärken und Schwächen:

Die Iren werden, angetrieben von ihren stimmungsvollen Fans, sicherlich wieder voller Enthusiasmus und hochmotiviert in dieses Turnier starten. Die Mannschaft von Trainer Martin ONeill ist wieder einmal der Außenseiter in ihrer Gruppe, aber wird alles daran setzen zumindest Platz 3 zu erreichen. Irland ist mit vielen kampfstarken und dynamischen Spielern ausgestattet, die in England unter Vertrag stehen und größtenteils auch über eine gewisse internationale Erfahrung verfügen. Besonders im Fokus steht immer noch der sehr erfahrene Keane, der sich aber mit einigen Blessuren herumschlagen muss und zuletzt ohnehin eher als Joker fungiert hat. Die irische Mannschaft ist sehr laufstark und kann längerfristige Druckperioden des Gegners dementsprechend problemlos überstehen, außerdem ist die Qualität von der Bank auf vielen Positionen annähernd so hoch wie die der Spieler aus der ersten Elf.

Wichtig wird vor allem die Defensive sein, denn für Torfestivals sind die Iren nicht bekannt. Auch gegen Deutschland in der Qualifikation bewies diese Mannschaft, wie gut sie sich in der Rolle des Underdogs zurechtfinden kann und wie schwer es ist Lücken zu finden, wenn die Defensive sich formiert hat. Irland hat Probleme, wenn man das Speil einmal selbst machen muss und die hohen Flanken auf Long unterbunden werden. Aus dem zentralen Mittelfeld werden nur selten Lösungen gefunden und es wird immer wieder der Ball auf die Außenbahn forciert, wo die Flügelspieler dann auf sich alleine gestellt sind. Irland wird bei diesem Turnier genau das machen, was sie können: Verteidigen und punktuell Nadelstiche setzen. So kann man durchaus erfolgreichen Fußball spielen.

Prognose für das Turnier:

Irland hat auf jeden Fall Ambitionen. Ob es allerdings möglich ist, diese auch zu bestätigen, hängt von vielen Faktoren ab. Es ist unwahrscheinlich, dass die Iren noch unterschätzt werden, umso wichtiger ist es, dass die irischen Tugenden bei diesem Turnier aufblühen und die Mannschaft defensiv stabil ist und in der Offensive eiskalt. Gelingt das, könnte Platz 3 in der Gruppe zu erreichen sein, mehr ist wohl leider nicht drin.

Italien:

Der Kader:

Tor: Buffon (Juventus), Marchetti (Lazio), Sirigu (Paris)

Abwehr: Barzagli, Bonucci, Chiellini (Juventus), Ogbonna (West Ham), Florenzi (Roma), de Sciglio (AC Mailand), Darmian (Man. United)

Mittelfeld: El Shaarawy, de Rossi (Roma), Parolo, Candreva (Lazio), Motta (Paris), Sturaro (Juventus), Giaccherini (Bologna), Bernardeschi (Florenz)

Sturm: Pelle (Southampton), Zaza (Juventus), Eder (Atalanta), Immobile (Torino), Insigne (Neapel)

Stärken und Schwächen:

Die italienische Mannschaft ist bei großen Turnieren immer gefährlich. Dieser alte Spruch bewahrheitet sich sehr häufig und tatsächlich sind die Vorzeichen der Italiener auch bei diesem Turnier nicht überragend, aber es ist davon auszugehen, dass die Mannschaft von Trainer Antonio Conte eine gute Rolle spielen wird. Prunkstück des Teams ist die eingespielte Defensive inklusive Torhüter-Oldie Buffon. Er spielt genauso wie Barzagli, Bonucci und Chiellini für Juventus Turin und kennt die Erwartungshaltung und den damit verbundenen Druck. Dieser Abwehrblock ist nur schwer zu überwinden und die unterstützenden Darmian, Florenzi oder de Sciglio werden veruschen die Abwehr zu einem wahren Bollwerk zu formieren. Das ist dieses Mal besonders wichtig, denn in anderen Mannschaftsteilen fehlt es an Qualität. Antonio Conte hat sich dafür entschieden viele erfahrene Spieler zu nominieren und strich talentierter Kicker wie Rugani aus dem Aufgebot, einzig Bernardeschi fährt als junger "Neuling" mit, auch wenn es noch weitere Kandidaten gegeben hätte.

Die Erfahrung und die damit verbundene Abgezocktheit sollen natürlich die fehlende individuelle Klasse aufgrund der Ausfälle von Marchisio und Verratti kompensieren. Beide Spieler fehlen verletzungsbedingt und das einst so hervorragend besetzte zentrale Mittelfeld ist auch durch die Formschwäche von de Rossi nicht mehr furchteinflößend, wenngleich immer noch mit guten Akteuren besetzt. Für die kreativen Momente soll vor allem der kleine, wuselige Insigne sorgen, der über hervorragende Qualitäten im Dribbling verfügt und auch im Abschluss wirklich stark ist, zudem hat er eine gute und erfolgreiche Saison mit dem SSC Neapel hinter sich. Fraglich ist, ob sich im Sturmzentrum wirklich jemand in den Fokus spielen kann. Alle Angreifer haben Qualität, aber es ist kein Stürmer der höchsten Kategorie vorhanden, was in engen Spielen durchaus ein Thema werden könnte. Fast schon tradionell gut sind die ruhenden Bälle, auch wenn ein Pirlo nicht mehr zum Aufgebot gehört.

Prognose für das Turnier:

Mit Italien muss man immer rechnen! Auch wenn der Kader einige Schwachstellen offenbart und auch wenn es an jungem, frischen Blut mangelt, sind die Italiener, vielleicht gerade weil sie ein wenig angeschlagen sind, sehr gefährlich. Der Angriff ist unberechenbar und kann zum entscheidenden Faktor werden - positiv oder negativ. Das Team von Trainer Conte wird das Achtelfinale erreichen, anschleßend wird niemand gerne gegen diese Elf spielen.

Schweden:

Der Kader:

Tor: Isaaksson (Kasimpasa), Olsen (Kopenhagen), Carlgren (Solna)

Abwehr: Augustinsson, Johansson (Kopenhagen), Granqvist (Krasnodar), Jansson (FC Turin), Lustig (Celtic), Lindelöf (Benfica), Olsson (Norwich), Lewicki (Malmö)

Mittelfeld: Larsson (Sunderland), Källström (Zürich), Ekdal (Hamburg), Forsberg (Leipzig), Durmaz (Piräus), Hiljemark (Palermo), Zengin (Trabzonspor), Wernbloom (ZSKA)

Angriff: Ibrahimovic (PSG), Berg (Panathinaikos), Kujovic (Norrköping), Guidetti (Celta)

Stärken und Schwächen:

Die schwedische Mannschaft ist gewiss mehr als nur Zlatan Ibrahimovic. Mit dem Triumph bei der vergangenen Europameisterschaft der U-21 Junioren hat der schwedische Nachwuchs seine Klasse unter Beweis stellen können und einige dieser Spieler gehören jetzt zum Aufgebot der A-Nationalmannschaft, darunter Lewicki oder Lindelöf. Ibrahimovic ist natürlich im Angriff ein bestimmendes Element und kann nicht nur die gesamte Mannschaft mitreißen, sondern entscheidet mit seiner unglaublichen individuellen Klasse regelmäßig Spiele im Alleingang. Sein Sturmpartner Guidetti, der vor einigen Jahren als eines der größten Talente in Europa gefeiert wurde, profitiert von Ibrahimovic und arbeitet sehr gut für ihn und auch mit ihm. Die Schweden haben keine Position, auf der die Mannschaft wirklich abfällt, allerdings auch nur den Angriff, der besonders hervorstechen kann.

Die Qualität der Bank ist ordentlich, man kann nahezu jeden Spieler ersetzen. Das ist wichtig, falls es im Turnier zu Blessuren oder Sperren kommt und natürlich kann sich der Gegner so nicht auf eine klare erste Elf einstellen. Ruhende Bälle sind definitiv ein probates Mittel der Schweden, gerade Källström oder Larsson können präzise und hart schießen und auch aus dem Spiel heraus per Distanzschuss gefährlich werden. Auf dem Flügel spielen mit Durmaz und Forsberg zwei schnelle Spieler, die gerne den Abschluss suchen, aber auch per Flanke gefährliche Szenen kreieren können. Die Defensive der Schweden ist gut, aber nicht überragend und wenn man sie unter Druck setzt, kann man Fehler erzwingen oder zumindest leichte Ballverluste in Form von weiten Klärungsaktionen provozieren. Das Mittelfeld ist insgesamt sehr laufstark, manchmal fehlt es aber an der nötigen Kreativität, wenngleich es zuweilen ausreicht den Ball zu Ibrahimovic zu befördern, in der Hoffnung, dass der Superstar eine geniale Idee hat.

Prognose für das Turnier:

Schweden wird voraussichtlich mit Irland um Platz 3 in dieser Gruppe kämpfen, muss sich aber vor Italien und Belgien nicht verstecken. Erik Hamren wird seine Mannschaft gut einstellen und Schwachstellen bei den Gegnern entdeckt haben. Vielleicht gelingt den Skandinaviern ein Coup und man schlägt in der Tat einen der beiden Favoriten, dann könnte Platz 2 durchaus realistisch sein und man könnte auf einen Gegner treffen, der mit etwas Glück zu bezwingen ist. Im Viertelfinale sollte aber spätestens Schluss sein.

KOMMENTARE
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ohneWitz
08.06.2016 | 20:08 Uhr
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ohneWitz : 
08.06.2016 | 20:08 Uhr
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ohneWitz : 
Wie immer das Lob am anfang
juberagender Blog!

Hinter Spanien kann in gruppe D natürlich alles passieren denke aber Kroatien wird sich platz 2 holen und die Türkei wird darauf hoffen müssen das sie sich über platz 3 Qualifizieren

in Gruppe E ist glaub ich eindeutig
Belgien und Italien werden weiter kommen Schweden wird sich platz drei sichern ob es dann reicht wird man wie bei der Türkei sehen
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DunkingDonut
05.06.2016 | 12:15 Uhr
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05.06.2016 | 12:15 Uhr
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Gruppe D ist echt interessant. Spanien wird da direkt geprüft, da hat es die deutsche Mannschaft schon etwas leichter erwischt. Denke dennoch, dass die Spanier sich den Gruppensieg recht souverän holen werden.
Platz 2-4 wird aber interessant, da sind die Kroaten natürlich leicht favorisiert, aber wie du auch schon schreibst, fehlt es da vor allem in der Verteidigung etwas an Qualität.

In Gruppe E sollten sich Belgien und Italien eigentlich um Platz 1 streiten, traue Irland und Schweden da keine Überraschung zu.


Tschechien und Schweden haben ja beide schon qualitativ hochwertigere Kader beisammen gehabt, wenn man da an die Zeit von Nedved, Baros, Smicer, Rosicky oder eben Ljungberg, Larsson, Ibra denkt...
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Voegi
MODERATOR
04.06.2016 | 12:19 Uhr
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Voegi : 
04.06.2016 | 12:19 Uhr
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Voegi : 
auch das wieder: sehr starke vorschau.

ich persönlich glaube ja nicht, dass belgien so groß auftrumpfen wird, wie viele meinen. aber lasse mich gerne überraschen. italien wird nach verkorksten wm jetzt bei der em wieder vorne dabei sein. in jedem fall sehr interessante gruppe. wobei die spanien-gruppe kaum weniger spannend ist.
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Bayerntime
04.06.2016 | 09:15 Uhr
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Bayerntime : 
04.06.2016 | 09:15 Uhr
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Bayerntime : 
Sehr starkes Ding wieder !
Wie immer 10 Punkte
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KoenigRibery
03.06.2016 | 18:33 Uhr
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03.06.2016 | 18:33 Uhr
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Die Gruppe D ist meiner Meinung nach relativ schwer zu bewerten.

Spanien ist natürlich der klare Favorit. Platz 2-4 ist allerdings absolut offen. Auf dem Papier müsste man von Kroatien ausgehen, die allerdings zu selten das vorhandene Potenzial auch auf den Platz bekommen.

Ich schätze, dass sich die Türkei mit Kroatien um Platz 2-3 duellieren wird. Die Tschechen, sehe ich dann eher an letzter Stelle.
____________

In der Gruppe E ist Belgien der klare Favorit, dahinter sehe ich Italien. Irland und Schweden kämpfen um Platz 3.

Auch hier gibt es nichts zu meckern, gute und aufschlussreiche Übersicht.

And 10 Points goes to, Tf !
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