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EURO 2016


Gründer: Voegi | Mitglieder: 12 | Beiträge: 2
Von: Talentfrei
07.06.2016 | 5316 Aufrufe | 4 Kommentare | 3 Bewertungen Ø 10.0
Wer setzt sich durch?
Die Gruppen A und B im Check
Gastgeber, britische Power und krasser Außenseiter

Gruppe A (Vorgestellt von Pooh)

Frankreich

Kader

Tor: Costil (Rennes), Lloris (Spurs), Mandanda (Marseille)

Abwehr: Digne (Roma), Evra (Juventus), Jallet, Umtiti (Lyon), Koscielny (Arsenal), Mangala, Sagna (Man. City), Rami (FC Sevilla)

Mittelfeld: Cabaye (C. Palace), Schneiderlin (Man. United), Kante (Leicester), Matuidi (PSG), Pogba (Juventus), Sissoko (Newcastle), Payet (West Ham)

Sturm: Martial (Man. United), Coman (Bayern), Gignac (Tigres), Griezmann (Atletico), Giroud (Arsenal)

Stärken/Schwächen: In den letzten 10 Jahren konnten die Franzosen bei großen Turnieren nie weiter als bis in das Viertelfinale kommen. Das versucht man nun bei der EM im eigenen Land zu ändern. Da man sich nicht qualifizieren musste, bestritt die Mannschaft einige Freundschaftsspiele, die überwiegend erkenntnisreich und positiv verliefen, viele Spieler wurden getestet und junge Talente wie Martial, Coman oder Laporte eingebaut. Die Mannschaft ist sehr ausgewogen, iine Schwachstelle könnte die durch Verletzungen geschwächte Abwehr sein, die zwar immer noch gut besetzt ist, aber neue Automatismen entwickeln muss. Das Mittelfeld ist mit Akteuren wie Pogba, Matuidi und Kantè sehr stark, besonders die physische Komponente ist extrem gut ausgeprägt. Der Sturm ist mit Griezmann, Giroud und Martial nicht nur individuell herausragend, sondern auch sehr flexibel, denn Griezmann und Martial können auch über die Außenbahnen kommen, was die Franzosen unberechenbar macht. Das Team ist technisch gut ausgebildet und ist ein sehr unangenehmer Gegner, zudem hat Deschamps viel Zeit und Mühe investiert um eine homogene Truppe zusammenzustellen. Bereits bei der Weltmeisterschaft 2014 begeisterte die französische Mannschaft phasenweise mit tollen Kombinations- und berauschendem Offensivfußball, ehe sie sehr knapp gegen den späteren Weltmeister aus Deutschland ausschied. Neben der eventuell mangelnden Abstimmung in der Abwehr könnte es eine Rolle spielen, dass es dem Mittelfeld vielleicht etwas an der Kreativität fehlt.

Prognose: Gelingt es den Franzosen die Vorrunde zu überstehen und sich sofort Selbstvertrauen zu verschaffen, wovon im Normalfall auszugehen ist, ist alles möglich. Les Bleus haben bereits die letzten beiden großen Turniere im eigenen Land gewonnen und werden von der Euphorie getragen zu Höchstleistungen angespornt. Die Mannschaft besteht aus unheimlichen vielen hervorragenden Spielern, eine gute Mischung aus Erfahrung und Talent ist ebenfalls vorhanden. Neben Deutschland und Spanien ist das französische Team sicherlich der Favorit auf den Gewinn der Europameisterschaft. Gelingt es Trainer Didier Deschamps seine Elf gut einzustellen und kommen die Spieler anders als Brasilien mit dem großen Druck und der hohen Erwartungshaltung zurecht, kann der Europameister 2016 Frankreich heißen.

Rumänien

Kader

Tor: Tatarusanu (Florenz), Pantilimon (Watford), Lung (Giurgiu)

Abwehr: Sapunaru (Targu Jiu), Matel (Zagreb), Chiriches (Neapel), Gaman (Giurgiu), Moti (Ludogorets), Grigore (Al-Sailiya), Rat (Rayo), Filip (D. Bukarest)

Mittelfeld: Pintilii, Chipciu, Stanciu, Popa (S. Bukarest), Hoban (Beer Sheva), Prepelita (Ludogorets), Torje (Osmanlispor), Sanmartean (Al-Ittihad)

Sturm: Kessere (Ludogorets), Alibec (Giurgiu), Andone (Cordoba), Stancu (Gencerbirligi)

Stärken/Schwächen: Nach acht Jahren ohne Teilnahme an einem großen Turnier meldet sich Rumänien im Sommer 2016 bei der Europameisterschaft in Frankreich auf höchster internationaler Bühne zurück. Man qualifizierte sich als 2. in der Gruppe, unter anderem vor Griechenland und bestach vor allem durch eine sehr gute und eingespielte Defensive, die von den Offensivkräften häufig gut unterstützt wurde. Jeder Im Team kämpft für den anderen und die läuferische Qualität ist sehr hoch. Der Kader von Rumänien ist mit einigen relativ unbekannten Spielern gespickt, was aber kein großes Problem ist, denn die Mannschaft ist wirklich gut zusammengestellt und die einzelnen Spielertypen passen gut zusammen. Durch die Nichtnominierung von Maxim rücken neben Abwehrchef Chiriches vor allem die offensiven Spieler Stanciu und Chipciu in den Fokus, die für Schwung und Belebung im rumänischen 4-2-3-1-System sorgen sollen. Die Vorbereitungsspiele waren phasenweise recht turbulent und man merkte, dass die Defensive zurzeit noch nicht so gefestigt ist, allerdings wurde das in der Vorbereitung thematisiert und die Organisation in der Verteidigung sollte sich zu Turnierbeginn verbessert haben. Wenn die Rumänen mit dem Ball agieren, fehlt es oftmals an den nötigen Ideen, auch unter Druck geschehen zu viele Fehler und unsaubere Pässe, die Kontrolle fehlt häufig. Allerdings ist die Mannschaft bei ruhenden Bällen durchaus sehr stark.

Prognose: Die größte Stärke Rumäniens war während der EM-Qualifikation, in der nur zwei Gegentore kassiert wurden, fraglos die Defensive und eine insgesamt gute Organisation der Mannschaft. Um in Frankreich über die Vorrunde hinauskommen zu können, ist eine kompakte Spielweise oberste Voraussetzung, doch gleichzeitig ist es nötig, dass Coach Iordanescu mit seinem Team offensiv eine Strategie entwickelt, die in den vergangenen Monaten fehlte. Wichtig ist außerdem, dass der dribbelstarke Torje seine Form findet. Steht die Defensive kompakt und findet sich neben einem Offensivkonzept auch noch ein Torjäger, scheint dank der Defensivstärke bei einer guten und glücklichen Auslosung sogar das Viertelfinale in Reichweite zu sein.

Schweiz

Kader

Tor: Bürki (Dortmund), Hitz (Augsburg), Sommer (Gladbach)

Abwehr: Elvedi (Gladbach), Djourou (Hamburg), Lichtsteiner (Juventus), Schär (Hoffenheim), Rodriguez (Wolfsburg), Lang (Basel), von Bergen (YB Bern), Moubandje (Toulouse)

Mittelfeld: Xhaka (Gladbach), Shaqiri (Stoke), Behrami (Watford), Dzemaili (Genua), Fernandes (Rennes), Frei (Mainz), Tarashaj (Grasshoppers)

Sturm: Seferovic (Frankfurt), Embolo (Basel), Mehmedi (Leverkusen), Zakaria (YB Bern), Derdiyok (Kasimpasa)

Stärken/Schwächen: Nach einer langen Durstrecke ohne Teilnahme an einem großen Turnier, die von 1966 bis 1994 anhielt, ist die Nationalmannschaft der Schweiz in der jüngeren Vergangenheit Stammgast bei Welt- und Europameisterschaften. In die Qualifikation startete die Schweiz zwar mit zwei Niederlagen gegen England und Slowenien, doch von den folgenden acht Spielen gewannen die Eidgenossen sieben und sicherten sich damit schon vorzeitig als Gruppenzweiter das Ticket zur EURO. Leider sind einige Spieler zurzeit nicht in ihrer besten Verfassung, umso wichtiger sind die letzten Trainingseinheiten, Selbstvertrauen soll generiert werden. Die Abwehr ist mit Leistungsträgern wie Lichtsteiner und Rodriguez gut besetzt, allerdings geht dem Defensivzentrum ein wenig die Qualität ab, Schär, Djourou oder Elvedi sind zwar ordentliche Spieler, aber haben nicht das Niveau der Außenverteidiger. Xhaka wird der Taktgeber im Mittelfeld sein und die Mannschaft mit seiner positiven Energie vorantreiben wollen. Er ist vor allem für die Balance im Team wichtig und ein elementarer Bestandteil der Schweizer Mannschaft. Die Stürmer um Seferovic und Embolo werden versuchen so effektiv wie möglich zu sein, dabei kommt es vor allem auf Spieler wie Shaqiri an, die entsprechende Vorlagen liefern müssen. Im Konterspiel sind die Schweizer potenziell sehr gefährlich, das Umschalten auf die Defensive funktioniert aber nicht immer, zudem gibt es hier und da fatale individuelle Fehler. Die Vorbereitung war ordentlich und es konnte genau das getestet werden, was wichtig war, dennoch muss an weiteren Stellschrauben gedreht werden.

Prognose: Die Schweiz hat schon bei der WM 2014 gezeigt, längst keine kleine Fußballnation mehr zu sein. Der Kader ist in der Breite wie auch in der Spitze gut besetzt und lässt die Eidgenossen träumen. EM Gruppe A mit Frankreich, Albanien und Rumänien sollte die Schweiz überstehen, auch wenn die Equipe Tricolore wohl eine Nummer zu groß ist. Doch gegen die beiden anderen Gruppengegner ist die Nati sicher der klare Favorit und sollte sich in Normalform durchsetzen. Als Gruppenzweiter würde man auf den Zweiten der Gruppe C treffen und hätte daher auch im Achtelfinale gute Chancen auf ein Weiterkommen. Das Viertelfinale der EM 2016 ist durchaus realistisch, dann dürfte aber im Normalfall Endstation sein, denn von den ganz großen Nationen trennt die Schweiz doch noch einiges.

Albanien

Kader

Tor: Berisha (Lazio), Hoxha (Partizan), Shehi (Skenderbeu)

Abwehr: Ajeti (Frosinone), Aliji (Basel), Mavraj (Köln), Hysaj (Neapel), Cana (Nantes), Agolli (Karabag), Veseli (Lugano)

Mittelfeld: Memushaj (Pescara), Kukeli (Zürich), Kace (PAOK), Lila (PAS), Basha (Como Calcio), Roshi (Rijeka), Lenjani (Nantes), Xhaka (Basel), Abrashi (Freiburg)

Sturm: Balaj (Rijeka), Cikalleshi (Basaksehir), Sadiku (Vaduz), Gashi (Colorado)

Stärken/Schwächen: Noch nie ist es der Nationalmannschaft Albaniens gelungen, sich für die Endrunde einer Welt- oder Europameisterschaft zu qualifizieren, bis zum Herbst 2015, als am Ende der Qualifikation für die EM 2016 der zweite Platz in Gruppe I hinter Portugal feststand, der gleichbedeutend mit dem Ticket für die Endrunde in Frankreich war. In einer turbulenten Gruppenphase, auf der wegen des Skandalspiels in Serbien auf ewig ein Schatten liegen wird, setzte sich die Mannschaft am Ende aber verdient durch und war sehr stolz, nicht einmal in die Playoff-Spiele gehen zu müssen. Die Mannschaft ist defensivstark und es ist schwierig gegen die Albaner viele hochkarätige Chancen herauszuspielen. Mit Hysaj, Cana und Mavraj sind hier auch drei der individuell besten Spieler im Aufgebot. Die grundsätzliche Organisation ist gut, die Truppe ist sehr gut ausbalanciert und spielt mir einem großen Enthusiasmus, mit dem man einige individuelle Probleme hervorragend kaschieren kann. Im Kreativbereich und generell in der Offensive gibt es bei Albanien aber kleinere Probleme. Einen Gegner spielerisch zu bearbeiten fällt der Mannschaft schwer, eher interessant sind Konterangriffe und ruhende Bälle.

Prognose: Albanien wird bei der EM 2016 nur als echtes Team eine Chance haben, vielleicht als einer der besten Gruppendritten ins EM Achtelfinale vorzustoßen. Volle Konzentration von der ersten bis zur letzten Minute sowie bedingungsloser Einsatzwillen in einer guten Organisation sind dafür die obersten Voraussetzungen. Das größte Problem der Mannschaft ist das Fehlen eines echten Torjägers, was in direktem Zusammenhang mit der trotz erfolgreicher Qualifikation oftmals fehlende Durchschlagskraft steht. Kann diese Schwäche nicht anderweitig, etwa durch Standards, kompensiert werden, wird es am Ende nicht für die letzten 16 reichen, wenngleich gerade gegen Rumänien durchaus etwas möglich ist. Ein Sieg in diesem Spiel wäre wohl gleichbedeutend mit dem Ticket für die Runde der letzten 16.

Gruppe B

England

Kader

Tor: Forster (Southampton), Hart (Man. City), Heaton (Burnley)

Abwehr: Bertrand (Southampton), Rose, Walker (Spurs), Cahill (Chelsea), Smalling (Man. United), Stones (Everton), Clyne (Liverpool)

Mittelfeld: Alli, Dier (Spurs), Henderson, Lallana, Milner (Liverpool), Barkley (Everton), Wilshere (Arsenal), Sterling (Man. City)

Sturm: Rashford, Rooney (Man. United), Sturridge (Liverpool), Kane (Spurs), Vardy (Leicester)

Stärken/Schwächen: Die englische Nationalmannschaft kämpfte sich extrem souverän durch die Qualifikation, kassierte nur in zwei Spielen (jeweils gegen Slowenien) überhaupt Gegentreffer, erzielte außer in Estland immer mehr als ein eigenes Tor und gewann alle 10 Spiele, dabei schlug man die Schweiz zweimal sehr souverän mit 2:0 und ließ nie Zweifel an der Qualifikation aufkommen. Der Vorteil der englischen Mannschaft ist, dass es in den letzten Jahren einige junge, talentierte Spieler gab, die in ihren Vereinen eine bedeutende Rolle spielten und entsprechend schon früh ein Thema für die Nationalmannschaften wurden, die nach dem Rücktritt von prägenden Kräften wie Lampard oder Gerrard eine elementare Lücke schließen musste. Spieler wie Kane, Stones, Barkley, Alli, Dier oder Clyne spielten zuletzt eine große Rolle, sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft. Eine Vielzahl der jungen Spieler, die in den letzten 2-3 Jahren unter Roy Hodgson debütierten, ist voll im Rhythmus und beim eigenen Verein gesetzt.

Englands Team ist trotz der Ausfälle von Offensivkräften wie Chamberlain oder Welbeck sehr gut besetzt, die Spieler sind im Gegensatz zur Vergangenheit auch bei ihren Vereinen eine Stütze und die Mannschaft ist vor allem variabler, kann viele verschiedene Spielertypen ins Spiel bringen und sich entsprechend am Gegner orientieren. Hinzu kommt, dass Jack Wilshere nach knapp einem Jahr Verletzungspause wieder topfit zu sein scheint und beim Turnier eine gute Rolle spielen könnte. Die Engländer sind in der Lage in jeder Phase des Spiels durch individuelle Aktionen einen Spiel zu entscheiden, besonders Vardy und Kane glänzen mit einem hervorragenden Torriecher, aber auch Sturridge kann, wenn fit, einer der Topstürmer des Turniers sein. Das Mittelfeld ist sehr dynamisch, äußerst laufstark und wenn Rooney in der zurückgezogenen Rolle hinter dem Angriff spielt auch noch kreativ, wobei diese Kreativität auch von Henderson oder Wilshere ausgehen kann. Abstriche machen müssen die Engländer in der Abwehr, die ein bisschen abfällt, gerade im Spielaufbau sind kleinere Mängel festzustellen, auch die mangelnde Beweglichkeit vor allem von Cahill ist ein Ansatz für die Gegner.

Prognose: In ihrer Gruppe müssen die Engländer nicht nur weiterkommen, sondern eigentlich auch Gruppensieger. Die Mannschaft von Trainer Roy Hodgson kennt die Favoritenrolle und befindet sich in einer guten Verfassung. Im März schlug man Deutschland, in der Vorbereitung die Türkei, außerdem scheint Hodgson eine gute Formation gefunden haben, die sich flexibel anpassen und durch kleine Veränderungen auch während eines laufenden Spiels optimieren lässt. Die junge Mannschaft hat nur wenige Superstars in ihren Reihen, was durchaus auch ein Vorteil sein kann. Zwar ist man schon in der Pflicht den Gruppensieg zu erreichen, einen extremen Erfolgsdruck verspürt die Mannschaft aber nicht und so kann es definitiv sein, dass man gerade in den K.O.-Duellen mit einer gewissen Unbekümmertheit in die Spiele gehen wird. England hat definitiv die Qualität im Kader um das Viertelfinale, bei entsprechendem Gegner vielleicht auch das Halbfinale zu erreichen, denn gerade die läuferischen Fähigkeiten und viele strukturgebende Mittelfeldspieler könnten in den wichtigen Spielen den Unterschied machen.

Russland

Kader

Tor: Akinfeev (ZSKA), Lodygin (Zenit), Guilherme (Lok. Moskau)

Abwehr: A. Berezutski, V. Berezutski, Ignashevich, Schennikov (ZSKA), Smolnikov (Zenit), Neustädter (Schalke), Shishkin (Lok. Moskau), Kombarov (Spartak)

Mittelfeld: Golovin, Shirokov (ZSKA), Samedov (Lok. Moskau), Glushakov (Spartak), Mamaev, Torbinski (FC Krasnodar), Ivanov (Grozny), Yusupov (nachnominiert), Shatov (Zenit)

Sturm: Smolov (Krasnodar), Kokorin, Dzyuba (Zenit)

Stärken/Schwächen: Zwei Jahre vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land gibt es für das russische Team noch einiges zu tun. Die Mannschaft ist nicht schlecht, hat aber einige Problempositionen und es kommt auf manchen Positionen recht wenig nach. Die Testspiele Im März nach einer insgesamt souveränen und direkten Qualifikation waren ordentlich, auch wenn man gegen EM-Gastgeber Frankreich mit 4:2 verlor. Das andere Spiel gegen Litauen endete mit 3:0. Trainer Slutski ist trotz seiner 44 Jahre schon länger im Geschäft und entsprechend erfahren, er kennt einige seiner Spieler von ZSKA, wo er immer noch aktiv ist. Ein Vorteil für die Russen ist die aktuelle Eingespieltheit, dieses Team ist im Kern teilweise schon viele Jahre zusammen und kennt sich gut, es gibt einige funktionierende Automatismen und die Philosophie der letzten Jahre wird weiterhin durchgezogen. Es sollten allerdings gerade perspektivisch immer wieder junge Spieler eingebaut werden, das gelang zuletzt aber eher weniger, lediglich der hochveranlagte Golovin kam gegen Frankreich zu seinem Debüt und wird auch beim Turnier eine Rolle spielen. Der Mannschaft fehlt es also etwas an frischem Blut, auch wenn die Erfahrung für sie spricht. Ein Umbruch bis 2018 wird aber nur sehr schwer zu realisieren sein.

Russland verfügt über einige gute Techniker, die hervorragend mit dem Ball umgehen und ihn auch mal über einen längeren Zeitraum behaupten können. Das Ballbesitzspiel ist ein wichtiger Faktor, aber nicht mehr so dominant, wie es vor einigen Jahren war. Dafür ist die Mannschaft flexibler und hat mit Dzyuba und Kokorin zwei Angreifer in ihren Reihen, die sich sehr gut ergänzen und recht verschieden sind. Sehr bitter und eine klare Schwächung ist der Ausfall von Mittelfeldstar Dzagoev, der aufgrund einer längerfristigen Verletzung das Turnier verpassen wird. Seine Aufgaben müssen nun umverteilt werden, denn Dzagoev war an vielen Angriffen beteiligt, ist ein technisch versierter Kreativspieler und suchte gerne den Abschluss. Torbinski wurde nachnominiert, Shirokov wird vermutlich die Dzagoev-Rolle übernehmen, zusammen mit dem jungen Golovin oder Ivanov. Die Mannschaft von Slutski ist grundsätzlich aber offensiv stärker als in der Defensive. Der zwar erfahrenen, aber mittlerweile doch etwas unbeweglichen Abwehr fehlt es an Impulsen, junge Spieler kommen kaum nach und so haben die Russen nun Neustädter eingebürgert, der russische Vorfahren besitzt. Es ist noch fraglich wie seine Rolle bei der EM aussehen wird, da er erst kurz vor dem Turnier erstmalig zur Mannschaft stoßen konnte. In der Luft ist die Verteidigung recht stark, am Boden mittlerweile eben nicht mehr, da wird es auch darauf ankommen, dass die Außenverteidiger sehr diszipliniert spielen und die Offensivkräfte entsprechend mitverteidigen. Bei ruhenden Bällen können gerade Berezutski, Ignashevich und Dzyuba für Gefahr sorgen, das sollte man keinesfalls unterschätzen.

Prognose: Russland hat in dieser Gruppe gute Chancen auf das Weiterkommen, eigentlich sollte sogar Platz 2 möglich sein. Gegenüber der Slowakei und auch Wales hat man in weiten Teilen der Mannschaft individuelle Vorteile, dazu kommt die Eingespieltheit und die Erfahrung, auch in solchen großen Turnieren, die zum Beispiel die Waliser überhaupt nicht haben. Gegen England sind die Russen Außenseiter, könnten aber mit einer guten taktischen Einstellung, viel Kampf, etwas Glück und einer entsprechenden Effizienz für Furore sorgen und den Gruppenfavoriten überraschen. Die russische Mannschaft muss die Probleme in der Innenverteidigung kaschieren oder Neustädter so schnell wie möglich integrieren, wobei man dann Gefahr läuft, dass die Abstimmung oder Eingespieltheit abhanden kommt. Wenn Russland die Gruppe übersteht, wird man abwarten müssen, welcher Gegner auf die Sbornaja zukommt. Gegen individuell überlegene Gegner sollte nicht viel möglich sein, dementsprechend wird im Achtelfinale, spätestens aber im Viertelfinale Endstation sein.

Wales

Kader

Tor: Hennessey (Palace), Ward (Liverpool), Williams (Inverness)

Abwehr: Davies (Tottenham), Richards (Fulham), Taylor (Swansea), Gunter (Reading), Williams (Swansea), Collins (West Ham), Chester (WBA)

Mittelfeld: Ramsey (Arsenal), Ledley (Palace), Allen (Liverpool), Vaughan (Nottingham), Cotterill (Birmingham), King (Leicester), Williams (Fulham), Edwards (Wolves)

Sturm: Robson-Kanu (Reading), Vokes (Burnley), Church (Nottingham), Bale (Real Madrid)

Stärken/Schwächen: Etwas überraschend qualifizierte sich die walisische Mannschaft direkt für die Europameisterschaft, aber in ihrer Gruppe konnten sie unter anderem die Belgier bezwingen und lieferten einige gute Spiele ab. Geführt von erfahrenen und individuell sehr starken Profis wie Ben Davies, Ashley Williams, Aaron Ramsey und Gareth Bale sind die Waliser in der Lage auch die etwas schwächeren Einzelspieler mitzuziehen und insgesamt ein ordentliches bis gutes Niveau zu erreichen. Unterstützt von Ledley, Chester, Allen oder Taylor findet sich schnell eine schlagkräftige Truppe, die nicht einfach zu bespielen ist. Die Testspiele im März waren nicht erfolgreich, allerdings fehlten unter anderem Ramsey und Bale und die Waliser testeten verschiedene Systeme. Gegen die Ukraine verlor man mit einer fluiden Mischung aus Dreier- und Fünferkette mit 0:1, gegen die Nordiren gelang immerhin ein Remis: 1:1 bei einer 4-5-1-Formation. Sicher fehlt es den Walisern an Erfahrung bei großen Turnieren, andererseits haben zahlreiche Spieler Erfahrungen in der Europa League und der Champions League, kennen derartiges Niveau also und sind auch mit Drucksituationen vertraut.

Der große Konkurrenzkampf spornt jeden einzelnen Spieler an, trotzdem gibt es einen beachtlichen Zusammenhalt innerhalb des Teams. Die Mannschaft von Trainer Chris Coleman verfügt zumindest über einige typisch britische Attribute. Der Großteil des Kaders besitzt eine gute Physis und ist entsprechend robust und zweikampfstark, zudem ist das Team im läuferischen Bereich sehr gut und kann über 90 Minuten fighten bis zum Umfallen. Die Spieler kennen sich und sind gut eingespielt, außerdem können mehrere Formationen gespielt werden. Der Vorteil gegenüber kleineren britischen Teams aus der Vergangenheit, sei es Schottland, Nordirland oder Vorgängermannschaften der Waliser ist, dass es auch technisch versierte Spieler gibt, die für Kreativität sorgen und Situationen auch einmal spielerisch lösen können. Ashley Williams von Swansea ist ein technisch guter Innenverteidiger mit einem sehr guten Spielaufbau, der beim Kreieren von Torchancen hilft. Auch Davies von Tottenham als Antreiber oder Allen, der beim FC Liverpool unter Vertrag steht, können Bale und Ramsey entlasten und wichtige Aufgaben übernehmen. Außerdem sind Standards jederzeit gefährlich, nicht nur wegen der kopfballstarken Spieler, sondern auch, weil gerade Bale ein sehr guter Schütze ist. Die Schwächen der Waliser liegen größtenteils auf der Hand, nämlich ein Mangel an Erfahrung, abfallende Qualität auf manchen Positionen, daraus resultierende individuelle Fehler und nicht genügend Optionen von der Bank, um noch einmal Zeichen zu setzen oder viel Qualität ins Spiel zu bringen.

Prognose: Die walisische Mannschaft ist schwer einzuschätzen, sollte aber definitiv die Möglichkeit haben, sich zu zeigen und für eine Überraschung zu sorgen. Gegen Russland sollte man leichter Außenseiter sein, aber Wales hat definitiv die Mittel um die Russen in Schach zu halten und sie vor Aufgaben zu stellen, gerade Bale mit seiner Schnelligkeit könnte ein Faktor sein, wenn er sich mal in die Mitte fallen lässt und mit Schwung auf die Innenverteidigung zuläuft. Die Chancen gegen die Slowakei sind allerdings besser, denn dort kann man individuell gut mithalten und hat auch keine Probleme in Sachen Erfahrung. Besonders brisant wird das Duell mit Nachbar England, bei dem die Mannschaft von Trainer Coleman zwar Außenseiter ist, aber sicher besonders motiviert sein wird. Man will dem großen Nachbarn ein Bein stellen und wird über die eigenen Grenzen hinausgehen müssen. Mit einer disziplinierten Verteidigung und einer guten taktischen Einstellung, besonders was die Konterangriffe und die dafür benötigte Präzision angeht, könnte etwas möglich sein. Insgesamt ist Platz 3 realistisch, verliert man gegen die Slowakei, muss in einem anderen Spiel eine Überraschung gelingen. In der K.O.-Runde selbst sollte nicht mehr viel möglich sein.

Slowakei

Kader

Tor: Kozacik (Pilsen), Novota (Rapid), Mucha (Bratislava)

Abwehr: Pekarik (Hertha), Gyömber (Roma), Hubocan (D. Moskau), Durica (L. Moskau), Salata (Bratislava), Svento (Köln), Skriniar (Sampdoria), Skrtel (Liverpool)

Mittelfeld: Pecovski (Zilina), Sestak (Ferencvaros), Mak (PAOK), Hrosovsky (Pilsen), Duda (Legia), Stoch (Bursaspor), Weiss (Al Gharafa), Kucka (Milan), Gregus (Jablonec), Hamsik (Neapel)

Sturm: Duris (Pilsen), Nemec (Willem II)

Stärken/Schwächen: Die Slowakei überraschte in der Vorbereitung auf das Turnier mit einem 3:1 im Testspiel gegen die DFB-Auswahl und war auch in den vorherigen Testspielen im Jahr 2016 durchaus auf einem ordentlichen Niveau unterwegs. Georgien schlug man ebenfalls mit 3:1, gegen Lettland und Irland gab es jeweils ein Remis. Nach einer gelungenen Qualifikation in einer Gruppe mit dem amtierenden Europameister Spanien und den unangenehmen Ukrainern schlug man in den anschließenden Tests mit Schweiz und Island zwei weitere EM-Teilnehmer. Die Slowakei tut sich gerne einmal schwer, wenn sie den ball hat und das Spiel machen muss, die Mannschaft von Trainer Kozak reagiert lieber und verteidigt und verschiebt sehr gut um dem Gegner so wenig Platz wie möglich zu bieten. Wichtig wird sein, dass Führungsfiguren wie Skrtel und vor allem Hamsik eine gute Form mitbringen und schnell ihren Rhythmus finden, denn wenn sie nicht funktionieren ist es schwierig die Balance aufrecht zu erhalten. Zwar gibt es Probleme im Sturmzentrum, da sowohl Duris als auch Nemec einiges für das Topniveau fehlt, allerdings sind Mak, Sestak, Hamsik und die beiden Dribbler Weiss und Stoch auch gut im Abschluss oder können zumindest gefährliche Szenen kreieren.

Der Kader und die Ausrichtung der Slowaken ist prädestiniert dafür einen individuell überlegenen Gegner vor Probleme zu stellen und situativ auszukontern. Das Pressing ist nicht besonders aggressiv, aber erfüllt seinen Zweck, der Spielaufbau des Gegners wird zumindest phasenweise ganz ordentlich gestört. Wichtiger ist aber, dass die Defensive sehr gut eingespielt ist und verschiedene Spieler gute Zweikampffähigkeiten haben und potenzielle Gefahren gut erkennen können. Bei ruhenden Bällen ist die slowakische Mannschaft durchaus auch gefährlich, die Innenverteidiger sind groß und aus dem Rückraum können gefährliche Schüsse abgefeuert werden. Die schnellen, dribbelstarken Außenspieler, die im Konterspiel wichtig sind, haben allerdings Probleme mit ihrer Konstanz, obwohl sie ein großes Repertoire an Fähigkeiten und eine Menge Talent mitbringen gelang sowohl Stoch als auch Weiss, die sehr hoch gehandelt wurden, nicht der Durchbruch. Insgesamt ist der slowakische Kader sehr ordentlich, die Strategie gut durchdacht und die Erwartungshaltung sehr realistisch, sodass der ganz große Druck ausbleibt und die Vorzeichen für ein gutes Turnier gegeben sind.

Prognose: Mit einer gesunden Portion Selbstvertrauen und absolut realistischen Erwartungen gehen die Slowaken in die EM-Endrunde. Die Stimmung ist gut, die Vorbereitung war erfolgreich und so richtig auf dem Zettel hat diese Mannschaft trotz des Sieges gegen die DFB-Auswahl niemand. Klar ist, dass die Slowakei bei dem neuen Modus der Europameisterschaft auf jeden Fall eine Chance auf das Achtelfinale hat, denn für die Mannschaft von Jan Kozak gilt das gleiche wie für die Waliser: das direkte Duell muss gewonnen werden, es sei denn es gelingt eine Überraschung gegen Russland oder England. Und gerade hierbei wird es knifflig, denn gegen Wales werden die Slowaken zumindest teilweise das Spiel machen müssen, was ihnen nicht besonders liegt. Findet das Team in diesem Spiel Optionen, ist auf jeden Fall Platz 3, vielleicht sogar Platz 2 möglich.

ø 10.0
KOMMENTARE
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ohneWitz
09.06.2016 | 15:00 Uhr
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ohneWitz : 
09.06.2016 | 15:00 Uhr
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ohneWitz : 
Wie immer.juberragend

Ich denke in gruppe a kommen Frankreich und die schweiz weiter

Gruppe B kann nach england alles passieren ich gehe aber mal mit das russland auf platz 2 durch kommt und sich in dieser gruppe keiner über platz 3 qualifiziert
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riquelminho
MODERATOR
07.06.2016 | 16:19 Uhr
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07.06.2016 | 16:19 Uhr
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gewohnt gute vorschau

habs schon im anderen thread geschrieben: frankreich ist stark aber wird mir im vorfeld tendeziell etwas zu sehr gehypt.

frankreich wird am häufigsten genannt als favorit, da kommt es mir manchmal so vor, als ob da einfach wenig darüber nachgedacht wurde - ähnlich wie bei brasilien 2014. da hatte ich ja die ehre, bei der vorschau mitzuwirken und die redakteure hatten sich fast alle etwas unkreativ auf gastgeber brasilien festgelegt und substanzielle bedenken wetesgehend unter den tisch fallen lassen.

die schon von dir angesprochenen punkte abwehr und auf top-niveau mangelnde kreativität im mf möchte ich noch mit der trainerfrage ergänzen. mal sehen... auf jeden fall gehören sie zu den favoriten, ohne zweifel.
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Bayerntime
07.06.2016 | 15:03 Uhr
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Bayerntime : 
07.06.2016 | 15:03 Uhr
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Bayerntime : 
Sehr gut wieder mal !
Frankreich geht durch die Gruppe wohl ziemlich locker durch. Sind für mich DER Topfavorit auf den Titel. Als zweiten der Gruppe sehe ich die Schweizer. Die sich trotz der weniger guten Ergebnisse zuletzt wieder fängt!

England wird wohl auch locker durch die Gruppe gehen. Haben ne sehr starke Truppe beisammen. Einzig ne richtiger Flügelspieler könnte fehlen.
Danach werden Russland und die Slowakei die Plätze 2 und 3 ausmachen.

Natürlich wieder 10 Punkte
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Voegi
MODERATOR
07.06.2016 | 14:57 Uhr
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Voegi : 
07.06.2016 | 14:57 Uhr
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Voegi : 
auch wenn ich mich wiederhole: ganz ganz stark.

und ich bleibe dabei: frankreich holt sich den titel!
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