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Taktikecke


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31.01.2011 um 18:40 Uhr
Geschrieben von possessionplay
Die Causa Schweinsteiger (1)
Die Versetzung von Schweinsteiger bei Bayern auf die 10er-Position war nicht nur bei Bayern-Fans ein großes Thema der letzten Wochen. Zunächst nur als Übergangslösung deklariert und angesehen, spielt Schweinsteiger nun aber schon deutlich länger auf der 10 als angenommen. Wie unterscheidet sich der 10er vom 8er-Schweinsteiger und wo liegen die Gründe für van Gaals Entscheidung?

Auf den ersten Blick ist alles klar. Da Robben und Ribery fehlten und spielertypähnlicher Ersatz ebenso, wurde das System etwas angepasst. Der Spielschwerpunkt wurde etwas weiter nach hinten verlagert, der Gegner kommen gelassen, um dann den hinter ihm entstandenen Raum auszunutzen, beispielsweise mit Steilpässen von Schweinsteiger auf Gomez, der von der Umstellung profitierte. Müller musste auf außen als Ersatz ran, so dass Schweinsteiger auf die 10 verschoben wurde.

Ob das jetzt der einzige Grund ist oder ob er es nicht ist, lassen wir zunächst dahingestellt. Ich werde nun zwei Spiele dieser Saison vergleichen, einmal mit Schweinsteiger auf der 8, einmal auf der 10, und schauen, was sich verändert hat, um daraus vielleicht Schlussfolgerungen ziehen zu können. Beide Spiele sind Heimspiele, und beide wurden ziemlich überzeugend gewonnen, 2:1 gegen Wolfsburg und 3:0 gegen St. Pauli.

Average Positions


Gegen Wolfsburg erkennt man das 4-2-3-1, überraschend ist aber die tiefe Positionierung von Klose, wohl daraus resultierend, dass er den Ball nur in tiefen Positionen bekam, wo er meistens ablegte und vorne fast nie an den Ball kam. Gegen Pauli sieht das Ganze eher wie ein 4-3-3 aus, mit dem alleinigen 6er van Bommel. Allerdings war Kroos sehr flexibel und rückte oft mit nach vorne. Es bestätigt sich der Eindruck des tieferen Spielschwerpunktes, die vordersten und hintersten Spieler stehen gegen Wolfsburg deutlich höher. Schweinsteiger ist natürlich weiter nach vorne gerückt, aber das durchaus deutlich, vor allem wenn man die Schwerpunkt-Verschiebung mit einrechnet.

Daten

Große Veränderungen sind nicht festzustellen. Das auffälligste Merkmal ist auch das, was man wohl am meisten erwartet hatte. Anlehnend an die Philosophie von van Gaal geht die Zahl der Ballkontakte (auf der 8 durchschnittlich 105,7 Ballkontakte, auf der 10 durchschnittlich 76,5) und die der gespielten Pässe drastisch nach unten, ins Aufbauspiel und Passspiel sind bei van Gaal die 8er viel mehr einbezogen und viel bestimmender als der 10er.

Die Zahl der Zweikämpfe ist aber deutlich gestiegen. Die zusätzlichen Zweikämpfe sind aber wohl hauptsächlich Offensivzweikämpfe. Der 8er verteilt vor allem die Bälle und sucht eher den Pass als den Zweikampf.

Position und Raum

Zur Saisoneröffnung brachte Schweinsteiger in der Nachspielzeit den Sieg für Bayern. Vorher hatte er eine starke Leistung geboten. Er und van Bommel spielten die Doppel-8 fast in Perfektion, boten sich an, bewegten sich gut, und dominierten und kontrollierten die Zentrale und das Spiel fast nach Belieben, vor allem in Durchgang 1. Sein Arbeitsfeld beschränkte sich fast ausschließlich auf das zweite Drittel; dort war er aber ständig und überall am Ball. In die gefährlichen Zonen ging es dann aber fast nie.


Eingebunden ins Spiel wird Schweinsteiger auf der 10 nicht mehr in so dominierender Weise, aber schon öfter als man es von einem modernen 10er erwarten könnte. Abgesehen von seiner Support-Funktion für den Spielaufbau (Aktionen am Mittelkreis) spielt sich das meiste im vorderen Drittel ab. Sein Bewegungsradius ist sehr groß und deutlich größer als auf der 8 und reicht auch bis in den 16er hinein. Auffällig ist aber, dass vieles auf den Seiten passiert oder am äußeren Rand des Zentrums. Diese Beobachtung ist die erste wirklich überraschende: Auf der 10 bewegt sich Schweinsteiger oft in der Breite und auf den Seiten.

Passbild
Gegen WOB

Bei van Gaal sind die beiden 8er für die Ballzirkulation und Spielkontrolle zuständig. Die meisten Pässe bringt Schweinsteiger auch zu Kollege van Bommel. Zwar spielt er auch oft auf die IV, wobei er sich aber meistens nur kurz anbietet, um erneut abzulegen, wie unten zu sehen. Dort erkennt man auch, dass Schweinsteiger viele Bälle vom Zentrum auf die Flanken spielt. Diese Aufgabe wird auch durch seine Passverteilung erneut bestätigt, sehr viele Bälle gehen horizontal zu den AV (11 und 15) sowie beschleunigend diagonal zu den AS (12 und 13).


Gegen Pauli

Im Heimspiel gegen St. Pauli sieht das Ganze nun schon wieder anders aus. Zu den Verteidigern ging fast überhaupt gar keine Zuspiele mehr. Jeweils 5 Pässe spielte Schweinsteiger zu Kroos und van Bommel. Die deutlich meisten Zuspiele brachte er aber als 10er zu den AS (jeweils 12). Das passt auf jeden Fall auch zu seiner Heatmap des Spiels. Viele gelungene Pässe – abgesehen von denen am Mittelkreis – werden aus eher seitlichen Räumen gespielt. Auch diese Beobachtung steht mit den bisherigen in Einklang. Wir können also folgern, dass Schweinsteiger auf der 10 sehr oft die offensiven Außenspieler unterstützt und mit ihnen kombiniert, aber durchaus auch noch unmittelbar ins Aufbauspiel eingreift.


Ballgewinne, Ballverluste
Ballgewinne
10 Ballgewinne konnte Schweinsteiger gegen Wolfsburg verbuchen, die alle im Zentrum des 2. Drittels passierten, passend zum Pressing im Zentrum, wo die robusten ZM, die van Gaal oft bevorzugt (Davids, Seedorf, van Bommel, Cocu), Bälle gewinnen sollen. Gegen St. Pauli waren es dann folglich nur noch halb so viele Ballgewinne, auch eher in seitlichen Zonen.




Ballverluste
3 Fehlpässe und 2 Ballverluste sind auf den ersten Blick ein vernünftiger Wert. van Bommel verbuchte im selben Spiel fast das6-fache an Fehlpässen, ein Großteil zwar nach Flanken, insgesamt aber mehr als Schweinsteiger. Allerdings machte Schweinsteiger vor allem auch in der eigenen Hälfte Fehler, welche für einen 6er oder 8er gravierender sind. Der Anstieg auf 16 Ballverluste gegen den Aufsteiger aus Hamburg scheint erschreckend, geht aber auch durch die Rolle auf der 10 einher. Es ist klar zu sehen, dass Schweinsteiger mehr Risikopässe spielt als noch auf der 8 und die Ballverlusten in der eigenen Hälfte zeigen einmal mehr, dass er im Spielaufbau unterstützend wirkt. Auch hier ist seine Ballverlustquote in tiefen Zonen sehr hoch, sicherlich auch bedingt durch das Pressing der Gäste.




Teil2
Aufrufe: 9659 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 8 | Erstellt:31.01.2011
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possessionplay
31.01.2011 | 18:41 Uhr
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31.01.2011 | 18:41 Uhr
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