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NFL @ SPOX


Gründer: Master_Of_Disaster | Mitglieder: 818 | Beiträge: 210
13.12.2011 um 21:02 Uhr
Geschrieben von korsakoff
Die Broncos sagen tschüss
Wenn nächste Woche, Donnerstag/Freitag 02h in der Stadt der Sünden die Las Vegas Bowl angepfiffen wird, weht ein bisschen Wehmut mit. Die große Mannschaft der kleinen Boise State Broncos aus Idaho wird ihr letztes Spiel mit der grandiosen Recruiting-Klasse von 2008 bestreiten. Die Bühne für eine der besten Mannschaften des College Football der letzten Jahre ist mickrig. Der Gegner vergleichsweise auch. Die Arizona State Sun Devils aus Tempe/AZ, eine der großen Enttäuschungen in dieser Saison, gestartet mit Titelambitionen in der Pac-12 Conference, nach sechs Saisonniederlagen den Coach gefeuert: Dennis Erickson, ehemaliger mehrfacher National Champion mit den Miami Hurricanes und auch von seiner eher unglücklichen Zeit in der NFL (Seattle/San Francisco) in Erinnerung geblieben.

ASU und Erickson sollen hier nicht das Thema sein. Wir sprechen über Boise State, der ultimative Underdog des College Football.

Zyklus zu Ende

Die kleinen Broncos von der relativ jungen Boise State University (bis in die 60er ein Community College) erlebten in den letzten 10-15 Jahren einen raketenartigen Aufstieg, spielten sich zum so genannten „BCS-Buster" auf und lehrten trotz ihrer Standortnachteile im Hinterwald von Idaho die Arrivierten das Fürchten. Absolut legendär ist der Auftritt in der Fiesta Bowl 2007, eines der besten, irrsten, aufregensten Footballspiele ever, als der Gigant Oklahoma mit einer nie gesehenen Latte an Trickspielzügen in der "Crunch Time" 43-42 geputzt wurde. Das Äquivalent im Fußball dazu wäre wohl ein 4:3 von Unirea Urcizeni im Champions League Finale von Barcelona, mit einem Hacken-Treffer in der 93. Spielminute.

Auch wenn ich es wirklich JEDES MAL poste: Hier noch einmal das Highlight-Video.



(Für Interessierte: Auf Youtube hat jemand die komplette FOX-Übertragung ohne Werbeblocks reingestellt. Wer Lust auf 3h Craziness hat, sei eingeladen.)

Jenes Spiel gilt immer noch als der Wendepunkt im College Football schlechthin. Seither werden die kleinen Dorfteams von Tulsa bis Fresno mit anderen Augen gesehen, wenn auch noch nicht für ganz voll genommen.

Nach jener verrückten Fiesta Bowl baute der großartige Head Coach Chris Petersen, ein Offensivgenie und Pokerface vor dem Herrn, die Broncos zu einer landesweiten Macht auf, die immer wieder große BCS-Teams im direkten Duell putzte, zuletzt im September, als die Georgia Bulldogs im Herzen der SEC in Atlanta in Grund und Boden gespielt wurden.

Boise verlor im November allerdings ein Heimspiel gegen die TCU Horned Frogs, den zweiten großen "BCS-Buster" im College Football. 35-36, "dank" eines verschossenen Field Goals in der letzten Spielsekunde. Zum zweiten Mal in Serie verpassten die Broncos damit aufgrund eines Fehlkicks die sichere BCS-Bowl Qualifikation, trotz Platz #7 im BCS-Ranking, wurden in die Wüste verjagt.

Kellen Moore

Als Verfolger der Boise State Broncos konnte man sich stets auf den einen Mann verlassen: QB #11 Kellen Moore, ein Linkshänder und mit seinem kindlichen Aussehen harmlos wirkend, aber ein Mann, auf den auch in kritischen Situationen gegen Spielende stets Verlass war. 140 TD stehen ganze 26 INTs gegenüber, dazu im Schnitt 277yds/Spiel.

Moore ist der Quarterback mit den meisten Siegen in der Historie des College Football. Der Mann gewann 49 seiner 52 Spiele über die letzten vier Jahre. Moores Niederlagen: -1 Punkt gegen TCU 2008, -3 (Overtime) gegen Nevada 2010, -1 Punkt gegen TCU 2011. Eine sprachlose Bilanz für einen QB, der mit seinen 1,83m nicht gerade Gardemaß für die NFL ist und dem man maximal eine Karriere als Backup zutraut. Möglich, dass Kellen Moore nächste Woche zum letzten Mal ernsthaft ein Footballspiel bestreiten wird.

Auch abseits Moores steht ein Generationswechsel an: In Offense und Defense werden sich in einem beinharten Schnitt 20 von 22 Startern verabschieden, und nur wenige werden wir in der NFL wiedersehen. OT Nate Potter ist so einer, dem man Potenzial für Höheres zutraut, vielleicht auch dem kräftigen Running Back Doug Martin.

Die Zukunft

Der College Football öffnet sich langsam von seinem Elfenbeinturm der großen Conferences, die die Kleinen ausgrenzen, auch dank der Erfolge von Unis wie Boise, TCU oder Utah in den letzten Jahren. Folge: Diese Unis "steigen auf". Utah ist seit 2011 ein Mitglied der Pac-12, TCU wird ab 2012 in der Big 12 Conference mitspielen und auch der Inbegriff für die Underdogs dieser Welt, Boise, war angesichts der verächtlichen Blicke auf die Dorfteams gezwungen, mit dem Strom mitzuschwimmen, wechselt ab 2013 in die Big East Conference (sic!).

Der Move ist nicht unumstritten. Leute, die geographisch sicher unterwegs sind, wissen, dass Idaho im NordWESTEN der Staaten liegt und in einer Big EAST Conference in etwa soviel zu suchen hat wie ein Puff im Vatikan. Der drohende Kollaps der Big East und die Ambitionen der Broncos machten die Connection unumgänglich, aber nicht wenige - inklusive der Autor dieses Eintrags - sehen auch ein Stück Romanze in diesem Move verloren gehen. Und der College Football verliert einen weiteren Teil seines Gesichts. (Noch bizarrer ist der Move der San Diego State University aus Südkalifornien in die Big East Conference)

Wie weit es die Uni damit bereits gebracht hat? Die Hinterwäldler gelten als das neue "Flagship"-Programm der ruhmreichen Big East Conference, die immerhin schon Programme wie die gefürchteten Miami Hurricanes, Boston College, Virginia Tech und West Virginia herausgebracht hat.

Auch infrastrukturell holt die Boise State University im Vergleich zu den Big Dogs des College Football langsam auf, baut sein schnuckeliges Bronco Stadium - das mit dem knallblauen Spielfeld - in den nächsten auf 53.000 Plätze aus und hat sich mittlerweile ein Trainingszentrum spendiert, das sich sehen lassen kann.

Wie ambitioniert das Programm ist, lässt sich auch daran ablesen, dass Chefcoach Petersen erneut gehalten werden konnte, was nicht selbstverständlich ist, zumal Petersen, das Genie, so ziemlich an jeder prestigeträchtigen Uni als heißer Kandidat für einen offen gewordenen Trainersessel galt und gilt.

Also: Nächsten Donnerstag, parallel zum NFL-Donnerstagnachtspiel, endet ganz ohne Ruhm in der Anonymität der Maaco Las Vegas Bowl die große Ära einer der erfolgreichsten und meistdiskutierten Mannschaft der letzten Jahre und man darf gespannt sein, was die Zukunft für diese kleine Universität bringen wird.
Aufrufe: 6357 | Kommentare: 11 | Bewertungen: 14 | Erstellt:13.12.2011
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KOMMENTARE
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Txomin
22.12.2011 | 00:09 Uhr
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Txomin : 
22.12.2011 | 00:09 Uhr
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Txomin : 
schon klar, die Diskussion dreht sich bei dem System natürlich im Kreis, aber SC hat gegen erschreckend schwache Cam-lose tigers verloren und ganz deutlich gegen die razorbacks
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korsakoff
16.12.2011 | 17:53 Uhr
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korsakoff : 
16.12.2011 | 17:53 Uhr
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korsakoff : 
allerdings ist Georgia schlecht gestartet und hat nach Boise auch gegen SC verloren

Auch South Carolina beendete die Saison in den Top-10, hatte zum Saisonbeginn noch seine Offense beisammen (Garcia/Lattimore/Jeffery), die dann auseinanderbröckelte. Man kann also auch andersrum argumentieren: South Carolina war zum Saisonbeginn ein noch besseres Team als „BCS-#9" und obwohl die Gamecocks eine der dominantesten Defenses der FBS aufwiesen, legte ihnen Georgia 42 Punkte aufs Tablett.
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Master_Of_Disaster
16.12.2011 | 10:27 Uhr
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16.12.2011 | 10:27 Uhr
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Ich muss sagen korsa - ich habe auf diesen Blog eigentlich nur gewartet.!! Ich finde es sehr schade, dass es für BSU dieses Jahr erneut nicht gereicht hat - das ist wirklich traurig. Dennoch haben sich die Broncos verdammt viel Respekt verschafft, der sich auch in den News && Recruitings niederschlägt. Freut mich sehr...
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Txomin
15.12.2011 | 23:57 Uhr
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Txomin : 
15.12.2011 | 23:57 Uhr
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Txomin : 
Du machst aus Deiner Liebe zu Boise keinen Hehl, was völlig in Ordnung ist, allerdings ist Georgia schlecht gestartet und hat nach Boise auch gegen SC verloren, danach folgten ausschließlich Siege bis zum SEC-game gegen LSU und das war (in der zweiten HZ) demütigend für die bulldogs.

Wie letztes Jahr hat ein vergebenes field goal boise aus der bcs-Diskussion genommen, Bama hingegen hat gleich 4 gegen LSU vergeigt und ist trotzdem dabei, und wie ich finde zu Recht

edit: jm2c, ich mag Deine Blogs, verfolge auch den sidelinereporter regelmäßig und bin froh, dass Du und Groschi sich bei spox dem college football widmen, obwohl ich letzterem übel nehme (nicht wirklich), dass er in seiner BCS-Vorschau nach dem 'game of the century' das rematch nicht mal als entfernte Option in Erwägung gezogen hat.

ich hab mir jedenfalls den 10. Januar freigenommen
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Tobster12
15.12.2011 | 19:11 Uhr
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Tobster12 : 
15.12.2011 | 19:11 Uhr
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Tobster12 : 
Ist ja im grunde ein passendes ende für diese mannschaft....so traurig das ist... Las Vegas Bowl gegen die Sun Devils
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korsakoff
15.12.2011 | 00:33 Uhr
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korsakoff : 
15.12.2011 | 00:33 Uhr
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korsakoff : 
Warum glaubst du, dass nur wenige in die NFL kommen wo sie doch so erfolgreich sind.
Weil die Boise State Broncos nur die zweite oder dritte Geige im Recruiting spielen. Die talentiertesten Spieler gehen in die Pac-12, Boise State greift dann die aus der zweiten Reihe ab, die in das System Petersen passen. Petersen ist ein Genie, seine Offense so an einen Gegner anzupassen, dass die Broncos trotz limitierter athletischer Voraussetzungen Erfolg haben. Die Parasiten-Taktik. Weil in der NFL keine "System-Produkte", sondern kräftigere, athletischere Spieler gesucht werden, spielen die meisten Spieler Boise States dort nur eine Nebenrolle. Ausnahmen sind OT Clady (Denver), WR Naanee (SD/CAR), WR Young (Detroit) oder CB Wilson (Jets).

Heuer vielleicht Potter, der ein Hüne mit >1,90m und massiv gebaut ist. Martin, wenn ein Team zufällig einen "Power-Back" sucht. Großes Fragezeichen, ob DT Winn oder DE McClellin irgendwann in den späten Runden gehen.

QB Moore dürfte weil zu klein und sehr "langsame" Bälle werfend eher nicht oder ganz spät genommen werden. Am College lassen sich solche Würfe mit Spielverständnis ausgleichen. In der NFL, wo der Pass Rush in 0,2sek am QB dran ist und die Wide Receivers dicht abgedeckt sind, wirst du damit kein hoher Draftpick.

(Das alles ist vereinfacht dargestellt, weil die Broncos dank der Erfolge der letzten Jahre und dank des großen Trainers Petersen mittlerweile auch einige der begehrteren Highschool-Footballer bekommen. Die wirklich renommierten Spieler gehen aber zu USC, Washington oder Oklahoma, die dann auch entsprechend die meisten Top-Draftpicks in die NFL entsenden).

Vorschau ist simpel: ASU besitzt eine vogelwilde Offense um den Mann mit den Krakenarmen (QB Brock Osweiler) und eine Defense, die heuer als enttäuschend eingestuft wird. Insbesondere der gehypte OLB Burfict soll massiv enttäuscht und seine Draftposition für die NFL in den Boden geschossen haben. BSU wird also im Normalfall einen hohen Sieg einfahren.
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NicoMadi
14.12.2011 | 14:35 Uhr
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NicoMadi : 
14.12.2011 | 14:35 Uhr
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NicoMadi : 
Sie werden immer dein Team sein und genau das kennt man auch. Warum glaubst du, dass nur wenige in die NFL kommen wo sie doch so erfolgreich sind.

Kellen Moore ist für mich der Unterschätzte QB der NCAA - ihm würde ich es zutrauen und auch wünschen.

Wie siehts mit einem Vorschaublog für das Game aus??
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Red_7
13.12.2011 | 22:39 Uhr
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Red_7 : 
13.12.2011 | 22:39 Uhr
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Red_7 : 
Schon klar, aber die Footballprogramme an den großen Unis sind doch auch schon länger mit soviel Geld aufgeblasen, das das im Collegefootball nicht zu halten sein wird. Irgendwer muss das schließlich auch bezahlen.

Genauso wie es immer schwieriger wird für die Spieler den Amateurstatus Aufrecht zu erhalten. Also warum sollte das vor der Organisationsform anhalten. Und Du sagst ja selbst das die Großen einen Teufel tun werden und ihre heilige Kuh BCS Ranking zu schlachten zugunsten von Playoffs. Tradition, aber auch eine Geldfrage...
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korsakoff
13.12.2011 | 21:16 Uhr
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korsakoff : 
13.12.2011 | 21:16 Uhr
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korsakoff : 
Die NFL ist aber Showbiz und reine Geschäftemacherei und killt für ein paar Kröten auch die letzten wenigen Traditionen. College Football entwickelt sich mit Frontrunner ESPN auch langsam dorthin, aber dort haben Traditionen und Rivalitäten noch einen ganz anderen Stellenwert. Von daher ist selbst bei mir mit den wenigen Jahren Erfahrung ein bisschen Wehmut dabei, wenn WVU plötzlich Big 12 ist und Mizzou SEC und die Big East am Arsch der Welt im Südwesten ihre Standorte aufbaut.
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Red_7
13.12.2011 | 21:10 Uhr
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Red_7 : 
13.12.2011 | 21:10 Uhr
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Red_7 : 
Das ist für mich dann durchaus eine Alternative als sich im TNG Jacksonville anzutun.

Aber das regionale Zugehörigkeit eher zweitrangig sind, ist ja auch bei manchen Divisions in der NFL zu betrachten...
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