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Blogpokal 2013/2014


Gründer: RoterBulle92 | Mitglieder: 58 | Beiträge: 25
02.07.2014 | 5192 Aufrufe | 13 Kommentare | 8 Bewertungen Ø 7.4
Finale Blogpokal
Der Tod spielt mit - Eine WM-Parabel
Thema: "Wer jetzt nicht siegt, wird ewig warten"

Die Eröffnungsfeier

"Wer jetzt nicht siegt, wird ewig warten", ruft ein eigens für den Mühle-Abend im Seniorenzentrum St. Nimmerlein eingeflogener Ex-Sportkommentator in sein Mikrofon und klopft sich innerlich für seinen schwarzen Humor auf die Schulter. Sofort verbreitet sich unter den anwesenden Greisen eine angespannte Alles-oder-nichts-Stimmung, die von einer hektischen Sinfonie aus klappernden Gebissen, knarzenden Gelenken und übersteuerten Hörgeräten untermalt wird. Parallel zu den eröffnenden Worten wuselt das Kompetenzteam "Pflegestufe 2" durch den Turnierraum und verrichtet die letzten Aufbauarbeiten. Der Anforderungskatalog der Heimleitung (keine Stehplätze, Entfernung sämtlicher Zimmerpflanzen etc.) hat die fleißigen Helfer sichtlich an ihre Grenzen getrieben. Offiziellen Schätzungen der St. Nimmerleins-Stiftung zufolge ist es im Rahmen der Turniervorbereitung zu acht bedauerlichen Fällen von "kollateralem Ableben" gekommen, was jedoch angesichts der immensen Bedeutung des Großereignisses für das ganze Seniorenzentrum guten Gewissens vernachlässigt werden kann und muss. Kaum sind die letzten RIP-Logen fertiggestellt, beginnt auch schon die offizielle Eröffnungszeremonie:

Der entzückende Chor des angrenzenden katholischen Kindergartens, dem man den Zwangscharakter seines Auftritts kaum ansieht, singt die offizielle Turnierhymne Grau und weiß. Dieses lustige Stelldichein aus singenden Kindern und schunkelnden Senioren muss als Hommage an den "Kreislauf des Lebens" verstanden werden, der sich als Turnier-Motto gegen den Vorschlag "Die Welt zu Gast bei (alten) Freunden" durchgesetzt hat.

Unterdessen pushen (frei übersetzt: wecken) die dienst-habenden Pfleger ihre Schützlinge mit motivierenden Ohrfeigen und der Dorfpfarrer bietet vorsorglich eine kostengünstige Seelsorge für die Verlierer des Abends an. Um es auf den Punkt zu bringen: Es ist angerichtet.

Die Vorrunde

Schon in den ersten Vorrundenbegegnungen scheinen die Nerven bei einigen Teilnehmern blank zu liegen. Ein besonders eifriger Teilnehmer in biblischem Alter kramt seine Trashtalk-Skills vergangener Bolzplatztage hervor und provoziert seinen Kontrahenten mit mehrdeutigen Anspielungen, die auch heute nichts von ihrer entmutigenden Wirkung eingebüßt zu haben scheinen. In wenigen Zügen lockt er sein peinlich berührtes Gegenüber in eine Zwickmühle, um ihm anschließend Spielstein für Spielstein mit einem angedeuteten Spuckgeräusch in die Schnabeltasse zu pfeffern. Siegestrunken verlässt er schließlich den schützenden Hafen seines Rollators und rutscht auf Knien vor den Groupie-Tisch, an dem sich die vor dem 1. Weltkrieg geborenen Damen niedergelassen haben, um dem heroischen Treiben bei Kaffee und Kuchen beizuwohnen.

An einem anderen Tisch macht ein wild gestikulierender Veteran aus dem deutsch-französischen Krieg auf tiefe Bisswunden in seiner Schulter aufmerksam, die ihm sein Gegenspieler mutwillig zugefügt haben soll. Der Beschuldigte rechtfertigt sich mit einer abgelaufenen Haftcreme, durch die sich sein Gebiss im Wortgefecht selbstständig gemacht habe. Nach einer kurzen Verhandlungspause verdonnert die Heimleitung den Beißer zu einer willkürlich ausgewürfelten Sperre von neun Tagen.

Das Finale

Um die gesteigerte Aufmerksamkeit der Zuschauer vor dem großen Turnierfinale maximal auszunutzen, hat es sich der Hauptsponsor der Veranstaltung, ein hiesiger Bestattungsunternehmer, nicht nehmen lassen, die Gestaltung des Vorprogramms zu übernehmen. Hinter mehrfach abgeschlossenen Türen werden die durch leichte Beruhigungsmittel (mit Cola-Geschmack) präparierten Zuschauer in die besonders luxuriösen Modelle des Sponsors eingeladen. Große Männer betreten den Raum und bitten ihre Kunden mit sanftem Druck, den Kaufvertrag für ihr zukünftiges Zuhause zu unterzeichnen.

Nach dem Vorprogramm hat sich im Turnierraum ein angespanntes Schlummern ausgebreitet. Beide Finalisten, die sich im bisherigen Turnierverlauf durch eine beeindruckende Geschlossenheit der Harnröhre ausgezeichnet haben, rutschen auf ihren Stühlen nervös hin und her. Der Schiedsrichter, ein seit 23 Jahren an Grauem Star leidender "Freund der Turnierleitung" eröffnet das Spektakel. In einer ersten Abtastphase werden die Spielsteine bedächtig hin und her geschoben. Sofort wird dem kundigen Beobachter gewahr, dass es sich hier nicht nur um ein Prestigeduell zwischen Mühle-Veteranen, sondern auch um das Aufeinanderprallen zweier Pfleger-Philosophien handelt. In der einen Ecke der von einem aufstrebenden Zivildienstleistenden betreute Bismarck Schimmelpfennig, der seine Steine bereits nach wenigen abwartenden Spielstunden in einem irrwitzigen Tempo verschiebt. In der anderen Ecke der seelenruhige "Flak-Heinrich", der sich mit jeder noch funktionierenden Faser seines Körpers auf den ausgewieften Matchplan eines erfahrenen Krankenpflegers konzentriert, der es unter anderem vorsieht, die stärksten Spielsteine von außen in die Mitte zu ziehen.

Inglourious Basterds

Endlich ist es so weit. Die Entscheidung steht unmittelbar bevor und die Spannung ist mit Händen zu greifen. Plötzlich bricht ein heilloses Chaos aus. Wie aus dem Nichts tauchen dutzende als Windmühlen verkleidete Männer auf, wirbeln mit kreisenden Armen durch den Turnierraum und verwüsten alles, was sie in die Finger bekommen. Tische, Stühle, Gehhilfen und Luxussärge schwirren durch die Luft, Kaffeetassen zerbersten, tattrige Senioren düsen auf wildgewordenen Rollatoren ziellos durch den Raum und geben Schreie von sich, die gleichzeitig ängstlich und erleichtert klingen. Der Leiter des Seniorenzentrums, ein hochseriöser Geschäftsmann aus der Schweiz, gerät bei dem Versuch, sich durch die Hintertür zu entfernen, in die kreisenden Fänge einer wutschnaubenden Mühle und wird quer durch den Raum geschleudert. Eine besonders furchteinflößende Mühle baut sich vor dem kriechenden Heimleiter auf, packt ihn am Schopf und spricht: "Du hast von uns gehört? Dann weißt du, dass wir nicht im Gefangen-Nehmen-Geschäft sind. Wir sind im Korrupte-Funktionäre-Töten-Geschäft. Und, mein Freund, das Geschäft boomt."

KOMMENTARE
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ausLE
MODERATOR
12.07.2014 | 20:16 Uhr
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ausLE : 
12.07.2014 | 20:16 Uhr
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ausLE : 
ich habe es gerade bei TheDood geschrieben, wieso, weshalb warum.

Chuck
Ein riesen Kompliment von mir. Über die ganze Saison hast Du wahnsinns Blögge abgeliefert. Einer besser als der Andere. Wie auch dieser hier. Aber gegen den Beitrag von theDood leider ohne Chance.

Auch hier, vielen Dank für die spitzen Unterhaltung!!

1
Emma2012
11.07.2014 | 13:50 Uhr
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Emma2012 : auch hier: too late
11.07.2014 | 13:50 Uhr
0
Emma2012 : auch hier: too late
Als Finalist hast Du zumindest einen Kommentar verdient, auch wenn meine Stimme jetzt nicht mehr gezählt werden kann.... (ausgerechnet im Finale, doof! )

Schöne Idee, böse Story, gut geschrieben. Und, ähm, grammatikalisch besser als die Konkurrenz...
Indianer Dood hat mich dennoch eine Nuance besser unterhalten - daher würde meine Stimme jetzt an ihn gehen. Wenn sie denn zählen würde.

Aber ein dickes Danke-schön auch an Dich für Deine guten Beiträge!

Dem Rest wurde schon drüben beim Dood gehuldigt....
1
gerosimo
10.07.2014 | 05:15 Uhr
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gerosimo : 
10.07.2014 | 05:15 Uhr
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gerosimo : 
Zum aktuellen Stand:
Ob das auf der Zielgeraden noch einmal spannend wird?
Eine Möglichkeit wäre, dass der Bulle das Bewertungssystem noch einmal ändert ...

Also, für das Finale wurde bekanntlich festgelegt, dass jede unter dem Blog abgegebene Stimme mit einem Stimmpunkt bewertet wird - und danach steht es zum jetzigen Zeitpunkt exakt:


ChuckNunnjr - 2 Punkte
The Dood - 16 Punkte


Viele der Blogpokal-Veteranen und auch etliche Teilnehmer der laufenden Saison haben sich noch nicht geäußert, wer der neue Blogpokal-Champion 2013/14 werden soll. Geht da noch was?
0
MarcelPutz
06.07.2014 | 23:40 Uhr
2
-2
MarcelPutz : 
06.07.2014 | 23:40 Uhr
-2
MarcelPutz : 
Dawizzle
2
Dawizzle
06.07.2014 | 20:50 Uhr
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Dawizzle : 
06.07.2014 | 20:50 Uhr
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Dawizzle : 
Stimmt, eigentlich.
Scheiß mal kurz auf Fair Play. Bringt ja keinen weiter.

Vergesst, was ich oben geschrieben habe. Meine Punkte gehen an: Dawizzle.

Absolut verdient.
1
MarcelPutz
06.07.2014 | 02:08 Uhr
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MarcelPutz : 
06.07.2014 | 02:08 Uhr
0
MarcelPutz : 
@Dawizzle:

Ich habe deine Wertung gelesen!

Respekt wie fair du bist! An deiner Stelle, also als eigentlich Bester, als wenn alles fair laufen würde richtiger Gewinner dieser Veranstaltung, würde ich hier alles kurz und klein schlagen!
2
Dawizzle
05.07.2014 | 16:59 Uhr
2
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Dawizzle : 
05.07.2014 | 16:59 Uhr
0
Dawizzle : 
Hab mich mit der Entscheidung sehr schwer getan.

Beide Blogs sind wirklich eines Finales würdig. Wirklich wirklich großartig. Schade, dass das nicht besonders gewürdigt wird.
Auf der einen Seite steht dieses epische Epos voller Epik von TheDood und auf der anderen Seite dieser kurze, raffinierte, böse, geniale Blog von Chuck.

Am Ende stimmt ich MacMurph zu. TheDood hat wirklich ein richtiges Brett rausgehauen und als ich seinen Blog zuerst gelesen habe, ist mir eigentlich nichts eingefallen, was ich anders gemacht hätte oder was mir nicht gut gefallen hat. Klasse.
Aber dann hab ich Chucks Ding gelesen und wegen seiner vorherigen Runde natürlich einiges erwartet. Und ich wurde nicht enttäuscht. An einigen Stellen wirklich absolut genial. Und ich habe mich auch wirklich mit einer Art zu schreiben angefreundet. Diese kurzen Paragraphen immer mit einer separaten Überschrift. Und dann immer wieder dieser schwarze Humor. Find ich super.

Deswegen - und vielleicht auch ein bisschen, weil ich ja gegen ihn rausgeflogen bin, ich also behaupten kann, dass der Titel nur über mich ging - gehen meine Punkte an ChuckNunnjr.

Aber nochmal: Klasse von beiden. Hätte ich jetzt gar nicht mal viel besser machen können.

PS: Hoffe ich bin jetzt einer von Chucks Spox-Freunden <3. Aber TheDoods Spox-Freund will ich auch sein. Ach, was erzähl ich hier eigentlich? Liest wahrscheinlich eh keiner mehr, meine Wertung steht ja oben. Vielleicht sollte ich da noch ändern. Besser ich höre jetzt auf. Liebe Grüße. Küsschen aufs Nüsschen.
2
FrauWerner
04.07.2014 | 18:54 Uhr
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-1
FrauWerner : 
04.07.2014 | 18:54 Uhr
-1
FrauWerner : 
Jaja, die Spox-Freunde

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MacMurph
04.07.2014 | 00:35 Uhr
3
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MacMurph : 
04.07.2014 | 00:35 Uhr
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MacMurph : 
zunächst mal: beide blogs sind sehr liebevoll und mit der nötigen professionalität geschrieben um als finalblogs herzuhalten. danke dafür!

ich muss allerdings sagen, dass ich den hype um doods blog nur bedingt nachvollziehen kann. die idee ist clever und auch sehr gut umgesetzt, aber wenn man ganz ehrlich ist doch auch halbwegs austauschbar. mir fehlt das geniale, das eigene, das originelle.

und genau das finde ich bei chuck. in jeder runde im diesjährigen pokal hat mich der mann umgehauen und auch diesmal muss ich einfach sagen, dass meiner meinung nach sprachlich welten zwischen den beiden blogs liegen, mit positivem ende für chuck. ja, doods blog ist zugänglicher und irgendwie unterhaltsam aber chuck würzt jeden satz mit so unglaublich viel rafinesse, dass es mir einfach viel mehr spaß macht diesen blog zu lesen.

alles in allem: danke für überragende blogs chuck! es tut mir leid, dass du anscheinend weniger spox-freunde hast als der dood und du deswegen weniger aufmerksamkeit bekommst, aber falls es dir in irgendeiner weise hilft:

mein blogpokalsieger 2013/14 ist ChuckNunnjr!
3
FrauWerner
03.07.2014 | 15:47 Uhr
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FrauWerner : 
03.07.2014 | 15:47 Uhr
0
FrauWerner : 
Also, ich mag Chucks Blogs wirklich gerne, der Halbfinalblog war ein Meisterwerk (dass ich zu meiner Schande nicht bewerten konnte, weil ich zu spät dran war). Der hier ist irgendwie auch stark und voller gemeiner Anspielungen ABER so richtig packt mich das nicht.

Sorry Chuck! Du wärst ein verdienter Sieger, wenn man den gesamten Wettbewerb betrachtet, doch der D00D hat im Finale nochmal richtig geliefert!

Die 10 bekommst du! Meine Stimme bekommt der D00D
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