Kaum ein Kämpfer musste sich in den letzten Jahren so mit Verletzungen herumkämpfen anstatt mit Gegnern wie der ehemalige UFC-Bantamweight-Champ Dominick Cruz. Er ist der Seuchenvogel der UFC! Erstaunlich, aber wahr: Cruz stand erst dreimal in einem UFC Käfig. Zum Vergleich: Der aktuelle Champ und Gegner TJ Dillashaw hat im gleichen Zeitraum zehn Mal im Käfig gestanden. Natürlich möchte man sagen nahm eine Verletzung den Titel Cruz von den Hüften, den Dillashaw eindrucksvoll eroberte und nun gegen den alten Champion behaupten will. Ein sehr spannendes Duell. Wir blicken voraus.
Titelkampf im Bantamweight: T.J. Dillashaw (c) vs. Dominick Cruz
Ecko:
Würde mir bei diesem Kampf jemand eine Wette anbieten, ich müsste ablehnen. Zu eng wirkt dieser Kampf in seiner ganzen Komplexität. Ich nehme die kleinen Scharmützel, die sich beide im Vorfeld liefern, nicht ernst und sehe zwei Fighter, die in puncto Footwork nicht nur in ihrer Gewichtsklasse, sondern generell in diesem Sport hervorstechen.
Cruz dominierte 2010-2011 das Bantamweight der WEC und der UFC in beeindruckender Manier. Er entwickelte seinen sehr eigenen Kampfstil vor allem instinktiv. T.J. Dillashaw zusammen mit Trainer Duane Ludwig hingegen nahmen Cruz zunächst als Vorbild, sind aber mittlerweile auf dem nächsten Level angekommen.
Ein Level, das Cruz aufgrund seiner ständigen Verletzungen nicht unbedingt erreichen konnte. Es bleibt grundsätzlich die Frage, ob am Ende der Fighter mit dem größeren Instinkt oder jener mit der vollbepackten Festplatte die Oberhand behalten kann. Und natürlich machen gewisse Detailunterschiede das Duell erst richtig spannend.
Cruz arbeitet mit Angles und unorthodoxen Bewegungen, sodass er seinen Gegner nicht nur physisch, sondern auch psychisch malträtiert. Viele Fighter sahen plötzlich wie Amateure aus, als sie gegen Cruz antraten. Sie verfehlten das Ziel mehrfach und wurden ungeduldig.
Während Cruz' Footwork v.a. ein defensives Werkzeug ist, das aber auch für Takedowns zum Einsatz kommt, nutzt Dillashaw seinen Monkey Style und Bang Muay Thai vor allem, um Druck auszuüben. Er möchte im Gegensatz zu Cruz explosiv in die Pocket, wo er selbst noch seine Auslage unablässig ändert. Diese Fluidität macht ihn unausrechenbar.
Aber gegen den größeren Cruz muss er erst einmal in diese Zone kommen, ohne zu viel Schaden einzustecken. Die beiden Siege gegen einen eher traditionellen Renan Barao waren gewiss beeindruckend, liefern jedoch nur teilweise Aufschluss darüber, ob er gegen Cruz genauso auftreten kann.
Die X-Faktoren in diesem Kampf sind einerseits die möglichen Auswirkungen von Cruz' langer Inaktivität - 61 Sekunden Wettkampfpraxis seit Oktober 2011 - sowie Dillashaws ultraintensive Vorbereitung unter dem verrückt-genialen Duane Ludwig.
Akosombo92:
Dillashaw vs Cruz, verspricht zumindest auf dem Papier ein Aufeinandertreffen für MMA-Gourmets zu werden. Beide Kämpfer bestechen durch außergewöhnliche Bewegung, präzise Kombinationen und gute Cardio, Cruz hat zudem noch die nötige Portion Trash-Talk hinzugefügt. Der Tisch sollte also für MMA-Fans reichlich gedeckt sein.
T.J. Dillashaw hat sicherlich ähnliche Qualitäten wie Cruz, aber er hat dennoch seinen eigenen Stil entwickelt. Er verlässt sich stärker auf eine schnelle, aber auch gradlinigere, Vor- und Zurückbewegung. Nachteil davon ist, dass er berechenbarer in seinen Bewegungen ist und seine Angriffe so besser timen muss, allerdings generiert er so auch mehr Kraft und sollte so ein Vorteil in Sachen Power haben.
Cruz hingegen bewegt sich eher seitlich, schafft dadurch ungewöhnliche Winkel und macht es schwierig ihn zu treffen. Nicht umsonst besitzt er die beste Striking-Defense in der UFC. Die fehlende Kraft in den Schlägen macht er durch Geschwindigkeit wieder weg.
Im Grappling sollten beide auf einem ähnlichen Level sein, Dillashaw mit leichtem Wrestling-Vorteil, Cruz dafür im Jiu-Jitsu.
Für mich entscheidet sich das Duell auf der Seite von Cruz, da aus meiner Sicht alles davon abhängt, wie fit er nach all den Verletzungen wirklich ist. Sollte er in der Lage sein nach den langen Pausen wirklich 100% zu geben, sehe ich wie er den Titel, den er nie verloren hat, erneut um die Hüfte geschnallt bekommt. Jede noch so kleine Schwäche kann jedoch den Ausschlag für Dillashaw geben und genau das macht diesen Kampf auch so interessant.
bunsen:
Tja, was bleibt mir nach euren ausführlichen Analysen noch zu sagen. Das ist alles sehr schwer zu verarbeiten. Wie reagiert Dillashaw, wenn Cruz ihm immer wieder davonrennt? Versucht es einer der beiden vielleicht mit mehr Legkicks als sonst, um die Bewegungen des Anderen zu lähmen.
Cruz muss allein deswegen schon ein wenig Grappling einbauen, weil er den geringeren Output hat. Er hat gute reaktive Takedowns und TJ den Offensivdrang, der dafür nötig ist. Ich glaube nicht, dass Cruz den Titelträger auf dem Boden halten wird, vielleicht nicht einmal dorthin befördert. Aber solche Grapplingmomente können enge Runden klauen.
Was mich an dem Kampf noch so fasziniert, ist die Tatsache, dass beide entweder smarte Analysten zur Seite haben oder selber gut Kämpfe herunterbrechen können. Duane Ludwig hat dem Wrestle-Box-Team Alphamale im Standup neue Facetten beigebracht, die nach seinem Verschwinden wieder vergessen wurden. Das ist nicht nur meine Meinung. Dominick Cruz auf der anderen Seite hat den neuen Stil mit Bewegung und Feints vorgelebt, lange bevor er im Jahr 2015 so richtig eingeschlagen ist. Auch er hat einen tollen Trainer in seiner Ecke.
Insofern wird es auch ein Kampf sein, der im Grunde genommen schon im Vorfeld begonnen wurde. Wie in einem Schachspiel werden vorderhand anhand von Video-Analysen Schwachstellen ausgemacht und geeignete Strategien entwickelt. Das ist in Groben Zügen oft der Fall. Aber in diesem Kampf vermutlich mit einer unvergleichbaren Tiefe. Ich bin sehr gespannt, tippe auf Cruz.
Im Schatten des Titelkampfes blicken wir voraus auf ein weiteres Highlight in der Lightweight-Division der UFC. Der vom aktuellen Champion entthronte Anthony Pettis trifft auf den früheren Bellator-Champion Eddie Alvarez. Ein Titelkampf ist in Sicht.
Kampf im Lightweight: Anthony Pettis vs. Eddie Alvarez
inspektor_voss:
Wenn man Kämpfe von Pettis sieht, dann erwartet man Spektakel. Ähnlich ist es bei Alvarez, obwohl beide unterschiedliche Kämpfertypen sind. Pettis ist der schnelle und extrem technische Striker, mit einem unglaublichen Arsenal an Kicks. Alvarez ist eher ein Brawler, der gerne nach vorne geht und viel Druck aufbaut. Er ist sehr gut in allen Bereichen, aber als ehemaliger Wrestler hat er sicherlich da seine Vorteile im Vergleich zu Pettis. Dieser hat wiederum seine letzten beiden Siege via Submission eingefahren, gegen Topakteure wie Henderson und Melendez, was einiges über sein BJJ-Level aussagt.
Die Voraussetzungen sind ideal für einen spannenden und abwechslungsreichen Kampf. Beide brauchen dringend den Sieg, denn man kann davon ausgehen, dass der Sieger dieses Duells als nächstes um den Titel kämpfen darf.
Paeddingtonbaer:
Eine wirklich interessante Ansetzung, nicht nur von der Platzierung, sondern auch stilistisch. Während Pettis für sein facettenreiches Kickarsenal bekannt ist, ist Alvarez der klassische Wrestle-Boxer mit ordentlichem Forward Pressure. Dieser Kampfstil liegt Pettis so gar nicht, er braucht für sein Kicking-Game genügend Platz, den RDA ihm nicht gewährt hat und so der Grundstein für seinen Titelverlust war. Ich kann mir einen Kampfverlauf wie beim Kampf zwischen Pettis und Melendez vorstellen, indem sich Alvarez mit Kombinationen in Shoot-Range arbeitet, um den Kampf horizontal zu verlagern. Anders sehe ich keine großen Chancen, wie sich Alvarez durchsetzen will.
Im Stand ist Pettis klar überlegen, seine Kicks sind irre gefährlich. Durch den Boxstil hat Alvarez immer viel Gewicht auf seinem vorderen Bein und ist so anfällig für Leg Kicks, auch wenn Pettis nicht unbedingt der typische Leg Kicker ist. Außerdem ist Alvarez Defense nicht unbedingt sattelfest, er ist leicht treffbar, sowohl mit Kicks als auch mit Schlägen. Ich kann mir einen Head Kick KO seitens Pettis oder einen Punktsieg von Alvarez durch das Ausgrinden vorstellen. Es ist abhängig davon, ob Pettis sich wieder am Käfig aufhält oder doch mal die Mitte des Oktagons besetzt.
UFC FN 81 findet in der Nacht von Sonntag (17.01.16) auf Montag statt. Wenn euch dieser Blog gefällt, folgt uns auf Twitter.
habe gestern erschreckt gelesen, dass BJ wieder ein comeback startet. wo soll das nun hinführen? ^^ klar sein letzter kampf war einfach super peinlich. dieses rumgehopse war wirklich zu süß. mit jackson/wink wird er klüger kämpfen, aber bitte, ich will das nicht sehen. wer schon?
Das wäre wohl einer der ganz seltenen Fälle, in denen mich ein Demetrious Johnson Fight tatsächlich interessieren würde...
Nach Dominicks Aussagen gestern rechne ich eher mit Cruz vs Faber. Ich könnte sowohl mit diesem Fight als auch mit einem Re-Match gegen TJ sehr gut leben.
Conor aka El Chapo, jr mal wieder großartig bei der UFC 197 PK
ne, sorry fand ich falsch. was ist denn da passiert?
- alvarez hat eine runde gewonnen, nicht drei oder zwei. der ist ein richtiger stinker geworden, der eddie. @dugen ich stimme zu was pettis angeht. der lässt sich einfach immer am cage festmachen. gute leute zirkeln schnell raus.
- ich liebe den stil von cruz, aber gewonnen hat er meines erachtens nicht. einfach zu wenig geschlagen. tony weeks, jo der hats verkackt mal wieder.
rogan und goldi waren auch mal wieder in einer dieser erzählungen vertieft. das muss man denen echt vorwerfen. die haben die tendenz etwas total zu überhypen. wie zb larkins legkicks vs tumenov (schläge nicht bewertet).cruz's defense in den ersten runden fand ich - wie die - auch stark, aber die treffer von tj sollte man auch mal erwähnen.
rematch wirds wohl geben, schätze ich. das wird wieder spannend. hab den eindruck, dass cruz dillashaw auch da frustrieren kann. er muss nur etwas mehr runden gewinnen.
super interessant wars auf jeden fall
Cruz vs Johnson
Dillashaw vs Faber
Dodson vs Assuncao
Wären aus meiner Sicht drei sehr interessante Bantamweight Kämpfe.
In Sachen Faber muss ich zustimmen, dass ich derzeit nicht viel Chancen gegen Cruz sehe. Der letzte Kampf war zwar sehr knapp, aber hat Faber in meinen Augen gehörig an Geschwindigkeit verloren in den letzten Jahren, wärend Cruz selbst nach der langen Verletzungspause genauso flink wirkte.
Auch deswegen wäre ein Contender Kampf zwischen Faber und Dillashaw sehr interessant. Mit all der Vorgeschichte könnte es auch ein sehr guter Co-Main für ein PPV sein.
faber gegen dillashaw hätte natürlich mehr reiz; wenn ich recht erinnere, haben die beiden kein Problem, gegen einander anzutreten
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pettis würde sich schon einen gefallen tun, wenn er beweglicher kämpft, mehr Angles nutzt. So wie er kämpft, lädt er die Gegner geradezu ein, ihn zu Boden zu bringen; eine bessere footwork wäre schon sehr hilfreich
In Runde 1 hat eddie drei takedowns geschafft, aber nicht viel daraus gemacht - das stimmt natürlich. in der Runde hatte Pettis fast doppelt so viele treffer gelandet im standup; da würde ich eigentlich auch sagen, dass drei takedowns ohne ground strikes oder submission-Versuchen diese Lücke nicht ausgleichen können.
Runde 2 war wohl die beste Runde von Pettis, Runde 3 hat er relativ deutlich verloren, finde ich.
Der Pettis Fight war irgendwie merkwürdig. Ich kann verstehen warum man Alvarez den Sieg zuspricht, aber ich hatte die ersten beiden Runden für Pettis gescored. Ja, Alvarez hat ihn gegen den Käfig kontrolliert, aber in den ersten beiden Runden auch nciht mehr. Letztlich hat er nur an ihm festgehalten und Pettis hat den TD gut verteidigt. In der Dritten schafft Alvarez dann auch die TD's und daher gewinnt er auch die Runde. Finde es fragwürdig Kämpfern Runden zu geben nur weil sie ein TD versuchen und sich dann festhalten, Hendricks hat man dafür immerhin den Titel weggenommen.
Allerdings muss ich auch sagen, dass Pettis sich zwar verbessert hat was die TD-Defense angeht aber noch mehr daran arbeiten muss wie er sich gegen druckvolle Gegner verhält. Es bleibt eine klare Schwachstelle und sofern er sich in dem Bereich nicht klar verbessert wird er in 9 aus 10 Fällen gegen solche Gegner den kürzeren ziehen.
freue mich, dass eddie gewonnen hat; klare sache für mich (2-1); pettis footwork ist verbesserungswürdig; geht immer geradewegs nach hinten; so wirds schwierig gegen ringer.
Das Resultat ist wie bei Lawler vs Condit diskutabel und an sich kein Skandal. Die Scorecard von Tony Weeks aber schon. Er gab Cruz Runde 4 (!) und Runde 5.
Es ist wirklich unfassbar in welch einer Verfassung Dominick Cruz nach all den Verletzungen zurückgekommen ist. Der Kampf war sehr eng und viele Runden konnten in beide Richtungen gescored werden, dennoch bleibt das Comeback für mich DIE Geschichte des Abends. Selbst wenn Cruz den Sieg nicht zugesprochen bekommen hätte: Hut ab.
Ich hab den Kampf übrigens auch knapp für Cruz gescored. Aus meiner Sicht, hat er die cleaneren Treffer gelandet und mit den Takedowns die Runden gesichert.
Ich bin gespannt wie es ausgeht, aber wirklich brauchen tue ich das Comeback auch nicht^^