Nach dem gestrigen Spiel tauchen vermehrt Stimmen auf, die mehr oder minder leise das schwache Spiel des FC Bayern beklagen. Gegen 10 Hamburger ein 1:0, gegen 10 Leipziger reichte es gerade mal zu einem Sieg im Elfmeterschießen. Zuvor lieferten die Münchner eine Vorstellung, die einem Rekordmeister nicht würdig sei. Es fehlt nicht viel und es tauchen Stimmen auf von einer Krise: Ich sage nur: Echt jetzt?
Jupp Heynckes trainiert die Mannschaft seit knapp 20 Tagen. Seitdem hat er mit Freiburg, Celtic, Hamburg und nun Leipzig alle fünf Tage ein Spiel. Dabei ist es sein erklärtes Ziel, der Mannschaft eine Grundtaktik einzuprägen, Automatismen festzulegen und möglicherweise eine gewisse Kondition aufzubauen. Wie der derzeit dicht besiedelte Terminkalender zeigt, ist aktuell nicht gerade ein idealer Zeitpunkt, um diese Ziele umgehend zu verwirklichen, denn im bestmöglichen Fall sollten die Spiele ja trotzdem gewonnen werden. Aber das ist noch nicht alles: Heynckes hat nämlich nicht gerade den kompletten Kader zur Auswahl.
Neuer fällt seit Monaten und für Monate aus. Boateng kommt nach etlichen Verletzungen erst wieder ins Spiel. Javi Martinez verletzte sich. Thomas Müller fällt ebenso aus. Bernat kommt erst langsam wieder ins Training. Ribery ist verletzt. James hadert neben sich selbst auch noch mit Rückenproblemen. Das macht es nicht nur schwer, eine gemeinsame Marschroute festzulegen, da immer der eine oder andere essentielle Spieler fehlt. Zudem kann auf diese Weise auch nicht wirklich rotiert werden, um die hohe Belastung aufzufangen.
Dies führt dann eben dazu, dass jemand wie Wriedt auf ein Mal gegen den aktuellen Vizemeister auf dem Platz steht. Andere Spieler, wie Coman, müssen nach wie vor ihre Rolle finden. Dass diese dann bei einem Spiel gegen starke Clubs wie Leipzig auch mal eine schwache Leistung abliefern, kann man ihnen nachsehen. Kein Wunder also, dass Leipzigs Taktik gestern wesentlich klarer zur Geltung kam. Heynckes muss, wohl oder übel, erst mal bis zur Winterpause sich irgendwie durchrackern und versuchen, der Bayern-Elf wieder ein Konzept zu geben.
Bis dahin ist es meiner Ansicht nach fehl am Platze, das Spiel oder die Taktik des FC Bayern zu monieren.Möglicherweise kann die Pause genutzt werden, um weitere festigende oder fortführende Maßnahmen zu ergreifen. Bis dahin allerdings wird sich der FC Bayern von Spiel zu Spiel hangeln. Das erste Automatismen durchaus greifen, zeigte sich ja gegen schon vereinzelt gegen Gegner wie Freiburg oder Glasgow. Von daher finde ich es eher positiv, dass gegen Leipzig, eine Mannschaft, die seit Juli 2016 unter Hasenhüttl trainiert und die letzte Saison Vize-Meister wurde, wenn auch glücklich ein Sieg erzielt wurde. Dortmund zum Beispiel gelang das nicht.