Zurzeit befindet sich der FC Bayern mitten in der Vorbereitung - und in den USA. Seit einigen Tagen absolviert der deutsche Rekordmeister in Amerika einen Teil der Vorbereitung und legt dabei den Fokus insbesondere auf die noch ausbaufähige Auslandsvermarktung. Neben der Eröffnung eines Büros in New York und einem wenig aufschlussreichen Testspiel gegen Chivas Guadalajara betrieben die Münchener in erster Linie Öffentlichkeitsarbeit, trainierten für alle zugänglich und zeigten sich der breiten Masse beispielsweise bei einer Bootstour.
Die Gründe für diese Reise sind absolut logisch. Die Bundesliga hat Probleme mit der Vermarktung im Ausland, besonders auf anderen Kontinenten. Der Rückstand auf Klubs wie Manchester United, Arsenal oder den FC Barcelona ist groß und Touren nach Asien oder Amerika sind für diese Vereine logisch. Der FC Bayern will nun in diesem Bereich aufholen und spielt in der Nacht auf Donnerstag ein weiteres Testspiel gegen eine Allstar-Auswahl der amerikanischen Profiliga MLS. Mit dabei sind auch die Nationalspieler, die bis zum Ende bei der Weltmeisterschaft aktiv waren. Sämtliche Nationalspieler sollen auch zu Kurzeinsätzen kommen und sich präsentieren können.
Diese Reise wurde bewusst in die Vorbereitung integriert und obwohl der Trainingsbetrieb und die laufende Trainingentwicklung vielleicht ein bisschen behindert werden, lohnen sich diese Strapazen. Außerdem haben junge Talente die Chance verdient, sich in den Fokus zu spielen und besonders der in der letzten Saison schon oftmals im Profiteam eingesetzte Däne Pierre-Emil Höjbjerg macht in der Vorbereitung einen ordentlichen Eindruck. Aber auch Gaudino, Scholl oder Green sammeln wichtige Erfahrungen, wobei besonders letzterer in den USA noch mehr unter Beobachtung steht.
Die Neuzugänge:
Ein positiver Aspekt der Vorbereitung ist, dass die Neuzugänge allesamt schon sehr früh in München waren und sich eigentlich zum Trainingsauftakt bereits in die Mannschaft integrieren konnten. Sebastian Rode kam aus Frankfurt und kann sowohl im Mittelfeld als auch als rechter Verteidiger eingesetzt werden. Rode überraschte bisher viele und ist nicht nur sehr agil und hochmotiviert, sondern zeigte auch in den Spielen sehr gute Leistungen und avancierte zu einem sehr heißen Kandidaten auf den Stammplatz auf der rechten Abwehrseite.
Der junge Spanier Juan Bernat bekam in der bisherigen Vorbereitung ebenfalls sehr viele Testspielminuten und spielte unauffällig, aber sehr solide. Er benötigt wohl noch etwas mehr Zeit, um alle seine Qualitäten abrufen zu können. Grundsätzlich ist seine Verpflichtung aber positiv zu bewerten und Bernat kann auf der linken Seite flexibel eingesetzt werden und könnte auch deswegen in der Zukunft sehr wichtig sein.
Der wohl beste Neuzugang heißt Robert Lewandowski und verstärkt den Angriff der Bayern. Lewandowski ist noch einmal eine Steigerung zum kroatischen Nationalstürmer Mario Mandzukic, der zu Atletico Madrid gewechselt ist. Lewandowski vereint Torinstinkt, Spielintelligenz und Technik und bringt mit seinen Fähigkeiten die gegnerischen Abwehrreihen regelmäßig ins Schwitzen. In den Testspielen machte Lewandowski einen motivierten und frischen Eindruck und seine Klasse konnte er bereits mehrfach unter Beweis stellen. Besonders im Telekom-Cup machte er auf sich aufmerksam, als er in zwei Spielen gleich drei Tore erzielen konnte.
Auch Abwehrspieler Holger Badstuber kann man nach seinem Kreuzbandriss und einer Re-Ruptur und nach über 1 1/2 Jahren ohne Pflichtspiel als Neuzugang ansehen. Er machte bisher einen sehr soliden Eindruck und spielte offensichtlich ohne große Einschränkungen. Badstuber traut sich bisher alles zu, spielt sicher und geht bereits in die Zweikämpfe, zudem funktioniert sein Stellungsspiel und seine Spieleröffnung bereits sehr ordentlich. Wenn er die weitere Vorbereitung ohne Schmerzen und Probleme überstehen kann, gehört er zu Saisonbeginn sicher zur engeren Auswahl um einen Platz in der Innenverteidigung.
Bisherige Erkenntnisse:
Die bisher absolvierten Vorbereitungsspiele sahen auch aus wie eben solche. Es wurde viel getestet und ausprobiert, verschiedenste Grundformationen gespielt und junge Spieler getestet. Da eine Vielzahl der Nationalspieler noch nicht zum Team gestoßen ist, kann man auch noch keine endgültigen Rückschlüsse ziehen. Trainer Pep Guardiola ließ sich bisher noch nicht in die Karten schauen und schloss sowohl eine Dreier- als auch eine Viererkette nicht aus. Eines scheint klar zu sein: Das Hauptaugenmerk der Bayern liegt auf der Variabilität. Wichtig ist, dass man auch während eines Spiels die Ausrichtung ändern und auf Veränderungen des Gegners reagieren kann und das ohne einen Spielerwechsel durchführen zu müssen.
Man forciert bisher zwar offensichtlich eine Dreierkette mit zwei flexiblen Außenspielern davor, hat aber schon einige Varianten getestet und scheint zurzeit grundsätzlich zufrieden zu sein. Spieler, die auf mehreren Positionen zum Einsatz kommen können, sind Guardiola ebenfalls wichtig und mit Alaba, Bernat, Höjbjerg, Götze, Lahm, Müller und Martinez (als Beispiele) verfügt man über eben diese Akteure. Der Gegner soll sich nicht auf eine Aufstellung einstellen können und das Ziel ist, dass man sich selbst auf alle möglichen Systeme des Gegners einstellen kann.
Taktisch will man sich nach dem ersten, bereits sehr guten Jahr unter Guardiola weiterentwickeln und die Spielidee des spanischen Trainers weiter und besser umsetzen.
Man versucht bereits seit einigen Jahren die Mannschaft von Jahr zu Jahr näher an das Optimum heranzuführen und mit Lewandowski, Bernat, Rode und der neuen Variabilität scheint das auch weiterhin zu gelingen. In der Vorbereitung wurden bisher auch ohne die WM-Fahrer wichtige Grundlagen gelegt und in der kurzen Zeit nach der USA-Reise muss sich um weitere Feinheiten im taktischen Bereich gekümmert werden.
Die restliche Vorbereitung:
Nach dem Spiel gegen die MLS-Allstars fliegt der deutsche Rekordmeister wieder nach München, wo mit den WM-Fahrern gearbeitet werden kann. Am Mittwoch (13.August) steht mit dem DFB-Supercup gegen Borussia Dortmund bereits das erste Pflichtspiel auf dem Programm und am darauffolgenden Wochenende spielt man im DFB-Pokal bereits bei Preußen Münster. Die Trainingseinheiten müssen jetzt also optimal auf die Bedürfnisse der Spieler abgestimmt sein und gleichzeitig gewährleisten, dass die bisherige Entwicklung reibungslos weitergeführt werden kann.
Wichtig wird sein, die WM-Fahrer konditionell auf ein Niveau mit der restlichen Mannschaft zu bringen - und das möglichst vor dem Pokalspiel. Dabei darf man die Spieler aber nicht überlasten und muss trotzdem für ausreichende Regeneration sorgen. Die Vorbereitung nach einem großen Turnier ist immer schwierig und je mehr Spieler man bei einem solchen Turnier hat, desto holpriger kann sich die Vorbereitung gestalten. Gegen die MLS-Allstars wird man für die Galerie spielen, gegen Dortmund gibt es bereits einige neue Erkenntnisse. Und im Pokal muss die Mannschaft annähernd bei 100 % sein - aber dafür wird das Trainerteam schon sorgen.
Denke, dass es, wie oben erwähnt, um Variabilität geht und er weder der Alaba-Backup, noch Stamm-LV ist, weißte?
we'll see! Wird schon passen, das Talent hat der Kerl jedenfalls.
Eine Frage an den Auslandsspezialisten: Ich kannte Juan Bernat zuvor nicht wirklich, bewertete ihn - wie du - in den Tests als relativ unauffällig. Kannst du Genaueres zu ihm als Spielertyp sagen? Ist er mehr als der Alaba-Backup? Muss er das vielleicht sogar sein, weil Alaba im Mittelfeld eingeplant ist?
Schöne Zusammenfassung!