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Schwarz.Rot.Gold. Der DFB bei MySpox.


Gründer: Zac | Mitglieder: 92 | Beiträge: 12
01.03.2012 um 11:11 Uhr
Geschrieben von Zac
DFB-Nachtritt: vs. Frankreich


So wirklich zum Lachen hat den deutschen Fans der Humor der Franzosen am gestrigen Abend im Bremer Weserstadion wohl nicht gebracht. Mit der Trockenheit ihrer Burgunder-Weine sicherten sich „Les Bleus" nicht ganz unverdient einen 2:1-Erfolg. "Nein?" Doch!" Ohhhh!" Zum Choleriker à la Louis de Funes wurden dabei wenn überhaupt die deutschen Fans. Seit langer Zeit schallten Pfiffe gegen das DFB-Team von den Rängen. Was zu diesem Zeitpunkt immerhin mal ein seltenes Zeichen war, dass überhaupt Publikum anwesend war. Humor haben wir Deutschen übrigens auch bewiesen: Löw mit seiner Startelf-Nominierung von Aogo, und Aogo mit seiner Interpretation eines Linksverteidigers. Oscarverdächtig – wenn auch nur eindeutig in der Kategorie Nebenrolle. Aber der Reihe nach.

Vorweg: So ganz hart sollte man das Team jetzt auch nicht übers Knie brechen. Schließlich war es nur ein Freundschaftsspiel. Sicherlich hat ein DFB-Spiel – egal welcher Art – immer noch einen höheren Stellenwert als ein Spiel eines Bundesligisten beim "Million-Dollar-Baby"-Vorbereitungs-Cup in Dubai. Dafür spielt das Nationalteam einfach zu selten zusammen. Aber klar ist auch: In einem Testspiel darf getestet werden. Und das wurde und musste notgedrungen auch getan werden. Lahm, Schweinsteiger, Podolski, Mertesacker, Götze – eine Reihe von (potenziellen) Stammspielern fiel aus. Also bekamen andere ihre Chance: Aogo ("Nein?" "Doch!" "Ohhhh!"), Kroos, Schürrle, Hummels, Reus. Klose erhielt im offenen Stümer-Tête-à-Tête erstmal den Vorzug vor Gomez, zur Halbzeit wurde gewechselt. Boateng fing rechts in der Viererkette an.

Das von Beginn an intensiv geführte und von Taktik geprägte Spiel war im Umkehrschluss kein wirklicher Leckerbissen – vor allem in den ersten 20 Minuten nicht. Die Franzosen führen derzeit einen Umbruch im Team durch, was vor allem in der Defensive an diesem Abend schon beachtlich funktionieren sollte. Gegenbeispiel: Die Hintermannschaft des DFB-Teams in der 21. Minute. Eine schöne Debuchy-Valbuena-Kombination fand ihr „très chique"(s) Ende bei Franzosen-Knipser Giroud, der leise "Servus!" "Merci!" sagte und den "Ballon" Wiese durch die Hosenträger jagte. Die Analyse ist dann doch recht schnell gemacht: Von Badstubers frühem Auflösen der Viererkette über Aogos "Zweikampfversuch" ( – Man beachte das Augenzwinkern!) bis zu dem falschen Stellungsspiel in der Zentrale legte sich die deutsche Hintermannschaft die Fehlerkette selber um den Hals.

Was folgte war eine Drangperiode unserer Nationalmannschaft, die man ihr bei aller Kritik nicht absprechen darf. Klose hielt es nach dem Motto „Hart aber haltbar" (33.), Badstuber überspitzte es mit dem Winkel und nickte nur an den Pfosten (34.), dann nochmal das Duell Klose gegen "Ügo" Lloris (41.). Özil und Khedira scheiterten in der Nachspielzeit der ersten Hälfte noch knapp oder an den Gebeinen der gegnerischen Defensivabteilung. Was auch immer Chancenwucher auf französisch heißt: in der Kabine der „Equipe" wird es sicher für Lacher gesorgt haben. Der deutsche Anhänger neigte eher zur de-Funes-Cholerik.

In der Halbzeit wurde dann erwartungsgemäß das Wechselkarussell in Gang gesetzt. Höwedes rein, Gomez rein, ein Müller kam schon vor der Pause. Nun ist es ja oft so, dass zahlreiche Wechsel so ein bisschen die klare Linie im Spiel erschweren. So war es auch diesmal. Es passierte nur noch sehr wenig, vor allem im deutschen Spiel war nichts mehr von dem Run der Endphase der ersten Hälfte zu sehen. Und so passierte es nach einem Angriff der Franzosen erneut über die linke DFB-Abwehrseite: Debuchy marschierte an Aogo vorbei und flankte in die Mitte, wo ein deutsch-französisches Gemisch den Ball über die Linie würgte. Zum Kotzen. Malouda war wohl als letzter Feldspieler dran, Wiese bekommt aus kürzester Distanz nur noch die Fingerspitzen an den Ball. Drin. Ein Hauch von Slapstick im deutschen Fünfer – zum Lachen brachte es die wenigsten DFB-Anhänger. Deutschland verteidigte (leider) wie für eine Heimmannschaft im Bremer Weserstadion üblich. Mag auch an den neuen grünen Trikots gelegen haben. Ist ja auch ein Statement vom DFB, dass wir in Bremen im Auswärts-Jersey auflaufen. Und die Franzosen dafür in Weiß. "Quelle malheur!"

Ihre Enttäuschung verpackte die geisterspiel-ähnliche Kulisse im Spukschloss "Weserstein" in Pfiffe. Hörte man durchaus selten in der jüngeren Vergangenheit gegen das DFB-Team. Vielleicht wollte man damit aber auch nur die Offensivreihe der Deutschen aus ihrem komatösen Versuch eines geordneten Offensivspiels wecken. Aber es hätte wohl eines Defibrillators bedurft, um dieser wieder ein bisschen Leben einzuhauchen. Immerhin: Es gelang noch der versöhnliche Anschluss. Nach einer wirklich ansehnlichen Kombination über wenige Stationen (Boateng, Höwedes, Müller) landete der Ball bei Cacau, der mit seinem Treffer in der Nachspielzeit noch ein wenig Eigenwerbung für seinen kippelnden Back-Up-Stürmer-Platz im EM-Kader betrieb.

Und was bleibt nun? Auf jeden Fall die Erkenntnis, das (zum Glück) nur ein Testspiel gespielt wurde. Da die Begegnung aber nach langer Zeit die erste des DFB-Teams war, war die Vorfreude aber doch höher als sonst, was die Enttäuschung auch gleichzeitig etwas größer macht. Die Hintermannschaft wackelte das ein oder andere Mal böse. Auch Löw kritisierte nach dem Spiel ungewohnt offen die Fehler, nannte die Kinder dabei auch stets beim Namen. "Die Abwehr stand diverse Male zu tief, die Abstände waren zwischen den Mannschaftsteilen zu groß", sagte er sinngemäß. Und er machte auch den Eindruck, sich das eigentlich etwas anders vorgestellt zu haben: "Im Laufe des Spiels entwickelte Frankreich auch eine spielerische Überlegenheit." Genauso war es.

Logisch: Vor dem Spiel machte Löw schon keinen Hehl daraus, dass das Zusammensein der Mannschaft über diese Länderspieltage fast wichtiger sei als das Training. Also eher Sommerlager statt Bootcamp. Das Team habe sich schließlich länger nicht gesehen. Da die Nominierung des EM-Kaders aber unweigerlich naht, sollte die Partie auch nicht als unwichtig abgestempelt werden. Ein Dennis Aogo hat gegenüber Konkurrent Schmelzer beispielsweise keine Pluspunkte sammeln können. Ein solcher Eindruck könnte am Ende entscheidend sein.

Hinsichtlich der deutschen Leistungsfähigkeit bei der EM möchte aber keine größeren Schlüsse ziehen. Wenn die verletzten Leistungsträger wieder an Bord sind und das Team intensiv trainiert, brauchen wir in Fußball-Deutschland nicht tief stapeln, was die EM-Chancen angeht. Vielleicht ist ja diesmal der große Wurf drin. "Nein?", mag da der Franzose nach dem gestrigen Spiel fragen. "Doch!", wäre meine Antwort. Darauf ein gemeinsames "Ohhhhhhhhh!"
Aufrufe: 4619 | Kommentare: 15 | Bewertungen: 5 | Erstellt:01.03.2012
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KOMMENTARE
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DarthPoldi
01.03.2012 | 22:30 Uhr
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DarthPoldi : hm
01.03.2012 | 22:30 Uhr
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DarthPoldi : hm
Naja semi lustig...mir fehlt auch der Hinweis, dass die ach so tollen Schürrle und Reus mal wieder mega scheisse waren...
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Rarehero
01.03.2012 | 18:47 Uhr
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Rarehero : 
01.03.2012 | 18:47 Uhr
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Rarehero : 
Das Schlimme an Aogo ist, dass er seine Chance immer wieder bekommt, und immer wieder vergeigt er sie. Und jetzt gibt es kein nächstes Mal mehr, um Schmelzer zu testen. Jetzt geht es in die EM-Vorbereitung - in der Aogo hoffentlich keine Rolle mehr spielt. Himmelherrgott, Aogo hat doch nun wirklich alles getan, um im Sommer frei zu haben. Löw sollte diesen Wunsch respektieren.

Und zum Spiel: Drei Monate Pause seit dem letzten Spiel, drei Monate Pause bis zum nächsten Spiel. Bei allem Verständnis dafür, dass solche Spiele niemanden wirklich in den Kram passen, für die Fans ist so ein Spiel immer etwas Großes, und die werden nach einer langen Pause mit so einer lust- und geistlosen Vorstellung abgespeist, warten nun weitere drei Monate, bis sie mal wieder auf ein schönes Spiel ihrer Jungs hoffen dürfen, und wer ins Stadion gegangen ist, hat nicht wenig gezahlt, um sich diese Scheiße anzuschauen. Die Niederlage ist eine Sache, die Art und Weise eine andere, und der DFB sollte nicht beledigt sein, wenn die Fans zumindest bei Freundschaftsspielen lieber Zuhause bleiben oder zum gällenden Pfeifkonzert ansetzen.

Wenn die Spieler keinen Bock auf das Spiel haben, dann sollen sie halt mit dem Knie gegen eine Tischkante laufen und mit einem zweitätigen Knie-Aua Zuhause bleiben. Dann dürfen vielleicht auch mal Schmelzer oder die Benders ran.
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WalkTheLion
01.03.2012 | 18:44 Uhr
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WalkTheLion : Klasse,...
01.03.2012 | 18:44 Uhr
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WalkTheLion : Klasse,...
...durch deinen Beitrag kann ich diesem Spiel wenigstens noch etwas positives abgewinnen.

Super zu lesen... Chapeau Zac
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marcian
01.03.2012 | 17:02 Uhr
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marcian : 
01.03.2012 | 17:02 Uhr
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marcian : 
Danke für die Zusammenfassung, wobei ich das rumgehacke auf Aogo etwas zuviel finde. Er hatte seine Chance, sie nicht genutzt, lasst beim nächsten Mal Schmelzer ran und gut ist.

Es ist ein Testspiel und mich regt jedes Mal die deutsche Mentalität bezüglich Freundschaftsspielen auf. Die haben gefühlt nie Bock zu spielen, wenn es um nichts geht und das kann ehrlich gesagt nicht angehen, ist schließlich die Nationalmannschaft. Darum gefällt mir übrigens Cacau sehr, weil der sich eigentlich bei der Nati immer voll reinhängt. Er weiß eben, dass man solche Chancen halt nicht immer bekommt.

Dafür ist jetzt aber die Erwartungshaltung nicht ganz so groß und Löw weiß, was er Badstuber und co. noch eintrichtern muss.
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adriano0589
01.03.2012 | 14:31 Uhr
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01.03.2012 | 14:31 Uhr
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Ganz starke Analyse Zac! So kann man dem Ganzen immerhin noch etwas unterhaltsames abgewinnen

War ein Testspiel wie es vor 4,5 Jahren bei der Nationalmannschaft noch Standard war. Keine Motivation, keine Laufbereitschaft, dafür viele Wechsel und viele Fehler.

Diese einzelnen Tests während der Saison machen für mich überhaupt keinen Sinn, lieber sollte man die Club-Saison etwas straffer durchziehen und dafür dann der Nationalmannschaft mehr Zeit am Stück direkt vor der EM geben.
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gartenzwerg
01.03.2012 | 14:08 Uhr
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01.03.2012 | 14:08 Uhr
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Puh, da hab ich ja noch mal Glück gehabt, dass dieser Krug an mir vorbei gegangen ist.
Was dem Blanc die Glatze vom Barthez,
ist dem Giroud die Zunge vom Debuchy.
Ein Glück, dass der Ribery kein Tor geschossen hat...
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Schnumbi
01.03.2012 | 14:06 Uhr
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Schnumbi : 
01.03.2012 | 14:06 Uhr
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Schnumbi : 
@ Zac: das mit zunge in hals hat meine frau auch gefragt
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Zac
01.03.2012 | 14:04 Uhr
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Zac : 
01.03.2012 | 14:04 Uhr
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Zac : 
@Gz:
Hab ich auch nicht so aufgenommen. Kann deine Kritik auch nachvollziehen. Wollte nur nochmal klarstellen, dass dieser Eindruck nicht entstehen sollte, auch wenn er sich vielleicht tatsächlich aufdrängt.

Dein Smiley ist übrigens dem Torjubel der Franzosen gestern nach dem 1:0 nachvollzogen. Einziger Unterschied: Giroud und Debuchy haben sich dabei offensichtlich die Zunge in den Hals geschoben. Ich hoffe das war eine der Szenen, die du nicht mit ansehen musstest.
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gartenzwerg
01.03.2012 | 13:43 Uhr
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01.03.2012 | 13:43 Uhr
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@Zac
Das kann ich durchaus nachvollziehen!
Und die Nein!, Doch!, Ohhh! - Idee finde ich genial.
Mir stößt diese Einseitigkeit in der Berichterstattung schon länger auf, in der sich der Kommentator einen Spieler rauspickt und an allem rumkrittelt was der macht.
Das Copyright dafür hat mMn der Reif.

Die Kritik war von meiner Seite aus auch keines Falls böse gemeint
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EvergreenPille
01.03.2012 | 13:19 Uhr
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01.03.2012 | 13:19 Uhr
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Enttäuschendes Spiel.
In meinen Augen waren Badstuber und Kroos sogar noch ein wenig schlechter als Aogo, da man von denen auch mehr erwarten kann/sollte.
Gomez konnte gefühlt keinen Ball kontrollieren.
Reus fand ich in der ersten HZ stark, den will ich öfter sehen. Mit Wiese gewinnen wir einfach nicht
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