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FC Bayern München


Gründer: Tobi | Mitglieder: 965 | Beiträge: 253
21.04.2011 um 14:33 Uhr
Geschrieben von Voegi
Blick zurück nach vorn (X)
Gegen Daum

Neben Willi Lemke personifiziert wohl keine andere Figur des deutschen Fußballgeschäfts die vom FC Bayern ausgehende Polarisation derart stark wie Christoph Daum. Nicht nur, aber in besonderem Maße geprägt durch die innige Feindschaft zu Uli Hoeneß, ist Christoph Daum für viele Bayern-Fans inzwischen eine Art Enfant terrible. Am kommenden Samstag nun tritt der FC Bayern zum 24. Mal in einem Bundesligamatch gegen eine von Christoph Daum geführte Mannschaft an. Wir blicken zurück auf die bisherigen Duelle gegen Uli Hoeneß' Persona non grata.

Trash-Talk im Sportstudio

Als sich der FC Bayern am 14. März 1987 zum ersten Mal einer Daum-Elf gegenüberstand, ahnte wohl noch niemand (inklusive Uli Hoeneß), welch tiefgreifende Feindschaft zwischen der Führungsetage des Rekordmeisters und dem hoffnungsvollen Trainernovizen eines Tages entstehen würde. Das Spiel an jenem Märznachmittag gab für persönliche Animositäten auch keinen Anlass. Diese entwickelten sich erst zwei Jahre später, als Köln und Bayern einen dramatischen Kampf um die Meisterschaft boten, deren Höhepunkt wohl das unvergessliche Trash-Duell im Aktuellen Sportstudio bildete. Nachdem Christoph Daum mehrfach Bayern-Trainer Jupp Heynckes über die Medien attackiert hatte,
setzte Uli Hoeneß zum Gegenangriff an. Im ZDF leisteten sich die beiden Kontrahenten darauf einen genauso denk- wie unwürdigen verbalen Schlagabtausch, in deren Zuge Uli Hoeneß Daums Ende für den folgenden Donnerstag prognostizierte. Und in der Tat konnten die Bayern das meisterschaftsvorentscheidende Auswärtsspiel in Köln 3:1 gewinnen und damit alle Hoffnungen des ungeliebten Widersachers zunichtemachen.



Knapp drei Monate später standen sich beide Teams wieder gegenüber, diesmal im Münchener Olympiastadion. Und es schien, als hätten die Bayern noch eine Rechnung mit Daum und seinem Effzeh zu begleichen. Dank eines überragenden Olaf Thons gewannen die Münchener auch in der Höhe verdient mit 5:1 und rückten damit – aus ihrer Sicht – frühzeitig die Kräfteverhältnisse zurecht. Am Ende der Saison holte man mit sechs Punkten Vorsprung vor dem Vizemeister aus Köln souverän die Meisterschaft.

Cernys großer Tag

Daums nächstes Gastspiel in München sollte zweieinhalb Jahre auf sich warten lassen. Am 18. April 1992 gewannen die Münchener, die in dieser Spielzeit zeitweise sogar in Abstiegsgefahr gerieten, dank eines Effenberg-Treffers mit 1:0 gegen den von Daum trainierten VfB Stuttgart und nahmen damit Revanche für die Hinspiel-Pleite in (2:3). In der Saison 1992/1993 konnten die Bayern dann beide Duelle gegen Daums VfB für sich entscheiden. In einem phasenweise dramatischen Match bezwang die Ribbeck-Elf den VfB im Neckarstadion mit 3:2. Zum Matchwinner avancierte dabei der Österreicher Harald Cerny, dem an jenem Herbstnachmittag der erste und letzte Bundesligatreffer für die Bayern gelingen sollte. Nicht minder spektakulär verlief das Rückspiel im Münchener Olympiastadion. Acht, zum Teil grandios herausgespielte Tore boten den 56.000 anwesenden Zuschauern beste Fußballunterhaltung; das 5:3 Endergebnis nährte dabei die Hoffnungen der Bayern auf das Erreichen der Meisterschaft, die sich am Ende aber doch nicht erfüllen sollten.

Am Ende des Jahres 1993 verließ Christoph Daum den VfB Stuttgart und begann in der Folge das erste von bislang vier Engagements in der Türkei. Nach zwei Jahren bei Besiktas Istanbul kehrte Daum im Sommer 1996 nach Deutschland zurück, um Bayer Leverkusen zurück auf die Erfolgsspur zu bringen. Bei seinem ersten Gastspiel als Bayer-Trainer im Olympiastadion musste Daum jedoch eine herbe 2:4-Klatsche hinnehmen, für die er sich im Rückspiel mit einem noch deutlicheren 5:2 revanchierte. Dabei gelang Markus Feldhoff dank dreier Tore zweifelsohne das Spiel seiner Karriere, das den späteren Meister aus München in eine Mini-Krise stürzte.

Im November desselben Jahres waren die Bayern wieder in Leverkusen zu Gast und verloren erneut deutlich. Trotz 2:0-Führung und trotz personeller Überzahl rang die hochmotivierte Daum-Elf die Gäste mit 4:2 nieder. Ulf Kirsten gelangen dabei die spielentscheidenden Treffer in der Nachspielzeit. Die folgenden Duelle der beiden Mannschaften boten dann nicht mehr diesen großen Unterhaltungswert. Nach einem knappen 2:1 im April 1998 siegten die Münchener auch im Dezember vor heimischer Kulisse gegen die Bayer-Elf, diesmal mit 2:0.

Fernduell 2000

In der Saison 1999/2000 entspann sich zwischen beiden Vereinen dagegen ein dramatischer Kampf um die Meisterschaft. In den direkten Duellen behielt jeweils die gastgebende Mannschaft die Oberhand. Beim 2:0 der Leverkusener im August 1999 zelebrierte der spätere Bayern-Akteur Zé Roberto phasenweise Fußball zum Niederknien, während die Bayern im Rückspiel angeführt durch einen blendend aufgelegten Stefan Effenberg 4:1 obsiegten. Die Meisterschaft wurde jedoch erst am letzten Spieltag durch ein legendäres Fernduell entschieden. Von einem echten Fernduell konnte jedoch genau genommen keine Rede sein. Denn während die Münchener im eigenen Stadion Werder Bremen mit 3:1 bezwangen, spielte der Tabellenführer aus Leverkusen zeitgleich nur wenige Kilometer entfernt im Hachinger Sportpark. Bereits ein Remis hätte Christoph Daum dabei genügt, um erstmalig ein Meisterschaftsduell gegen den FC Bayern für sich entscheiden zu können. Doch es kam bekanntlich anders. Michael Ballack traf ins eigene Tor und Ex-Bayer Markus Oberleitner besiegelte die Leverkusener Vizemeisterschaft schließlich mit seinem 2:0.

Die Daum-Affäre

Der große, wenngleich äußerst unrühmliche Höhepunkt des (Wett-)Streits Daum gegen Hoeneß sollte jedoch noch folgen, und das sogar noch im gleichen Jahr. Aufkommende Gerüchte über eine mögliche Drogensucht Daums veranlassten Hoeneß, vom designierten neuen Nationaltrainer ein Dementi einzufordern, welches dieser wörtlich und in Form einer vermeintlich entlastenden Haarprobe abgab. Das Ergebnis der Probe war eindeutig: Christoph Daum konsumierte regelmäßig Kokain und wurde mit sofortiger Wirkung bei Bayer Leverkusen entlassen.

Es sollte nun acht weitere Jahre dauern, ehe Daum wieder in der 1. Bundesliga auftrat. Im Herbst 2006 übernahm der sog. Messias zum zweiten Mal ein Traineramt in Köln und führte den damaligen Zweitligisten in der Folgesaison zurück in die höchste deutsche Spielklasse. Das erste Duell gegen den FC Bayern nach über acht Jahren endete für Daum mit einer ernüchternden 0:3-Pleite. Im Rückspiel, dem bislang letzten Aufeinandertreffen zwischen Daum und dem FC Bayern, gelang den Kölnern dann mit einem 2:1-Erfolg in der Allianz-Arena die womöglich größte Sensation der Spielzeit 2008/2009.

Mit großer Spannung darf man nun also das nächste Duell an diesem Samstag erwarten. In bislang 23 Bundesligaduellen gegen Christoph Daum gab es für die Münchener übrigens 13 Siege, 4 Remis und 6 Niederlagen.
Aufrufe: 14406 | Kommentare: 22 | Bewertungen: 27 | Erstellt:21.04.2011
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KOMMENTARE
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Voegi
MODERATOR
23.04.2011 | 12:09 Uhr
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Voegi : 
23.04.2011 | 12:09 Uhr
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Voegi : 
@ luckyluke
stümmt! geändert.

zur frage, woher hoeneß wusste, dass daum kokst.
wie richtig angemerkt wurde, hat hoeneß ja eben nicht behauptet, daum würde koksen. er hat nur die gerüchte aufgegriffen und daum mehr oder minder direkt zu einem dementi aufgefordert.
ich denke, es gab seinerzeit in entsprechenden kreisen genügend gerüchte über eine mögliche kokainsucht daums. hoeneß hat diese zwar nicht als wahr dargestellt, sich aber gleichwohl weit aus dem fenster gelehnt. das konnte er nur, wenn er ziemlich sichere quellen hatte.
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SGEler11
23.04.2011 | 10:28 Uhr
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SGEler11 : 
23.04.2011 | 10:28 Uhr
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SGEler11 : 
Daum ist bekanntlich unser Trainer, aber eine wirkliche Verbindung zu dem hier habe ich nicht.
CD ist heute Abend im Sportstudio. Wer ruft mal kurz den Uli an? Heynckes brauch ich nicht, aber Bernd Heller wäre wichtig. Schon legendär.

Achja, Punkte gibt's auch noch. Weiß gar nicht, wer sie dringender braucht.
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b2bmk77
23.04.2011 | 10:07 Uhr
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b2bmk77 : 
23.04.2011 | 10:07 Uhr
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b2bmk77 : 
woher wußte der hoeneß das Daum kokst?

weil sie wahrscheinlich einen detektiv auf Daum und Umfeld angesetzt haben, um ihren größten Gegner in der Liga zu schwächen !

das waren auch die Fragen die ich mir damals gestellt habe....

warum? - aus reiner Verantwortung zum fdeutschen Volk...haha

woher? - hat ihm ein kleiner Mann ins Ohr geflüstert

aber so ist das wohl hier bei spox und in der Mediealen Landschaft, die Bayern habe dazu die Macht auf der einen Seite, eine ganze Karriere und einen Menschen zu zerstören und auf der anderen Seite, einen Spieler in der Öffentlichkeit als Unschuldslamm darzustellen, wenn dieser mit einer 17 Jährigen Nutte seine Frau betrügt (und wahrscheinlich voher auch gekost hat ...hahaha)

das nenne ich Doppelmoral und dieser Verein ist voll davon!
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DanielOcean
23.04.2011 | 07:19 Uhr
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23.04.2011 | 07:19 Uhr
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sehr gute Zusammenfassung der "gemeinsamen" Historie beider Polarisationsfiguren..

Ich muss ja sagen, dass ich damals wirklich gedacht hab, der Uli hätte sich zu weit aus dem Fenster gelehnt... Als Daum sagte "weil ich ein absolut reines Gewissen habe" und SchnippSchnapp machen ließ - puh, was war ich mir sicher dass er doch niemals so blöd sein würde und ne Haarprobe abgibt wenn auch nur im Ansatz was an dieser Geschichte wahr wäre... Ich habe mich zum Glück total geirrt und Daum ist zum Glück kein Nationaltrainer geworden... Stellt Euch mal vor wie uns das Ausland zerrissen hätte wenn da was rausgekommen wäre...

Allerdings muss ich blum23 Recht geben, die letzte Bemerkung mit dem Pulver im Kaffee hätte sich Uli sparen können - auch wenn ich im Moment der Veröffentlichung der Daum-Verpflichtung was ähnliches gedacht habe... auf der anderen Seite bin ich froh dass es zumindest noch Funktionäre gibt die mal einen raushauen - denn die Spieler sind doch heute alle sehr angepasst - kaum noch echte Typen zu sehen, und somit auch ne Ecke langweiliger geworden...

Wie gesagt, sehr guter Blog, der mich persönlich gut auf das heutige Duell eingestimmt hat...!!!
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blum23
23.04.2011 | 00:44 Uhr
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blum23 : 
23.04.2011 | 00:44 Uhr
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blum23 : 
woher hoeness das mit dem koks wusste?

Entlassung beim 1. FC Köln 1990:
Eine Entlassung ist kein Skandal. Doch allen Beobachtern war es damals ein Rätsel, warum Daum während der WM 1990 vom damaligen Präsidenten Dietmar Artzinger-Bolten ohne Angabe von Gründen entlassen wurde. Zuvor hatte Daum den Verein zurück in die Spitzengruppe geführt und war einmal Dritter (1988) und zweimal Vizemeister (1989 und 1990) geworden.
Erst im Jahr 2000, als Daums Kokain-Konsum bekannt wurde, sagte Artzinger-Bolten: "Ich fühle mich bestätigt, daraus können Sie Ihre Schlüsse ziehen..."

anscheinend war das schon länger ein offenes geheimnis....

nichts desto trotz, und obwohl ich bayern fan bin und hoeness sehr zu schätzen weiß, muss ich sagen das sich unser uli manchmal besser zurück halten sollte. kommentare wie "pulver im kaffee" und co gehören sich einfach nicht. manchmal ist einfach schweigen gold!
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Corwin
22.04.2011 | 23:19 Uhr
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Corwin : @1freund
22.04.2011 | 23:19 Uhr
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Corwin : @1freund
hoeneß hatte damals ja nicht gesagt gesagt dass daum kokst sondern nur dass FALLS das so sein sollte er nicht bundetrainer werden könne.
der journalist hat die aussage damals schlicht falsch widergegeben und so fing die ganze misere an.
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juelzGK
22.04.2011 | 23:10 Uhr
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juelzGK : 
22.04.2011 | 23:10 Uhr
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juelzGK : 
also ich finde daum nicht sympathischer oder unsympathischer als hoeneß.
sind mir beide eigtl nicht sonderlich sympathisch.
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mamö99
22.04.2011 | 22:44 Uhr
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mamö99 : 
22.04.2011 | 22:44 Uhr
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mamö99 : 
Finde es schön dass auch Blogs mal die Anerkennung und Würdigung erhalten und als Aufmacher auf der Startseite landen. Dafür erstmal Daumen hoch, SPOX.

Den Daumen lasse ich gleich mal oben, denn dieses Blog hat es ebenfalls verdient.

@Rodnox

Den Witz wollte ich ja eigentlich reißen aber gut, sie dir dieser Erfolg gegönnt.
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LuckyLuke111
22.04.2011 | 22:27 Uhr
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22.04.2011 | 22:27 Uhr
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@ voegi: Ballack hat damals nich geköpft sondern gegrätscht. Dafür hat Oberleitner das 2:0 geköpft.

@1Freund: Ich glaube, Hoeneß hat später mal gesagt, dass diese Daum-Koks-Geschichte in Fussballer-Funktionärskreisen schon länger hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wurde. Und er wollte als das Thema Nationaltrainer aufkam eine Klärung haben. Damit kam der Stein ins Rollen und hat mal ne Lawine draus gemacht...
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Rodnox
22.04.2011 | 21:48 Uhr
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Rodnox : @1Freund
22.04.2011 | 21:48 Uhr
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Rodnox : @1Freund
Zitat: "Woher wusste Uli eigentlich damals, dass Daum kokst? " ..

Er hat es ihm verkauft
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