Fußball ist ein komisches Spiel. Der VfL Wolfsburg verlor bei der besten Mannschaft Europas mit 0:1. Eine Woche später unterliegen sie einem Klub, der beispiellos miserabel in eine Bundesliga-Saison gekrochen ist, doppelt so hoch. Der HSV wurde von Borussia Dortmund vernichtend geschlagen. Nun landet man in Nürnberg, wo der BVB ins Straucheln geraten war, einen satten 5:0-Erfolg.
Fishing for Compliments
Fußball ist ein schönes Spiel. Was war das für eine beeindruckende Leistung, letzten Mittwoch in Manchester! Der FC Bayern reiste zu einer mutmaßlich schweren Auswärtsaufgabe, ließ dem Gastgeber jedoch nicht den Hauch einer Chance. Der Prozessor der Kombinationsmaschinerie glühte, so frequentiert erhitzten sich die Drähte zwischen den einzelnen Elementen. Es war eine Demonstration technisch-taktischer Überlegenheit, Fußball zum Genießen, ein Nachweis des Fortschritts. Die Bayern zelebrierten Pep. "Summa cum laude", jubilierte Präsident Uli Hoeneß und adelte eine Vorstellung, die er bei einem Duell auf Augenhöhe "noch nie erlebt" hätte. Da man ruhigen Gewissens annehmen darf, dass Hoeneß schon viel gesehen hat, konnte das als Kompliment erster Güte verstanden werden.
Fußball ist ein blödes Spiel. Was war das für eine beeindruckende Leistung, letzten Samstag in Leverkusen! Der FC Bayern reiste zu einer mutmaßlich schweren Auswärtsaufgabe, ließ dem Gastgeber jedoch nicht den Hauch einer Chance. Der Prozessor der Kombinationsmaschinerie glühte, so frequentiert erhitzten sich die Drähte zwischen den einzelnen Elementen. Es war eine Demonstration technisch-taktischer Überlegenheit, Fußball zum Genießen, ein Nachweis des Fortschritts. Die Bayern zelebrierten Pep. "Spielerisch Weltklasse", jubilierte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und adelte eine Vorstellung, die "fußballerisch auf einem unheimlichen Niveau" stattgefunden hätte. Da man ruhigen Gewissens annehmen darf, dass Rummenigge schon viel gesehen hat, konnte das als Kompliment erster Güte verstanden werden. Die Crux an der Geschichte: Zwischen Aufwand und Ertrag klaffte diesmal eine Lücke, die Ausmaße eines gigantischen Kraters hatte.
Fußball ist ein einfaches Spiel. 22 ausgewachsene Mannsbilder laufen einem unschuldigen Ball hinterher, und am Ende gewinnt jene Mannschaft, die das Spielgerät öfter ins Tor des Gegners malträtiert. Sollte ein Team 27 Mal das feindliche Gehäuse anvisieren, dieser hingegen schlappe fünf Versuche unternehmen, wird mit beträchtlicher Wahrscheinlichkeit ein entsprechendes Ergebnis resultieren. Weitere evolutionsbiologische Erkenntnisse: Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten.
Fußball ist ein kompliziertes Spiel. Die Wissenschaft grübelt über empirischen Evidenzen, welche die Tiefenwirkung dynamischer Prozesse mit kompatiblen Studien belegen. Vergebens. Diametral abkippende Sechser sind zum Standardrepertoire einer jeden Kneipentruppe geworden, und auch das analytische Profi-Geschäft stößt in der Drei-Punkt-Rechnung auf eine Arithmetik voller unbekannter Variablen. Borussia Dortmund schoss in Mönchengladbach 27 Mal auf des Gegners Tor und verlor mit 0:2. Bayern München schoss in Leverkusen 27 Mal auf des Gegners Tor, traf dabei einmal. Für Bayer Leverkusen wurden (mit äußerst optimistischer Buchführung) fünf Versuche verzeichnet. Gemessener Output: Identisch. Erklärungstheoretische Befunde: Negativ.
Fußball ist ein ergebnisunabhängiges Spiel. Auch wenn es trotz frappierender Dominanz nicht zum Sieg reichte, war Pep Guardiola nicht wirklich schlecht gelaunt. "Sehr, sehr stolz" sei er auf die Darbietung seiner Elf. Der FC Bayern hatte soeben zum ersten Mal in der neuen Saison die Tabellenspitze eingenommen. Durch das Remis sind die Münchner zudem seit fast einem Jahr und genau 33 Bundesligaspielen ungeschlagen. Die Bestmarke des HSV (36) ist zum Greifen nah.
Fußball ist ein ergebnisabhängiges Spiel. Weil es trotz frappierender Dominanz nicht zum Sieg reichte, war Thomas Müller nicht wirklich gut gelaunt. "Es tut sehr weh", stammelte der selten um einen kühnen Spruch verlegene Angreifer. Der FC Bayern hatte soeben zum ersten Mal in der neuen Saison die Tabellenspitze eingenommen. Durch das Remis sind die Münchner zudem seit fast einem Jahr und genau 33 Bundesligaspielen ungeschlagen. Die Bestmarke des HSV (36) ist zum Greifen nah.
Die Problematik öffentlicher Probleme
Fußball ist ein (un)wichtiges Spiel. Traditionell verkehrt der FC Bayern auf turbulenten Schauplätzen. Da fliegen die Fetzen, rasseln die Säbel, brüllen die Tiger. Es sind Manegen von Brisanz, gebündelt in einem kryptischen Ausdruck namens "Mixed Zone". Neulich gab es wieder etwas aufzuarbeiten. Es begann damit, dass Intelligenzbestie (Quasi-O-Ton Pep) Philipp Lahm öffentliche Kritik an Finger-in-die-Wunde-Leger Matthias Sammer übte, weil dieser zuvor öffentliche Kritik geübt hatte. So zumindest die landläufige Auffassung, die aufgrund des verzögerten Publizierens an zusätzlicher Komplexität gewann. In Wirklichkeit hatte sich Lahm natürlich nur selbst gemeint, und als er das klarstellte, nach dem Sieg in Manchester, war alles andere plötzlich Augenwischerei. Der Kapitän hatte gesprochen, jede Silbe ein Machtstatement, unverrückbar, autoritär. Da konnte die eifrige ZDF-Reporterin noch so peinlich-penetrant nachhaken, es half nichts. Die Lahm'schen Aussagen waren Gesetz. Fraglich blieb allein, warum er sich offenbar die Attitüde angeeignet hat, über sich in der 3. Person zu fabulieren. Und warum er in besagtem Interview Bezug auf den "Chef" nahm, damit aber weder Sammer noch einen sonstigen Vorgesetzten adressierte - sondern, um nach dem Ausschlussprinzip zu urteilen: Sich. Die Welt ist klein.
Flugs erkannte Philipp Lahm die Notwendigkeit, aus dem Gestrüpp an vermeintlichen Anschuldigungen und boshaften Unterstellungen möglichst sinnige Kausalitäten zu basteln. Also belehrte er die Öffentlichkeit, dass Probleme entstehen, wenn Probleme in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Was durchaus logisch klingt. Daraufhin jedoch schritt Gottvater Uli Hoeneß an die Front und maßregelte seinen kickenden Außenminister öffentlich zu öffentlicher Zurückhaltung. Er, Hoeneß, würde ihm, Lahm, empfehlen, direkt mit Sammer zu kommunizieren. Sollte Lahm hernach (immer noch) das Gefühl befallen, auf unebenen Pfaden nicht ernst genommen zu werden, könne er geteerte öffentliche Wege beschreiten. "Aber so wie ich uns kenne", gluckste Hoeneß noch, "reichen ein oder zwei interne Gespräche aus." Und niemand wagte Widerspruch anzumelden. Fußball ist ein unvorhersehbares Spiel. Zum Glück.
Bildquelle: spox.com
Belassen wirs dabei, ich hoffe, mit zukünftigen Texten für mehr Gefallen zu sorgen
Aber gut, meine Meinung eben....
Bin mir sicher das dies nicht Ansatzweise ein Analyseblog sein soll.
Vielleicht wäre er besser und der Rubrik "Standpunkte" aufgehoben.
Ich wollte mich auch erst diesem Thema annehmen aber du hast das schon sehr gut getroffen wie ich finde.
Hier hab ich halt versucht, aktuelle Geschehnisse in einer anderen Perspektive auszudrücken. Weil es eben so auffällig war, dass die Spiele in Manchester und Leverkusen beide hervorragend waren, das Ergebnis aber nur einmal stimmte. Deshalb die "Fußball ist...."- Palette, mit dem Spiel in mehreren Facetten - das sollte die Aussage sein. Bei der Lahm-Thematik wollte ich die Reihe einfach fortsetzen, weil zumindest ich da den Eindruck gewann, dass der Sieg bei City fast nebensächlich wurde.
Allerdings geht mir diesmal der Faden bei den beiden letzten Absätzen verloren... hab keine Ahnung was da unterm Strich für eine Aussage stehn soll?
Gut, muss ja nicht immer, sondern einfach mal alles aus eigener Sicht beleuchet....
Aber bisher gab es immer eine Intention der ich folgen konnte, das ist mir diesmal nicht gelungen.... heißt aber ja nix. Vielleicht raff ich es einfach diesmal nicht....
Sagte lediglich das ich die Kritik (maasster) nicht teile, weil es kein Analyse Blog im eigentlichen Sinne ist