Analyse Teufel vs. Geißbock

Ja, ich nehme es direkt mal vorweg: 1:0 gewonnen, in der Pfalz, und damit eine wahrlich teuflische Serie zu Grabe getragen. Schlüsselszene zu diesem Erfolg war in meinen Augen die 37. Minute. Zu eben jenem Zeitpunkt fand eine Flanke von rechts zielgenau den Kopf von Shechter, der den Ball tückisch zu platzieren wusste. Einzig Michael Rensing bzw. der Reflex seiner rechten Hand verhinderten, dass in diesem Moment das Spiel auf den Kopf gestellt würde und Lautern in Führung ginge.



Denn diesem einen Angriff der ansonsten extrem harmlosen Lauterer standen bis dahin Angriffsbemühungen der Gäste für 2 Spiele gegenüber. Wobei die Betonung mehr auf dem Wort „Bemühungen" liegen muss als auf Angriff… Somit scheiterten die Geißböcke zumeist keinesfalls ausschließlich an einem überragenden Torwart Krapp, sondern vielmehr ein ums andere Mal am eigenen Unvermögen, in dessen Konsequenz reihenweise Bälle im gegnerischen Strafraum vertändelt wurden oder gar Schüsse kläglich vergeben wurden (7. Clemens; 12.,13.,25. Peszko; 23. Eichner, 24. Novakovic; 26. Sereno; 36. Jajalo).

In Minute 13. jedoch wurde Geromel nach einem Heber in den Strafraum schön freigespielt, doch erkannte das SR-Gespann auf Abseits. Meiner Meinung nach die einzige größere Fehlentscheidung der Unparteiischen an diesem Tag. Die größte Chance auf eine Führung hatte dann später McKenna, als er in der 23. Minute nach einem starken Kopfball nur den Pfosten traf.

So ließ sich zur 36. Minute konstatieren, dass der Effzeh etwas zwingender unterwegs war als die Heimmannschaft, letztere sich aber zugegebenermaßen erschreckend schwach zeigte. Von einer Mannschaft mit Kaiserslauterns hohen Ansprüchen musste man als deren Fan zu diesem Zeitpunkt sehr enttäuscht sein. Umso bedauerlicher, dass die in meiner Lieblingsfarbe weiß angetretenen Gäste daraus keinen zählbaren Erfolg ableiten konnten. Denn dann kam das, was wir alle beim Effzeh schon viel zu oft zu einem dramatischen Selbstläufer haben wechseln sehen. OHNE VORWARNUNG kam Shechter plötzlich zu jenem Abschluss, den nur noch Rensing zu verhindern wusste (siehe oben). Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn… Zu oft ist die Mannschaft in der Hinrunde nach einem Rückstand in ihre Einzelteile zerfallen.

Aber diesmal kam es anders. Anders auch deswegen, weil sich der hochgelobte (sorry )Neuzugang Borysiuk in der 40. Minute konsequent seine zweite Gelbe Karte und somit Gelb-Rot abholte. Nicht ganz unlogisch diese Konsequenz, waren doch Lauterns Bemühungen bis dahin in erster Linie darauf beschränkt, die Kölner Angriffsbemühungen durch kleinere und mitunter eben auch mal gröbere Fouls zu unterbinden.

In der zweiten Halbzeit verändert sich etwas die Kölner Taktik. War man bis dahin ohnehin schon gezwungen aufgrund Pfälzer Passivität das Spielgeschehen aktiv zu gestalten, zogen sich die roten Teufel doch aufgrund der roten Karte noch ein bisschen weiter zurück. Unter den engeren Räumen kamen die Kölner Angriffsbemühungen noch weniger zur Geltung, so dass man sich taktisch gezwungen sah, den Gegner aus der Reserve zu locken. Ein neuerliches Spiel mit dem Feuer. Die Fehlpässe mehrten sich, Unsicherheiten machten sich breit.
- Peszko und Clemens vertändeln einfach zu viele einfache Bälle bei unnötigen Dribblings.
- Lanig gewinnt zwar Bälle, verschenkt diese aber durch hanebüchene Fehlpässe.
- Eichner und Sereno sind zwar stets bemüht, Angriffe mit einzuleiten (Eichner) bzw. sich gefährlich zum Tor zu positionieren (Sereno), letztlich bleibt beides aber nicht von Erfolg gekrönt und wirkt mitunter brotlos.
- Jajalo ist für mich neben Novakovic verschenkt, da hätte schon in der Hinrunde Roshi neben Poldi und nun von Anfang an neben Nova stehen sollen, wie wir uns gerne lehren ließen… Denn neben allem, was nicht funktionierte, blieb Köln die überlegene Mannschaft.

Aber der Reihe nach: Dopelwechsel in de 70. Minute, Lanig und Peszko verlassen das Feld für Roshi und Ishak. Der eine bereits im Sommer gekommen, mit guten Ansätzen in viel zu kurzen Einsätzen, wäre von den Fans gerne schon in der Hinrunde neben Poldi gesehen worden. Der andere ein Neuzugang aus der Winterpause, beide – weil jung – mit Perspektive verpflichtet, beide Stürmer. Ståle Solbakken setzte also nicht nur auf die Jugend, sondern alles auf Sieg.

Und es dauerte ganze 2 Minuten, bis Clemens Ecke in der 70. Minute so schön in den Strafraum segelte, dass der sich freigelaufene Roshi unbedrängt ins Tor köpfen konnte. Bereits an der Entstehung der Ecke war Roshi mit einem tollen Schuss beteiligt, den Trapp aber noch um den Pfosten lenken konnte. Diesmal aber sah Trapp im Tor der Lauterer nicht gut aus. Möglicherweise war seine Sicht noch eingeschränkt, hatte er sich doch kurz zuvor erst an den Augen behandeln lassen.

Von da an stiegen zwar die Bemühungen der Lauterer, jedoch sollte es über das Niveau von Bemühungen nicht hinaus gehen. Ishak empfahl sich noch einmal mit starkem Schuss und Trapp mit guter Reaktion. Zwei Minuten später versagten aber Ishak die Nerven, als er die Kugel freistehend vor dem Torwart meterweit über das Tor drosch.

Spieler im Fokus:

Poldi: Es geht auch ohne ihn. Wenn alle ein par Prozent mehr geben anstatt sich eben diese Prozente auf Poldis Rücken auszuruhen.

Rensing: Einfach Micha, als wir ihn brauchten, war er da! So muss ein Keeper sein: Danke!

Abwehrreihe: Nach hinten sicher, gleichwohl hieß der Gegner „schwacher FC Kaiserslautern". Hervorzuheben ist und bleibt McKenna! Wie der sich immer wiedr in den Dienst der Mannschaft stellt, das ist phänomenal! Vor der Saison sollte er verkauft werden, weil man ihm keine Perspektive bieten könne. Mittlerweile ist er zum wichtigsten Backup unserer stets bröckelnden Abwehr geworden.Egal ob gesperrt, Afrika-Cup, Verletzung… McKenna ist zur Stelle. Danke, Macka!

„Vordere 4er-Kette", Mittelfeld: in der Absicherung gut, siehe auch Abwehrreihe. Das Umschalten nach Ballgewinnen muss aber wesentlich schneller und erfolgreicher werden, es kommt noch zu viel zu vielen unnötigen Ballverlusten.

Sturm: Jajalo ist dort verschenkt, Nova (noch?) weit hinter seiner Form. Dafür haben wir mit Roshi und Ishak schon mal zwei Alternativen gefunden.

Tese: Als alle fest mit seiner Einwechslung rechnen, bringt Solbakken endlich mal rechtzeitig Roshi. Zu Recht, wie dieser bewies.

Fazit:
Der Effzeh bekleckert sich auf dem Betze nicht mit Ruhm, gewinnt aber völlig verdient mit 1:0. Das Ergebnis hätte höher ausfallen müssen, weil Kaiserslautern erschreckend schwach war/ist. So werden sie noch hinter Freiburg und Augsburg rutschen.

Gegen den HSV wünsche ich mir Jajalo zurück ins Mittelfeld und Roshi neben Novakovic. Peszko sollte mal ein Spiel lang nachdenken, Clemens sollte wissen, dass er weiter Gas geben muss. Dann wird`s auch was mit dem nächsten Heimsieg. COME ON EFFZEH!