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Werder Bremen


Gründer: RedBull74 | Mitglieder: 145 | Beiträge: 29
08.11.2016 | 13206 Aufrufe | 2 Kommentare | 2 Bewertungen Ø 10.0
Grün-Weiß in Not
7 Gründe für die Werder-Misere
7 Gründe für die Werder-Misere

10 Spiele, 7 Niederlagen und schon 27 Gegentore einmal mehr ist die Bilanz des SV Werder ernüchternd. Man fragt sich allmählich, ob die Mannschaft untrainierbar ist und das Versagen schon im Werder-Gen verankert ist, so wie es auch beim 100 km nordöstlich entfernten Rivalen der Fall zu sein scheint.

Unter Nouri stimmten anfangs neben der Mentalität auch die Ergebnisse und man schöpfte neuen Mut. Mit zwei Heimsiegen gegen den VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen verschaffte man sich ein wenig Luft im Abstiegskampf. Nach nun drei Niederlagen in Serie drohen die Grün-Weißen wieder in den alten Trott zurückzufallen und die schon seit mindestens sechs Jahren anhaltende Gegentorflut nimmt ihre Fortsetzung. Vor allem die Art und Weise wie die Bremer ihre Gegner zum Toreschießen einladen, treibt auch die abgehärtetsten Fans in den Wahnsinn. Ist der Wunsch nach einer sorgenfreien Saison denn zu viel verlangt?

Die historisch schlechten Saisonstarts des Hamburger SV und des FC Ingolstadt sind die einzigen Gründe, warum die Alarmglocken im grün-weißen Lager noch verhältnismäßig leise läuten. Doch auch die beiden Kellerkinder der Bundesliga werden irgendwann Siege einfahren.

Die Länderspielpause kommt für Werder zum genau richtigen Zeitpunkt und es ist ein guter Augenblick die Gründe für die Bremer Misere genauer zu beleuchten.

1. Zentrales Mittelfeld schlecht zusammengesetzt

Nouri lässt ein 4-3-3-System spielen, in dem das zentrale Mittelfeld aus drei Spielern besteht: Fritz, Grillitsch und Junuzovic. Im Spiel gegen Mainz brachte Nouri zudem den Neuzugang Petsos von Beginn an um das Zentrum zu stärken. Bisher fruchten die Maßnahmen nicht und das hat mehrere Gründe.

Grillitsch ist vielleicht eines der größten Juwelen im Werder-Kader, doch aktuell befindet er sich im Formtief. War er letzte Saison noch der strukturgebende und ballsichere Spielmacher aus der Tiefe, fällt er heutzutage eher durch verlorene Zweikämpfe und einfache Ballverluste auf. Durch seine Rolle als Sechser vor der Abwehr wird er zudem seinen offensiven Stärken beraubt und seine Mängel in der Zweikampfführung kommen zum Vorschein.

Letzteres ist die Stärke von Clemens Fritz, der allerdings spielerisch derzeit kein Bundesliganiveau verkörpert. Fritz wagt punktuelle Vorstöße nach vorne, doch seinen Abspielen fehlt es an Präzision. Lange Pässe landen häufig beim Gegner oder ins Seitenaus und so scheitern viele Werder-Angriffe bereits im Ansatz.

Von Zlatko Junuzovic erhofft man sich Führungsstärke, doch die Rolle als Leader kann der österreichische Nationalspieler schlichtweg nicht erfüllen. Junuzovic spult viele Kilometer ab, ist dabei aber nicht sehr effektiv und taucht zudem innerhalb des Spiels gerne mal ab. Seine Defensivarbeit hat häufig nur Alibi-Charakter und er kann nicht zur kollektiven Stabilität beitragen.

Zur Verteidigung Nouris muss angemerkt werden, dass derzeit die Alternativen fehlen, denn auch Petsos konnte im Spiel gegen Schalke nicht positiv auf sich aufmerksam machen. Hoffnung auf Besserung macht die Rückkehr von Philipp Bargfrede und der Winterneuzugang Thomas Delaney. Wichtig wird sein, dass Nouri den Mut besitzt auch arrivierte Spieler wie Junuzovic und Fritz auf die Bank zu setzen, wenn ihre Leistungen nicht stimmen.

2. Fehlende Ballsicherheit und Kreativität

Die Passquote der Werderaner hat sich unter Nouri etwas verbessert und liegt derzeit bei etwa 74%. Dass man sich davon allerdings nicht täuschen lassen darf, zeigt vor allem die zweite Halbzeit gegen FC Schalke. Dort erarbeitete man sich beim Ballbesitz ein sattes Übergewicht von 56% - und hatte trotzdem keine echte Torchance. Die Vielzahl der Pässe waren risikofreie Rückpässe in die eigene Hälfte oder Querpässe zum Nebenmann. Sobald Werder das Risiko erhöht und das Spiel in die Tiefe sucht, kommt es in aller Regel zu Ballverlusten. Wie zuvor angemerkt, sind es nicht selten Clemens Fritz und Florian Grillitsch, die den Ball leichtfertig hergeben.

Im Vertikalspiel fehlt es nicht nur an Präzision, sondern auch an Ideen. Möglichkeiten ergeben sich häufig, wenn einer der beiden Außenverteidiger, meistens Gebre Selassie, den ballführenden Spieler hinterlaufen. Auf diese Weise wird die gegnerische Abwehrreihe geknackt. Die darauffolgenden Hereingaben in die Mitte finden allerdings selten einen Abnehmer.

Ansonsten ist Werder keine Mannschaft die ein Spiel gestalten kann. Mit temporeichen Spielern wie Gnabry und Hajrovic sind die Bremer gewiss eine prädestinierte Kontermannschaft, doch gerade bei Rückstand braucht es einen Plan B, der bisher noch nicht sichtbar geworden ist.

3. Standards keine Waffe mehr

Welcher Werder-Fan erinnert sich nicht gerne an die zahlreichen Freistoßtore und Vorlagen von Junuzovic in der vorletzten Saison. Doch schon längst hat sich der Eindruck verfestigt, dass er diese Fähigkeit irgendwann eines Nachts verlernt hat.

Zunächst mal: Trotz limitierter spielerischer Mittel gelingt es dem SVW immer wieder Freistöße und Eckbälle herauszuholen. Exemplarisch dafür war das Spiel gegen die Überflieger aus Leipzig, die ihre Bremer Gegenspieler ganze 18-mal regelwidrig zu Fall brachten. Allein die Ausführung der Standards lässt mehr als zu wünschen übrig. Die Eckstöße werden häufig nahe ans Tor geschlagen, wo eine große Meute an Spielern steht und auf den Ball wartet. Das ist einstudiert und die große Anzahl von Spielern im Torraum soll Verwirrung stiften, aber in der Praxis kommt dabei nicht viel herum. Der Ball kann zumeist vom Keeper weggefaustet oder gefangen werden. Die Freistöße sehen meist nicht viel besser aus, sind oftmals zu flach geschossen.

Folgerichtig werden die Rufe nach einem anderen Standardschützen als Junuzovic in Bremer Fankreisen immer lauter.

4. Phlegma in der Defensive

Werders Innenverteidigung um Niklas Moisander machen im Ganzen betrachtet keinen schlechten Job. Gerade bei hohen Bällen sind sie mit dem Kopf zur Stelle und können brenzlige Situationen entschärfen. Hervorzuheben ist der Youngster Veljkovic, der für sein Alter sehr viel Ruhe und Abgeklärtheit ausstrahlt.

Probleme bekommt das Bremer Abwehrkollektiv immer dann, wenn schnelle Aktionen und Reaktionen gefragt sind. So konnte kein Verteidiger den Leipziger Keita und den Freiburger Philipp stoppen, als sie in den jeweiligen Duellen ihre Ausflüge durch das Bremer Zentrum unternahmen und das 1:0 erzielten. Zudem sind die Verteidiger beim Erobern von sogenannten zweiten Bällen nicht geistesgegenwärtig genug. Dieses Defizit hat kürzlich die Bremer Chancen auf einen Punktgewinn auf Schalke zunichtegemacht.

5. Wiedwald kein sicherer Rückhalt

Als Wiedwald im Sommer des letzten Jahres zurück zu seinem Ausbilderverein an die Weser wechselte, war die an ihn gesetzte Erwartungshaltung hoch. Bei der Eintracht aus Frankfurt zwar nur Ersatzkeeper, löste er diese Aufgabe aber mit Bravour und rettete seinem Verein so einige Punkte.

Bei Werder ist seine Zwischenbilanz bestenfalls durchwachsen. Fairerweise sei gesagt, dass Wiedwald bei den meisten Gegentoren nur das letzte Glied einer langen Fehlerkette ist.

Wiedwald leistet sich selten dicke Fehler, hält aber auch selten mal schwierige Bälle. Die Bremer Gegner brauchen in der Regel nur wenige Chancen um ein Tor zu erzielen und das ist kein Zufall.

Der Anforderung an moderne Torhüter, auch mit Ball am Fuß eine gewisse Qualität mitzubringen, wird Wiedwald ebenfalls nicht gerecht. Abschläge und lange Bälle sind mitunter zu hektisch, landen im Seitenaus oder beim Gegner. Ihm gelingt es zu keinem Zeitpunkt Ruhe und Souveränität auszustrahlen und gerade in Deutschland, einem Land mit traditionell gut ausgebildeten Keepern, fällt die Durchschnittlichkeit des Felix Wiedwald leider besonders auf uns ist als ein Manko gegenüber viele andere Bundesligateams anzusehen.

Spannend wird es, wenn Jaroslav Drobny seine Verletzung überstanden hat und Nouri entscheiden muss, wer die bedauernswerte Rolle des Werder-Stammtorhüters dauerhaft übernimmt. Drobny scheint die leicht besseren Argumente zu haben.

6. Spielerisch versierte Spieler nicht berücksichtigt

Dies ist ein sehr streitbarer Punkt, doch nicht wenige Fans sind der Ansicht, dass einige der derzeit nicht berücksichtigten Spieler für frische Impulse sorgen könnten.

Von den Stammspielern ragt Gnabry mit seiner Technik zweifelsohne heraus. Schnelle Dribblings, Sprints und Ballbehauptungen auf engen Raum gehören zu seinem Repertoire. Unglücklicherweise kann keiner seiner derzeitigen Mitspieler ihm nur ansatzweise das Wasser reichen und er ist oft auf sich alleine gestellt.

Im letzten Spiel unter Skripnik gegen Mönchengladbach war es Aron Johannsson, der nicht nur durch die überragende Vorlage um 1:4-Ehrentreffer bewies, dass er zu einem kongenialen Spielpartner für Gnabry werden könnte. Er bringt das Tempo und die Technik mit um das Bremer Offensivspiel zu beleben. Der US-Isländer Johannsson hat bei Nouri allerdings einen schweren Stand, da Nouri mit Manneh einen robusteren und läuferisch vermeintlich stärkeren Spieler bevorzugt.

Einen noch schlechteren Stand hat der österreichische Neuzugang Florian Kainz. Seit nun schon sechs Spielen wurde er nicht mehr in den Kader berufen und das obwohl er in der Saisonvorbereitung vielversprechende Ansätze lieferte. Kainz ist ein schneller und zugleich spielintelligenter Flügelflitzer, der den tödlichen Pass spielen kann. Er besitzt Fähigkeiten, die die meisten arrivierten Werderspieler vermissen lassen. Aus Insiderkreisen heißt es, er habe sich noch nicht an die Intensität der deutschen Bundesliga gewöhnt, eine faire Chance sich in der Bundesliga zu beweisen bekam er jedoch noch nicht. Es gilt also zu hoffen, dass Kainz den Anschluss schafft und Nouri von seiner Qualität überzeugen kann.

7. Verletzte Spieler

Der letzte und mutmaßlich am häufigsten genannte Ursache für die Krise von der Weser ist das Verletzungspech. Das Klagen über verletzte Spieler ist ein typisches Verhaltensmuster bei frustrierten Fans, aber im Falle von Werder ist der Verweis auf die Verletztensituation durchaus berechtigt. Beim ersten Saisonsieg gegen den VfL Wolfsburg musste Bremen auf sieben potenzielle Stammspieler verzichten und das Lazarett lichtete sich fortan nur langsam. Bis zum Spiel gegen Schalke haben Vereinslegende Claudio Pizarro und Königstransfer Max Kruse keine einzige Bundesligaminute bestritten. Pizarro wurde gegen die Gelsenkirchener eingewechselt und brachte direkt etwas Schwung in die Partie. Nach der Länderspielpause wird auch Kruse zurückkehren und womöglich kann Werder dann endlich die bestmögliche Offensive aufbieten.

Wunderdinge von den beiden Hoffnungsträgern zu erwarten wäre der falsche Ansatz, zumal Pizarro und Kruse einige der in dem Artikel aufgeführten Schwachpunkte nicht lösen können. Die individuelle Qualität, die beide Spieler mitbringen, kann aber in engen Spielen den Ausschlag zu Gunsten der Bremer geben. In Bremen sind sich viele einig, dass die Mannschaft mit einem harmonierenden Trio bestehend aus Gnabry, Kruse und Pizarro nicht um den Verbleib in der ersten Liga zittern müsste.

Im Endeffekt helfen theoretische Gedankenspiele leider nicht, denn was zählt ist auf dem Platz und dort muss Werder allmählich liefern. Zum Ende der letzten Saison sah man auf den Tribünen Fanplakate mit der Aufschrift "Unsere Geduld ist nicht grenzenlos". Dieser Spruch ist gerade heute aktueller denn je.

KOMMENTARE
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Pinguhuhn
18.11.2016 | 06:53 Uhr
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Pinguhuhn : 
18.11.2016 | 06:53 Uhr
0
Pinguhuhn : 
hoffen wir das beste für sonntag
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Voegi
MODERATOR
08.11.2016 | 14:12 Uhr
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Voegi : 
08.11.2016 | 14:12 Uhr
0
Voegi : 
starke, ausführliche analyse. chapeau!
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