Der schlechteste VfL aus 15 Jahren Bundesliga.

Vor genau einer Woche endete in Stuttgart um 17:21 Uhr die 15. Erstligasaison des VfL Wolfsburg.

Edin Dzeko, Grafite, Martin Petrov, Andrés D'Alessandro, Diego Klimowicz, Zvezdan Misimovic, Roy Präger. Der VfL hat seinen Fans und der Bundesliga einiges beschert: Goalgetter, fußballerische Genies, brilliante Techniker, Farbtupfer, Everybody-Darlings. Aber: Diesen Spielern gebührt an anderen Stellen genug Respekt. Ihre Namen zieren unzählige verwaschene Trikots in der Fankurve. Sie werden verehrt in Foto-Alben und gelistet in Sonderheften.

Nein, heute widmen wir unsere Aufmerksamkeit den Anti-Helden. Den Gescheiterten. Den Überschätzten. Den Versagern, Flops und Fehleinkäufen aus 15 Jahren Bundesliga. Jetzt heißt es LICHT AUS, SPOTT AN. Hier kommt der schlechteste VfL aller Zeiten (natürlich hochsubjektiv):

Tor:
Jesper Christiansen
Den Beginn macht leider ein Spieler, der es am wenigsten verdient hat, hier aufzutauchen. Denn während sich die Konkurrenz in Abwehr und Mittelfeld einen erbitterten Kampf um einen Platz in die Auflistung liefert ist, drängt sich auf der Torhüterposition kaum einer auf. Doch da es ja schließlich einer werden muss, fiel die Wahl auf Jesper Christiansen. 2002 als 24-jähriger auf Leihbasis aus Glasgow gekommen, brachte es Christiansen auf nicht einen einzigen Pflichtspieleinsatz. Kaum überraschend, da man auch ohne ihn bereits 3 (!) Torhüter im Kader zählte. So verstrich ein Jahr später die Kaufoption und es hieß: Farvel, Jesper.

Abwehr:
Alex
2005 kam der frischgebackene portugiesische Nationalspieler als Nachfolger des bewährten und nach Kopenhagen gewechselten Rechtsverteidigers Thomas Rytter an die Aller. Wer diese drei Länderspiele unter dem Namen "Alex" bestritten hat, ist allerdings unklar. Sicher ist nur: Dieser Mann kann damit nichts zu tun gehabt haben.

Denn obwohl Alex phasenweise der einzige gelernte Rechtsverteidiger im Kader war, vertrauten die damaligen Trainer Augenthaler und Fach lieber darauf, diese Position mit einem Innen- oder Linksverteidiger oder im Zweifel garnicht zu besetzen.

Ob Alex' Scheitern in Wolfsburg eine Sache des Könnens oder des Wollen war? Vielleicht hilft hierbei ein in Wolfsburg kursierendes Gerücht: Als Felix Magath die erste Übungseinheit nach dem Wintertrainingslager 2008 begann, kämpfte er nach einem Kaufrausch mal wieder mit einem aufgeblähten Kader. Das Aussortieren handelte er dabei auf eine spezielle Weise ab. So ließ er den kompletten Kader in Reihe strammstehen und teilte auf dem Platz jedem einzelnen mit, ob er bei den Profis trainiert oder in die Zweite muss. Als Alex an der Reihe war, sagte er nur: "Du A******* kannst machen, was du willst."

Matthias Langkamp
Endlich gelingt es dem VfL Wolfsburg. Endlich wurde ein vielversprechendes deutsches Talent verpflichtet. Satte 1,3 Mio. mussten dafür zwar nach Bielefeld überwiesen werden. Doch dass dieses Geld gut angelegt war, bezweifelte zum damaligen Zeitpunkt niemand. Insbesondere seine letzte Saison in Bielefeld zeigte: Hier wächst etwas Großes heran. Die Innenverteidiger-Hoffnung der deutschen U21. Der künftige Beckenbauer.
Doch als Matze Langkamp in Bielefeld seinen Turnbeutel gepackt hat, um sich im Sommer 2005 auf die A2 Richtung Wolfsburg zu bewegen, muss er etwas Entscheidendes vergessen haben: Sein Talent. Davon war in Wolfsburg nämlich rein garnichts zu sehen. So brachte es Langkamp in Wolfsburg nur auf ein einziges Bundesligaspiel.

Réver
Ein Jahr nach der sensationellen Meisterschaft läuft es einfach nicht rund beim VfL. Vor allem in der Abwehr fehlt es an Organisation, richtigem Zweikampfverhalten und Konkurrenz. Zeit für einen Personalwechsel. Magath-Liebling Ricardo Costa verließ den Klub im Winter Richtung Heimat und Neu-Manager Dieter Hoeneß wilderte in seinem Lieblingsmarkt Brasilien nach einem neuen Lucio.



Eindeutig bester Verteidiger zum damaligen Zeitpunkt in Brasilien: Miranda. Doch Lass-Miranda-Denn-sie-will-ja wollte nicht. Oder war zu teuer. Oder wollte zu viel Geld. Wer weiß. So entschied man sich für den zweitbesten Wein auf der Speisekarte. Réver von Gremio Porto Allegre sagte schnell "Si" und stieg in den Flieger nach Deutschland.

Frisch angekommen, schon die erste Überraschung: Der braungebrannte, große Brasilianer stieg in Hannover aus der Maschine. Mit Gipsarm! Stand so nicht im Kaufvertrag, aber okay... Als er nach auskurierter Verletzung endlich ins Mannschaftstraining einstieg, zwickte der Oberschenkel. Wieder Pause. Bis zum Ende der Saison reichte es noch für einen 5-Minuten-Einsatz gegen Fulham. Die Sommerpause verbrachte Rever, dem Trainingsaugenzeugen Sprintfähigkeiten einer dreibeinigen Schildkröte nachsagten, mit ominösen Interviews in brasilianischen Zeitungen. Dort beschwerte er sich über das deutsche Steuer- und Abgabensystem, über die schwierige Sprache und die unaushaltbare Kälte in Wolfsburgo. Wer hätte gedacht, dass Deutschland nicht das zweitwärmste Land nach Brasilien ist...

Pavel Novotny
Sommer 1997. Ganz Wolfsburg verstand noch immer die Welt nicht mehr. Der geliebte VfL ist irgendwie aus Versehen aufgestiegen und stand vor der ersten Erstligasaison seiner Geschichte. Dass diese erste Spielzeit auch die einzige bleiben wird, damit rechneten selbst in Wolfsburgs die meisten Fans. Doch wollte man sich dort zumindest anständig verkaufen.
Dammeier, Ballwanz und Präger waren Helden und absolute Zweitliga-Leistungsträger. Um nicht zum zweiten Tasmania zu werden, waren allerdings punktuelle Verstärkungen nötig. Peter Pander verpflichtete darum den frischgebackenen tschechischen Nationalspieler Pavel Novotny von Slavia Prag.

Zum damaligen Zeitpunkt assoziierte der damals noch bescheidene VfL-Fan die Begriffe "Slavia Prag" und "tschechische Nationalmannschaft" mit Ruhm, Glanz und Gloria. Die Erwartung war also enorm. Die ersten Testspiele brachten jedoch Skepsis, die ersten Punktspiele schließlich Ernüchterung. Pavel Novotny war langsam, zweikampfschwach und technisch beschränkt. Obendrein verlor er trotz 1,95m Körpergröße Kopfballduelle gegen Icke Häßler. So schaffte es Pavel zwar nicht zum Leistungsträger, jedoch zur Trash-Kultfigur unter den VfL-Fans.

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