Nachdem in den ersten 12 Folgen der NFL-Legends überwiegend und zu Recht über Trainer und alle möglichen Positionen geblogt wurde, möchte ich diese Folge gerne mal einem richtungweisenden Funktionär der NFL widmen.
Ein Mann, der in den drei Jahrzehnten seiner aktiven Tätigkeit den Football zur erfolgreichsten und populärsten Sportart in Amerika gemacht hat.
NFL-Commissioners Ray Allen "Pete" Rozelle

Vorbetrachtung

Der Football war bis Ende der fünfziger Jahre wirtschaftlich und strukturell unprofessionell organisiert. Überall im Land gab es zwar Teams, die einem einigermaßen geregelten Spielbetrieb nachgingen. Dies aber mehr oder weniger erfolgreich (sportlich und vor allem wirtschaftlich).
Wobei in den großen Städten LA und NY durchaus mit einer größeren Zuschauerzuspruch als in den ländlichen Regionen.
Aber das öffentliche Interesse insgesamt nicht annähernd so groß, wie heute.
Es gab ab 1960 zwei Konkurrenzligen.
Die AFL, die von Unternehmern und Besitzern gegründet worden war, die keinen NFL-Fanchise bekamen.
Die AFL war vom Start an durchaus fortschrittlich und zentral organisiert. Auch sportlich lieferte man der NFL einen harten Wettbewerb.
Die NFL hingegen glich seit eher einer Ansammlung von 12 Teams, in der jedes für sich und um das eigene Überleben kämpfte.

Ein wesentlicher Faktor für den (auch kommerziellen) Aufstieg des Footballs wurde die Inthronisation von Pete Rozelle als NFL-Commissioner.
Er leitete in seiner Amtszeit viele Neuerungen ein, die noch heute Bestand haben und für den Aufstieg des Footballs zur Sportart Nr1 verantwortlich sind.

Wichtigste Errungenschaften
Rozelle war maßgeblich verantwortlich dafür, dass:
- die AFL und NFL fusionierten,
- es den salery Cap,
- es die free agents
- es einen revenue share,
- den Superbowl und
- das Monday Night Game gibt.

Zur Person
Alvin Ray Pete Rozelle wurde am 01.03.1926 in South Gate, Kalifornien geboren.
Seine Schulzeit verbrachte Rozelle unspektakulär auf der Compton High School, die er nach dem Abschluss 1944 verließ, um für 18 Monate auf einem Öltanker im Pazifik seinen Dienst bei der US-Navy zu verrichten.
Nach dem Krieg ging er an an die USF um Sportjournalismus zu studieren und graduierte 1950.
Im gleichen Jahr zogen die Cleveland Rams nach Los Angeles.
Rozelle wurde auch direkt Assistent des damaligen PR-Chefs der Rams, Maxwell Stiles.
Nach zwei Jahren bei den Rams übernahm er einige externe PR Jobs in Kalifornien, um dann ins Marketing der Olympischen Spiele 1956 in Melbourne einzusteigen.


Der Aufstieg
Nach den Spielen 56 kehrte Rozelle als PR Chef zu den LA Rams zurück und wurde schon ein Jahr später auch General Manager des Teams.
Er formte die Rams, die ein wirtschaftliches und sportliches mittelmäßiges NFL-Team waren, zu einem erfolgreichen Team.

1959 gab es nur 12 Teams in der NFL, die an 12 Spieltagen ihren Sieger ausspielten. Und viele Franchise-Teams hatten noch nicht einmal einen eigenen TV-Vermarktungsvertrag und waren damit permanent in Finanznot.

Nachdem dann 1960 Bert Bell, der damalige NFL-Commissioner, nach 14jähriger Amtszeit verstarb, trafen sich die GMs der NFL-Franchises um einen Nachfolger zu bestimmen.
Nachdem aber, fast wie bei einer Papstwahl, 10 Tage und 23 Wahlgänge später immer noch kein neuer Commissioner gefunden war, entschloss man sich am 26.01.1960 Rozelle aus dem Raum zu schicken.
Nur um ihn Stunden später mitzuteilen, dass er der neue NFL-Commissioner ist.



Von Anfang an machte Rozelle klar, dass die NFL, gerade im Wettbewerb zur AFL, aber auch zu den anderen amerikanischen Sportarten, einen erheblichen Rückstand aufzuholen hatte.
In Organisation, Beliebtheit und vor allem auch beim Umsatz.
In Anlehnung an die AFL schlug Rozelle daher als erste Amtshandlung vor, dass alle NFL-Teams gemeinsam an einem Strang ziehen und ihre Einnahmen in einen Topf schmeißen, der dann gerecht untereinander aufgeteilt werden sollte. Egal ob es TV-Gelder oder Werbeeinahmen waren.
Dieser revenue share passte gerade den großen Teams aus den Märkten LA und NY überhaupt nicht.
Doch Rozelle setzte sich durch, auch weil er klar erkannte, dass es ohne die kleinen Teams in den wirtschaftlich schwächeren Regionen wie Green Bay auf Dauer keine NFL geben würde und das man sonst nicht überregional TV-Vermarktungsfähig sei.

Durch die daraus resultierende zentrale (TV-)Vermarktung wurde die Verhandlungsposition der NFL deutlich verbessert.
Und die Erträge wurden so auch sehr schnell und nachhaltig gesteigert. Denn durch die gestiegene und auch die Aufmerksamkeit gab es erstmals für die NFL einen zentralen TV-Vermarktungsvertrag.
Innerhalb von zwei Jahren (62-64) verdreifachte die NFL ihre TV-Einnahmen auf 14 Mio. US $.

Die zentrale TV-Vermarktung ist auch heute noch ein entscheidender Schlüssel zum (wirtschaftlichen) Erfolg der NFL.
Auch und gerade weil sie, zumindest von den Vorgaben her, wirtschaftlich und sportlich gleiche Ausgangssituation schafft.

Der in den 60ern aufkommende Wettbewerb zwischen NFL und AFL führte dazu, dass sich die Teams gegenseitig die Spieler wegkauften.
Es kam zu einer explosionsartigen Steigerung der Gehälter und damit zu einer ernsthaften Bedrohung der Wirtschaftlichkeit aller Teams.
1966 sah sahen sich dann die beiden Ligen.
Auch um den ruinösen Wettbewerb um die besten Spieler abzuschaffen.
Rozelle schaffte es, alle Besitzer der NFL und AFL dazu zu bewegen, die beiden Ligen zu fusionieren und eine gemeinsame Einheit (auch gegenüber den Spielern) zu bilden.



Die Teambesitzer willigten schließlich ein, um am 08.06.1966 in einer gemeinsamer Presseerklärung die Fusion der AFL und NFL zur Spielzeit des Jahres 1970 bekannt zu geben.

Für die Zwischenzeit wurde, neben einem gemeinsamen Draft, die Austragung eines Endspiels zur Ermittlung eines "wahren" Landesmeisters zwischen dem AFL- und NFL-Meister vereinbart.
So wurde am 15.01.1967 der erste Superbowl ausgetragen.
Den gewannen die GB Packers (NFL) von Vince Lombardie mit 35-10 gegen die KC Chiefs (AFL) im Memorial Coliseum von LA.


Die Verschmelzung und die daraus resultierende Schaffung des Superbowls war aber nicht die die einzige Errungenschaft von Pete Rozelle.

Um weitere Vermarktungsmöglichkeiten im TV zu beschaffen, erfanden er und die NFL das Monday Night Game, das ab 1970 landesweit auf ABC im Fernsehen übertragen wurde und heute mindestens genauso populär bei den TV-Zuschauern ist, wie die Playoff-Games.

Weiter im 2ten Teil.
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