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NFL @ SPOX


Gründer: Master_Of_Disaster | Mitglieder: 818 | Beiträge: 210
Von: rh1no
03.09.2017 | 1401 Aufrufe | 0 Kommentare | 1 Bewertungen Ø 10.0
Fantasy Football für Einsteiger und Fortgeschrittene
Fantasy Football - Quo vadis? (1/2)
Wo steht Fantasy Football 2017? Eine Analyse der letzten 10 Jahre und wo die Zukunft hingeht... Teil1

Es ist mal wieder so weit. Der September steht vor der Tür und hinter der Tür scharren schon wieder viele Sportbegeisterte aufgeregt mit den Füßen. Das lange Warten hat ein Ende! Es steht endlich wieder eine neue NFL-Saison an, gespickt mit Highlight-Plays und Spannung pur. Gleichzeitig heißt das natürlich auch, dass die Draft-Saison im Spaß- und Milliardengeschäft Fantasy Football (FF) wieder Hochkonjunktur hat.

Nachdem ich mich in meinem Blog vom letzten Jahr schon einmal mit den Grundzügen zu diesem Thema auseinandergesetzt hatte, möchte ich dieses Jahr die Chance nutzen und ein wenig tiefer in die Materie eintauchen. Dafür habe ich mir die FF-Zahlen der letzten zehn Jahre zu Gemüte geführt und ein wenig analysiert. Mein großes Ziel war es dabei, sowohl die vergangene Saison 2016 in den historischen Kontext einzuordnen, als auch aus den vorliegenden Zahlen Trends und Hinweise für mögliche Draftstrategien abzuleiten bzw. weitläufig verbreitete FF-Weisheiten hinsichtlich Ihres Wahrheitsgehaltes zu überprüfen.

Eng damit einher ging jedoch auch eine spezielle Maxime, welche ich mir beim Schreiben des Blogs dieses Jahr (und auch bereits im letzten Jahr) selbst auferlegt hatte: Möglichst keine Namen. D.h., es geht mir nicht darum, Bewertungen zu einzelnen Spielern abzugeben, sondern möglichst allgemeingültige Aussagen zu treffen. Wer also auf der Suche nach gezielten Spielertipps für die kommende FF-Saison ist, wird hier eher weniger fündig werden (zumal es mehr als genügend Seiten gibt, die gerade hinsichtlich des FF-Draft ausreichend Lesematerial zu Einzelspielern bieten). Leute, die jedoch das Große und Ganze im Auge behalten möchten sowie einen nachhaltigeren Einblick in den FF gewinnen wollen, denen lege ich diesen Blog ans Herz.

Da es auf dem Feld des FF viele verschiedene Varianten gibt, gilt es jedoch zunächst einmal die Grenzen des vorliegenden Blogs abzustecken.

Wie bereits im vergangenen Jahr habe ich mich daher zunächst einmal dazu entschieden, das Standard-Scoring-System von NFL.com als Grundlage zu nehmen. Weiterhin beziehen sich meine Ausführungen hinsichtlich möglicher Draftstrategien vor allem auf sog. Redraft-Leagues, da diese am weitesten verbreitet sind und vor allem für Einsteiger wohl am interessantesten sein dürften.

Bezüglich der betrachteten Spielerpositionen habe ich mich außerdem auf Quarterbacks (QB), Running Backs (RB), Wide Receiver (WR) und Tight Ends (TE) beschränkt. Sowohl Kicker, als auch Defense-/Special-Team-Units habe ich von meinen Untersuchungen ausgeschlossen, da ihre FF-Outputs einem zu großen Zufallsfaktor unterlegen sind und somit ernsthafte Analysen an dieser Stelle deutlich erschwert wären.

Um den Blog möglichst übersichtlich zu gestalten, werde ich alle relevanten Spielerpositionen nacheinander abarbeiten und sofern notwendig auf Vergleiche zu den anderen Positionen eingehen. Beginnen werde ich dabei mit den Generälen des Gridirons, den Quarterbacks.

Quarterbacks - QB:

Wer sich in den letzten Jahren mit der NFL und ihrer Entwicklung beschäftigt hat, wird um den Sachverhalt nicht herum gekommen sein, dass sich die NFL in ihren vielen Facetten zunehmend in eine Passing-League verwandelt bzw. sogar bereits verwandelt hat. Dreh- und Angelpunkt sind dabei natürlich die QBs.

Die Grundfrage die sich im Sinne des FF jedoch zunächst einmal stellt, ist folgende: Lassen sich die Auswirkungen einer Pass-Happy-League auch im FF-Bereich spüren?

Dazu habe ich zunächst die jeweils 20 besten FF-QBs der letzten zehn Jahre herausgesucht (gemessen an den insgesamt in einer Saison erzielten Punkten) und anschließend ihre Leistungen anhand der tatsächlich gespielten Spiele (GP - Games Played) auf eine vergleichbare Größe heruntergerechnet (PPG - Points per Game).

Bildet man nun den PPG-Mittelwert (Total PPG) aus den 20 Top-Performern aus jedem Jahr und trägt diese in einem Diagramm ab, so ergibt sich folgendes Bild:

Diagramm 1

Wie sich nur unschwer erkennen lässt, ist über die vergangenen zehn Jahre ein positiver Trend zu verzeichnen. Um dies in Zahlen auszudrücken: Von 2007 bis 2016 hat sich der durchschnittliche Output der Top 20 FF-QBs um ca. 27% erhöht!

Dies ist jedoch noch kein eindeutiger Beweis dafür, dass sich die NFL in eine Passing-League wandelt. Schließlich gibt es in der NFL nicht nur reine Pocket Passer. Vor allem in den vergangenen Jahren machen immer wieder auch Dual-Threat bzw. Running QBs mit ihrer teils spektakulären Spielweise auf sich aufmerksam. Daher könnte es natürlich sein, dass der Performance Anstieg der QBs nicht bzw. nicht nur auf das Passing Game zurückzuführen ist, sondern eine Ursache auch im vermehrten Running Game der QBs liegen könnte. Um dies zu überprüfen, habe ich zusätzlich noch die Leistung der Top 20 QBs nach Passing- (basierend auf: Passing Yds, Passing TD, INT, Passing 2PC) und Running-Gesichtspunkten (basierend auf: Rushing Yds, Rushing TD, Rushing 2PC) aufgegliedert und ebenfalls auf eine PPG-Basis heruntergebrochen. Das Ergebnis dazu lässt sich bereits im vorherigen Diagramm ablesen.

(kurzer Disclaimer: Ich habe sowohl bei den QBs, als auch bei ALLEN folgenden Positionen auf die Berücksichtigung von Lost Fumbles im Rushing Game verzichtet, diese dafür jedoch in die Total-PPG stets mit einfließen lassen. Der Grund dafür ist ganz einfach: Die Daten auf die sich meine Untersuchungen berufen, unterscheiden bei den Lost Fumbles nicht nach den Spielsituationen, in welchen die Fumbles aufgetreten sind. Anders als beispielsweise bei Interceptions, welche sich eindeutig dem Passing Game zuordnen lassen, ist dies bei Fumbles nicht möglich. So können Fumbles sowohl im Rushing, als auch im Receiving und Passing Game auftreten. Aus diesem Grund habe ich die Lost Fumbles keiner spezifischen Komponente des Scorings untergeordnet, sondern nur in das Gesamt-Scoring eines Spielers mit einfließen lassen. Es ist daher möglich, dass die Summe der Scoring-Einzelkomponenten größer ist als das Total-PPG-Scoring.)

Analysiert man nun die Passing- und Rushing-PPG-Kurven der Top 20 QBs, so lässt sich zunächst einmal erkennen, dass die Total-PPG im Wesentlichen durch die Passing-PPG bestimmt werden (zur Info: Der zugehörige Korrelationskoeffizient beträgt 0,98!). Weiterhin ist zu sehen, dass in den Jahren 2009 - 2011 zwar ein Anstieg der Rushing-PPG stattgefunden hat, die Rushing-PPG jedoch seit 2011 auf einem ziemlich konstanten Niveau von ca. 2,1 PPG verharrt sind. Das Rushing-Game stellt somit zwar eine (je nach QB) teils nicht unwichtige Komponente im FF-Scoring dar, kann aber auf keinen Fall als primärer Faktor für den Anstieg der QB-Performances in den letzten zehn Jahren herangezogen werden.

Betrachtet man jedoch jahresweise die Outputs der einzelnen QBs, so lässt sich ein weiterer Erklärungsansatz finden: Die Homogenität bzw. die Leistungsdichte ist FF-technisch unter den QBs gestiegen. So sind es weniger die Top-Tier-QBs, die das Gesamtbild bestimmen, als vielmehr die Mid-/Lower-Tier QBs. Hierzu ein kleines Beispiel: Waren es in den Saisons 2007 und 2008 noch jeweils acht QBs die in den Top 20 unter 200 Punkten je Saison performten bzw. nur ein QB der über 300 Punkte je Saison verbuchte, so lag deren Anzahl 2016 bei keinem QB unter 200 Punkten in der Saison (Nr. 20 hatte 242,48 Punkte) und sogar 5 QBs, die im Bereich von 300+ Saisonpunkten zu finden waren.

Um diesen Ansatzpunkt auch in anschaulichen und vergleichbaren Zahlen ausdrücken zu können, bin ich wie folgt vorgegangen: Zunächst habe ich den Absolutbetrag der Differenz der PPG-Leistung jedes einzelnen Top 20 QBs zur durchschnittlichen Top 20 PPG-Leistung des entsprechenden Jahres gebildet und dann einen Mittelwert aus den 20 Einzeldifferenzen gebildet. Anschließend habe ich diese mittlere absolute Abweichung noch ins Verhältnis zur durchschnittlichen Top 20 PPG-Leistung gesetzt um eine prozentuale Aussage dazu treffen zu können, wie groß im Schnitt die Leistungsabweichung der einzelnen QBs zur durchschnittlichen Top 20 PPG-Leistung des korrespondierenden Jahres war. Daraus ergab sich folgende Tabelle.

Tabelle 1

Nach Sichtung der entsprechenden Zahlen für die QBs lässt sich feststellen, dass über die letzten zehn Jahre die durchschnittliche prozentuale Leistungsabweichung der einzelnen QBs zur durchschnittlichen Top-20-Leistung kontinuierlich geschrumpft ist (2011 als Ausreißerjahr außer Betracht gelassen). Besonders gut wird dies in den letzten beiden Jahren deutlich (orange Markierung), in welchen sich die Abweichung jeweils im einstelligen Prozentbereich bewegte.

Auf die ursprüngliche Frage bezogen, ob sich die NFL auch im FF-Bereich in eine Passing-League verwandelt, muss man daher zunächst einmal natürlich mit ja antworten. Hierbei muss man jedoch ein wenig die vergangene Saison ausklammern. Wie sich vor allem an späterer Stelle bei den WR zeigen wird, war das Jahr 2016 kein extrem ausgeprägtes Passing bzw. Receiving Jahr. Wobei die QBs hier nur einen kleineren Rückschlag verkraften mussten, da der Leistungsabfall von 2015 (18,70 PPG) zu 2016 (18,21 PPG) eher gering ausfiel und am ehesten wohl noch mit natürlichen bzw. zufälligen Schwankungen erklärt werden kann (vergleiche auch Leistungsabfall von 2012 zu 2013 mit anschließendem Leistungsanstieg in 2014).

Doch was bedeutet dies für eventuelle Draft- und Waiverstrategien? Wie ich bereits in meinem letztjährigen Blog verdeutlicht hatte, macht es gerade aufgrund dieser zunehmenden Leistungsdichte immer weniger Sinn, frühzeitig im Draft QBs anzuvisieren, da auch spätere Picks einen konkurrenzfähigen Output versprechen können. Eine Ausnahme hiervon können lediglich die wenigen Elite-QBs bilden, welche das Potenzial haben, kontinuierlich im Bereich von 300+ Punkten je Saison zu agieren. Doch auch bei diesen QBs muss man berücksichtigen, dass der jährliche Output nicht garantiert ist (z.B. aufgrund von altersbedingten Leistungsabfällen, Down-Years, möglichen Verletzungen etc.).

Eine Strategie, welche sich hierbei vor allem in kleineren Ligen lohnen kann, ist das Streamen von QBs. Sprich ein Manager legt sich nicht im Draft auf einen QB1 (und einen eventuellen QB2) fest, sondern verpflichtet QBs rein nach Matchup-Gesichtspunkten und Verfügbarkeit von der Waiver-Wire. Der Vorteil dabei ist, dass im FF-Draft mehr wertvolle/frühe Picks für Spieler auf den umkämpfteren Positionen (vor allem RBs und WR) zur Verfügung stehen, der Manager jedoch gleichzeitig nicht befürchten muss, bei den QBs nicht mehr konkurrenzfähig zu sein. Denn eines wird sich wohl auch in absehbarer Zeit nicht ändern: Die QBs sind und bleiben sowohl im realen Spiel, als auch im FF-Bereich die wichtigsten Spieler auf dem Gridiron.

Running Backs - RB:

Weiter geht es mit den RBs, welche traditionsgemäß eine der wichtigsten Säulen im FF darstellen. Als zentrale Fragestellung soll es dabei analog zu den QBs darum gehen, inwieweit die RBs durch die zunehmende Passlastigkeit in der NFL beeinflusst werden und was dies für einen Einfluss auf Ihre Wertigkeit im FF hat?

Dazu habe ich zunächst einmal (analog zu den QBs) die Top 50 RBs der letzten zehn Jahre ermittelt und eine Total-PPG-Auswertung in den Klassen Top 20 (Starting-Caliber-RBs), Top 50 (Gesamtbild relevanter RBs) und Top 21-50 (Top-Backups und Running Backs by Committee) durchgeführt. Das entsprechende Ergebnis kann in nachfolgendem Diagramm betrachtet werden, wobei ich darauf hinweisen muss, dass ich aus Gründen der Übersichtlichkeit die Top 50-Werte nicht dargestellt habe.

(zur Info: Die Top 50-Werte bewegen sich aus mathematisch einfach ersichtlichen Gründen natürlich zwischen den Top 20- und den Top 21-50 Werten.)

Diagramm 2

Analysiert man zunächst einmal den Total-PPG-Verlauf der Top 20 RBs, so lässt sich feststellen, dass im zu betrachtenden Zeitraum tatsächlich ein abfallender Trend stattgefunden hat, welcher im Jahr 2015 seinen vorläufigen Tiefpunkt erreichte. Auffallend ist jedoch auch die letzte Saison, in welcher die Top 20 RBs die beste Total-PPG-Leistung seit 2008 erbringen konnten. Ob es sich hierbei um eine eventuelle Trendwende oder nur um ein Ausreißerjahr handelt, lässt sich anhand der gegebenen Zahlen zum jetzigen Zeitpunkt natürlich nicht bewerten, sondern bedarf weiterer Beobachtung in den folgenden Jahren. Schaut man sich jedoch den Total-PPG-Verlauf der Top 21-50 RBs an, so ergibt sich ein etwas anderes Bild. Denn hier wird der Negativtrend nicht durch ein positives Jahr 2016 unterbrochen, sondern setzt sich trotz Schwankungen zunächst einmal weiter fort, was darauf schließen lassen könnte, dass der Abwärtstrend der RBs nicht durchbrochen wurde sondern aufgrund der steigenden Passlastigkeit weiterhin anhält.

In diesem Zusammenhang ist es jedoch auch interessant zu untersuchen, inwieweit RBs vom zunehmenden Passspiel partizipieren können und welchen Einfluss dieses auf ihren Output hat. Denn schaut man sich die Berichterstattung in diversen Medien an, könnte man zu dem Entschluss kommen, dass die Receiving Komponente für RBs zunehmend wichtiger wird. Dazu sind im vorherigen Diagramm bereits die Rushing- und Receiving-PPG-Kurven für die Top 20 und Top 21-50 RBs eingetragen worden.

Betrachtet man nun diese Kurven, so lassen sich zwei wichtige und offensichtliche Erkenntnisse gewinnen:

  1. Die Performance der RBs wird immer noch hauptsächlich durch das Runnging Game bestimmt.
  2. Die PPG-Leistung im Receiving Game unterscheidet sich kaum zwischen den Top 20 und den Top 21-50 RBs.

Zu 1.: Vergleicht man die Verläufe der Total-PPG-Kurven mit den zugehörigen Rushing-PPG-Kurven, so lassen sich eindeutig markante Übereinstimmungen beim Verlauf feststellen, was ein eindeutiges Indiz dafür ist, dass beide stark miteinander korrelieren (zur Info: der Korrelationskoeffizient beträgt bei den Top 20: 0,84 bzw. bei den Top 21-50: 0,87). Dies bedeutet jedoch gleichzeitig auch, dass der Abwärtstrend der RBs größtenteils durch die rückläufige Produtkion im Rushing Game verursacht wird und (zumindest momentan) nur teilweise durch die Performance im Receiving Game kompensiert werden kann. Denn betrachtet man die PPG-Verläufe der Receiving-Kurven, so lässt sich feststellen, dass dort zwar generell ein leicht positiver Trend zu verzeichnen ist (mit teils heftigen Schwankungen in den Top 20), dieser jedoch in keinem Fall so stark ausfällt, wie man es bei der Leistungssteigerung der QBs in den letzten zehn Jahren erwarten könnte.

Zu 2.: Die Erkenntnis, dass die Receiving-PPG-Kurven der Top 20 und der Top 21-50 RBs sehr eng beieinander verlaufen, war für mich ein wenig überraschend, da ich im Vorfeld hier mit einem deutlicheren Abstand gerechnet hätte. Denn d.h. im Umkehrschluss auch, dass das Receiving Game bei den schlechteren Top 21-50 RBs einen größeren Anteil der Leistung ausmacht als bei den besseren Top 20 RBs (24,6% bei Top 21-50 vs. 18,9% bei Top 20; ermittelt im PPG-10-Jahres-Schnitt).

Hieraus lässt sich jedoch eine wichtige Erkenntnis bei der Evaluierung von RBs im FF-Bereich gewinnen: Der Fokus bei der Auswahl des richtigen RBs sollte primär auf dessen Leistung im Running Game begründen. So ist es natürlich als positiv zu beurteilen, wenn RBs neben der Produktion im Running Game auch eine ausgeprägte Rolle im Receiving Game spielen können, jedoch muss der Fokus im FF-Bereich(!) trotz Negativtrends weiterhin im Aspekt des Rushings liegen. Denn dies ist der Punkt, in dem sich die Top 20 von den Top 21-50 am gravierendsten unterscheiden.

(Anmerkung: Die vorherige Erkenntnis bezieht sich natürlich nicht auf PPR-Ligen, in welchen eine deutlich größerer Fokus auf dem Receiving Game liegt.)

Zum Schluss möchte ich noch kurz ein paar Worte zu der Homogenität bzw. Leistungsdichte verlieren. Wie in Tabelle 1 (siehe Abschnitt zu den QBs; hellblaue Markierung) zu erkennen ist, ist die Leistungsdichte bei den RBs sowohl im Top 20, als auch im Top 21-50 Bereich sehr volatil und die Leistungsunterschiede sind tendenziell höher als bei den Top 20 QBs. (Anmerkung: Die Leistungsdichte ist bei Analyse des ebenfalls dargestellten Top 50 Bereichs natürlich sehr gering, da die Spannweite der individuellen Leistungen zwischen der Spitze und dem Ende in diesem Bereich ungemein hoch ist. Eine genauere Analyse erübrigt sich somit aus Gründen der Sinnhaftigkeit an dieser Stelle.)

Die Erkenntnis der erhöhten Volatilität ist jedoch in keinem Fall überraschend, da es gerade im RB-Bereich enorme Unterschiede zwischen den besten RBs (sog. Feature Backs und 3-Down-RBs) und den restlichen RBs (2-Down-RBs, 3rd-Down-RBs, RBs by Committee, RBs in extrem ausgeprägten Passing Teams etc.) gibt. Denn herausragende Elite-FF-Leistungen einzelner RBs sind deutlich seltener als dies z.B. bei den QBs der Fall ist. Somit verursachen ungleichmäßig auftretende Spitzenleistungen (bezogen sowohl auf die Quantität, als auch auf die Qualität) hier deutlich höhere Leistungsunterschiede.

Was dies alles für Auswirkungen vor allem auf das FF-Draft-Verhalten hat, möchte ich jedoch erst erörtern, wenn ich mit der Analyse der nächsten Spielerposition fertig bin, den Wide Receivern!

Wide Receiver - WR:

Nachdem nun also bereits deutlich wurde, dass die QBs in den letzten zehn Jahren stark vom zunehmenden Passing Game profitieren konnten und die RBs hierdurch einen Abschwung erleiden mussten, stellt sich natürlich die Frage, wie die WR sich entsprechend in das Gesamtbild einfügen.

Um dies zu klären, habe ich analog zu den RBs auch bei den WR jeweils die Top 50 Scorer der letzten zehn Jahren ermittelt und eine Total-PPG-Auswertung durchgeführt. Die Auswertung erfolgte dabei ebenfalls in den Klassen Top 20, Top 50 sowie Top 21-50. Das Ergebnis hierzu kann nachfolgend betrachtet werden:

Diagramm 3

Was sofort im Vergleich zu den QB- und RB-Diagrammen auffällt ist, dass im WR-Diagramm keine Aufteilung der Total-PPG nach Receiving- und z.B. Rushing-Gesichtspunkten stattfindet. Die Erklärung hierfür ist jedoch sehr einfach: WR produzieren nach Auswertung aller Klassen ihren Output zu durchschnittlich ca. 99% im Receiving Game, weswegen der Total-PPG-Wert an dieser Stelle der Einfachheit halber mit dem Receiving-PPG-Wert gleichgesetzt werden kann.

Analysiert man nun den Verlauf der PPG-Kurven, so ist in allen drei untersuchten Klassen ein eindeutig positiver Trend zu beobachten, welcher hinsichtlich der bisherigen Erkenntnisse zunächst einmal nicht überraschen dürfte. Wie jedoch an vorheriger Stelle bei den QBs bereits angedeutet wurde, war die Saison 2016 nicht das Jahr der (Top-)WR. Im Gegenteil. Betrachtet man den Top 20 PPG-Wert, so stellt das Jahr 2016 den absoluten Tiefstwert des gesamten Betrachtungszeitraums dar.

Es stellt sich also auch hier die Frage: Ist von einer Trendwende zurück zum Running Game auszugehen, nachdem die Top 20 RBs im Jahr 2016 enorm erfolgreich waren und die Top 20 WR ein größtenteils enttäuschendes Jahr hinnehmen mussten?

Dazu die schnelle Antwort zuerst: Dieses einmalige Ereignis kann definitiv noch nicht als eindeutiges Indiz für eine mögliche Trendwende betrachtet werden, sondern bedarf weiterer Beobachtungswerte aus den kommenden Spielzeiten. Es gibt jedoch auch noch weitere Zeichen, die ein etwas diversifizierteres Bild aufzeigen. Hierzu wenden wir uns den Top 21-50 WR zu. Betrachtet man den PPG-Verlauf der Top 21-50, so ist im Jahr 2016 zwar auch ein kleiner Abfall im Vergleich zu 2015 zu vermerken, jedoch stellt dieser Wert immer noch den zweitbesten Wert in den letzten zehn Jahren dar. Von einem Leistungseinbruch kann folglich an dieser Stelle keinesfalls ausgegangen werden, sondern vielmehr von einer zufälligen Schwankung.

Ich persönlich halte es jedoch nicht für ausgeschlossen, dass zumindest die Top 20 WR auch in der näheren Zukunft mit einer teils beschränkten Weiterentwicklung rechnen werden müssen. Als Indiz hierzu möchte ich zunächst einmal auf die PPG-Leistungsentwicklung der Top 20 WR von 2008 bis 2015 verweisen (die Jahre 2007 und 2016 schließe ich als Ausreißerjahre nach oben bzw. unten an dieser Stelle von meiner Betrachtung kurzzeitig einmal aus). Im besagten Zeitraum steigerte sich die durchschnittliche Total-PPG-Leistung der Top 20 WR um ca. 11% (von 2008: 10,63 PPG auf 2015: 11,80 PPG). Die durchschnittliche Total-PPG-Leistung der Top 20 QBs steigerte sich (wie ebendort bereits erwähnt wurde) von 2007 bis 2016 jedoch um ca. 27% bzw. im Vergleichszeitraum von 2008 bis 2015 sogar um ca. 31% (von 2008: 14,27 PPG auf 2015: 18,70 PPG). D.h., die Leistungsentwicklung der Top 20 QB teilt sich nicht nur auf die Top 20 WR auf, sondern auch die nachfolgenden WR (Top 21-50 und folgende) sowie die RBs und auch die TEs profitieren von dieser Entwicklung.

Besonders bemerkenswert finde ich an dieser Stelle, dass die PPG-Leistung der Top 21-50 WR von 2008 bis 2015 um ca. 18% gestiegen ist (von 2008: 6,93 PPG auf 2015: 8,16). D.h., die Positionsgruppe der WR kann als Gesamtes auf eine starke geschlossene Leistungsentwicklung zurückblicken, womit erneut die Tendenz einer Entwicklung der NFL hin zu einer Passing League bestätigt wird.

Um mit der reinen Betrachtung der WR abzuschließen, möchte ich auch an dieser Stelle noch einmal einen Blick auf die Homogenität bzw. Leistungsdichte werfen. Dazu muss der Fokus zunächst einmal erneut auf Tabelle 1 gerichtet werden. Wie dort zu erkennen ist, bewegt sich die Homogenität sowohl in der Klasse der Top 20 WR, als auch in der Klasse der Top 21-50 WR in den letzten zehn Jahren auf einem relativ hohen und konstanten Level. Der sich daraus ergebende 10-Jahres-Schnitt (gelbe Markierung) ist hierbei bei beiden Klassen (momentan) sogar noch geringer als der 10-Jahres-Schnitt der Top 20 QBs (was sich bei unveränderter Entwicklung der QBs jedoch vermutlich zeitnah ändern wird). Besondere Bestätigung findet dieser Sachverhalt noch einmal bei Betrachtung der Homogenität der Top 50 WR aus den letzten zehn Jahren. Die Leistungsunterschiede sind in den Top 50 Klasse aufgrund des großen Umfangs der betrachteten Spieler zwar natürlich höher als in der Top 20 bzw. Top 21-50 Klasse, jedoch immer noch deutlich geringer als der korrespondierende Wert der Top 50 RB Klasse. Oder anders ausgedrückt: Der qualitative und quantitative Leistungsabfall der WR von den besten hin zu den schlechteren Spielern ist deutlich geringer als bei den RBs, womit ich wieder beim aktuell wohl am heißesten diskutierten Thema der FF-Strategien wäre: Klassische Draftphilosophie oder Zero-RB-Strategie?

Weiter geht es mit Teil 2 hier:

https://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/Fantasy-Football---Quo-vadis---2-2-,223380.html

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