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Tennis@SPOX


Gründer: SuperZlatan9 | Mitglieder: 127 | Beiträge: 111
Von: stamkos91
13.05.2016 | 2398 Aufrufe | 5 Kommentare | 4 Bewertungen Ø 9.5
Auch USA mit Nachwuchsproblemen..
US-Herrentennis in der Krise
Am 7.09.03 konnte mit Andy Rodddick zuletzt ein Amerikaner ein Grand Slam gewinnen. Seitdem herrscht Flaute..

Von der einstigen Tennis Nation mit Spitzenspielern wie Pete Sampras, Andre Agassi, Jim Courier, Michael Chang, Jimmy Connors oder John McEnroe ist im Moment nicht mehr viel geblieben. Trauriger Höhepunkt war das Jahr 2013 als kein US-Amerikaner die 3. Runde in Wimbeldon erreichte. Die USA ist im Moment weit von der Weltspitze entfernt und im Moment muss man sogar mitansehen wie Dauerrivale Kanada mit Milos Raonic einen Halbfinalisten bei Australien Open aufbieten kann.

Zur Verteidigung der USA muss man sagen das im Moment keine Nation den Tennissport dominiert und die Zeiten vorbei sind in denen man als Jugendlicher wie Jimmy Chang oder Boris Becker sofort große Erfolge feiern konnte. Junge Spieler brauchen oftmals länger um sich zu entwickeln und Geduld ist gefragt. Spieler in den Top 100 der Welt sind heute durchschnittlich 27 Jahre alt.
Aufgrund der hohen Erwartungshaltung und der Erfolge in der Vergangenheit war das Abschneiden der US-Spieler in den letzten Jahren dennoch enttaüschend. Einiziger Lichtblick waren hier die Bryan-Brüder die in der Doppelkonkurrenz über Jahre nach Belieben dominierten.

Mit dem Karrierende von Andre Agassi und James Blake sowie zuletzt Andy Roddick wollte man eine neue Tennisgeneration hervorbringen die an die alten Erfolge anknüpfen sollten. Vor allem John Isner galt hier aufgrund seiner guten Leistungen auf dem College als große Hoffnung, jedoch stellte sich schnell heraus das sein Spiel nicht variabel genug ist und gegen Topspieler ein harter Aufschlag nun mal nicht ausreicht. Isner hat sich in den letzten Jahren (als einziger Amerikaner) in den Top 20 etabliert, denn ganz großen Sprung in die Top 5 oder ins Finale eines Grand Slams traut man ihm derweil nicht zu.
Ähnliches trifft auch auf Donald Young zu. Der aus Chicago stammende Young wurde schon als nächster Tennisstar gefeiert, als er im Juniorenbereich sehr erfolgreich spielte und John McEnroe von einer künftigen Nummer 1 der Welt sprach. Mit nun 26 Jahren wird er auf Platz 81 geführt. Seine größten Erfolg erreichte er durch zwei Achtefinalteilnahmen bei den US Open. Zwar ist seine Entwicklung noch nicht ganz abgeschlossen, jedoch hat er sicherlich schneller mit dem Durchbruch gerechnet.

Ergänzt werden die USA von Spielern wie Ryan Harrison, Sam Querrey oder Jack Sock. Vor allem Jack Sock zeigt aber die typischen Probleme vieler Spieler auf.
Kräftiger Aufschlag und harte Grundlinienschläge sind sein Mittel zum Zweck. Technisch hingegen liegt er weit hinter anderen Spielern zurück. Wenn sein Aufschlag schwächelt fehlt zudem ein richtiger Matchplan.

Woran liegts?

Diese Probleme wurde inzwischen erkannt und man ist auf der Suche nach neuen Ideen und Lösungen um die einstige Tennis Nation USA wieder zur alten Stärke zurück zu führen.
Die Problemsuche gestaltet sich dabei jedoch schwierig.
Viele verschiedene Gründe könnten für die Flaute verantwortlich sein und ein Erfolgsrezept für eine erfolgreiche Tenniskarriere gibt es nun mal nicht.
Dies sieht man auch an Nationen wie Schweden, die in den 80er und 90er Jahren Spieler wie Mats Wilander, Stefan Edberg oder zuletzt Robin Söderling in Ihren Reihen hatten und bei denen aktuell andere Sportarten mehr im Fokus sind.

Eine ähnliche Entwicklung findet auch in den USA die letzten Jahre statt. Andere Sportarten wie Basketball, Baseball und Football waren hier zwar schon lange unanstastbar, jedoch ist auch der Fussball mit großem Medien und Sponsoreninteresse sowie vollen Stadien auf dem Vormarsch, sodass Tennis im Moment nur die siebte beliebteste Sportart in den Staaten ist.
Dies liegt vor allem an den hohen finanziellen Kosten die durch Privatstunden und Ausrütstung entstehen, sodass Tennis nicht gerade attraktiv für Kinder und Familien ist. Außerdem fehlen richtige Tennis Stars die Kids für den Sport begeistern und animieren.
Gutes Beispiel wäre hier Anqeliue Kerber die durch Ihren Titel bei den Australien Open zuletzt wieder eine kleine Tennis Begeisterung in Deutschland ausgelöst hat.

Wenn man schließlich doch das Interesse von Spielern wecken konnte, erfolgt die Ausbildung und das Training in jungen Jahren größtenteils auf Hardcourts. Viel Zeit wird dabei für Aufschlag und auf harte Grundlinienschläge verwendet um sie auf dem schnellen Belag optimal einsetzten zu können. Grundsätzlich richtig, jedoch haben viele junge Spieler in der Folge Schwierigkeiten bei der Umstellung auf Sand oder Rasen. Hier sind die europäischen Spieler dann oft im Vorteil, da sie in jungen Jahren lernen Punkte aufzubauen und so in langen Ballwechseln eher dominieren.


Neben diesen Problemen wird vor allem immer wieder disskutiert welche Art von Ausbildung und Coaching in jungen Jahren die Richtige ist. So ist es in den USA wie auch in Europa üblich auf eine Tennisakademie zu gehen um sich dort quasi 24 Stunden am Tag mit Tennis zu beschäftigen. Vor allem die Trennung von Familie und Freunden wird von vielen jungen Spielern oft als schwierig beschrieben, sodass viele Spieler ein Training im gewohnten Umfeld mit Privatcoaches oder den Eltern den Akademien vorziehen. Die finanzielle Seite ist hier sicherlich auch nicht zu unterschätzen, so trainieren in der Akademie von Nick Bollitteri größtenteils Ausländer mit Eltern die sie finanziell unsterstützen.
Mit Spielern wie Roddick, Agassi oder den Williams Schwestern gibt es aber auch einige Gegenbeispiele, die beweisen das beide Wege funktionieren können.

Das gleiche könnte man auch über das Thema College sagen.
Nach Ende Ihrer Juniorenkarriere müssen sich Spieler entscheiden ob sie direkt auf die Tour wechseln oder ob sie das College besuchen und dort Matches spielen. Zwar hat sich das Niveau der College Liga in den letzten Jahren stetig verbessert, jedoch werden die Toptalente dort immer noch selten richtig gefordert. Positiver Aspekt dabei wäre jedoch das der Spieler zwei weitere Jahre zur Verfügung hat und weiter an seinem Körper arbeiten kann, was aufgrund der physischen Spielweise auf der Tour enorm wichtig ist.
Als Neuling auf der Tour haben junge Spieler (nicht nur US-Spieler) dann oft die gleichen Schwierigkeiten. An das gestiegene Niveau, die älteren und erfahreren Gegner sowie die vielen Reisen müssen sich die Jugendlichen erst Mal gewöhnen.
Zu Beginn der Karriere werden zudem einige Niederlagen folgen, die man als junger, erfolgsverwöhnter Spieler erst ein Mal verkraften muss. Hier wird dann eben entschieden wer die nötige Disziplin, mentale sowie physische Stärke und das nötige Tennistalent mitbringt um zu den Besten der Welt zu gehören.


Ein Spieler der diese Fähigkeiten besitzen könnte ist Frances Tiafoe. Nicht nur das er als größte Tennis Hoffnung der USA gilt, die Geschichte des 18-Jährigen würde ein gutes Drehbuch für ein Bollywood Film abgeben.
Der Sohn eines Immigranten aus Sierra Lione verbrachte die meiste Zeit seiner Kindheit auf dem Tennisplatz. Dies war wiederrum auf sein Vater zurück zu führen, da er in der Kleinstadt College Park den Tennisplatz betreute. Eines Tages nahm Frances also einen Schläger in die Hand und wurde schon bald von Coach Misha Kuznetsov entdeckt, der ihm kostenlose Tennisstunden und Platzbenutztung anbot. Klingt kitschig, funktioniert bis jetzt aber außerordentlich gut. Tiafoe machte sich auf mit 15 Jahren der jüngste Orange Bowl Sieger aller Zeiten zu werden und hat sich inzwischen bis auf Platz 191 der Welt vorgearbeitet.

Durch diese Erfolge zieht er schon jetzt sehr viel Aufmerksamkeit auf sich. Er ist Mitglied im von Jay Z gegründetem Sport Label "Roc Nation Sports" (u.a. Kevin Durant) und konnte schon einige lukrative Sponsorenverträge abschließen. Vor allem sein hoher Tennis IQ, seine gute Fitness gepaart mit einem kräftigen Aufschlag machen Ihn so interessant. In den USA hofft man auf seinen Durchbruch, da er zeigen könnte das auch Kinder mit schwierigem Hintergrund erfolgreich sein könnnen und Tennis nicht nur ein Sport für Reiche ist.

Ein weiterer interessanter Spieler in den Reihen der USA ist sicherlich Taylor Fritz. Mit 18 Jahren ist er bereits Nr. 73 der Welt, was er sich vor allem durch zwei aufeinanderfolgende Challenger Turniersiege erarbeitet hat. In diesem Alter gelang dies zuletzt Nadal, Djokovic und Berdych.
Den Übergang auf die Tour hat er bislang gut gemeistert, bleibt nur abzuwarten ob er die Leistungen auch bei größeren ATP Turnieren bestätigen kann. Überzeugen kann er vor allem mit seinem Aufschlag, den er mit bis zu 200kmh bringen kann genauso wie platziert mit viel Slice. Ebenso ist es bemerkenswert mit welcher Ruhe und Gelassenheit er in engen Momenten agiert. So konnte er bei seinem Turniergewinn in Fairfield im Turnierverlauf 47 von 51 Breakchancen gegen sich abwehren.
Schwächen zeigt er noch wenn der Gegner das Spiel macht und mit viel Druck spielt, hier werden seine Schläge oft zu kurz und zu passiv.

Auch Jared Donaldson sollte man im Auge behalten. Unüblicherweise besuchte er in jungen Jahren keine Tennisakademie oder war Teil eines Förderprogramms vom US-Tennis Verband. Stattdessen verbrachte er viel Zeit mit Training in Buenos Aires. Zusammen mit Ex-Spieler Taylor Dent wurde hier viel an Aufschlag und Bewegungsabläufen trainiert, sodass er sich heute trotz seiner 1,88m sehr gut an der Grundlinie bewegt. Eine Waffe ist auch seine Rückhand die Linie entlang die ziemlich an Andy Murray erinnert. In seinem Spiel zeigt er sich ansonsten noch zu unkonstant und fehleranfällig, jedoch hat er trotzdem sehr gute Anlagen und viel Potential.

Neben diesen drei Ausnahmetalenten besitzen die USA mit Spielern wie Reily Opelka (mit 2,13m größter Spieler der Tour), Tommy Paul (2015 French Open bei den Junioren gewonnen) und Michael Mmoh (wird wegen seiner Athletik mit Monfils verglichen) auch eine enorme Breite im Kader. Zwar ist der Hype um Tiafoe und Fritz und der Druck durch die Medien in letzter Zeit stark gewachsen, jedoch haben die USA viele Spieler in Ihren Reihen die in ein paar Jahren gute Rollen einnehmen könnten. Ob einer von diesen Herren der ganz große Sprung in die Top 10 oder sogar mehr gelingt bleibt abzuwarten, jedoch hat man in den USA die Lage (wenn auch zu spät) erkannt und gehandelt. Neue Ausbildungszentren, neue Akademien, neue Coaches und nicht zuletzt enorme finanzielle Mittel wurden bereitgestellt um Tennis in den USA wieder beliebter zu machen und vielleicht in ein paar Jahren wieder ein Grand Slam Titel zu feiern.

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KOMMENTARE
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Teddy83
19.05.2016 | 17:37 Uhr
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Teddy83 : 
19.05.2016 | 17:37 Uhr
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Teddy83 : 
Seltsam...

Also. wenn man sieht, was gerade bei den US Open auf den Rängen los ist, kann ich es eigentlich überhaupt nicht nachvollziehen, wieso das Tennis in den Staaten gar so weit hinten in der Beliebtheitsgala ist.
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stamkos91
18.05.2016 | 23:57 Uhr
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stamkos91 : 
18.05.2016 | 23:57 Uhr
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stamkos91 : 
@teddy
dazu sind Sportarten wie Leichtathletik und Wrestling sogar noch beliebter! Da war ich schon bisschen geschockt

@earls
Ja Deutschland hat da die gleichen Probleme. Wirkliche Struktur und Planung ist da nicht vorhanden, Erfolge wie jetzt gerade bei Zverev sind oft ungeplant und reine Zufallsprodukte.
In Deutschland ist natürlich die Konkurrenz zu Fussball unglaublich, deswegen wäre es auch hier wichtig die kleinen Tennisvereine zu unterstützen und mehr Kinder für Tennis zu begeistern
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earls
16.05.2016 | 22:36 Uhr
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earls : Schöner Beitrag
16.05.2016 | 22:36 Uhr
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earls : Schöner Beitrag
Ein wirklich guter Beitrag, der irgendwie auch in gewisser Art und Weise aufweist, woran es im Tennis allgemein krankt. Es ist eben der weiße Sport, der seit eh und je teuer ist und an Entwicklungen abseits der Plätze krankt. Wenn man das jetzt ganz naiv betrachtet, könnte man sagen, dass die nationalen Tennisverbände diese Probleme auch selbst eingebrockt haben. Ich bin nicht in der Materie "Tennis in den USA" drin. Aber hier wird man sich wohl wie auch in Deutschland über Jahre zu lange auf den Erfolgen der damaligen Stars ausgeruht haben. Nun haben die USA gerade im Sport nochmal ganz andere Möglichkeiten, allein finanziell, sind aufgrund des großes Landes andererseits aber bestimmt auch vor Probleme gestellt alles und jeden unter einen Hut zu bekommen. Ich sehe das ja in Deutschland. Ich bin im Tennisverein aktiv, kann über den Verband immer wieder nur den Kopf schütteln. Die Strukturen wirken noch immer alt und verkrustet. Vielleicht ist es dort über dem Teich auch so. Da kann man sich nur wünschen, dass einer der großen Talente zum Star aufsteigt. Dass man aber heute einen längeren oder auch ganz langen Atem braucht, als junger Spieler oben angreifen zu können, da stimme ich dir vorbehaltlos zu.
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Teddy83
15.05.2016 | 17:53 Uhr
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Teddy83 : 
15.05.2016 | 17:53 Uhr
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Teddy83 : 
Mal wieder ein Tennis-Blog, noch dazu mit einem interessanten Thema!

Nur siebtbeliebeste Sportart in den USA? Wow, das war mir neu.

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stamkos91
13.05.2016 | 20:01 Uhr
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stamkos91 : 
13.05.2016 | 20:01 Uhr
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stamkos91 : 
Hier ein Blog von mir an dem ich schon lange arbeite zu einem finde ich interessanten Thema..Würde mich über Feedback freuen
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