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Liga-Lehren


Gründer: Voegi | Mitglieder: 65 | Beiträge: 1
28.11.2010 um 20:00 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren XIV


Und selbst der Papst schaut zu

Der Papst schaut Bundesliga und die Bundesliga ist Papst. Mehr von der einzigartigen Wechselwirkung zwischen Fußball und Kirche in den Liga-Lehren Ausgabe 14:

Ach Schalke
…da ist es also schon wieder vorüber, euer schnuckeliges, kleines Läufchen. Halb Europa in die Schockstarre geschossen, Pauli zunull abgefiedelt und selbst gegen die Übermannschaft aus Bremen ein zweistelliges 4:0 geholt. Und nun also Carmen Thomas gerächt. Schalke 05! Weil sich Raul mit Morbus Zickler infiziert hat und eure Abwehrabteilung in einen unbefristeten Streik getreten ist. Zum Glück habt ihr aber einen Trainer, der aus solchen Pleiten unmittelbar die richtigen Konsequenzen zieht. So kündigte Fidel Magath nach dem Spiel in autokratischer Entschlossenheit an: "Das erste, worum ich mich jetzt kümmere, ist, dass wir unfallfrei nach Gelsenkirchen zurückkommen". Was nur einen Schluss zulässt: Felix Magath fährt ab sofort auch noch den Mannschaftsbus und hat sich damit den letzten noch fremdbesetzen Posten unter den Nagel gerissen. Womit nun wirklich alle nur denkbaren Fehlerquellen beseitigt sein dürften.

Vatikan
Auch im Vatikan scheint man die Bundesliga mit großer Aufmerksamkeit zu verfolgen. Pinolas Spuckattacke hat den Papst jedenfalls offenkundig schwer beeindruckt. Denn als der Pontifex Maximus sah, wie anmutig-schön doch der Austausch von Körperflüssigkeiten sein kann, lockerte er umgehend sein Kondom. Beziehungsweise das von ihm ausgesprochene Kondomverbot. Was die Sache dann wieder einigermaßen unlogisch erscheinen lässt. Aber egal, wollen wir mal nicht päpstlicher sein als der Papst. Dass man sich jetzt also doch ab und an mal einen Spritzbeutel überstreifen darf, dürfte vor allem in der deutschen Bischofskonferenz für Erleichterung gesorgt haben. Aber auch die Bundesliga hat den päpstlichen Erlass mit Interesse zur Kenntnis genommen, wenngleich die Umsetzung hier und da noch ein wenig fragwürdig wirkt. Ciprian Marica schien bei seinem verbalen Duell mit Schiri Stark die höchstgeistliche Erlaubnis jedenfalls ein wenig missgedeutet zu haben. Denn der Papst hatte das mit "Ruhig mal den Lümmel raushängen lassen und dann einpacken" wahrscheinlich doch irgendwie anders gemeint.

Don
Fußball und Kirche sind also eng miteinander verknüpft. Was sich bereits daran zeigt, dass die sonntagvormittägliche Selbsthilfegesprächsrunde immer das Ende des Gottesdienstes abwartet. Ihr prominentes Mitglied bezeichnet zudem Margot Kässmann als sein größtes Vorbild: Ausgiebig predigen, anderen die Leviten lesen und schließlich richtig Gas geben – aber immer mit ordentlich Druck auf dem Tank. Uns Ouzos Zuneigung zu Spirituellem und Spirituosen erklärt
im Übrigen auch seinen Decknamen Don-Promillo. Daneben gibt es jedoch noch weitere Parallelen zwischen geistlicher Kirchenwelt und säkularer Fußball-Realität. Ohne dass man in Thomas Schlaf gleich die lebzeitige Reinkarnation von Eugen Drewermann sehen müsste. So offenbart Schalkes Abwehr ein Zweikampfverhalten wie Pastor Fliege. In Mönchengladbach vernimmt man weiterhin Nachrichten aus dem Buche Hiob. Hugoal Almeida metarmophorsiert ausgerechnet gegen den Heiligen Pauli vom Paulus zum Saulus. Und einen Lukas haben wir ja schließlich auch noch – nur einen Matthäus nicht. Und das soll auch so bleiben. Amen!

Namen
Mit dem Glauben ist es ja so eine Sache – gerade für den leiderprobten Fußball-Fan: So sehr er einem in schweren Zeit auch Halt und Kraft geben mag, so oft ist er eben doch der erste Schritt zur Enttäuschung. In jedem Falle sollte man sich davor hüten, die eigene Erwartungshaltung an bloßen Namen fest zu machen. Denn Namen sind bekanntlich wie Scholl und Jauch. So verbirgt sich hinter Altin Lala genauso wenig ein begnadeter Pop-Sänger wie hinter Kevin Großkreutz ein breitschultriger Bodybuilder. Und Andrea Barzagli begleicht seine Schulden womöglich auch nicht immer cash. Wem das noch nicht als Beweis genügt, nehme dies: 90 Minuten mit Polanski, Wolf, Fuchs – klingt nach einem blutrünstigen Gruselschocker, war aber eben doch nur ein stinknormaler Bundesliga-Kick.

Janus
Man es hat ja schon immer geahnt. In dem ach so kalten Bundesliga-Business steckt sehr viel mehr menschliche Wärme, als man gemeinhin glauben mag. Da sehnt sich selbst Franck Ribéry, bekanntlich eher jüngeren Damen zuneigt, nach einem engeren Kontakt zu seinem Trainer. Und jener spricht gar von einer bislang ungeahnten "Liebe auf das erste Gesicht", die wir ja überall für möglich gehalten hätten, aber sicher nicht bei Franck Ribéry. Wahre Liebe ist eben unergründlich. Unergründlich ist, um in bester Delling-Tradition vom Hölzchen aufs Stöckchen zu kommen, auch Hannovers Tabellenplatz und die Rückkehr des verlorenes Sohnes Janus Schlaudraff, der – nomen est omen – über zwei Gesichter verfügt, und damit über genau eines mehr als Franck Ribéry. Jüngst noch die Ausstrahlung eines notorischen Simak verströmend, bezirzte er seinen Trainer an diesem Samstag plötzlich wieder mit dem unwiderstehlichen Antlitz eines resoluten Ribéry. Mirko Slomka soll sich bereits hoffnungslos in selbiges verknallt haben.

Kunst
So nett die drei Tore der Bayern in der 2. Halbzeit gegen die Eintracht auch waren, so sehr lagen die künstlerischen Höhepunkte des Spiels doch eindeutig im ersten Spielabschnitt – allesamt dargeboten von Bayerns belgischer Stehlampe. Sowohl der eingesprungene Scherenschritt in vorgetäuschter Absicht der Ballannäherung als auch die Betrunkene Pirouette dürften für mehrere Grimme-Preise und die Goldene Rose von Mon Dieu reichen. Da man mit dem Orientierungssinn einer blinden Qualle und der Körperbeherrschung eines querschnittsgelähmten Kanarienvogels zwar Preise abräumen kann, die eigene Mannschaft aber gleichermaßen um Punkte und Verstand bringt, verzichtete van Gaal in der zweiten Hälfte auf die Dienste seines Aktionskünstlers und brachte mit Martin Demichelis lieber das Original.

Und was gab's noch?
Bayerns Ausflug nach Rom, in dem sich die inspirative Kraft der Ewigen Stadt niederschlug. Die Bayern-Leistung jedenfalls entpuppte sich als Spiegelbild römischer Sehenswürdigkeiten. Zunächst prachtvoll wie der Petersdom, später löchrig wie das Colosseum und schließlich ging's abwärts wie auf der Spanischen Treppe. Immerhin brachte uns das bayrische Gastspiel die – für Historiker durchaus erschütternde – Erkenntnis: Rom wurde doch in einer Halbzeit aufgebaut. Für Werders Resterampe lief es mit dem 0:3 in Tottenham und Euro-Total-K.O. ungleich schlimmer. Und wenn man so sieht, wie Werder Schämen Deutschland in Europa repräsentiert, relativiert sich doch gleich die Scham für unseren Außenminister. So peinlich wie Werder ist unser Westerwellchen nämlich nun wirklich nicht. Aber wird schon werden – Fußball ist eben auch eine Frage des Glaubens.
Aufrufe: 15103 | Kommentare: 27 | Bewertungen: 46 | Erstellt:28.11.2010
ø 8.7
KOMMENTARE
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AstonFive
29.11.2010 | 19:23 Uhr
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AstonFive : 
29.11.2010 | 19:23 Uhr
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AstonFive : 
der schönste satz war mit abstand:
"Womit nun wirklich alle nur denkbaren Fehlerquellen beseitigt sein dürften."
Genial!!! :-D
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Deifel
29.11.2010 | 19:06 Uhr
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Deifel : @Voegi
29.11.2010 | 19:06 Uhr
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Deifel : @Voegi
Werder tut schon weh,

aber von einem wie Guido vor der Welt vertreten zu werden..
nee nee da Lacht die ganze Welt,aber ich nicht
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konserva11
29.11.2010 | 19:01 Uhr
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konserva11 : 
29.11.2010 | 19:01 Uhr
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konserva11 : 
"Was nur einen Schluss zulässt: Felix Magath fährt ab sofort auch noch den Mannschaftsbus und hat sich damit den letzten noch fremdbesetzen Posten unter den Nagel gerissen. Womit nun wirklich alle nur denkbaren Fehlerquellen beseitigt sein dürften."

sehr guter diss gegen magath
ansonsten wieder top
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weltmeistertrainer
29.11.2010 | 16:57 Uhr
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29.11.2010 | 16:57 Uhr
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Der Westerwelle tut viel mehr weh. Oh weh wenn ich ihn nur seh. Ok ich hör schon auf. Aber VB kommt mir viel zu gut weg.
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Donovan
29.11.2010 | 16:36 Uhr
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Donovan : Voegi
29.11.2010 | 16:36 Uhr
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Donovan : Voegi
Ich heiss wirklich Donovan, mit dem Landon hat mein Name nix zu tun

Konnte ja vor 30 Jahren keiner ahnen dass einer den Namen so verhunzt
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Voegi
MODERATOR
29.11.2010 | 16:32 Uhr
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Voegi : 
29.11.2010 | 16:32 Uhr
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Voegi : 
na das ging eigentlich schon an den lukadon, weil er sich beschwert hat. aber sagen wir mal so: für landon donovan sollte auch noch mal platz sein! ;)
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Donovan
29.11.2010 | 16:30 Uhr
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Donovan : Voegi
29.11.2010 | 16:30 Uhr
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Donovan : Voegi
DonLuka oder mir?
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Voegi
MODERATOR
29.11.2010 | 15:19 Uhr
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Voegi : 
29.11.2010 | 15:19 Uhr
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Voegi : 
don, ich werde dir demnächst mal einen ganzen absatz widmen, wenn ich auch nicht weiß, wie ich das subtil hinkriegen kann...

ach ja und zu werder: werder ist mir zehnmal lieber als westerwelle. und deshalb tun mir ihre auftritte in der cl auch weh. im gegensatz zu westerwelle - der amüsiert mich nur.
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fcbm007
MODERATOR
29.11.2010 | 14:46 Uhr
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fcbm007 : 
29.11.2010 | 14:46 Uhr
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fcbm007 : 
wieder mal astreine LL...

mir gehen langsam irgendwie die lobenden Worte aus
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Unlocker
29.11.2010 | 14:19 Uhr
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Unlocker : 
29.11.2010 | 14:19 Uhr
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Unlocker : 
Naja Bremen und Westerwelle nehmen sich in ihrer Qualität in Europa wirklich nicht viel xD
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