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FC Bayern München


Gründer: Tobi | Mitglieder: 965 | Beiträge: 253
Von: Maxi_FCB
23.02.2015 | 11903 Aufrufe | 29 Kommentare | 10 Bewertungen Ø 9.1
Ausgabe XVIII
Das bayerische Quartett
Diskussionsrunde zum FC Bayern

8 Punkte Vorsprung auf den ärgsten Verfolger aus Wolfsburg in der Liga, im Pokal mit einer machbaren Aufgabe gegen Braunschweig bedacht und in der CL mit guten Aussichten auf das Viertelfinale - eigentlich könnte man als Anhänger des FCB restlos zufrieden sein. Es läuft auf allen Ebenen. Sportlich. Strukturell. Finanziell. Dennoch rumort es ein wenig im Umfeld des Rekordmeisters. Das Spiel läuft seit der Winterpause unrund, wichtige Spieler fehlen und auch mittelfristig scheint sich die ein oder andere Schwierigkeit aufzutun. Es gibt dieser Tage also allerhand zu diskutieren über das Tagesgeschehen, aber auch um die Perspektiven des Tabellenführers. So werden also im Folgenden die User Talentfrei, Dome_Messi und Broich einige wichtige Themen um den FC Bayern herum besprechen. Die Runde vervollständigen wird Karlheinz Wild, seines Zeichens für den FC Bayern zuständiger Chefreporter bei der wohl renommiertesten deutschen Fussballzeitschrift, dem kicker. Viel Spaß beim Lesen!


Der FC Bayern ist ja nun - gelinde gesagt - etwas holprig aus der Winterpause gekommen. Dem desaströsen 1:4 in Wolfsburg und dem schwachen 1:1 gegen Schalke folgte ein ebenso wenig überzeugender 2:0-Sieg gegen Stuttgart. Vor allem das Spiel gegen Wolfsburg hat Kratzer hinterlassen, schließlich war man nach der Hinrunde eigentlich überzeugt, dass eine Abfuhr wie gegen Real nicht mehr vorkommen würde. Wo liegen eurer Meinung nach die Probleme im Bayernspiel? Inwieweit lässt sich dies mit der immensen Verletztenliste erklären?

Talentfrei: Das Verletzungsproblem ist natürlich ein Mosaikstein, das für die dürftigen Leistungen nach der Winterpause verantwortlich ist. Grundsätzlich basiert das Spiel des FC Bayern auf Automatismen und es ist sehr wichtig, dass vor allem Rhythmus und Balance generiert werden. Dabei darf auch rotiert werden, aber der Spielfluss und ständige Herausforderungen durch Pflichtspiele sind wichtig. Das hat man bereits in der Hinrunde gemerkt, als man in den ersten Spielen auch etwas schleppend zum eigenen Spiel fand, mit zunehmender Dauer der Hinrunde aber immer dominanter wurde - und das trotz Verletzungen. Jedoch würde ich sagen, dass besonders Philipp Lahm wichtig ist. Er bringt mehr Möglichkeiten und mehr Variabilität in das Mittelfeld und wenn er im März wieder zurück ist, gibt das der Mannschaft einen zusätzlichen Schub.

K. Wild: An den Verletzten liegt es sicher nicht, dazu ist dieser Kader viel zu gut besetzt, qualitativ wie quantitativ. Beim Wolfsburg-Spiel war das Problem, dass sich die Bayern-Elf so hilflos auskontern ließ. Mit elf Punkten Vorsprung muss eine Mannschaft beim Zweiten doch nicht nach vier Minuten schon so hoch stehen, dass sie so simpel überspielt und überlaufen wird. Schon gar nicht mit dem Duo Schweinsteiger-Alonso. Kommt Tempo ins Spiel, wird es mit beiden gefährlich.

Dome_Messi: Die Probleme bei Bayern sind derzeit vielschichtig. Es beginnt bei Alonso und Schweinsteiger, die nicht zueinander passen, geht über zu Spielern wie Müller oder Götze, die öfters mal nicht so spielen, wie man es eigentlich erwarten sollte und endet bei der Abhängigkeit von Robben. Die Verletztenliste ist natürlich enorm und vor allem der Ausfall von Lahm war eine Katastrophe, aber sie darf nicht als Entschuldigung dienen, da man auch in der Hinrunde viele Verletzte hatte.

Broich: Ganz unabhängig von Verletzten oder Gesperrten ist Bayerns Trumpf neben der individuellen Qualität die Kompaktheit und das Gegenpressing. Da werden Räume verdichtet, durch einheitliches Verschieben Gegenstöße vereitelt und nach Ballverlusten in Überzahl Ballverluste erzwungen. Dieses Trio an Faktoren hat man so national noch nie so überragend gesehen, wie in der Hinrunde der laufenden Saison. Gegen Wolfsburg griffen diese Pepschen Stilmittel nicht. Hinzu kommt, dass Alonso und BS31 noch nicht in harmonischer Symbiose koexistieren, sondern sich hemmen. Aber wer, wenn nicht Pep kann da feilen und kreieren und letztendlich ein Konstrukt mit einem tief gehenden und situativ abkippenden Schweini und einem sich dem Zugriff entziehenden und diagonale Dynamik einbringenden Alonso schaffen?

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Stichwort Wolfsburg. Abgesehen von dem 4:1-Sieg scheint dort im Moment etwas zu entstehen. Mit de Bruyne hat man den momentan (mit Robben) vielleicht besten Offensivspieler hierzulande in seinen Reihen. Dazu kommt mit Knoche, Naldo und Rodriguez eine der besten Abwehrreihen der Liga und mit Perisic, Caligiuri und natürlich 32-Millionen-Mann Andre Schürrle immense Qualität auf den Außenbahnen. Wächst da der neue Hauptkonkurrent der Bayern heran oder muss man mittelfristig eher weiterhin mit dem BVB rechnen?

K. Wild: Zurzeit sieht es tatsächlich so aus, als ob sich Wolfsburg zum ersten Klub hinter dem FCB entwickeln würde. Beim BVB muss man abwarten, was nach dieser Saison personell passiert. Die Borussia muss sich erst neu sortieren.

Broich: Wolfsburg leistet ganz starke Arbeit. Auf dem Fundament der VW-Millionen entsteht da ein starkes Team. Vor allem ein Knoche begeistert mich mit seiner Lernfähigkeit und seinem Potential im Spielaufbau. Ich denke, dass Dortmund stark zurückkommen wird, auch wenn sie um einen wie auch immer verorteten Neuaufbau (auch gesamttaktisch) nicht herum kommen werden. Auf lange Sicht sehe ich das Trio FCB, VfL, BVB als Speerspitze einer breiten, gesunden und technisierten Bundesliga.

Talentfrei: Dortmund und Wolfsburg haben das Potenzial und vor allem auch die Fähigkeit in der sportlichen Leitung, um den FC Bayern immer wieder zu fordern. In dieser Saison sehe ich keinen ernsthaften Konkurrenten, aber die Wolfsburger mausern sich zu eben jenem. Das liegt nicht unbedingt an dem 4:1, da spielten mehrere Faktoren eine Rolle, sondern an der Art und Weise wie man in die Mannschaft investiert. Es wird nach und nach eine Problemposition nach der anderen geschlossen und das Spiel entwickelt sich entsprechend weiter. Man muss allerdings abwarten, wie Wolfsburg mit der Königsklasse umgeht und inwiefern man in der Lage ist, wichtige Spieler zu halten. Die Basis ist auf jeden Fall da. Dortmund muss einen Umbruch vollziehen, einige Spieler abgeben und sich quasi neu erfinden. Aber der sportlichen Leitung ist das zuzutrauen, auch wenn es vielleicht ein wenig dauern wird und man erst einmal kleinere Brötchen backen muss.

Dome_Messi: Solange Klopp beim BVB bleibt, werden sie weiterhin zu den besten 2-3 Teams in Deutschland gehören, jedoch muss man den Hut vor Wolfsburg ziehen. Klar haben sie enorme finanzielle Möglichkeiten, die sonst bis auf Bayern und Dortmund niemand in der Liga hat, aber sie leisten definitiv gute Arbeit und haben intelligent eingekauft. Mit Wolfsburg ist in den nächsten Jahren sicherlich zu rechnen, vor allem, wenn sie ihre Schwachstellen (DM, ST) beseitigen, aber als Hauptkonkurrent, wenn es sowas überhaupt gibt, sehe ich sie nicht. Dafür gefällt mir Hecking zu wenig und man muss sehen, wie lange diese Mannschaft schlussendlich zusammenbleibt.

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Mit der Vertragsverlängerung von Marco Reus dürfte - den Dortmunder Ligaverbleib vorausgesetzt - einer der interessantesten Spieler für die mittelfristige Ribery-Nachfolge vom Markt sein. Nun geistern aber weiterhin Namen wie Memphis Depay oder Raheem Sterling durch die Foren. Besteht eurer Meinung nach überhaupt Handlungsbedarf auf den Flügeln? Und wenn ja: Welche Spieler wären interessant bzw. realistisch?

Dome_Messi: Es besteht definitiv Handlungsbedarf auf dem Flügel, sowie auf etlichen anderen Positionen (Offensiv-Allrounder, Stürmer). Ribery wird 32 und ansonsten hat man Spieler wie Götze oder Müller, die als Linksaußen nicht den Ansprüchen von Bayern genügen. Es ist natürlich schade, dass Hazard verlängert hat, da er der perfekte Ribery Nachfolger gewesen wäre, obwohl es natürlich logisch ist, dass ein Transfer nicht realistisch war. Ansonsten gefällt mir Sterling sehr gut, da er nicht viel Platz braucht um effektiv zu sein. Von Depay habe ich bisher zu wenig gesehen um ihn seriös beurteilen zu können.

Talentfrei: Memphis Depay geistert vor allem schon lange in meinem Kopf herum. Ich habe den Spieler intensiv beobachtet und verfolge seine Entwicklung seit längerer Zeit und er ist ein außergewöhnlicher Spieler, der nicht als typischer Eredivisie-Star zu sehen ist, sondern eher eine Entwicklung wie Robin van Persie, Luis Suarez o.ä. einschlagen kann. Depay bringt alles mit, hat eine herausragende Technik und ist enorm spielintelligent, dazu ist er keinesfalls arrogant und ist auch in der Lage, den direkten Pass zu spielen. Zudem ist er international erfahren, spielt in der Nationalmannschaft und in der Europa League und würde voraussichtlich wenig Anlaufzeit benötigen. Eine andere Lösung wäre Griezmann, der allerdings zu teuer sein dürfte bzw. überhaupt nicht auf dem Markt ist, da er erst kürzlich zu Atletico wechselte. Schade, dass man diese Gelegenheit verpasst hat!

Broich: Der Befriff "Nachfolge" legt einen sehr engen Rahmen. Denn: Braucht Bayern denn überhaupt einen 1-zu-1-Ersatz für Ribery. Sterling passt nicht in die Taktik der Bayern, Depay ist noch nicht so weit, sofort in der Pep'schen Maschinerie zu funktionieren. Deshalb wird der FCB den extremen Flügelfokus in der Zukunft ablegen, noch variabler agieren, noch höher stehen und durch Lahm und Thiago eine kongeniale Kommandozentrale haben. Interessant wäre ein Coutinho nach einem Jahr Pep-Taktik-Schliff.

K. Wild: Beim FC Bayern besteht kein Handlungsbedarf auf den Flügeln: Müller und Götze können es da auch und besser als die meisten anderen.

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2016 könnte ein Jahr des Einschnittes werden. Schweinsteigers und Alonsos Verträge laufen aus. Vielleicht noch wichtiger: Auch Pep Guardiolas Vertrag ist vorerst bis 2016 befristet. Karl-Heinz Rummenigge hat bereits angekündigt, alle Hebel für eine Vertragsverlängerung mit dem Katalanen in Bewegung zu setzen. Guardiola hingegen scheint dies vorerst abzublocken. Erscheint eine Vertragsverlängerung eurer Meinung nach realistisch? Wenn nicht, ohne allzu sehr im Nebel stochern zu wollen: Mit welchen Alternativen müsste man sich befassen?

Broich: Eine Verlängerung von Guardiola ist nicht nur realistisch, sondern auch überlebenswichtig. Mit der momentanen Ausrichtung des Kader-Gefüges und dem gruppentaktischen Verhalten des Teams, bräuchte ein neuer Trainer sicherlich Anlaufzeit. Spannend fände ich einen Mann wie Laudrup in München. Mehr als Gedankenspinnerei ist das aber nicht. Ich denke, dass er unabhängig vom Saisonverlauf bleiben wird. Denn: Der FCB ist noch nicht da, wo er ihn haben will.


K. Wild: Alles hängt vom Ausgang dieser Saison ab - und zwar vom internationalen Abschneiden. Wer den besten Kader hat, muss da liefern. Sollte Guardiola gehen, wäre ein Trainer gut, der die Mannschaft hin und wieder mehr frei spielen lässt, ohne diese extremen taktischen Vorgaben.

Dome_Messi: Ich hoffe sehr, dass Guardiola verlängert und Bayern hat definitiv gute Argumente, um ihn von einem Verbleib zu überzeugen, jedoch weiß man bei ihm nie und es käme für mich auch nicht überraschend, wenn er nach 2016 nicht mehr Trainer in München ist. Tuchel würde mir als Trainer sehr gut gefallen, jedoch scheint es, dass er nach Leipzig geht. Von der Fußballphilosophie her wäre sicher auch ein Trainer wie AVB interessant, der bei Chelsea/Tottenham aber aus unterschiedlichsten Gründen bisher seine Probleme hatte. Ein weiterer Name wäre Markus Weinzierl, der sehr gute Arbeit in Augsburg leistet.


Talentfrei: Ich hoffe, dass man es schaffen kann, Pep Guardiola für eine längerfristige Arbeit zu begeistern, denn er scheint nicht nur hochmotiviert zu sein, auch die Entwicklung der Mannschaft gefällt mir. Allerdings kann keiner genau wissen, welche Pläne Guardiola für die Zukunft schmiedet und inwiefern eine Verlängerung um 1-2 Jahre in seine Zukunftsvorstellungen passt. Sicherlich wäre ein Umbruch, den er vollzieht, nur dann logisch und sinnvoll, wenn er das Zepter noch länger in der Hand hätte. Würde man wichtige Spieler ersetzen und ein Jahr später wäre ein neuer Trainer im Verein, kann das kontraproduktiv sein. Über Alternativen kann und will ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht nachdenken, der Markt wird sich in diesen 1 1/2 Jahren derart verändern und entwickeln, dass jegliche Prognosen (Namen) Makulatur sind.

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Lewandowski im Zentrum, Lewandowski auf den Flügeln. Götze zentral, Götze auf dem linken Flügel. Pep verfährt mit den Königstransfers der letzten beiden Jahre wie mit dem berüchtigten "Verschiebebahnhof". Dennoch scheint es bisweilen, als suchten beide weiterhin ihre Rolle im taktischen Konstrukt. Beide bleiben oftmals blass, werden geradezu erdrückt von dominanten Akteuren wie Robben, Ribery oder Mittelfeldstratege Alonso. Erweist Pep den beiden mit den ständigen Wechselspielen einen Bärendienst? Wieso schöpfen beide nicht ihr vollständiges Potenzial aus?


Talentfrei: Vieles ist Kopfsache und schwer zu erklären. Götze hat überragende Phasen und danach folgen schwächere Phasen, bei ihm fehlt es meiner Meinung nach an Konstanz, was jetzt nicht unbedingt an dem Verschieben liegt, sondern an einem anderen Problem. Götze hat seine Schnelligkeit eingebüßt, sein Spiel aber noch nicht final umgestellt, er wird nicht mehr der Spieler, der mit dem großen Tempo kommt, sondern muss seine technischen Fähigkeiten mehr einbringen und statt auf Explosivität auf Intuition und seine unfassbare Handlungsschnelligkeit setzen, dann kommt die Konstanz von alleine. Das Problem bei Lewandowski ist, dass er nicht gut eingebunden wird. Lange Bälle in den Lauf, teilweise wird aus der Verlegenheit heraus geflankt, Lewandowski in richtig schwierigen Situationen in das Kombinationsspiel eingebunden, ohne ihm das Gefühl zu geben, dass man einen klaren Plan hat. Ich denke, dass das ganze Konzept in der Offensive noch Zeit benötigt und man noch etwas Geduld haben muss, wenngleich es auch langsam aber sich an der Zeit ist, dass es besser funktioniert.

Broich: Ein heikles Thema. Beide haben unter Klopp enorm vom System BVB profitiert. Gerade Lewandowski tut sich mit dem engmaschigen Netz der gegnerischen Abwehr schwer. Das Spiel ist nicht auf ihn zugeschnitten. Lücken reißende Läufe für Robben kamen in dieser Häufigkeit nicht vor in Dortmund. Götze findet seine Rolle nicht so recht, agiert unglücklich und wirkt taktisch nicht nur im Gegenpressing verloren. Beiden sind aber überragende Fußballer, sie sind noch jung und können mit dem FCB Geschichte schreiben. Dennoch glaube ich, dass Götze nie die prägende Figur in München sein wird, die viele in ihm sehen.

K. Wild: Lewandowski und Götze brauchen mehr konstante Praxis, Lewandowski in der Sturmmitte, Götze mit vielen Freiheiten, möglichst weit vorne und möglichst nicht zu weit außen.


Dome_Messi: Ich bin bisher mit Lewandowski sehr zufrieden. Komplett neues Spielsystem, dazu nicht mehr die wichtigste Option im Angriff - dafür macht er seine Arbeit bisher mehr als ordentlich. Seine Chancenverwertung ist sicherlich verbesserungswürdig, aber man sieht ganz klar, was ein Spieler wie er der Offensive geben kann. Er zieht jedes Mal die Verteidiger auf sich, kann den Ball halten und ist technisch sehr beschlagen. Es kommt mir aber auch vor, dass Pep noch nicht zu 100% weiß, wie er ihn einsetzen will. Ein richtiges Fazit zu ihm kann man meiner Meinung nach erst nach der nächsten Hinrunde ziehen. Bei Götze bin ich anderer Meinung. Ich fand, im Gegensatz zu vielen anderen, seine Hinrunde nicht so berauschend, da seine Tore einiges kaschierten. Ihm fehlt die Spritzigkeit, dadurch kann man ihn auf den Außen vergessen und er prägt das Spiel bisher zu wenig, sondern schwimmt oftmals nur mit. Von einem Spieler seiner Klasse erwarte ich mehr, vor allem, wenn man sieht, wie viel Talent er eigentlich hat. Es wäre zu schade, wenn er dieses nicht ausschöpfen kann. Ich bin aber überzeugt, dass Pep es schafft, beide so zu integrieren, dass sie ihr Potential ausschöpfen.

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Kommen wir zu einem kontrovers diskutierten Thema: Im Sommer Sinan Kurt, jetzt Joshua Kimmich. Um in Max Eberl mal die wohl prominenteste kritische Stimme zu zitieren: "Wenn man die Talente erntet, bevor sie reif sind, weiß ich nicht, ob das dem deutschen Fußball gut tut." Zudem gab Eberl zu bedenken, dass sich die Talente ja erst in anderen Klubs ihre Sporen verdienen könnten, bevor sie zu Bayern wechseln. Von den dann fließenden Ablösen würde die Liga zudem profitieren. Müsste Bayern diesbezüglich mehr Rücksicht nehmen? Schadet man gar den Talenten? Die Liste der gescheiterten jungen Spieler ist schließlich lang.

K. Wild: Am wichtigsten ist, dass Talente Spielpraxis bekommen. Ein Mitchell Weiser erhält die beim FCB, trotz der jüngsten Einsätze, eher nicht. Aber der Lockruf aus München ist halt sehr verführerisch. Die Spieler und ihre Berater haben aber die freie Wahl und wer vom FCB weggeht, ist in der Hitparade der Profispieler (Ansehen und Finanzen) gleich höher angesiedelt.

Talentfrei: Nein. Man muss keine Rücksicht auf Talente nehmen. Keiner wird zu einem Wechsel nach München oder zu einem anderen großen Klub gezwungen und besonders in anderen großen Ligen ist es typisch, dass Spieler in sehr jungen Jahren wechseln und nach einer gewissen Zeit bei dem großen Verein zwecks Spielpraxis verliehen werden. Das Scouting ist international derart gut und lückenlos, dass man kaum Chancen hat, wenn man Spieler erst mit 21 oder 22 zum Verein locken will, denn bis dahin sind sie schon längst bei einem anderen Verein angekommen. Jeder Spieler, der Angebote von großen Klubs bekommt, sieht in erster Linie die Erfüllung eines Traumes und ich glaube nicht, dass es schadet, wenn man es nach 1-2 Jahren auf der Bank beim FC Bayern nicht schafft, denn man hat es zumindest versucht und findet sicher einen anderen ordentlichen Verein, der einen aufnimmt.

Dome_Messi: Nein, Bayern muss auf sich selbst schauen und keine Rücksicht nehmen! Den derzeitigen Weg begrüße ich sehr, da man sich enorm talentierte Nachwuchsspieler sichert, was in der PL (Chelsea) oder in Spanien (Barca, Real) üblich ist, nur hier gibt es wieder einen Aufschrei. Stuttgart hat für einen 19-jährigen 7 Millionen Euro bekommen, der, wenn er nicht zu Bayern gegangen wäre, sowieso nicht mehr nach Stuttgart wollte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sonst ein deutscher Klub diese Summe gezahlt hätte. Inwiefern soll man den Talenten schaden? Es ist doch die Entscheidung eines jeden Einzelnen, ob er noch weiter bei einem kleineren Verein bleiben will oder seine Chance in München sucht. Dazu kann man genauso gut Spieler wie Rode oder auch Bernat als Gegensatz zu den gescheiterten Spielern aufzählen. Davon ab scheitern bei jedem Klub junge Talente. Das ist nicht nur in München so.

Broich: Man muss meiner Meinung nach strikt trennen zwischen Kurt und Kimmich. Denn Kimmich ist ein Spieler, mit dem man fest plant er soll langfristig der Stratege an der Isar werden und er hat das Potential dafür. Kurt dagegen hat man geholt, weil er momentan eines der größten Talente im Angriff des Landes ist. Als FCB muss man immer ein Auge auf junge Spieler haben, das hat mit gezielter Gegnerschwächung nichts zu tun. Langfristig muss der FCB aber natürlich seine Jugend auf ein höheres Level hieven, ein Prozess, an dem Sammer mit Hochdruck arbeitet. Kurt wird man ausleihen müssen, er hat im Herrenbereich keine Erfahrung, es wird Jahre dauern, bis er weit genug für Bayern ist. Kimmich dagegen kann ich mir bereits in 1-2 Jahren auf einem Premium-Level vorstellen. Er hat unfassbare Anlagen.

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Da nun erstmal ungewiss ist, wie lange es bis zum nächsten bayerischen Quartett dauert, ein etwas weiterer Zukunftsausblick: Was müsste geschehen, oder bayerischer formuliert, welche Titel müsste man gewinnen, damit ihr von einer erfolgreichen Saison sprechen würdet?


Dome_Messi: Wenn ich ehrlich bin zählt für mich nur die Champions League. Mit diesem Kader + Trainer ist die Meisterschaft jedes Jahr Pflicht. Die CL ist der größtmögliche Titel und Spieler wie Lahm, Schweinsteiger, Ribery und Robben wollen den Titel ein zweites Mal holen. Des Weiteren sollte es für Guardiola möglich sein, dass er in seinen 3(?) Jahren in München wenigstens 1x die CL gewinnt, auch wenn es dafür keine Garantie gibt.

Broich: Dazu ein klares Statement. Die Erwartungshaltung der Fans ist unfassbar. Viele finden, dass nur das Triple volle Zufriedenstellung garantiert. Das sehe ich anders. Ich wäre schon mit dem Titel in der Bundesliga zufrieden, denn in der Königsklasse entscheiden Nuancen. Den wird Bayern in den nächsten fünf Jahren mindestens zwei Mal holen. Wenn nicht jetzt, dann eben nicht. Und den Pokal erachte ich als netten Zusatz. Natürlich ist man hier haushoher Favorit, aber auch die Bayern machen Fehler, das hat man nach der Wahnsinns-Hinrunde ja fast vergessen. Ein Wunsch allerdings, wenn Bayern schon nicht den Titel in Berlin holt: Dann bitte der VfR Aalen.

Talentfrei: Titel haben nicht nur etwas mit einer erfolgreichen Saison zu tun. Sicherlich ist bei aktueller Ausgangssituation die Meisterschaft Pflicht und der DFB-Pokal eine Option, die man natürlich mitnehmen sollte. Allerdings kann man im Pokal immer mal einen schwächeren Tag haben und in einem schwierigen Auswärtsspiel bei einem hochmotivierten Team ausscheiden. Dennoch, kommt man ins Finale, gewinnt man den Pott auch. Die Königsklasse ist Glückssache, man muss einfach dran sein und es müssen so viele Dinge stimmen, dass der Erfolg dort nicht planbar ist. Es gibt 4-5 Kandidaten und wenn alles passt, ist es sicherlich möglich, aber keine Pflicht, solange man sich weiterhin entsprechend positiv entwickelt und der Fokus weiterhin auf der Idealisierung des eigenen Spiels liegt.

K. Wild: Mit diesem weltbesten Kader zählt allein die Champions League. Nur mit diesem Pokal sind die Bayern selbst vollends zufrieden auch wenn es immer wieder auf die Art eines möglichen Ausscheidens ankommt. Meister und Doublegewinner wurden beim FC Bayern reihenweise Trainer mit weniger tollem Personal: Lattek, Hitzfeld, Magath, van Gaal, Heynckes.

KOMMENTARE
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MS_7
27.02.2015 | 12:22 Uhr
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MS_7 : 
27.02.2015 | 12:22 Uhr
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MS_7 : 
Respekt, schönes Ding!
@Talentfrei: Klasse Antworten, auf den Punkt.
Ich lese jetzt seit Ewigkeiten euer Zeug, jetzt musste ich auch mal einen lobenden Kommentar abgeben ;)
Weiter so!
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redwhitepassion
26.02.2015 | 12:59 Uhr
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26.02.2015 | 12:59 Uhr
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Hat mir überaus gut gefallen... Gute Frage und nachvollziehbare Antworten!

Nur eines machte mir persönlich etwas Bauchgrummeln. Muss man wirklich die CL gewinnen um von einer guten Saison zu sprechen?

Allein wenn man in Betracht zieht welche Faktoren dabei eine Rolle spielen können halte ich es für vermessen nur zufrieden zu sein wenn der Henkelpott auf dem Marienplatz in München zu bewundern ist...

Grundsätzlich gehören wir zu den 5-6 Teams die die CL gewinnen können, aber allein die jährlich wechselnden Sieger zeigen auch wie verdammt schwer ein Sieg der Königsklasse ist.
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Talentfrei
MODERATOR
26.02.2015 | 10:52 Uhr
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Talentfrei : 
26.02.2015 | 10:52 Uhr
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Talentfrei : 
Ja klar, ich bin Schuld! Das haben wir gern!
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FalkLandahl
MODERATOR
26.02.2015 | 10:51 Uhr
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26.02.2015 | 10:51 Uhr
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@ausLE: Wir müssen uns ja nicht unbedingt einig werden, aber ich wollte einfach mal erklären, wie so ein Teaser entsteht.
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Schnumbi
26.02.2015 | 10:46 Uhr
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Schnumbi : 
26.02.2015 | 10:46 Uhr
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Schnumbi : 
@ausLe:

Die Überschrift ist ein Zitat von talentfrei.

Man(n) kann aber auch aus einer Micki einen Elefanten machen.
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ausLE
MODERATOR
26.02.2015 | 10:43 Uhr
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ausLE : 
26.02.2015 | 10:43 Uhr
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ausLE : 
@FalkLandahl
Sehe ich anders.
Ein niedergeschlagener Mikki und dazu die Überschrift. Als Außenstehender denkt man, jetzt machen die Bayern sich einen Kopf über einen anderen Verein
Derweil diskutieren Broich , TF und Co über Bayerntalente, Lewa, Pep und Co.

Als Bild wäre da ein nachdenkender Pep Ideal und als Text: Auch die Community macht sich Gedanken o.ä.


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Schnumbi
26.02.2015 | 10:31 Uhr
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Schnumbi : 
26.02.2015 | 10:31 Uhr
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Schnumbi : 
Naja in 2 Fragen wird das Thema BVB auch aufgegriffen, von daher sehe ich das nicht so dramatisch.
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FalkLandahl
MODERATOR
26.02.2015 | 10:27 Uhr
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26.02.2015 | 10:27 Uhr
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@Schnumbi

So, wie er jetzt auch noch auf Blogs@SPOX steht.
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Schnumbi
26.02.2015 | 10:15 Uhr
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Schnumbi : 
26.02.2015 | 10:15 Uhr
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Schnumbi : 
@ FalkLandahl

Wie sah denn der Teaser aus, habe es gestern nicht mitbekommen?
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FalkLandahl
MODERATOR
26.02.2015 | 10:10 Uhr
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26.02.2015 | 10:10 Uhr
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@Alle, die sich über den Teaser auf der Startseite wundern/ärgern:

Wir versuchen immer, einen spannenden Part aus dem Blog zu ziehen und für den Teaser zu verwenden, damit möglichst viele Leser sich für den Text interessieren. Da fand ich diesmal nun die BVB-Aussagen am besten - ohne böse Hintergedanken oder weil der BVB "in" ist. Außerdem wird im Teaser ja sehr deutlich, dass es sich um das DBQ und damit einen Bayern-Blog handelt.
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