'Das ist ja der absolute Wahnsinn' hab ich zu meinem Kumpel gesagt, als ich vom Block 75 aus das Treiben im Signal Iduna Park so betrachtet habe. Ich muss gestehen, wenn man diese ECHTE LIEBE Mal aus nächster Nähe betrachtet, dann macht das schon einen gewaltigen Eindruck. Wenn man dann noch die etwa 10.000 Bayern-Fans um mich herum dazunimmt, dann war das einfach nur ein überragendes Spiel mit der passenden Atmosphäre. Auch vor und nach dem Spiel war die Atmosphäre in der U-Bahn und um das Stadion herum immer angenehm. Ähnlich, wie auf dem Feld, ein Zeichen von gegenseitigem Respekt...
Eine sehr komplizierte erste Halbzeit
Während den ersten 45 Minuten gestaltete sich das Spiel für unsere Mannschaft kompliziert, wie eigentlich immer in den letzten Jahren. Klopp hatte einen Plan erarbeitet, der sehr gut greifen konnte, weil Lewandowski, Mikhitaryan und Reus eine großen Aufwand betrieben. Lewandowski lief grundsätzlich Dante an und verhinderte den Passweg auf die linke Seite. So das Alaba kaum ins Offensivspiel eingebunden werden konnte. Der vorhersehbare Weg über Boateng und Rafinha wurde dann von Reus und Durm sehr aggressiv verteidigt. Hier entstanden auch einige Ballverluste, die für einige Gefahr vor unserem Tor sorgten. Durch Sahin und Bender, die relativ dicht beieinander standen, war es auch für Lahm und Kroos sehr schwierig im Zentrum, der Lieblingszone in unserem Spiel, die gewohnte Vielzahl an Ballkontakten zu erzielen. Das führte zu ungewohnt vielen langen Bällen, die der an diesem Tag schwache Mandzukic kaum verarbeiten konnte. Wobei vor allem Sokratis eine brutal starke Partie gegen Madzukic hinlegte. Dadurch, dass Bälle das ein oder andere Mal relativ früh im Aufbau verloren wurden, verpuffte die Idee mit dem sehr offensiv stehenden Martinez komplett. Der Plan war sicherlich, dass Martinez nach Ballverlusten sofort ins Pressing geht. Dazu kam er aber sehr selten, weil die Bälle meist auf den Außenpositionen verloren wurden.
Gegen den Ball war das Spiel der Bayern ordentlich, wobei ein simpler langer Ball durch Lewandowskis starkes Körperspiel hin und wieder gefährlicher wurde als es zunächst schien. Der Chance von Reus war Mal wieder das Ausrutschen eines Spielers, in diesem Fall Boateng, vorausgegangen. Ein Thema, was mich schon länger ärgert. Die rutschen sehr oft aus...
Dortmund hatte durch Reus, Kuba und Lewandowski drei sehr gute Chancen während der ersten Hälfte, denen gute FCB-Chancen durch Müller und Mandzukic gegenüberstanden. Über einen Rückstand hätten wir uns sicher nicht beklagen dürfen, auch wenn wir von der Spielanlage her überlegen schienen. Dortmund wollte den Ball ganz bewusst nicht haben und uns lieber ohne Ball Probleme bereiten. Was sehr ordentlich geklappt hat.
Aktives Coaching mit mehreren Postionswechseln der Schlüssel zum Sieg
Für mich war der Sieg dann letztendlich ein Verdienst des Trainers. ich liebe es, wenn Trainer nicht ignorant ihren Weg durchboxen wollen, sondern auf die Stärken des Gegners reagieren. Deshalb habe ich mich ein Mal mehr in unseren Coach verliebt. Für mich wird deshalb auch immer schlüssiger, warum Guardiola von seinen Spielern so eine hohe Flexibilität verlangt. Allein Martinez hat in der zweiten Hälfte drei verschiedene Positionen besetzt. Dass Götze das Tor macht ist natürlich eine dieser Besonderheiten des Fußballs. Aber die Entstehung ist ein Resultat der Überzahl an Spielern im Spielfeldzentrum. Der BVB bekam keinen Anhaltspukt für ein direktes Tackling, weil die Bayern in Ballnähe in Überzahl waren. Die Vierekette verteidigt den nicht mehr vorhandenen Mittelstürmer und Götze nutzt genau diesen Raum. Viele werden das Zufall nennen, für mich ist das eine bewusst herbeigeführte Konsequenz. Die Bayern haben schlichtweg auf die gute Defensivordnung des BVB reagiert. Darauf hatte Dortmund dann für entscheidende 15 Minuten in der Mitte der zweiten Hälfte keine Antwort. Und genau diese Phase hat das Spiel dann entschieden. Bayern hat durch Thiago und Götze zwei zusätzliche, ballsichere Spieler im Zentrum eingebunden. Die Innenverteidiger des BVB hingen in der Luft und im Zentrum war immer Überzahl. Das 2:0 und 3:0 sind Kontersituationen. Überragend ausgespielt und eiskalt vollstreckt. Jeder wird bestätigen, dass das Ergebnis dem kompletten Spielverlauf nicht entspricht. Gejubelt habe ich trotzdem wie ein Irrer... Trotz der spielerischen Überlegenheit kam Dortmund durch Mikhitaryan und Reus zu großen Chancen. Hier war Neuer zwei Mal überragend. Wenn ich was bemängeln will am Spiel in der zweiten Hälfte, dann, dass die Bayern diese zwei Chancen sehr leichtfertig zugelassen haben. Aber es ist auch vermessen zu verlangen, ganz ohne Schmerz durch so ein Spiel zu gehen.
Fazit:
Ein richtig gutes Spiel. Hohes Tempo, viele aggressive, faire Zweikämpfe, Chancen auf beiden Seiten und am Ende gewinnt Bayern, mit Glück und Neuer in einigen Situation, sicher nicht unverdient in einem absoluten Topspiel.
Spieler:
BVB
Beim BVB fand ich Sokratis sehr stark und Lewandowski unfassbar schwierig zu verteidigen. Auch Großkreuz war saustark. Und glaubt mir. Großkreuz zu loben fällt mir echt sehr schwer... Pfui... Friedrich mit Ball am Fuß war ein mittelschlechter Witz, wobei er defensiv ordentlich war. Enttäuscht haben mich Reus und Mikhitaryan. Beide hatten in der entscheidenden Phase keine Präsenz auf dem Platz. Torchancen hin oder her.
Bayern
Boateng fiel im Vergleich zu den letzten Wochen etwas ab. Vor allem im Spielaufbau. Rafinha war etwas bider. Mandzukic machte in meinen Augen ein ganz schwaches Spiel. Nicht die uns bekannte Kampfsau und sehr leicht zu verteidigen. Alaba hat sich im ersten Durchgang zu leicht aus dem Spiel nehmen lassen. Robben und Müller waren beide sehr aktiv und hatten eine perfekte Einstellung. Götze und Thiago brachten unglaubliche Ballsicherheit ins Spiel. Vor allem Thiago wirkte, als würde ihn das alles gar nicht jucken. Hier ein Lupferchen, da ein Tunnel. Wirkt sehr selbstbewusst der Kerl. Neuer sehr gut und Lahm und Kroos in der zweiten Hälfte dann sehr sehr stark.
Ich liebe diese Spiele. Da liegt einfach immer etwas in der Luft. Ich bin mir sicher, die gelb-schwarzen werden weiterhin eklig zu spielen sein. Egal wer da spielt. Dieser Trainer schafft es personalunabhängig ein gutes Spiel gegen den Ball zu organisieren. Aber auch wir wissen, dass unser Coach ein bisschen was kann. Zumindest mich hat das am Samstag extrem beeindruckt. Wenn man dann die Jubelszenen sieht, als die komplette Auswechselbank samt Trainerstab 'übereinander herfällt', dann bekommt man als Fan das Gefühl, dass ein Mal mehr etwas großartiges entstehen könnte.
Danke fürs lesen
Auf unsere Roten
Um so mehr habe ich mich gefreut, dass der Trainer reagiert und eine andere Vorgehensweise forciert. Das ist für mich eine große Fähigkeit. Aktives coaching!!!
Es gibt genügend Beispiele für andere Vorgehensweisen.
Der Trainer gibt einen Plan, der Plan greift nicht und dann wird das der schlechten Usmetzung der Spieler zugeschrieben. Viele Trainer sind da sehr eitel.
Einer Systemumstellung geht die Einsicht eines Trainers voraus, der merkt, dass sein Plan nicht greift. Für mich ist das in diesem Zirkus, bei dem es hauptsächlich um Eitelkeiten und Positionsgehabe geht, eine wunderbare Eigenschaft...
Egal ob gegen Hertha oder jetzt gegen den BVB... Ich finde das toll...
Unabhängig davon, dass ich Deine Kritik nachvollziehen kann. Aber der BVB beginnt das Pressing in der Regel sehr hoch stehend. Am Samstag eben etwas tiefer, weshalb auch bei langen Bällen immer viele gelbe in Ballnähe waren. Und darauf kam in der zweiten Hälfte eben die Reaktion..
Dass es nicht schon nach 4, 25 oder 30 Min 1:0 gegen uns stand, war eine Mischung aus Glück und Dortmunder Unfähigkeit.
Dass man das Pressing mit diesen langen Bällen überspielen konnte, ist richtig. Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass die Dortmunder übermäßig aggressiv gepresst haben. Das war teilweise richtig unentschlossen. Kroos und die Innenverteidiger hatten oft relativ viel Zeit und Raum zum Spielaufbau.
Es wäre sehr oft möglich gewesen, einen einfachen, raumgewinnenden Vertikalpass zu spielen. Nur hätte sich einer der 4 Offensiven mal lösen und entgegenkommen müssen.
Taten sie aber nicht, so dass eigentlich nur der Rückpass auf die Innenverteidiger übrig blieb und von dort dann nur noch das lange Holz.
Und diese langen Bälle stellten bis auf eine Ausnahme (Großchance Robben auf Mandzukic) überhaupt kein Problem dar. Nicht mal für den ansonsten einigermaßen wackligen Friedrich. Ich kann mich an keine Situation erinnern, an der Mandzu, Martinez oder Müller so einen langen Ball mal kontrollieren konnten. Da nutzte alle körperliche Präsenz nichts.
Im Gegenteil: Diese Bälle konnte man schön "vorwärtsverteidigen" und somit war schon unsere erste Pressinginstanz, die 4 Offensiven, schnell überspielt, was zu einigen gefährlichen Umschaltaktionen führte.
In meinen Augen steckte absolut ein Plan hinter den Abläufen in diesem Spiel, der letztendlich perfekt aufgegangen ist.
Das Du als Bayern- Fan, immer wieder von glücklichen Siegen hörst liegt in der Natur der Sache.
10:7 Torschüsse, 84% : 72% Passquote, 63% : 37% Ballbesitz und natürlich die 3:0 Tore. Alles sprach in diesem Spiel für die Bayern. Und das auswärts gegen einer der besten Teams Europas?
Das wäre mein Gegenargument, ganz unabhängig von defensiv völlig überforderten Dortmundern zwischen der 60. und 80. Minute...
Und zu Deiner Aussage mit den Machtverhältnissen sage ich nur...
Da gibt es nichts zu klären. Da ist bereits alles geklärt!!!
für mich ging das sogar ganz gut auf. der BVB betrieb viel laufaufwand wie immer und am ende merkte man dies auch, weil man nich adäquat nachlegen konnte. eigentlich war es wie gemalt für die bayern. die anfangsphase hat man unbeschadet überstanden deja vu wembley stadion. der vorteil war der bayern war, man hatte trotz vieler ausfälle eine bärenstarke bank. götze als joker ist zur zeit besser als startspieler. thiago war über 2 monate raus.
martinez ging dann in die IV und vorner wirbelten jetzt die technisch beschlagenen spieler die schon etwas müde abwehr durcheinander.
für mich ein guter schachzug des trainers.
Mit Martinez, Mandzu und Müller hatten wir drei technisch eher limitierte Spieler vorne drin, so dass Kombinationen eigentlich nur mal über Alaba und Robben stattfanden. Kroos musste sich ständig fallen lassen, um das Spiel aufzubauen, aber die Offensivspieler mit Ausnahme von Robben hatten ja garkein Interesse an einem geordneten Spielaufbau: Teilweise haben sich Robben, Martinez, Müller und Mandzukic in einer Reihe auf Höhe der Dortmunder Viererkette aufgebaut, so dass eigentlich nur der lange (leicht zu verteidigende) Ball für Boa und Dante drin war.
Ich hatte schon das Gefühl, dass das Peps Anweisung war, sonst hätte man das nicht in dieser Häufigkeit praktiziert.
Dass man Respekt vor dem Dortmunder Umschaltspiel hat, ist ja auch vernünftig, aber ich hatte schon in der ersten Halbzeit das Gefühl, dass jedes Mal, wenn wir mal vernünftig aufgebaut haben, Dortmund geschwommen hat. Will sagen: Wir hätten sie schon in der ersten Halbzeit mit einer vernünftigen Taktik dominieren können.
So aber haben wir unglaublich oft mit der Brechstange agiert, konnten vor allem die häufigen Wackler von Friedrich nicht ausnutzen und sind trotz alledem in die ein oder andere Umschaltsituation gelaufen.
In der zweiten Halbzeit, da stimme ich dir zu, waren die Auswechslungen, absolut perfekt getimet und auch taktisch die absolut notwendige Konsequenz.
Und trotzdem ärgere ich mich fast ein bisschen: Wenn man von Beginn an eine vernünftige Taktik angewandt hätte, müsste man jetzt nicht überall von einem "glücklichen" oder "zu hohen" Sieg lesen. Dann könnte sich auch das ehrliche Gefühl einstellen, dass man die Machtverhältnisse geklärt hat.
Aber das bezieht sich jetzt mehr auf Pep, als auf deinen Blog. Der ist im wesentlichen sehr ordentlich
Besonders möchte ich noch mal Dein Lob für unseren Trainer unterstreichen. Ich denke, dass er Klopp dieses mal wirklich ausgecoacht hat. Diese Umstellungen im Spiel, sowohl von der Spielerposition (Martinez + Lahm), den Spielertypen (Götze + Thiago) als auch die taktische Ausrichtung (erst viele lange Bälle um das Pressing auszuhebeln, als Dortmund müde wurde das Kurzpassspiel) ist einfach beeindruckend.
Natürlich hat er auch das Spielermaterial, aber im Wesentlichen hatten wir das auch im letzten Jahr. Das war vielleicht die einzige Schwäche von Jupp, dass er kaum während des Spiels agiert hat. Da haben wir meistens unsere individuelle Klasse genutzt um unser Spiel durchzuprügeln. Pep bevorzugt mehr die feine Klinge.
Und aus Lewandowskis Lob erschließen sich eigentlich auch die Probleme von Dante.
Es ist immer schwierig alle Einzelheiten in eine Blog zu verpacken, da ich finde, es darf nicht zu lang werden.
nur die von Dir genannten Punkte, habe ich eigentlich erwähnt.
Die gelbe Karte gegen Boateng war in meinen Augen auch überzogen. Allerdings gab es die nur, weil er unmittelbar vorher auch zwei Fouls begangen hatte. Aber das dies gegen einen Lewandowski passiert, ist absolut keine Schande.
Kenne aber auch heutzutage keinen Trainer mehr, der ignorant auf seinen offensichtlichen Fehlentscheidungen beharrt, nicht mal Mourinho tut das.
Kann man sich auch kaum noch erlauben.