Ausgangsposition:

Der amtierende deutsche Meister Bayern München hat die ersten 3 Saisonspiele gewonnen und steht punktgleich mit Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund und dem FSV Mainz 05 an der Tabellenspitze. Die Mannschaft von Pep Guardiola hat allerdings noch einige Probleme und schafft es noch nicht, konstant über 90 Minuten zu spielen und die taktischen Vorgaben des Trainers umzusetzen.

Guardiola hat nicht nur das System verändert, sondern auch an einigen Stellschrauben gedreht, daher ist es logisch und verständlich, dass die Automatismen noch nicht greifen und Laufwege noch nicht komplett verinnerlicht sind. Der FC Bayern wird noch einige Zeit brauchen um das Konzept des Trainers vollends umzusetzen und bis dahin ist man nicht nur für Konter anfällig, sondern auch noch einfacher auszurechnen als in einigen Wochen. Dennoch stimmen die Ergebnisse bisher und das ist derzeit das Wichtigste.

Der SC Freiburg hatte nach den Abgängen einiger wichtiger Spieler wie Cedric Makiadi, Max Kruse, Daniel Caligiuri oder auch Jan Rosenthal und Johannes Flum ebenfalls eine Menge Arbeit in der Saisonvorbereitung. Es war nicht nur wichtig, passenden Ersatz zu finden, sondern auch die Mannschaft auf die zusätzliche Belastung der Europa League vorzubereiten. Spieler wie Gelson Fernandes, Admir Mehmedi, Mike Hanke oder auch Francis Coquelin bringen zumindest teilweise internationale Erfahrung mit und sind kluge Investitionen.

Trainer Christian Streich hat immer wieder betont, dass in Freiburg in erster Linie der Klassenerhalt als Ziel ausgegeben wird und man sich in der Europa League vernünftig präsentieren möchte und diese Spiele genießen will. Freiburg hat in der laufenden Saison erst 1 Punkt aus 3 Spielen auf dem Konto, dennoch hat man sich spielerisch und läuferisch besonders bei der TSG Hoffenheim (3:3) schon äußerst solide präsentiert und man merkt, dass Christian Streich einen Plan hat und die Abgänge zumindest einigermaßen kompensieren kann.

Man könnte zwar meinen, dass der SC Freiburg unter Druck steht, allerdings sind Spiele gegen den FC Bayern im Breisgau immer separat zu bewerten und Trainer Streich betonte schon, dass Punktgewinne gegen den Rekordmeister eher als Bonus zu verstehen seien. Dennoch will man in Freiburg etwas zählbares aus diesem Spiel mitnehmen und wird alles daran setzen, dem haushohen Favorit ein Bein zu stellen.

Der Gegner:

Der SC Freiburg spielt ein klares, einfaches, aber auch effektives System. Christian Streich hat das 4-4-2 erfolgreich im Breisgau etabliert und hat mit einigen taktischen Feinschliffen ein extrem schwer zu spielendes System geformt, das schon so manchen Gegner an den Rand der Verzweiflung gebracht hat.

Streich setzt sowohl auf taktisch gut ausgebildete, als auch auf laufstarke und zumeist technisch gute Spieler. Zudem ist ihm wichtig, dass er viele variable Spieler hat, die auf mehreren Positionen zum Einsatz kommen können, um auch für den Gegner eine Voraussage der Aufstellung so schwer wie möglich zu machen.

Das wohl wichtigste taktische Mittel der Freiburger ist das Pressing. Der SC Freiburg stört wesentlich aggressiver als die meisten anderen Teams in der Bundesliga und versucht den Gegner schon früh in deren Hälfte anzugreifen und unter Druck zu setzen.

Das 4-4-2 hat insbesondere beim Pressing einen entscheidenden Vorteil: Die Stürmer können sich um die gegnerischen Innenverteidiger kümmern, die Außenspieler um die Außenverteidiger und die beiden Sechser kümmern sich um die Sechser des Gegners. So wird das Aufbauspiel konsequent erschwert und der Gegner teilweise zu langen Bällen gezwungen. Dazu rückt die ganze Mannschaft auf, um das Vertikalspiel des Gegners zu unterbinden. Sollte es der Gegner doch schaffen, das Pressing mit einem Pass auf einen offensiven Mittelfeldspieler zu umgehen, setzt der SC Freiburg sofort auf ein Rückwärtspressing, d.H. alle angreifenden Spieler bewegen sich zurück, um der Verteidigung unterstützend beizustehen.

Für dieses Pressing ist nicht nur eine hohe Laufintensität, sondern auch eine sehr konzentrierte Leistung und eine gute taktische Ausbildung notwendig. In dieser Saison haben die Freiburger allerdings noch Probleme mit dieser taktischen Variante, was man insbesondere an der Zahl der Gegentore erkennen kann. Das sollte dem FC Bayern in die Karten spielen, da die Freiburger noch einige Zeit benötigen, um dieses taktische Element wieder gut zu beherrschen.

Der Spielaufbau der Freiburger ist ebenfalls stark. Julian Schuster agiert häufig als "abkippende" 6, d.H. er lässt sich zwischen die Innenverteidiger zurückfallen und baut von dort das Spiel auf, etwa vergleichbar mit Bastian Schweinsteiger beim FC Bayern. Der Spielaufbau ist enorm wichtig und sehr stark, allerdings bekommen die Freiburger gegen Teams, die selbst über ein starkes und konsequentes Pressing verfügen, Probleme.
Das Umschaltspiel der Freiburger nach Ballgewinn ist auch eine sehr gefährliche taktische Komponente. Trotz zahlreicher Abgänge insbesondere von wichtigen Offensivspielern ist das Umschaltspiel weiterhin präsent und effektiv. Mit Mike Hanke hat man einen sehr erfahrenen und technisch starken Spieler in der Offensivreihe, der schon bei Gladbach einen technisch sehr hochwertigen Fußball gespielt hat. Hanke dürfte gegen den FC Bayern auch wieder in der Startelf auftauchen, insbesondere nach den Sperren für Mehmedi und Coquelin.

In der laufenden Saison verfügt das Angriffsspiel der Freiburger noch nicht über die nötige Variabilität, da Laufwege, taktische Abläufe und diverse andere Komponenten Zeit benötigen, um zu funktionieren. Dennoch muss man aufpassen, da auch die individuelle Klasse in der offensive mit Spielern wie Jonathan Schmid, Karim Guede, Vaclav Pilar, dem Neuzugang Darida oder auch den jungen Felix Klaus oder Sebastian Kerk, der bisher noch wenige Einsätze hatte, durchaus hoch ist.

Ebenfalls vorteilhaft für die Breisgauer ist die Tatsache, dass Christian Streich einige junge Spieler bereits aus seiner Zeit als Jugendtrainer kennt und taktisch bei ihnen schon die Grundlagen gelegt hat und weiß, wie und wo er die Spieler einsetzen kann und welcher Spieler welche Stärken hat und sich wie entwickelt hat.
Christian Streich hat es jedenfalls geschafft, eine immens homogene und leidenschaftliche Einheit aus diesem Team zu formen und er wird es dem FC Bayern so schwer machen wie möglich.

Aufstellungen:

Genaue Aufstellungen vorherzusehen ist schwer, dennoch ist es einen Versuch wert. Beim SC Freiburg fehlen neben den gesperrten Mehmedi und Coquelin die noch nicht fitten Klaus und Pilar. Mike Hanke dürfte nach seiner Verletzung wieder zum Kader gehören, Fallou Diagne ist fraglich.
Daher ist folgende Aufstellung realistisch:

------------------------------Baumann------------------------------
-----------------Ginter--------------------Höhn/Krmas------------
Mujdza----------------------------------------------------------Sorg
------------------------------------------------------------------------
----------------Fernandes----------------Schuster----------------
Schmid--------------------------------------------------------Guede
----------------Hanke----------------------Freis---------------------

Beim FC Bayern fehlt neben dem langzeitverletzten Holger Badstuber nun auch Neuzugang Thiago Alcantara mit einem Riss des Syndesmosebandes. Für ihn wird Toni Kroos wieder in die Mannschaft rücken und vermutlich Javi Martinez den Kader komplettieren.

--------------------------------Neuer--------------------------------
--------------------Boateng-----------Dante------------------------
Lahm-------------------------------------------------------------Alaba
----------------------------Schweinsteiger---------------------------
Robben----------Kroos---------------------Müller/Götze------Ribéry
-----------------------------Mandzukic------------------------------------

Was muss der FC Bayern tun?:

Der Schlüssel zum Sieg in Freiburg ist die Dominanz. Der FC Bayern einer Freiburger Mannschaft ausgesetzt sein, die einen enormen läuferischen Aufwand betreibt. Diese Laufstärke und das starke Pressing kann man durch einen guten Spielaufbau und durch viel Ballbesitz und dominantes Spiel umgehen.

Wichtig wird sein, sowohl variabel zu spielen, als auch geduldig zu bleiben und etwaige Lücken und Fehler der Freiburger, die taktisch noch nicht am Limit spielen, zu nutzen. Ein frühes Tor ist ebenfalls von enormer Bedeutung, da dies zur Folge hat, dass die Freiburger sich zumindest nicht so lange wie bei einem 0:0 hinten einigeln können.

Wenn Freiburg nach vorne spielt, dann meistens schnell und möglichst direkt und da die technischen Komponenten bei den Freiburgern zwar gut, aber nicht überragend sind, hat der FC Bayern mit einer eigenen, konzentrierten Defensivleistung einige Chancen auf Ballgewinne im Mittelfeld. Entscheidend wird sein, diese Ballgewinne zu nutzen und selbst schnell umzuschalten.

Die Stimmung in Freiburg wird gut sein und das enge Stadion und das Abendspiel werden ein zusätzlicher Faktor werden. Daher muss an die Ruhe behalten und wie phasenweise gegen Nürnberg und auch in Frankfurt das Tempo aus dem Spiel rausnehmen, ohne zu vergessen, dass man das Tempo blitzschnell wieder wechseln muss, um den Gegner mit variablem Offensivspiel an die Grenze zu bringen.

Tempowechsel, Geduld, Ballbesitz, Dominanz und ein guter, konzentrierter Spielaufbau sind die Schlüsselfaktoren für einen Erfolg im Breisgau. Wenn zudem das System Guardiola wieder etwas besser greift und die Automatismen weiter optimiert werden, dann hilft dies zusätzlich.

Das Spiel/Prognose:

In Freiburg erwartet uns ein laufintensives und kampfbetontes Spiel mit vielen Zweikämpfen. Freiburg wird versuchen, den Spielaufbau zu stören und den FC Bayern mit Pressing unter Druck zu setzen. Der FC Bayern wird versuchen, dieses taktische Mittel zu umgehen, indem man den Spielaufbau sehr konzentriert angehen wird.

Entscheidend dürfte sein, wessen taktische Mittel zuerst greifen. Freiburg hat leichte Personalsorgen und kann von der Bank nicht mehr so stark nachlegen, daher werden die Breisgauer vermutlich versuchen, früh in Führung zu gehen und dann die Angriffe des Rekordmeisters zu unterbinden.

Wichtig für den FC Bayern wird sein, das Freiburger Pressing wirkungslos zu machen, d.H. mit konsequent gutem Spielaufbau und variablem Offensivspiel dieses zu umgehen. Gelingt das, entstehen automatisch Chancen und das Spiel läuft in die Richtung der Münchener.
Da auch die individuelle Klasse des FC Bayern höher ist und die Automatismen und taktischen Abläufe unter Guardiola immer besser funktionieren, wird man sich in Freiburg druchsetzen und bis zum Wochenende die Tabellenspitze übernehmen.

Freiburgs größte Chance besteht darin, dass der FC Bayern zu verspielt agiert oder eine schlechte Chancenverwertung aufweist.

In der kürze der Zeit war keine detailliertere Analyse möglich, aber ich denke, das reicht euch! Viel Spaß beim Spiel!