Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern München.

Für einen Großteil von Medien und FC Bayern-Anhängerschaft ein Spiel wie viele andere, eine unangenehme Auswärtsaufgabe, aber nichts was zu großen Aufmachern auf den Titelseiten Deutschlands taugt.

Nein, die gehören den Duellen vor allem gegen Dortmund, auch gegen Schalke und Leverkusen und aufgrund der Historie noch Mönchengladbach, aber sicher nicht Frankfurt.

Meiner Ansicht nach, ist das durchaus ein Duell mit einer gewissen Brisanz.

Einerseits bin ich da sicher nicht ganz unvoreingenommen, ist doch die Frankfurter Anhängerschaft für mich als Hessen die präsenteste, weil neben uns als Bayern-Fans hier die größte.

Andererseits leitet sich aus den Duellen der Vergangenheit eine gewisse Brisanz ab, tat sich der FC Bayern doch immer ausgesprochen schwer in Frankfurt:

2006/07 die 0:1 Pleite durch Christoph Preuß' Fallrückzieher, 2009/10 die Last-Minute-Niederlage, 2010/11 ein glückliches 1:1 in letzter Minute und auch in der vergangenen Saison waren die Duelle enger als es die Ergebnisse verraten.

Doch nun zur Gegenwart:

Eintracht Frankfurt

Letztes Jahr zog man als Aufsteiger, vor allem aufgrund einer grandiosen Hinrunde mit beeindruckendem Offensivfussball, sensationell, aber wegen der schwächeren Rückrunde auch etwas glücklich in die Europa League ein.

Ich kann aus meiner lokalen Erfahrung sagen, dass die Euphorie tatsächlich keine Grenzen kannte.

Allerdings neigt der Frankfurter Anhänger auch ein wenig zu Irrationalität, was sich an den Träumereien um den völlig überteuerten Nicklas Bendtner zeigt.

Dazu kam eine eigentlich recht erfolgreich scheinende Transferperiode, in der man keinen Leistungsträger abgeben musste und in Flum, Rosenthal, Joselu und in Klammern Marco Russ (er war ja schon ausgeliehen) sogar neue dazugewinnen konnte. Zu erwähnen ist, dass noch die Ergänzungsspieler Schröck und Bakalorz kamen und möglicherweise ja noch Vaclav Kadlec dazustößt.

Internationales Geschäft, gute Transferperiode und ein gewisser Hang zur Irrationalität und fertig ist die völlige Euphorie, fast schon ein Hype.

Dann war es endlich soweit, der erste Spieltag einer Saison, von der nicht wenige eine Wiederholung der Vorsaison, gewürzt mit internationalen Spielen, erträumten, und dann das: Eine bitterböse 1:6-Klatsche gegen den Aufsteiger aus Berlin.

Die Stimmungslage schwankt jetzt zwischen dem Sinnen auf Wiedergutmachung und totaler Depression (O-Ton: Spielen wir so weiter, steigen wir ab).

Das gibt dem Spiel noch eine Note mehr Brisanz, schließlich ist das angeschlagene Raubtier bekanntermaßen das gefährlichste.

Qualitativ ist den Frankfurtern die Sensation durchaus zuzutrauen:

Die Achse der Vorsaison Trapp-Jung-Schwegler-Rode-Meier steht nachwievor, dazu kommt der wuselige Flügeldribbler Inui, sowie die durchaus veranlagten aber phlegmatischen Joselu (Sturm) und Zambrano (Innenverteidigung).

Letztes Jahr spielte man einen ansehnlichen und mutigen Kombinationsfussball, der auf viel Ballbesitz beruht. Gesteuert wurde das Spiel aus der Schaltzentrale, der Doppelsechs mit dem unermüdlichen Rode und dem Strategen Schwegler.

Zudem hatte man in Alex Meier einen Mann der Spiele allein entscheiden kann.

Und in der größten Not wuchs Kevin Trapp über sich hinaus und parierte übermenschlich, wie z.B. beim Hinrundenspiel gegen den FC Bayern.

Inwieweit diese Qualitäten auch für diese Saison gelten, wird sich noch zeigen.

Auf jeden Fall hat man im eigenwilligen Armin Veh einen sehr fähigen Trainer, der von seinem Team mehr Variabilität hinsichtlich der Systeme verlangt.

So war letzte Saison das 4-2-3-1 das Erfolgs-Grundgerüst, diese Saison experimentiert er oftmals mit der 4-4-2-Raute, was meiner Ansicht nach allerdings weniger Sinn macht. Rode als halbrechten Spieler und Flum auf halblinks? Beide sind für mich im Zentrum besser aufgehoben.

FC Bayern München

Die Lage vor dem Spiel:

Eigentlich müssen noch viele Dinge verbessert werden: Das Umschalten nach hinten funktioniert noch nicht, generell fehlt ohne die Doppelsechs noch die Stabilität in der Defensive und auch in der Offensive, genauer im Kombinationsspiel, passt noch nicht alles, zu viel hängt von Geniestreichen Riberys oder Robbens ab.

(Detaillierter behandelt: https://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/Was-zu-tun-bleibt,198961.html)

Allerdings war jetzt, zu diesem -wie ich finde- völlig unpassenden Zeitpunkt Länderspielpause, so dass der relevante Teil des Kaders für 2-4 Tage unpässlich war. So konnte kaum feinjustiert werden.

Es dürfte also kaum verwundern, wenn die Balance in Frankfurt immer noch nicht stimmen sollte.

Dennoch, und das muss bei aller Kritik auch mal betont werden:

Die ersten drei Punkte sind verdient eingefahren worden. Die Individualisten des FCB sind in beeindruckender Frühform und auch mannschaftstaktisch sind schon viele Abläufe gut verinnerlicht worden.

Fazit:

Es ist keine Sensation, zu sagen, dass der FC Bayern als glasklarer Favorit in diese Partie geht. Alles andere als drei Punkte wären eine Überraschung und auch eine große Enttäuschung.

Dennoch wehre ich mich vehement dagegen, Frankfurt als "Pflichtaufgabe" abzutun.

Sie haben extrem stimmungsvolle Fans, die sie nach vorne peitschen werden, sie haben eigentlich gute fussballerische Qualitäten, sie haben einen Fachmann als Trainer und sie sind auf Wiedergutmachung getrimmt und somit sicherlich topmotiviert.

Dazu kommt, dass sie einen verwundbaren FC Bayern vorfinden, der sich noch nicht in Gänze gefunden hat.

Darüberhinaus haben sie schon gegen die wesentlich besseren "Triple-Bayern" den Schlüssel gefunden, diesen empfindlich wehzutun.

Es kommt ein verwunderter, aber dennoch schwerer Gegner auf den FC Bayern zu. Dennoch gilt es natürlich, diesen zu schlagen.