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FC Bayern München


Gründer: Tobi | Mitglieder: 965 | Beiträge: 253
06.12.2012 um 22:30 Uhr
Geschrieben von Stadtneurotiker
Nachbetrachtung BATE Borissow
Pantoffel- und Stollenhelden

Der Text, der ursprünglich auf meinem Blog erschien, ist auch eine Danksagung an Spox, das mir mir den ersten Stadionbesuch der Saison ermöglichte, worüber ich mich sehr gefreut habe habe und ich mich an dieser Stelle bedanken will.
Meine Nachbetrachtung ist keine taktische Analyse, Das kann ich nicht. Wer das liest, bescheidet sich mit einem Stimmungsbericht.


Ist das Spiel halbwegs ansprechend, sind An- und Abreise anstrengender als der Aufenthalt im Stadion. Ich kann nicht nachvollziehen, warum man in der U-Bahn schon lautstark darauf hinweisen muss, daß man zu einem Fußballspiel fährt. Die Fahrgäste, die ein anderes Reiseziel haben, wissen das in der Regel oder merken es sehr schnell, weil die U-Bahn noch voller ist als sonst, die Fahrt etwas länger dauert und die meisten Mitreisenden eindeutig gekleidet sind.
Es sind zumeist Männer, die für einige Stunden ihre Pantoffeln gegen Fankluft eintauschen. Sobald sie die heimischen vier Wände hinter sich gelassen haben, befallen sie Übermut und verbale Diarrhoe, die sie auch sogenannten Gleichgesinnten zuteil werden lassen. Sie kommentieren jede Aufforderung und Haltestellenansage der U-Bahnfahrerin, an der eine Pastorin verloren gegangen ist, beklagen fehlende Stimmung und erwarten natürlich Zustimmung. Dabei richten sie ihren Blick vornehmlich auf die weibliche Begleitung, die sich nur schwer abwenden kann, weil der Bewegungsspielraum sehr eingeschränkt ist. Wenn man Glück hat, singen sie nicht und fordern einen nicht zum kollektiven Hüpfen auf. So werden aus den fahrplanmäßigen 17 40 Minuten, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen.
Auf dem restlichen Fußweg zum Stadionhabe ich damit kein Problem (vom latenten Alltagssexismus mal abgesehen); da sind wir unter uns.
Im heiligen Beton, den wir mit dem Abspielen der Champions League-Hymne, die vom Arena-Tonband abgespielt wesentlich eindrucksvoller ist als im Fernsehen, erreichten, ist der Ärger darüber erst einmal verraucht.

Viele sehen es anders, aber ich bin ein Freund der Heynckes'schen Rotation. Ihm gelingt es, die ganze Mannschaft bei Laune zu halten. Sie funktioniert, denn die Wenigspieler danken es mit Einsatz und dem Willen, den Spielfluss nicht zu einem stillen Gewässer verkommen zu lassen. Das ist zu Beginn nicht unbedingt schön anzusehen, weil nicht alle Laufwege aufeinander abgestimmt sind und viele Pässe irgendwo landen, aber nicht beim potentiellen Abnehmer. So stand es zur Halbzeit auch nur 1:0 gegen einen defensiv gut organisierten, aber dennoch limitierten Gegner aus Baryssau, dessen Handvoll mitgereister Fans lautstark "AUSWÄRTSSIEG!" brüllten.
Daß dem einen oder anderen Stammsitzer ein wenig Spielpraxis nicht schadet, zeigte der gestrige Abend auf unerfreulich Weise. Der wiedergenesene Jérôme Boateng, wurde erneut Opfer seiner partiellen Schlafmützigkeit, die er gerne umgehend mit Übereifer kompensiert. Unweit der Mittellinie mit gestreckten Beinen in den Ball führenden Spieler zu rutschen, ist nicht brutal. Aber es sah aus wie die Dummheit eines Stollenhelden, die wohl auch wegen der unschönen Haltungsnote zurecht mit der roten Karte bestraft wurde. Das war blinder Aktionismus, der nur schwer als Übermotivation durchgeht, weil Boateng der Platz in der Innenverteidigung nach Holger Badstubers Verletzung gewiss ist.
Der Mannschaft tat die Unterzahl gut, weil sie entschlossener die Entscheidung suchte. Die Tore fielen, wie sie fallen musste. Nach dem 3:0 wurde der Liebling eingewechselt. Franck Ribéry durfte machen, was er wollte. Sein österreichischer Freund David Alaba profitierte davon und durfte sich endlich über ein Tor freuen.

So wurde es in der 2. Halbzeit bei frostigen Temperaturen noch ein bisschen heimelig warm. Passend zur Jahreszeit begann es am Ende lieblich zu schneien. Zum Rauchen war es mir dennoch zu kalt. Als die Adventsstimmung im Begriff war, ihren Höhepunkt zu erreichen, fiel das Gegentor. Aber das störte außer Manuel Neuer Niemanden.

Auf der Rückfahrt hielten sich die Pantoffelhelden angenehm zurück. Die Euphorie wich wohl der Aussicht, daß der heimische Alltag mit jeder Station näherrückte.

(Mehr Texte von mir, auch über den FC Bayern, gibt es auf meinem Blog "Anischten aus dem Millionendorf".)
Aufrufe: 2391 | Kommentare: 3 | Bewertungen: 2 | Erstellt:06.12.2012
ø 10.0
KOMMENTARE
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Voegi
MODERATOR
07.12.2012 | 10:28 Uhr
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Voegi : 
07.12.2012 | 10:28 Uhr
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Voegi : 
schöner nachklapp. gefällt mir.
und ja, ich finde heynckes' rotation auch ganz fein. muss sein.
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Gnanag
07.12.2012 | 08:31 Uhr
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Gnanag : 
07.12.2012 | 08:31 Uhr
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Gnanag : 
Schöner Text, besonders die Beschreibung der Situation in der U-Bahn. Hat mich sehr amüsiert.
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Schnumbi
07.12.2012 | 08:25 Uhr
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Schnumbi : 
07.12.2012 | 08:25 Uhr
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Schnumbi : 
solange alles klappt habe selbst ich nicht gegen rotation
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