Das Team von Jupp Heynckes marschiert auch in der englischen Woche weiter. Gegen Lieblingsgegner Wolfsburg gab es den 14. Heimsieg gegen die Wölfe im 15. Aufeinandertreffen in München seit dem VfL-Aufstieg 1997, gleichbedeutend mit dem fünften Sieg im fünften Spiel.

Bremen ist durchwachsen in die Saison gestartet, konnte zuletzt aber einen glücklichen Sieg in Freiburg feiern und hat jetzt sieben Zähler auf dem Konto - also nur einen weniger als der BVB. Zuhause ist Werder noch ungeschlagen (ein Sieg, ein Unentschieden).

Jupp Heynckes dürfte auch in Bremen munter weiter rotieren. Der zuletzt erkältete Thomas Müller könnte wieder in die Startelf rücken, auch der bislang überragende Toni Kroos drängt wieder in die erste Elf, auch wenn Xherdan Shaqiri gegen Wolfsburg auf der 10 überzeugen konnte.

Taktisches System

Thomas Schaaf lässt Werder in dieser Saison in einem oftmals sehr offensiv ausgerichteten 4-3-3 spielen:



Dabei halten Arnautovic und Elia sehr konsequent die Flügel, was darin resultiert dass Arnautovic (22) und Elia (10) die mit Abstand meisten Flanken bei Bremen schlagen. Vor allem der Österreicher ist insgesamt ein permanenter Unruheherd für die gegnerische Defensive, elf abgefeuerte Torschüsse bedeuten Werder-intern Platz 2.

Die Außenverteidiger agieren dagegen insgesamt sehr defensiv und schalten sich eher selten ins Offensivspiel ein - so kommt beispielsweise Clemens Fritz, der in jedem Spiel über 90 Minuten auf dem Platz stand (im Gegensatz zu Elia und Arnautovic) auf insgesamt nur sechs Flanken.

Die defensiveren Außenverteidiger sind auch dadurch bedingt, dass das Bremer Mittelfeld vor allem im Zentrum insgesamt sehr offensiv agiert. Abwechselnd stoßen Hunt und de Bruyne immer wieder auch in die Spitze und in den Rücken der Abwehr und sorgen so für Torgefahr, wie hier beim Tor zum 2:1 in Freiburg:



Bei diesem Bremer Konter zieht Fritz den Freiburger Außenverteidiger auf sich (Viereck). Hunt ist im Rücken des gegnerischen Abwehrspielers in den Strafraum gestartet, während der Freiburger Mittelfeldspieler ihn nicht mit in den Strafraum verfolgt. Hunt kommt frei vor Baumann zum Abschluss - Tor.

Sowohl Hunt als auch de Bruyne haben sich in der noch jungen Saison zu absoluten Fixpunkten im Bremer Offensivspiel entwickelt, Hunt war bislang in jedem seiner Spiele über 90 Minuten in der Top-3 der Bremer was gespielte Pässe und in der Top-2 was absolvierte Kilometer angeht. Mit 14 Torschüssen rangiert er außerdem in der Mannschafts-internen Rangliste auf Platz 1.

Auch beim Ausgleich in Hannover zeigt sich die Gefahr, die von der Kombination Elia/Arnautovic Hunt/de Bruyne ausgeht:



Hunt (Viereck) ist bis an den Fünfmeterraum vorgestoßen und zieht so einen 96-Defensivspieler mit sich. Dadurch, dass gleichzeitig de Bruyne (Kreis) in den Strafraum aufrückt haben die Bremer eine 4-gegen-4-Situation im Hannoveraner Strafraum, wieder verpassen es die gegnerischen defensiven Mittelfeldspieler, beide aufgerückten Werder-Spieler zuzustellen und de Bruyne trifft freistehend zum Ausgleich.

Der Nachteil des offensiven Zentrums sind zweifelsohne die Lücken, die zwischen Mittelfeld und Abwehr entstehen können, zu sehen bei Hannovers 2:0:



Sobiech (Kreis) hat viel zu viel Freiraum und kann sich die Bremer Abwehr zurecht legen. Selassie (Viereck) rückt in die Mitte, so dass Huszti (unterer Bildrand) viel Zeit und Platz hat, um auf den in den Strafraum aufrückenden Andreasen zu flanken, der zum 2:0 verwertet.

Datenanalyse

Auffällig ist das deutliche Defizit, was die Torschüsse angeht. Im Schnitt erlaubt Werder seinen Gegnern fast fünf Abschlüsse mehr, als für die Bremer selbst zu Buche stehen (10,6 vs. 15,2). Dabei haben die Bremer sich zuletzt in Freiburg aber zumindest effizient gezeigt: Von sechs Torschüssen saßen zwei, während Freiburg bei 18 Torschüssen nur ein Tor gelang.

Bemerkenswert ist darüber hinaus die Bremer Laufbereitschaft. Bis auf die Partie zum Auftakt in Dortmund hat das Team von Thomas Schaaf in jedem Spiel mehr Kilometer absolviert als der Gegner und in drei dieser vier Spielen auch über 51% der Zweikämpfe gewonnen.

Eine auffällig großes Defizit weist Bremen dagegen in den absolvierten Sprints auf: in Jedem Spiel war man hier deutlich hinter der Zahl des Gegners, im Schnitt über 30 (!) Sprints absolviert Bremen weniger als der Gegner. In München scheint man dagegen aus der Vergangenheit gelernt zu haben: Durchschnittlich nur 1,6 Sprints pro Partie absolvieren die Bayern-Spieler weniger als der Gegner.

Kurios ist abschließend die jüngere Münchner Bilanz gegen Werder. Seit dem 21. Oktober 2006 ging kein Liga-Spiel für den FC Bayern in Bremen mehr verloren, neben vier Siegen gab es ein torloses Remis. Damit ist in diesem Zeitraum die Auswärtsbilanz gegen Werder besser als die Heimbilanz (ein Sieg, eine Niederlage, drei Unentschieden).

Wissenswertes

- Bremer Torgefahr aus dem Mittelfeld: Kevin de Bruyne und Aaron Hunt haben gemeinsam mit fünf Toren über die Hälfte der Werder-Treffer erzielt. Stürmertore gab es für Bremen in dieser Saison erst zwei (Petersen, Akpala).

- Fehlpasskönig Zlatko Junuzovic: Vier Mal stand der Österreicher in dieser Saison in der Startelf, davon war er drei Mal der Spieler mit den meisten Fehlpässen auf Bremer Seite. Mit insgesamt 40 (!) Fehlpässen in diesen vier Spielen ist Junuzovic unbestreitbar eine Schwachstelle im Bremer Passspiel.

- Als echter Zweikämpfer entpuppt sich zunehmend Clemens Fritz. Seit dem zweiten Spieltag spielt er wieder als Außenverteidiger, seitdem hat er insgesamt 60 Zweikämpfe gewonnen - der Topwert bei Werder.

- Schwachstelle Defensive: Acht Tore hat Bremen in den ersten fünf Spielen kassiert, nur bei fünf Teams hat es schon häufiger geklingelt. Für Werder allerdings kein ungewöhnlicher Start: In vier der letzten sechs Spielzeiten hatte das Team von Thomas Schaaf nach fünf Spielen schon acht oder mehr Gegentore kassiert.

Fazit

Werder ist eine gefährliche Mannschaft, die auch schon mehr Punkte auf dem Konto haben könnte. Die Flügelzange mit Arnautovic und Elia passt hervorragend zum Mittelfeldzentrum de Bruyne/Hunt und kann die beiden immer wieder mit Pässen versorgen.

Gelingt es, das Bremer Zentrum durch konstant hohes Stehen und schnelles Passspiel zu Defensivarbeit zu zwingen, könnte das der Schlüssel zum Erfolg sein - dabei muss das Bayern-Mittelfeld aber stets die Balance wahren und darf nicht in die Bremer Konter laufen.