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21.03.2017 | 19356 Aufrufe | 0 Kommentare | 0 Bewertungen Ø 0.0
Er hat es wieder getan
You have done it again
.....

Er hat es wieder getan. Ach Martin, du "Henker" der hannöverschen Revolution. Der lange Arm der Leine hat die letzten Tage wieder wild gewütet. Erinnert alles ein bißchen an "Kopf ab" aus Alice im Wunderland (für die, die es kennen). Ok, ein wenig überspitzt, aber keineswegs unpassend. Dabei waren die Probleme hausgemacht. Die Verwunderung über die Entlassung von Martin Bader und Christian Möckel weicht zugleich derjenigen über die Anstellung der beiden. Gepasst hat der Schuh von Anfang an nicht. Wie leider so viele in den letzten Jahren. Zurückblickend auf die Erfolgsgeschichte "Europapokal" vor einiger Zeit folgte eine, teilweise absehbare sportliche Durststrecke mit zumindest sehr fragwürdigen vereinspolitischen Entscheidungen. Dabei wurde von Vereinsseite aus, vieles nur einem fast 20 Jahre altem Ziel untergeordnet. Da die "graue Maus" Hannover 96 sicherlich nicht jedem in dem Maße auf die Nüsse ging, um das alles verstehen zu können, erst ein kurzer Rückblick:

Trauma nicht überwunden.

Der Position des Managers, Sportdirektors oder wie auch immer man sie nennen will, ist bei 96 gefühlt in etwa so sicher wie die des BER. Einen Lichtblick allerdings brachte Jörg Schmadtke hinein ins für viele triste Hannover. Ein paar Tage bevor dieser 2013 letztendlich aber die Segel gestrichen hat, habe ich ihn an einer Supermarktkasse getroffen. Zu diesem Zeitpunkt war die Entwicklung des Matches Trainer Slomka vs. Manager Schmadtke bereits weit fortgeschritten und somit abzusehen, dass einer von beiden Hannover 96 zumindest mental nicht überleben wird. Meine Sympathie galt, aufgrund der doch höheren "Lebenserwartung" dem Manager. Was für eine Chance! Aber was tun? Der spontane und zugleich geniale sowie überaus männliche Plan sah folgendermaßen aus: Ich breche in schallendes Geschrei aus, schmeiße mich vor ihm auf die Knie, fange bitter an zu weinen und hoffe, dass sich sein Mitleid in meiner herzzerreißenden Einlage verirrt und er bleibt. Er wird nicht widerstehen können. Was mir dafür fehlt? Alles, einfach alles! Für diejenigen, die es ebenfalls mit dem heiligen Jörg hatten: Sorry, ich hab´s verkackt!

Insgesamt kann man sagen, dass nach der geballten Kompetenz eines Jörg Schmadtke scheinbar die Panik seinen Platz einnahm. Dirk Dufner hatte die ehrenhafte Aufgabe einen Kader zusammenzustellen, den er anschließend nicht mehr betreuen wollte. Aber, was soll´s. Es ist ja nicht so, dass er es nicht gewusst hätte. Moment mal! Auf der Trainerbank folgte Tayfun Korkut auf Mirko Slomka. Naja, halt ein Versuch für frischen Wind. Korkut wich dem bis dahin ... wie beschreibt man es am Besten ... zumindest erfolgshungrigen Michael Frontzeck. Auch diese Personalie fand sein rühmliches Ende und man zog das Schaaf aus dem Hut. Welch ein Wortwitz! Die Harmonie zwischen Schaaf und der Mannschaft glich einer 50-jährigen eheähnlichen Gemeinschaft. Die Leistung entsprechend. Eheähnlich wurde Schaaf dann auch durch einen Jüngeren ersetzt. Ob´s visuell ein Fortschritt war? Lassen wir das. Denn aus der Personalie Stendel entwickelte sich die eigentliche Zwickmühle.

Was tun, wenn´s nicht brennt?

Stendel war ein von den Fans "implementierter" Trainer. Als kurzfristige Lösung schaffte er es durch anständige Leistungen das Publikum wieder auf seine Seite zu ziehen und sich einigermaßen erhobenen Hauptes aus der Bundesliga zu verabschieden. Endlich mal einer, den man kennt, einer aus der Heimat, etwas Vertrautes. Da das Verhältnis zwischen Kind und einigen Fans sowie den Fans untereinander seit Langem, diplomatisch ausgedrückt, etwas vorbelastet ist und Stendel eigentlich keine Wunschlösung von Martin Kind für die 2. Liga war, stand er nun zwischen den Stühlen. Wird Stendel vor der Saison ersetzt, brennt es erneut, egal wie die Saison verläuft. Andererseits passt Stendel nicht in das persönliche Anforderungsprofil des Präsidenten. Keine Erfahrung auf der Profi-Trainerbank für das aktuelle Projekt "Wiederaufstieg". Dazu gleich mehr. Aber er beugte sich, denn auch die Stimmung zwischen den Fangruppen, welche zwischenzeitlich auf dem Tiefpunkt angekommen war, besserte sich etwas mit der Nominierung Stendels als Cheftrainer.

Das war keine Werbung!

Seit Ende der Vorrunde 2016/2017 fragt man sich als einigermaßen belastbarer Zuschauer von Hannover 96 allerdings, wo zum Martin kommen die ganzen Punkte her? Grübel, Ratter, Knack ... Blackout! Reboot, Schüttel ... ok, am Betzenberg war´s ganz ok ... denke ich ... könnte sein ... hm, schon zu lange her. In Braunschweig ´nen Punkt geklaut. Da könnte man eigentlich auch mal wieder gewinnen, aber das ist ´ne andere Geschichte. Irgendwann noch Düsseldorf im Pokal verdroschen. Ach ja, dafür doch kurz mal das Glas heben und im Schritt kratzen! Sauber, schon 4 Punkte im Sinn und ´ne weitere Runde im Pokal überlebt. Bleiben noch 42 Rest und mit ein wenig oder auch mehr Ehrlichkeit sind diese zumindest teilweise zusammengelogen. "Unter´m Strich wird abgerechnet" aber gilt und so gesehen jammert man sicherlich auf ziemlich hohen Niveau. Persönlich gesehen, waren die letzten Spiele der Vorrunde sowie fast alle der Rückrunde jedoch auch nur mit ausreichendem Pegel zu ertragen, ob gewonnen oder nicht.

Der aktuelle "Negativtrend" lässt Kind besonders im Hinblick auf die Spiele gegen direkte Aufstiegskandidaten doch nachdenklich werden. Hannover 96 muss aufsteigen, um einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden abzuwenden und den Präsidenten wieder ein wenig aus der Schusslinie zu nehmen. Kind als Unternehmer mit entsprechenden Interessen, steht 2018 mit der 1998 gegründeten "Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co. KG" kurz davor, seinen Einfluss im Verein und somit auch die finanziellen Mittel stark zu erhöhen. Ermöglicht wurde dies durch einen Rechtsstreit mit der DFL und dem DFB sowie einigen regionalen Investoren der GmbH. Ob eine Hörgeräte-Werksmannschaft nicht einfacher gewesen wäre? Man weiß es nicht. Zum Thema Investoren kann man stehen wie man will, soll hier auch nicht ausschlaggebend sein. Jedenfalls hätte man diesbezüglich im Falle des Nichtaufstiegs, ein Jahr voller wirtschaftlicher und sportlicher Unklarheiten zu überbrücken, welches sicherlich auch für potenzielle Investoren in die eben genannte GmbH kein überzeugendes Argument wäre. Wenn man nun bedenkt, dass Kind seinen persönlichen 20-Jahresplan in erheblicher Gefahr sieht, steht er letztendlich dadurch mittlerweile mit dem Rücken zur Wand, und Angst ist sicherlich kein guter Berater.

Kein guter Stil.

Am vergangenen Sonntag gab es im NDR-Sportclub ein doch sehr verwirrendes Schau ... Entschuldigung(!) Hörspiel. Wie passend. Fast schon tragikomisch! Wie auch immer, Martin Kind war zu einem Telefoninterview zugeschaltet. Auf die Frage des Moderators nach der derzeitigen Situation, gab es von Kind die Antwort, er hätte bereits mehrere Trainerkandidaten in Aussicht. Prekär ist jedoch, dass Daniel Stendel zu diesem Zeitpunkt, zumindest offiziell noch gar nicht entlassen war. Ob dies bereits im Hintergrund geschehen ist oder nicht, eine Öffentlichkeitsarbeit dieser Art hätte man bisher nur vom Hamburger SV vor Heribert Bruchhagen erwartet. Zusammenaddiert könnte man als böse Zunge behaupten: Nach all den seltsamen Entscheidungen und Ergüssen, die nach Jörg Schmadtke gefallen sind, ist dies die Kirsche auf der Sahne. Wer es gesehen hat, wird den Gesichtsausdruck des Moderators sicherlich nicht allzu schnell vergessen!

Abschließend bleibt eine sehr zweigeteilte Ansicht der Dinge. Wer Hannover 96 vor Martin Kind erlebt hat und es mit dem Verein hatte, war froh, dass es mit ihm wieder bergauf ging. Sein Engagement gilt ununterbrochen, allerdings auch immer mit einem sehr kapitalistischen Beigeschmack, Stichwort "Produkt Hannover 96". Die sportlichen Entscheidungen der letzten Jahre sind jedoch, zumindest aus Sicht Außenstehender sehr kritisch zu betrachten. Es bleibt abzuwarten, inwieweit Horst Heldt, auch als streitbarer aber namhafter Sportdirektor, Kind aus der öffentlichen Schusslinie nehmen kann sowie sich politisch gegen ihn behauptet. Gleiches gilt für Gerhard Schröder. Doch eines ist klar: Sollte 96 nach den Ereignissen der vergangenen Tage mit Breitenreiter nicht unmittelbar wieder aufsteigen, könnte es, gerade was die eh schon aufgeheizte Stimmung zwischen Präsident, Publikum und Ultras angeht, eskalieren. Denn das Problem der unterschiedlichen Ansichten von Produkt und Tradition stehen selbst an der Leine fast täglich an der sportlichen Tagesordnung und bieten eine enorme Angriffsfläche. Auch Kind wird seine eigene Person, nicht nur in diesem Fall, in Bezug auf die Entscheidungen der letzten Jahre sehr selbstkritisch hinterfragen müssen.

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