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15.03.2013 um 16:41 Uhr
Weder Hand noch Fuß - Teil 2
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2. Das aktuelle Regelwerk: Ein Handspiel, viele Meinungen

Doch was besagt eigentlich das aktuelle Regelwerk? Unter Juristen heißt es: Der Blick in das Gesetz, erleichtert die Rechtsfindung. Man kann nicht über das Thema Regeländerungen diskutieren, ohne sich die entsprechenden Textpassagen aus den Fußballregeln 2012/2013 des Deutschen Fußball-Bundes (abrufbar unter http://www.dfb.de/index.php?id=11103) genauer anzuschauen.
In diesen Fußballregeln des DFB wird in Regel 12 ein Katalog von zehn Vergehen aufgelistet, bei deren Zuwiderhandlung dem gegnerischen Team ein direkter Freistoß zugesprochen wird. Eines der zehn Vergehen liegt vor, wenn ein Spieler „den Ball absichtlich mit der Hand spielt (gilt nicht für den Torwart im eigenen Strafraum)." Weiter heißt es: „Begeht ein Spieler eines der genannten zehn Vergehen im eigenen Strafraum, ist dies durch einen Strafstoß zu ahnden, vorausgesetzt, der Ball war im Spiel. Dabei ist unerheblich, wo sich der Ball zum Zeitpunkt des Vergehens befand." Sind wir hierdurch schlauer geworden? Welches Verhalten exemplarisch als Absicht zu werten ist, wird zunächst nicht weiter ausgeführt. Würde man diese Passage isoliert betrachten, käme man wohl zum Schluss, nur dann einen Elfmeter verhängen zu können, wenn die Hand des abwehrenden Spielers eindeutig und ganz klar zum Ball geht. So war es zumindest früher, als noch deutlich weniger Handelfmeter gepfiffen wurden. Aber früher war ja bekanntlich alles besser, da durfte man sogar mit der Hand Tore erzielen.

Doch so einfach ist es heute nicht mehr. Denn wie so oft kommen zusätzlich die Vorgaben des Weltfußballverbandes FIFA ins Spiel, wodurch die Handspiel-Thematik für die Schiedsrichter nicht gerade einfacher wird. Der DFB hat seine Regelauslegung vor der Saison an die Vorgaben des Weltfußballverbandes FIFA angepasst. Im Kontext von Regel 12 steht nun in einem Sonderabsatz unter „Auslegung der Spielregeln und Richtlinien der FIFA für Schiedsrichter":

„Ein Handspiel liegt vor, wenn ein Spieler den Ball mit seiner Hand oder seinem Arm absichtlich berührt. Der Schiedsrichter achtet bei der Beurteilung der Situation auf
• Die Bewegung der Hand zum Ball (nicht des Balls zur Hand),
• Die Entfernung zwischen Gegner und Ball (unerwartetes Zuspiel),
• Die Position der Hand (Das Berühren des Balls an sich ist noch kein Vergehen.),
• das Berühren des Balls durch einen Gegenstand in der Hand des Spielers (Kleidung, Schienbeinschoner usw.), was ein Vergehen darstellt,
• das Treffen des Balls durch einen geworfenen Gegenstand (Schuh, Schienbeinschoner usw.), was ein Vergehen darstellt."


Ich gebe zu, die letzten beiden Punkte habe ich zur kurzen Belustigung aufgelistet. Man stelle sich vor, Manuel Friedrich hätte in heldenhafter Manier, den Schuss von Svensson nicht dadurch abgewehrt, dass er ein Handspiel begeht, sondern vielmehr indem er sich reaktions- und gedankenschnell eines seiner Fußballschuhe entledigt und durch Hinterherwerfen des Schuhs den Ball über das eigene Tor lenkt. Da stellt sich einem die Frage: Gehört ein solches Verhalten bestraft oder belohnt?

Spaß beiseite. Entscheidend sind hier die ersten drei Vorgaben der FIFA. Doch hier kommt die Krux: Nimmt man diese als Anhaltspunkt für die Bewertung der Friedrich-Szene, so kommt man zu einem ambivalenten Ergebnis. Unter Berücksichtigung der Bewegung der Hand zum Ball und der Entfernung zwischen Gegner und Ball, hätte ich persönlich wohl nicht auf Elfmeter entschieden. Beachtet man allerdings die Position der Hand, so lässt sich schon argumentieren, dass Friedrich die Hand sehr weit über dem Kopf hält und sich so besonders groß, letztendlich als ein unüberwindbares Hindernis vor Svensson aufbaut.
Nach Ansicht von Heribert Fandel, seines Zeichens Vorsitzender der DFB-Schiedsrichterkommission, liegt ein absichtliches Handspiel vor, „wenn ein Spieler seine Körperfläche vergrößert, das heißt den Arm deutlich vom Körper abspreizt oder wenn er seine Arme unnatürlich über dem Kopf hat". Den Pfiff von Schiedsrichter Meyer hält er dennoch für falsch (Quelle: http://www.sn-online.de/Nachrichten/Sport/Sport-lokal/Ein-Handspiel-viele-Meinungen, zuletzt aufgerufen am 15.03.2013). Schiedsrichter Meyer verteidigt hingegen seine Entscheidung: „Der Arm war auf Kopfhöhe, das war keine natürliche Bewegung." (Quelle http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/startseite/582968/artikel_handspiel-wirrwarr_tuchel-verstehts-nicht-mehr.html, zuletzt abgerufen am 15.03.2013).

Was zeigt uns also diese Diskussion und der Blick ins Regelwerk? Die Regeln sind keinesfalls eindeutig genug, wenn sich sogar führende Persönlichkeiten des Schiedsrichterwesens in der Regelauslegung nicht einig sind. Letztlich liegt also die Entscheidung des Schiedsrichters in dessen Ermessen und Auslegung der geltenden Bestimmungen. Dieser Auslegungsspielraum ist derzeit jedoch so groß, dass teil aberwitzige Handelfmeter-Entscheidungen getroffen werden. Wenn in Bruchteilen von Sekunden entschieden werden muss, macht ein derart großer Auslegungsspielraum dem Schiedsrichter die Entscheidung nicht einfacher. Festgehalten werden kann an dieser Stelle, dass eine Überarbeitung der aktuellen Regelung auch aus Sicht der Schiedsrichter erstrebenswert wäre. Die jetzige Situation, und da sind wir uns hoffentlich einig, ist so jedenfalls nicht mehr hinnehmbar.

3. Es muss sich was ändern! Aber was?

DFB, erhört die Signale: Der Schrei nach Regeländerungen wird immer größer. Bei Funktionären, Fans und Spielern. Neben den Schrei nach Veränderungen sind bisher nur wenige konkrete Ideen für eine grundlegende Änderung oder für eine – ich nenne es mal – lediglich kosmetische Korrektur bestehender Regelungen vorgetragen worden. Der Spiegel hat sich hier einmal vor einigen Jahren in einer Serie mit möglichen Regeländerungen im Fußball beschäftigt Quelle http://www.spiegel.de/sport/fussball/regelaenderungen-im-fussball-die-hand-im-spiel-a-619937.html, zuletzt abgerufen am 15.03.2013). Eintracht Frankfurt - Trainer Armin Veh hat sich erst diese Woche in der Sportbild zu einer möglichen Adaption bestehender Regelungen geäußert. Er plädiert für einen „Handelfmeter-Katalog", „welcher bestimmte Elfmeterpfiffe ausschließen würde. Beispielsweise wenn einem Spieler aus dem Rücken an die Hand geschossen wird". Ich halte diese Idee für nicht völlig abwegig, denn sie würde nur kleinere Eingriffe in bestehende Regelungen vorsehen und wäre besonders schnell umsetzbar.

Doch würden sie uns tatsächlich weiterbringen?

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Aufrufe: 6047 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 3 | Erstellt:15.03.2013
ø 4.0
KOMMENTARE
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turbotobi2000
15.03.2013 | 17:02 Uhr
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turbotobi2000 : Weder Hand noch Fuß
15.03.2013 | 17:02 Uhr
-1
turbotobi2000 : Weder Hand noch Fuß
Hier die Links zu allen Teilen:

Teil 1: http://www.spox.com/myspox/blogdetail/Weder-Hand-noch-Fuss----Teil-1,191721.html
Teil 2: http://www.spox.com/myspox/blogdetail/Weder-Hand-noch-Fuss---Teil-2,191731.html
Teil 3: http://www.spox.com/myspox/blogdetail/Weder-Hand-noch-Fuss---Teil-3,191741.html
Teil 4: http://www.spox.com/myspox/blogdetail/Weder-Hand-noch-Fuss---Teil-4,191751.html

Dies ist mein erster Blog bei SPOX. Ich freue mich über jede sachliche Kritik, Anregungen sowie Kommentare von Euch.
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mehrfussball
19.03.2013 | 17:30 Uhr
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19.03.2013 | 17:30 Uhr
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Ich finde, die Handspiel-Diskussion lässt sich leicht dadurch entschärfen, dass man die Absichts-Regel wieder strenger auslegt: im Zweifel für den Angeklagten und nur wenn eine Absicht ganz klar erkennbar ist, wird Elfmeter gegeben.

Das Schlimmste, was dadurch passieren könnte ist, dass es ein paar geschickte und risikofreudige Verteidiger gibt, die öfter einmal die Arme ein wenig weiter abspreizen als nötig. Aber: einen Vorteil dürften sie dadurch nur in ganz wenigen Situationen haben und die Angreifer müssen sich eben darauf einstellen. Das gilt auch für andere Elfmetersituationen, also z.B. Fouls, die auch nur in klaren Fällen oder bei Gesundheitsgefährdung im Strafraum gepfiffen werden sollten.
Wenn eine Mannschaft weiß, dass Elfmeter restriktiv gepfiffen werden, dann wissen sie auch, dass sie klarere Aktionen zeigen müssen und dass es nicht reicht sich bei Kontakt fallenzulassen. In den meisten Fällen wird die bessere Mannschaft trotzdem gewinnen, während mit falschen oder zweifelhaften Elfmeterpfiffen der Schiedsrichter allein das Spiel entscheiden kann.

Wenn es eine Regeländerung braucht, dann die, dass Vergehen im Strafraum anders behandelt werden als außerhalb. (Dies passiert jetzt schon, aber inoffiziell und, wie oben erläutert, noch nicht in genügendem Maße).
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mrpunk
19.03.2013 | 17:39 Uhr
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mrpunk : 
19.03.2013 | 17:39 Uhr
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mrpunk : 
Ich lese mir das hier nicht mehr im Detail durch. Es gibt klare Regeln und dazu die FIFA Empfehlung wenn eine Situation nicht eindeutig ist . Diese Infos kam man auch im Web bekommen.
Regeländerungen haben auch immer Auswirkungen, und die "Strafe" ändern weil der Ref eine Regel falsch auslegt ist keine Lösung.

Das beste zu dem Thema findet sich hier: http://m.espn.go.com/soccer/story?storyId=1375981
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mrpunk
19.03.2013 | 17:43 Uhr
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mrpunk : 
19.03.2013 | 17:43 Uhr
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mrpunk : 
Das Problem sind hier mMn wirklich mal die Reporter und die Schiedsrichter. Die erste Gruppe kennt die Regeln nicht und verbreitet Halbwahrheiten. Und die zweite Gruppe, zumindest in Deutschland, behandelt eine Hilfestellung seitens der FIFA immer als Regeländerung und übertreibt.
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