16.12.2012 um 01:24 Uhr
Was macht der AS Monaco?
In der Saison 2003/04 fieberte fast ganz Frankreich mit einem Verein, dem auf europäischer Bühne Sensation um Sensation gelang. Dabei handelte es sich streng genommen gar nicht um einen französischen Verein; der AS Monaco, der Verein des unabhängigen Stadtstaates am Mittelmeer, schaffte es bis ins Finale der Champions League. Um dorthin zu gelangen, bestand Monaco u.a. gegen Real Madrid (2-4, 3-1) und Chelsea (3-1, 2-2). Das Abenteuer der Monegassen endete zwar mit einer 3-0 Niederlage gegen Porto im Finale, trotzdem konnten die Spieler stolz auf ihre Leistungen sein. Sie hatten französische Fußballfans begeistert und waren der erste französische Verein seit OM im Jahr 1993, der in der Königsklasse so weit gekommen war.
Viertelfinalrückspiel gegen Madrid
Sieben Jahre später war von diesem Ruhm jedoch nur wenig übrig; der AS Monaco stieg nach der Saison 2010/2011 in die zweite Liga ab. Kaum ein europäischer Verein hat einen so schnellen und steilen Absturz erlebt.
Verkauf der Leistungsträger und Fehleinkäufe
Der monegassische Kader der Spielzeit 2003/04, war sicherlich einer der besten, den Monaco je gekannt hat. Dies war auch den Spielern bewusst, die sich im Sommer 2003 einigten, dass keiner von ihnen den Verein verlassen würde.
In der Liga erreichte Monaco zwar nur den 3. Platz, hinter Lyon und PSG; dies lag jedoch hauptsächlich daran, dass sich die Spieler zu sehr auf die Champions League konzentrierten – nach 21 Spieltagen an der Spitze, gaben sie die Tabellenführung am 30. Spieltag an OL ab.
Nach dieser Saison begann der Absturz des AS Monaco. Mit dem 3. Platz war die erneute Teilnahme an der Champions League nicht gesichert und nun hatten mehrere Vereine Interesse daran, Monacos Schlüsselspieler aufzukaufen. Der ASM verlor daher schon im Sommer 2004 viele wichtige Spieler: Ludovic Giuly ging nach Barcelona, Jerôme Rothen zog es nach Paris und Dado Prso begab sich zu den Glasgow Rangers. Mit Fernando Morientes, Hugo Ibarra und Edouard Cissé kehrten außerdem drei ausgeliehene Spieler zu ihren Vereinen zurück. Auch andere Spieler, die 2004 bedeutend zum Erfolg Monacos beigetragen hatten (z.B. Patrice Evra und Sebastien Squillacci), verließen kurze Zeit später den Verein.
Zugleich begann Monaco viel Geld für enttäuschende Spieler auszugeben. Die Liste von Spielern, für die Monaco von 2004 bis 2010 eine hohe Ablöse und/oder einen saftigen Vertrag bereitstellte, obwohl sie daraufhin nicht überzeugen konnten, ist erschreckend lang: Javier Saviola, Ernesto Chevanton, Mohamed Kallon, Christian Vieri, Marco Di Vaio, Camel Meriem, Frédéric Piquionne, Moussa Maazou, Eidur Gudjohnsen, Jan Koller...
Durch diese Fehleinkäufe geschwächt, dümpelte der ASM ab der Saison 2005/2006 im Tabellenmittelfeld herum und verdankte es hauptsächlich den gelegentlichen erfolgreichen Verpflichtungen (Jérémy Menez, Maicon, Yaya Touré, Nenê), dass er nicht jedes Jahr um den Klassenerhalt kämpfen musste.
Der Abstieg
Monaco beendete die Saison 2009/10 auf dem 8. Platz, das beste Ergebnis seit 2005, und erreichte außerdem das Finale des französischen Pokals (1-0 n.V. gegen PSG verloren). Da die Mannschaft relativ jung war, erhofften sich viele Anhänger des Vereins einen erfolgreichen Neuanfang. Doch im Sommer 2010 wurde Nenê an Paris SG verkauft; der Brasilianer hatte mit seinen 14 Toren und vier Vorlagen entscheidend zur guten Saison der Monegassen beigetragen. Ohne ihn konnte die Mannschaft nicht an die Leistungen des Vorjahres anknüpfen und als der Verein sich zur Winterpause auf dem 17. Platz befand, wurde der Trainer Guy Lacombe entlassen. Doch auch sein Nachfolger Laurent Banide schaffte es nicht, der Mannschaft neues Leben einzuhauchen. Monaco beendete die Saison auf dem 18. Platz. Nach 34 Jahren in der Ligue 1, stieg damit ein Monument des französischen Fußballs in die 2. Liga ab.
Die Leiden der Fans waren noch nicht beendet. Da die verbliebenen talentierten Spieler nicht in der 2. Liga spielen wollten, sah sich der Vorstand des ASM gezwungen, sie zu verkaufen. Stéphane Ruffier (St. Etienne), Nicolas Nkoulou (Marseille), und Mathieu Coutadeur (Lorient) verließen z.B. den Verein. Monacos Anhänger mussten entsetzt zusehen, wie ihr Verein auch in der 2. Liga ein Spiel nach dem anderen verlor und nach 16 Spieltagen auf dem letzten Platz stand. Laurent Banide war in der Zwischenzeit von Marco Simone ersetzt worden, unter dem jedoch zunächst keine Verbesserung zu sehen war. Zur Winterpause der Saison 2011/12 befürchtete man im Fürstentum schon das schlimmste für den ASM.
Rettung aus Russland
Der AS Monaco hatte schon immer einen Vorteil gegenüber anderen Vereinen der französischen Liga: für die Bewohner des Stadtstaates gibt es keine Einkommenssteuer. Deshalb scheint ein Vertragsangebot von Monaco immer besonders attraktiv. Trotzdem stand der ASM im Winter 2011 kurz vor der Pleite. Der russische Investor Dmitri Rybolowlew, einer der 100 reichsten Menschen der Erde, kaufte den Verein und wurde neuer Mehrheitsaktionär und Präsident des AS Monaco.
Dmitri Rybolowlew
Er begann sofort Geld auszugeben - fast 20 Mio € für neun neue Spieler. Mit diesen Verstärkungen bewaffnet, gelang es Marco Simone, seine Mannschaft auf den 8. Platz zu hieven.
Dennoch wurde der Italiener am Ende der Saison beurlaubt und durch seinen Landsmann Claudio Ranieri ersetzt. Rybolowlew wollte seinen Verein so schnell wie möglich in der 1. Liga sehen und verpflichtete acht Spieler (u.a. das argentinische Talent Lucas Ocampos für 11 Mio €, eine Rekordsumme in der Ligue 2). Abgesehen von PSG hat in Frankreich kein Verein mehr Geld in der letzten Transferperiode ausgegeben, als der AS Monaco (16,5 Mio €).
In Frankreich ist man sich nicht einig darüber, ob ein zweiter, von Investoren gesponserter Verein, ein Segen oder ein Fluch ist. Viele befürchten, dass in ein paar Jahren die Ligue 1 der spanischen Liga ähneln wird: zwei Mannschaften dominieren den Wettbewerb, während der Rest der Liga um den dritten Platz kämpft. Andere, wie Jean-Michel Aulas, der Präsident von Lyon, sind optimistischer. Sie setzen darauf, dass Monaco und Paris Zugpferde des französischen Fußballs sein werden, die alle Vereine der Ligue 1 attraktiver machen werden.
Über die Zukunft des AS Monaco und der französischen Liga lässt sich viel spekulieren. Erst einmal muss den Monegassen der Wiederaufstieg gelingen. Aktuell ist Monaco Tabellenzweiter und befindet sich somit auf recht gutem Wege. Die Anhänger des ASMs freuen sich jedenfalls schon auf den angesagten Zweikampf mit PSG...
Viertelfinalrückspiel gegen Madrid
Sieben Jahre später war von diesem Ruhm jedoch nur wenig übrig; der AS Monaco stieg nach der Saison 2010/2011 in die zweite Liga ab. Kaum ein europäischer Verein hat einen so schnellen und steilen Absturz erlebt.
Verkauf der Leistungsträger und Fehleinkäufe
Der monegassische Kader der Spielzeit 2003/04, war sicherlich einer der besten, den Monaco je gekannt hat. Dies war auch den Spielern bewusst, die sich im Sommer 2003 einigten, dass keiner von ihnen den Verein verlassen würde.
In der Liga erreichte Monaco zwar nur den 3. Platz, hinter Lyon und PSG; dies lag jedoch hauptsächlich daran, dass sich die Spieler zu sehr auf die Champions League konzentrierten – nach 21 Spieltagen an der Spitze, gaben sie die Tabellenführung am 30. Spieltag an OL ab.
Nach dieser Saison begann der Absturz des AS Monaco. Mit dem 3. Platz war die erneute Teilnahme an der Champions League nicht gesichert und nun hatten mehrere Vereine Interesse daran, Monacos Schlüsselspieler aufzukaufen. Der ASM verlor daher schon im Sommer 2004 viele wichtige Spieler: Ludovic Giuly ging nach Barcelona, Jerôme Rothen zog es nach Paris und Dado Prso begab sich zu den Glasgow Rangers. Mit Fernando Morientes, Hugo Ibarra und Edouard Cissé kehrten außerdem drei ausgeliehene Spieler zu ihren Vereinen zurück. Auch andere Spieler, die 2004 bedeutend zum Erfolg Monacos beigetragen hatten (z.B. Patrice Evra und Sebastien Squillacci), verließen kurze Zeit später den Verein.
Zugleich begann Monaco viel Geld für enttäuschende Spieler auszugeben. Die Liste von Spielern, für die Monaco von 2004 bis 2010 eine hohe Ablöse und/oder einen saftigen Vertrag bereitstellte, obwohl sie daraufhin nicht überzeugen konnten, ist erschreckend lang: Javier Saviola, Ernesto Chevanton, Mohamed Kallon, Christian Vieri, Marco Di Vaio, Camel Meriem, Frédéric Piquionne, Moussa Maazou, Eidur Gudjohnsen, Jan Koller...
Durch diese Fehleinkäufe geschwächt, dümpelte der ASM ab der Saison 2005/2006 im Tabellenmittelfeld herum und verdankte es hauptsächlich den gelegentlichen erfolgreichen Verpflichtungen (Jérémy Menez, Maicon, Yaya Touré, Nenê), dass er nicht jedes Jahr um den Klassenerhalt kämpfen musste.
Der Abstieg
Monaco beendete die Saison 2009/10 auf dem 8. Platz, das beste Ergebnis seit 2005, und erreichte außerdem das Finale des französischen Pokals (1-0 n.V. gegen PSG verloren). Da die Mannschaft relativ jung war, erhofften sich viele Anhänger des Vereins einen erfolgreichen Neuanfang. Doch im Sommer 2010 wurde Nenê an Paris SG verkauft; der Brasilianer hatte mit seinen 14 Toren und vier Vorlagen entscheidend zur guten Saison der Monegassen beigetragen. Ohne ihn konnte die Mannschaft nicht an die Leistungen des Vorjahres anknüpfen und als der Verein sich zur Winterpause auf dem 17. Platz befand, wurde der Trainer Guy Lacombe entlassen. Doch auch sein Nachfolger Laurent Banide schaffte es nicht, der Mannschaft neues Leben einzuhauchen. Monaco beendete die Saison auf dem 18. Platz. Nach 34 Jahren in der Ligue 1, stieg damit ein Monument des französischen Fußballs in die 2. Liga ab.
Die Leiden der Fans waren noch nicht beendet. Da die verbliebenen talentierten Spieler nicht in der 2. Liga spielen wollten, sah sich der Vorstand des ASM gezwungen, sie zu verkaufen. Stéphane Ruffier (St. Etienne), Nicolas Nkoulou (Marseille), und Mathieu Coutadeur (Lorient) verließen z.B. den Verein. Monacos Anhänger mussten entsetzt zusehen, wie ihr Verein auch in der 2. Liga ein Spiel nach dem anderen verlor und nach 16 Spieltagen auf dem letzten Platz stand. Laurent Banide war in der Zwischenzeit von Marco Simone ersetzt worden, unter dem jedoch zunächst keine Verbesserung zu sehen war. Zur Winterpause der Saison 2011/12 befürchtete man im Fürstentum schon das schlimmste für den ASM.
Rettung aus Russland
Der AS Monaco hatte schon immer einen Vorteil gegenüber anderen Vereinen der französischen Liga: für die Bewohner des Stadtstaates gibt es keine Einkommenssteuer. Deshalb scheint ein Vertragsangebot von Monaco immer besonders attraktiv. Trotzdem stand der ASM im Winter 2011 kurz vor der Pleite. Der russische Investor Dmitri Rybolowlew, einer der 100 reichsten Menschen der Erde, kaufte den Verein und wurde neuer Mehrheitsaktionär und Präsident des AS Monaco.
Dmitri Rybolowlew
Er begann sofort Geld auszugeben - fast 20 Mio € für neun neue Spieler. Mit diesen Verstärkungen bewaffnet, gelang es Marco Simone, seine Mannschaft auf den 8. Platz zu hieven.
Dennoch wurde der Italiener am Ende der Saison beurlaubt und durch seinen Landsmann Claudio Ranieri ersetzt. Rybolowlew wollte seinen Verein so schnell wie möglich in der 1. Liga sehen und verpflichtete acht Spieler (u.a. das argentinische Talent Lucas Ocampos für 11 Mio €, eine Rekordsumme in der Ligue 2). Abgesehen von PSG hat in Frankreich kein Verein mehr Geld in der letzten Transferperiode ausgegeben, als der AS Monaco (16,5 Mio €).
In Frankreich ist man sich nicht einig darüber, ob ein zweiter, von Investoren gesponserter Verein, ein Segen oder ein Fluch ist. Viele befürchten, dass in ein paar Jahren die Ligue 1 der spanischen Liga ähneln wird: zwei Mannschaften dominieren den Wettbewerb, während der Rest der Liga um den dritten Platz kämpft. Andere, wie Jean-Michel Aulas, der Präsident von Lyon, sind optimistischer. Sie setzen darauf, dass Monaco und Paris Zugpferde des französischen Fußballs sein werden, die alle Vereine der Ligue 1 attraktiver machen werden.
Über die Zukunft des AS Monaco und der französischen Liga lässt sich viel spekulieren. Erst einmal muss den Monegassen der Wiederaufstieg gelingen. Aktuell ist Monaco Tabellenzweiter und befindet sich somit auf recht gutem Wege. Die Anhänger des ASMs freuen sich jedenfalls schon auf den angesagten Zweikampf mit PSG...
Aufrufe: 11747 | Kommentare: 10 | Bewertungen: 7 | Erstellt:16.12.2012
ø 10.0
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
20.12.2012 | 16:07 Uhr
0
giggs11 :
Toller Blog! Hat mich sehr gefreut mal wieder etwas über diesen Verein zu hören. Das mit dem Investor ist komplett an mir vorbeigegangen.
3
20.12.2012 | 16:47 Uhr
0
Habe Monacos Ableben nie wirklich realisiert, aber jetzt werde ich das mal im Auge behalten.
Fände ich allerdings schade wenn der ASM so wird wie der PSG.
2
20.12.2012 | 17:24 Uhr
0
Ändert alles nichts an einem tollen Blog! 10 Punkte.
2
20.12.2012 | 18:02 Uhr
0
Copa10 : @DorfMaradona
Er spielt dort und ist meines Wissens sogar Kapitän!
0
20.12.2012 | 19:54 Uhr
0
kaka303 :
Das mit dem Investor habe ich auch nicht mitgekriegt.Trotzdem ein herrvoragender Blog.
0
20.12.2012 | 20:04 Uhr
0
Würde mich aber für den französischen Fußball freuen wenn sich die beiden zu diesen "Zugpferden" entwickeln, nur die CL dürfen sie nicht gewinnen
0
29.12.2012 | 00:35 Uhr
0
mamö99 :
Schöner Blogbeitrag, weniger schöne Entwicklung, die Monaco da hinter sich hat. Ist aber kein Einzelfall, wenn man sich beispielsweise Racing Santander aktuell anschaut...0
COMMUNITY LOGIN
Statistik