Nicht erst seit dem mühsam erkämpften Zittersieg gegen Zweitligist Heidenheim fragt sich Fußball Deutschland, ob beim Deutschen Rekordmeister diese Saison alles mit rechten Dingen zugeht. Sicherlich, das Jahr war zuvor als Jahr des Umbruchs ausgerufen worden, mit Leon Goretzka und Alphonse Davis nur zwei Spieler hinzuverpflichtet worden.Mit der alternden Flügelzange Robbery durfte man keine Gipfelstürme erwarten. Die Art und Weise, wie sich die Bayern diese Saison präsentieren, gibt aber zu denken.
Trainer Niko Kovac, der gerne betont, dass eine kompakte Defensive übergeordnet ist, um die Erwartungshaltung auf Champagnerfußball im Keim zu ersticken, muss dennoch anerkennen, dass es gerade defensiv diese Saison nicht läuft. Sicherlich gewinnt man immer wieder wie zuletzt gegen Düsseldorf oder Dortmund und erzielt dabei eine stattliche Anzahl von Toren. Die Treffer resultieren jedoch nicht wegen einem überlegenen taktischen System, sondern sind zu oft leider auf individuelle Fehler des Gegners zurückzuführen.
Ist alles gut, solange man die Bundesliga gewinnt? Wohl kaum, zu hoch ist der an den Finanzen gemessene Vorsprung zur Konkurrenz. Hier sind 3 Gründe, warum die Mannschaft mit Kovac keine Zukunft haben kann.
Mannschaftsführung
Kovac wird oft vorgeworfen, mit der Nationalmannschaft Kroatiens und Eintracht Frankfurt nur kleiner Mannschaften trainiert zu haben. Gerade mit der Eintracht war er mit Außenseiter Fußball erfolgreich. Die großen Spieler musste er bislang nie still halten. Seine Autorität in der Mannschaft aber auch im Verein scheint milde ausgedrückt fragwürdig zu sein. Wie anders ließe es sich erklären, dass Ribery statt Coman in der Startformation gegen Heidenheim und sonst auch oft in dieser Saison stand? Außer seinem Standing bei Hoeness und der Manschaft?
Das Leistungsprinzip greift hier nicht, die Mannschaft wird nicht von Trainer aufgestellt. Da ist es schwer vorstellbar, dass eine Saison über hundertprozentig Leistung gezeigt wird.
Hummels und Boateng sind unmotiviert die beiden Aushängeschilder des deutschen Fußballs sind unter Kovac aus der Nationalmannschaft geflogen. Ob das passiert wäre, wenn die beiden am persönlichen Leistungslimit gespielt hätten? Denkwürdig ist in diesem Zusammenhang das Hinspiel gegen den BVB, in dem sich Hummels praktisch selber aufstellte und dem Trainer gegenüber Einsatzbereitschaft vorgaukelte. Nach dem Spiel stellte Hummels lapidar fest, als wäre es das normalste der Welt, er hätte vielleicht nicht spielen sollen. Kovac war anschließend bedient und setzte Hummels für ein paar Spiele auf die Bank. Eine Autoritätsfigur hätte Hummels aber nicht an der Nase herumgeführt und das Problem wäre gar nicht erst entstanden.
Zuletzt: Sanches will gehen. Zu Beginn der Saison galt Sanches als Beleg für die Qualitäten Niko Kovacs, genüsslich führte der Trainer aus, was Spieler wie Sanches, vorher 2 Jahre in einem Leistungsloch, bräuchten, um nach den Sternen zu greifen. Der Meisterpsychologe Kovac.
Ein halbes Jahr später ist davon nichts mehr übrig. Sanches spielt nicht mehr, wirkt aber austrainiert.
Weiß Kovac nicht mehr, was ein Spieler wie Sanches braucht? Ist Sanches doch nur Durchschnittskicker? Oder fehlt ihm das Standing, um Nachwuchshoffnungen wie Sanches aufzustellen?
Bayern Dusel für Kovac
Die Siege der Münchner Bayern haben viel mit Dusel zu tun. Das erste Tor gegen den BVB kam nach einem Standard, das zweite kurz danach nach einem haarsträubenden Fehler Zagadous. Die erste hunderprozentige Chance im Spiel hatte der BVB. Wenn die reingeangen wäre, wie wäre das Spiel wohl ausgegagen?
Kovac hatte, wohl als erster Trainer in der Geschichte des FC Bayern, vor dem Spiel angekündigt, man müsse im richtungsweisenden Spiel gegen Dortmund nicht gewinnen. Und wurde dafür von Karl Heinz Rummenigge öffentlich abgewatscht. Bei einer Niederlage hätte entsprechend der Baum gebrannt. Gerade in Verbindung mit dem Spiel gegen Liverpool, in dem es keinen Plan B gab, sondern stumpf verteidigt wurde. In dem keine offensiven Automatismen erkennbar waren. Und Kovac anschließend mit den Schultern zuckte, die Mannschaft sei halt nicht an ihr Limit gegangen. Das Dusel ist diese Saison vor allem den Trainer vorbehalten, auf dem Platz ist es nicht mehr zu finden.
Sportliches Management ist Teil des Problems
Allein die Tatsache, dass die Führungsriege so unterschiedlicher Meinung bezüglich des Trainers ist, spiegelt den zerrissenen Schmerz der Fanseele und die Diskussionen im Netz wider.
Hasan Salihamdzic ist auch privat mit Kovac befreundet und wohl neben Hoeness sein größter Fürsprecher. Brazzo tut auch gut daran, denn solange Niko Trainer ist, hat er nicht nur einen Freund, sondern auch einen Sündenbock im Verein.
All die Transfers, die er nicht eintüten konnte, die fehlende Weiterentwicklung des Kaders, sind kein Vorzeigezeugnis für einen Sportdirektor. Umgekehrt gefragt: Wo hat Salihamdzic einen tollen Transfer aus dem Hut gezaubert? Einen Spieler vom FC Bayern überzeugt?
Pavard und Hernandez wurden stumpf die Ausstiegsklauseln aktiviert, ob gerade letzterer besser ist als der ebenfalls auf dem Markt befindliche VArane, darf ernsthaft bezweifelt werden.
Achtizg, 80, Millionen für ihn? Umstritten.
Derzeit im Gespräch: Nicolas Pepe, ohne CL Erfahrung, Stammspieler in einer schlechteren Liga, Kontermannschaft.
Was für ihn spricht: Er genießt viel Ansehen als Spieler mit hohem Potential genau wie ein gewisser Alphonse Davies, letzter Offensiv Transfer der Bayern, in der Spieler Community von Fifa 19. Ob Brazzo hier scoutet?
Eins ist sicher: Der FC Bayern hat auch auf dem Transfermarkt schon glücklicher agiert.
Zusammenfassend muss die Frage erlaubt sein, ob Hoeness und Co nicht zu sehr auf Stallgeruch setzen und damit einen Klüngel installiert haben, der nicht mehr nach dem Leistungsprinzip funktioniert, das die Bayern so stark gemacht hat.
Fazit
Wenn man schon auf Bayern DNA setzen will, kann es nur eine Lösung geben: Eberl als Sportdirektor mit Stallgeruch installieren und Erik ten Hag (Ajax) aus dem gleichen Grund als Trainer anheuern lassen, damit wieder Fußball nach Lehrbuch gespielt wird und gleichzeitig das sportliche Umfeld mit Bierruhe gemanged wird. Eberl hat für die BMG Transfers mit erkennbarer STrategie und Mehrwert eingetütet, Erik ten Hag führte Ajax nun nicht nur an ihr Leistungslimit, sondern auch in das CL Viertelfinale.
Und wer auf eine gute Mischung aus Bayern DNA und Welt-Renomee im sportlichen Bereich setzen möchte: Traineralternative auf dem Markt ist Antonio Conte. Der hochemotionale mitreißende Italiener hat Chelsea zur Meisterschaft geführt, verfügt über internationales Ansehen und ließ das 3 5 2 erfolgreich bei einem großen Verein in einer großen Liga spielen. Er weiß also wie Systemumstellung auf höchstem Niveau geht. Und spielt das System der Zukunft.