Ich hätte mir gewünscht, dass es anders gekommen wäre. Ich hätte mir gewünscht, dass mich mein erster Blogeintrag nicht gleich ins gesellschaftliche Abseits verbannen wird, denn es wird passieren. Man gerät leicht in den Verdacht ein Freak, ein Kauz oder gar Schlimmeres zu sein, wenn man die San Antonio Spurs gut findet.

Als es aber hieß: "Wer schreibt was Nettes über die Spurs? Freiwillige vor!", hab ich geschlafen, anstatt wie alle anderen - beispielsweise der Kollege Regelmann - einen Schritt zurückzuweichen.

Jetzt ist es zu spät. Also, sei's drum.

Wenn man erklären will, worin die Faszination der Spurs liegt, geht man ganz einfach vor:

Man nehme die gängigsten Vorurteile und Vorhaltungen der Spurs-Gegner - ich hoffe dem Kollegen Regelmann fällt Besseres ein -, prüfe sie auf ihren Wahrheitsgehalt und ihren Tiefgang, stellt fest: da is wenig bis nix, und fertig ist die Lauge.

1. Tim Duncans Mienenspiel.
2. Tim Duncans Bankshot.
3. Der Manu-Flop.
4. Die Manu-Nase.
5. Tony Parker ist irgendwie aufgeblasen und wird überschätzt, am meisten von sich selbst.
6. Bruce Bowen ist brutal, hinterhältig und hundsgemein.
7. Die Spurs sind fade und langweilig.
8. Dieser doofe Riverwalk

1. Entweder er guckt brotdoof oder zieht weinerliche Grimassen und gibt den bass Erstaunten, wenn ihm jemand ein Foul anhängen will. Zunächst einmal soll man sich nicht an Äußerlichkeiten aufhalten, wenn man keine besseren Argumente hat. Duncan hat nun mal den Dackelblick und er macht was draus. Mit seiner Unschuldsmiene kauft er sich die Leute und kriegt dann, was er will. Das ist Psychologie, Cleverness, Taktik und was nicht alles. Vier Ringe, zwei MVP-Awards, drei Finals-MVP-Awards kriegt keiner, weil er bloß doof guckt.

2. Warum soll der Mann nicht um die Ecke schießen? Wo es immer nur "swusch" und "rumms" macht, ist mir ein wenig "dotz, flupp" nur sehr willkommen.

3. Manu Ginobili wird vorgeworfen, der Schwalbenkönig der Liga zu sein, weil er beim leichtesten Rempler durch die Halle fliegt wie die Figuren in Matrix nach einem Agenten-Schwinger. Flopping wird das genannt. Aber der Mann ist halt clever und kriegt die Foul-Pfiffe, die er und die Spurs brauchen. Und weil er das neben vielen anderen Dingen gut kann, wird er unter Generalverdacht gestellt. Hexenjagd will ich das nennen.

4. Wieder solche Äußerlichkeiten (-> Duncans Mienenspiel). Gut, Ginobili nennt ein kapitales Riechorgan sein Eigen, aber sich darüber lustig machen. Es ist ja allgemein bekannt, dass die Manu-Nase in Künstlerkreisen, zumindest cineastischen, einen hohen Ruf genießt. Der Sage nach hat Peter Jackson bei den Dreharbeiten zu Lord of the Rings vor seinen Modellbauern mit einem Foto des Argentiniers herumgefuchtelt, sodass die auch gleich Bescheid wussten, wie sie den Felsenkiel von Minas Tirith rauszuschnitzen hatten.

5. Ich gebe zu, das Rap-Video von Tony Parker ist mistig, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass der Kerl recht prima ist. Als Parker in die NBA kam, konnte er nicht mal einen Korbleger, jetzt hat er drei Ringe und wird von Jahr zu Jahr besser. Wer Parker nicht gut findet, ist nur neidisch. Darauf, dass er gut aussieht, darauf, dass er so erfolgreich ist, darauf, dass er das heißeste der desperaten Hausweiber abbekommen hat und so weiter. Um die Neider komplett verrückt zu machen, lege ich hier noch einen drauf: Tony Parker fährt bestimmt auch noch einen ganz fetten Schlitten, der Sack.

6. Das ist gar kein so schlechter Vorwurf, denn Bruce Bowen ist brutal, hinterhältig und hundsgemein. Aber es ist natürlich nicht umsonst die Hölle von einem Verteidiger. Ich bin der Letzte, der sich beschwert, wenn der Mann mal gesperrt wird, weil er seine Knie mal hier und mal dort reinrammt. Solang er damit aber durchkommt, operiert er - wenn auch auf einem schmalem Grad - nahe an der Perfektion. Bowen hinterlässt Spuren, womit nicht in erster Linie die Hämatome seiner Gegner gemeint sein sollen, vor allem in der Psyche des Gegners. Phoenix wäre in den letzten Playoffs sicher besser gefahren, wenn man sich nicht so viel über Bowen beschwert, sondern sich mehr mit sich selbst beschäftigt hätte.

7. Okay, das Logo ist doof. Auch die Trikots sind doof, weil: nur weiß oder nur schwarz mit doofem Logo drauf sieht nun mal nicht aus. Ansonsten spielen die Spurs aber voll okay. Ich will nun mal Defense sehen und die krieg ich auch. Irgendwo anders hab ich schon mal geschrieben, dass sich die Attraktivität eines Basketballspiels nicht nach der Anzahl der Körbe bemisst, sondern nach der atmosphärischen Dichte, sprich: Intensität, Spannung, Kampf um jeden Zentimeter Parkett und so. Dass die Spurs für langweilig gehalten werden, liegt daran, dass es fast keiner mit ihnen aufnehmen kann, die Spannung also flöten geht. Aber ist das um Himmels Willen die Schuld der Spurs?

8. Über den Riverwalk sag ich nix. Viele Spurs-Feinde nervt der Kult der San Antonionesen um ihre Flusspromenade. Uns hier sollte das egal sein und zwar so egal wie dem Texaner der Englische Garten, die Binnenalster und der Vogelpark Walsrode egal sind.

Conclusio: Die Spurs sind prima, wie nun jeder weiß, und ich hab meinen ersten Blog fertig. Let's go Spurs!