Reggie Evans ist ein NBA-Veteran wie er im Buche steht. Ein 34-Jähriger Arbeiter, der während seiner bisherigen Karriere für sieben verschiedene Franchises gespielt hat. Ein Spieler, der sich über harte Arbeit definiert und der zumeist recht unfreundlich erscheint. Man kann davon ausgehen, dass es äußerst schwer ist, so einen Profi, der in seinen 13 NBA-Jahren schon einige talentierte Spieler gesehen hat, zu überraschen. Ziemlich schwer, aber wie Giannis Antetokounmpo bewiesen hat nicht unmöglich.
Evans fragte, wie alt Giannis sei und als er "20" als Antwort erhielt, blieb ihm nur noch ein ungläubiges "Damn!".
Tatsächlich scheint es unwirklich, dass dieser Witz der Natur gerade erst 20 Jahre alt geworden ist. Am 6.12.1994 wurde der Sohn nigerianischer Einwanderer in einem Vorort von Athen geboren. Mit 15 Jahren spielte er zum ersten Mal organisierten Basketball. Mit zarten 17 Jahren gab er sein Debüt in der 2. griechischen Liga und wurde im Alter von 18 Jahren an 15. Stelle im NBA Draft 2013 von den Milwaukee Bucks gezogen. Mindestens 13 General Manager haben wahrscheinlich immer noch Alpträume davon den Greak Freak nicht früher gewählt zu haben (Hi, Anthony Bennett). Doch was macht Giannis zu so einem großen Talent?
Unübersehbar sind seine athletischen Fähigkeiten. Ein 2,11m großer SF mit einer Spannweite von 2,24m und diesen Auswüchsen am Ende seiner Arme:
https://nbcprobasketballtalk.files.wordpress.com/2013/10/giannis-hand.jpg%3Fw%3D576%26h%3D324
Dazu kann sich Giannis auf dem Feld bewegen wie ein Guard und hat trotz seiner enormen Körpergröße ein gutes Ballhandling. Dieser Körper, vereint mit den flüssigen Bewegungen auf dem Feld, erinnern stark an Kevin Durant. Inwieweit er diese körperlichen Voraussetzungen zu seinem Vorteil einsetzt, wird im Folgenden beleuchtet.
Defense:
Eindeutig das stärkere Ende des Feldes für "The Human Alphabet". Es ist ein Segen für jeden Trainer einen solchen Spieler in seinen Reihen zu wissen. Mit Antetokounmpo kann man bei jedem Pick&Roll switchen. Er ist ohne Probleme in der Lage die Positionen 1-4 zu verteidigen. Dies hat auch Jason Kidd erkannt und setzt ihn mittlerweile in verschiedensten Situationen ein. Aufgrund seiner Körper- und Armlänge hat er sich zu einem hervorragenden Off-Ball-Verteidiger entwickelt, der immer wieder in der Lage ist spektakuläre defensive Plays zu zeigen.
Antetokounmpo legt in dieser Saison starke 1,0 BPG und 0,9 SPG auf. Diese Stats sind zum einen seinen körperlichen Attributen, aber auch seinem Ehrgeiz und seiner Bereitschaft sich sowohl in der Defensive, als auch in der Offensive aufzureiben, geschuldet. Diese Einstellung ist bei einem Spieler mit seinem Potenzial Gold wert. Durch diese Bereitschaft hat sich Giannis auch zu einem guten On-Ball-Verteidiger entwickelt, der immer wieder den besten Angreifer der gegnerischen Mannschaft checkt.
Obwohl er in der Seitwärtsbewegung nicht der Schnellste ist, schafft er es vor den meisten Verteidigern zu bleiben, da er aufgrund seiner Spannweite weiter vom Angreifer entfernt stehen kann und trotzdem noch in der Lage ist, dessen Wurf zu stören. Offensichtlich ist jedoch, dass der Freak noch Muskelmasse aufbauen muss, um ein besserer Lowpost-Verteidger zu werden. Die gelegentlichen Aussetzer abseits des Balls und die Risikofreudigkeit in der Defensive sind seinem Alter geschuldet und werden sich, wie sie sich im Vergleich zur letzten Saison schon verringert haben, in Zukunft auch minimieren. Große Fortschritte hat Antetokounmpo hingegen schon beim Rebounding gemacht. Gerade seit der Verletzung von Jabari Parker und der damit verbundenen erhöhten Spielzeit haben sich seine Rebound-Stats enorm verbessert. Im Februar legt er bislang im Schnitt 10 Rebounds pro Spiel auf, wodurch ein weiterer wichtiger Part seines Spiels umso effektiver wird:
Offense:
Durch seine Vielseitigkeit ist er in der Lage nach eigenem Defensivrebound selber den Ball zu führen und den Fastbreak somit direkt einzuleiten. Kommt er dann mit Tempo auf die Defensive zu, ist er eigentlich nur noch durch ein Foul zu stoppen. Ebenfalls in dieser Sequenz zu erkennen, dass Antetokounmpo ein guter und bereitwilliger Passspieler ist. Gerade in Transition sammelt er so immer wieder Assists und man kann ihn sich in der Zukunft förmlich als wandelndes Triple-Double vorstellen.
In der Halfcourt-Offense werden seine Defizite hingegen schon wesentlich deutlicher. Der "Freak" wirft in dieser Saison fürchterliche 16,7% von der Dreierlinie, was einen rapiden Rückgang von den 34,7% aus der letzten Saison bedeutet. Dies lässt den Verteidigern die Möglichkeit von ihm abzusinken und sich besser auf seine Drives einzustellen. Seine Wurfprobleme hat aber auch Antetokounmpo realisiert und nimmt trotz erhöhter Spielzeit in dieser Saison deutlich weniger Dreier. Vermehrt geht er in dieser Saison zum Korb und dadurch auch zur Linie. Ebenfalls eine Eigenschaft, die bei einem so jungen Spieler nur mit Wohlwollen gesehen werden kann. Seine Wurfquote hat sich im Zuge der geringeren Versuche von Downtown auf sehr gute 50,9% verbessert. Diese 50,9% repräsentieren den drittbesten Wert aller Nicht-Big-Men nach dem brennenden Kyle Korver und Kevin Durant. Keine schlechte Gesellschaft für einen 20-Jährigen.
Seine Effizienz hat er durch eine Mischung aus Aggressivität, besserem Ballhandling und erhöhtem Spielverständnis durch mehr Erfahrung verbessert. Giannis ist in der Lage mit beiden Händen am Ring abzuschließen und hat im Iso-Play mittlerweile einen echten Go-to-Move entwickelt:
Er dribbelt dabei aus zentraler Position mit seiner linken Hand in die Zone und dreht sich dann mit beeindruckender Explosivität um seinen Pivot-Foot. Swaggy P beweist hier eindrucksvoll, wie schlecht er wirklich in der Defensive ist.
Ein weiteres Indiz für die Wissbegierde und den Ehrgeiz des jungen Griechen sieht man darin, dass er immer häufiger realisiert, welche Vorteile er gegenüber seinem direkten Matchup durch seine Vielseitigkeit besitzt:
Das Ausnutzen von Missmatches wird von jedem Trainer gerne gesehen und Antetokounmpo ist quasi ein laufendes Missmatch. Entweder durch sein Face-Up-(gegen Gasol) oder durch sein Post-Game (gegen Crawford und Beverly) hat er immer wieder die Möglichkeit in Ringnähe zu gelangen.
Raum für Verbesserung hat er mit Sicherheit noch bei den Turnovern und bei seinem Wurf. Während sich ersteres durch mehr Spielerfahrung mit Sicherheit verbessern wird, bedarf letzteres intensivem Training in der Offseason. Diese Shotchart sieht nämlich nicht wirklich schön aus.
http://vorped.com/1-nba/2014-2015/player/1529/giannis-antetokounmpo/shotchart/
Doch auch hier ist noch nichts verloren. Die Wurfform sieht nicht schlecht aus, ist lediglich unkonstant. Doch auch die Wurfkurve und der Fakt, dass er schon besser geworfen hat und auch von der Linie passable 73,3 % wirft, lassen hoffen, dass Giannis dieses Problem durch ausreichend Training in den Griff bekommt. Den Ehrgeiz dafür hat er zweifelsohne.
Mit Spannung kann man die Entwicklung von Giannis Antetokounmpo in den nächsten Jahren erwarten. Seine Punkteausbeute hat sich in dieser Saison im Vergleich zur letzten schon auf 12,8 fast verdoppelt und auch sein PER ist merklich von 10,8 auf 15,7 gestiegen. Diese Stats zeigen seit Beginn dieser Saison und auch im Laufe der Saison in eine positive Richtung. Er scheint seine Schwächen zu kennen und an ihnen zu arbeiten. Eins darf man dabei nicht vergessen:
He´s just
