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29.01.2015 | 3146 Aufrufe | 0 Kommentare | 1 Bewertungen Ø 10.0
Die Weltmeisterschaften 1930 und 1938
Rückblick auf die Erste WM
Die Weltmeisterschaften 1930 und 1938 waren von der Organisation und Umsetzung ein kleines Drama für sich.

Weltmeisterschaft 1930

1928 entschied sich der Fußballweltverband FIFA den ausgearbeiteten Vorschlag eines Weltfußballturniers des Franzosen Jules Rimet und eines wohlhabenden uruguayischen Rinderzüchters und Diplomaten namens Enrique Buero zu akzeptieren. Einen vorherigen Vorschlag des Niederländers Carl Hirschmanns aus den Jahr 1905 hatte man noch aus mangelndem Interesse der potentiellen Teilnehmer abgelehnt.

Deutschland war von der FIFA der favorisierte Austragungsort einer Weltmeisterschaft doch Deutschland bestand darauf keine Spiele gegen Profiteams zu bestreiten. Weitere mögliche Ausrichter sprangen ab, weil der Gastgeber Reise und Unterkunft der Teilnehmer übernehmen sollte.

Schließlich setzte sich Uruguay gegen Italien, das im Gegenzug die Austragung Weltmeisterschaft 1934 versprochen wurden, Ungarn und Spanien durch. Uruguay feierte sein 100 jähriges Staatsjubiläum und versprach den Bau eines gewaltiges Stadions. Der Bau dieses Stadions verzögerte sich aber aufgrund von einer langanhaltenden Regenperiode von 110 Tagen und so wurde das Stadion erst nach Turnierbeginn fertig und die ersten Spiele mussten in andere Stadien in Montevideo ausweichen.

Das Turnier fand vom 13. - 30. Juni 1930 im uruguayischen Winter statt und es nahmen 13 Mannschaften teil. Da es auch nur 13 Bewerbungen um eine Teilnahme gab ist dies die einzige Fußballweltmeisterschaft ohne eine Qualifikation.

Die Teilnehmenden Länder waren Argentinien, Belgien, Brasilien, Bolivien, Chile, Frankreich, Jugoslawien, Mexiko, Paraguay, Peru, Rumänien. Uruguay und die USA.

Die Begeisterung der europäischen Mannschaften an diesem Turnier war begrenzt. Wegen der Weltwirtschaftskrise und weil kein Arbeitgeber freiwillig über mehrere Wochen auf seine Angestellten verzichten wollte. Erst Jules Rimet erreichte die Teilnahme seines Heimatlandes durch die Freistellung von Spielern aus den Peugeot-Werken in Sochaux und von der Armee. König Carol II. Von Rumänien, gleichzeitig auch Generalsekretär des Fußballverbandes, befahl seinem Land die Teilnahme.

So nahmen vier europäische Mannschaften die beschwerliche 15-tägige Schiffsreise nach Uruguay, auf sich.

Ursprünglich sollte das Turnier schon von Beginn an im K.O.-Modus gespielt werden aber da man verhindern wollte, dass die weitgereisten europäischen Mannschaften schon nach nur einem Spiel wieder nach Hause fahren mussten wurde eine Gruppenphase mit drei Dreiergruppen und einer Vierergruppe an den Anfang des Turniers gesetzt.

Das Eröffnungsspiel Frankreich gegen Mexiko gewann Frankreich mit 4:1. Wobei der Franzose Lucien Laurent das erste Tor einer Fußballweltmeisterschaft erzielen konnte.

Trotz dieses Auftaktsieges der Franzosen überstand Jugoslawien als einzige europäische Mannschaft die Gruppenphase und zog ins Halbfinale ein. Dort unterlag Jugoslawien aber einem furios aufspielendem Gastgeber mit 6:1. Im andren Halbfinale standen sich Argentinien und, die Überraschungsmannschaft des Turniers, die USA gegenüber. Auch dieses Spiel endete 6:1 für die favorisierte Südamerikanische Mannschaft.

Das Finale war das erwartete. Uruguay und Argentinien waren die beherrschenden Fußballnationen dieser Zeit und hatten auch schon zwei Jahre zuvor das Finale der Olympischen Sommerspiele in Amsterdam, das zu diesem Zeitpunkt einen ganz anderen Stellenwert hatte als heute, bestritten. Genau wie in Amsterdam siegte wieder Uruguay. Mit 4:2 siegte der Gastgeber vor 90.000 Zuschauern im Estadio Centerario. Der erste Weltmeistertrainer hieß Alberto Suppici und ist bis heute mit seinen 31 Jahren der jüngste Weltmeistertrainer aller Zeiten. Erster Torschützenkönig wurde der Argentinier Guillermo Stábile mit 8 erzielten Treffern.

Die Berichte über diese erste Fußballweltmeisterschaft wurden von den Spielern, sofern sie lesen und schreiben konnten, selber verfasst. Auch der belgische Finalschiedsrichter John Lougenus berichtete als Journalist für Zeitungen und Zeitschriften u.a. für das deutsche Sportmagazin Kicker von der WM in Uruguay.

Dieser Finalschiedrichter Lougenus löste einen Streit unter den beiden Finalteilnehmern um den Spielball, jeder der beiden Kontrahenten wollte mit seinem mitgebrachten Ball spielen, salomonisch: Die erste Halbzeit wurde mit dem argentinischen die zweite mit dem uruguayischen Ball gespielt. Die Bälle unterschieden sich durch ihre Beschaffenheit und wurden aus unterschiedlich großen Teilen zusammengeflickt.

Aus Angst vor den enthusiastischen Finalzuschauern schloss Lougenus vor dem Finale eine Lebensversicherung ab, bestellte ein Boot in den Hafen für eine eventuell notwendige Flucht nach dem Finale, veranlasste eine Leibesvisitation bei allen Zuschauern bei der 1600 Revolver und Schusswaffen sichergestellt wurden und beorderte eine persönliche Leibgarde hinter jedes Tor.

Das diese Angst durchaus nicht unbegründet war gelegt ein Zitat des Argentinischen Starspielers Luis Monti, der vier Jahre später mit Italien Weltmeister werden sollte: (...) Wenn wir heute hier gewinnen, dann bringen sie uns um.

Als Argentinien mit einer 2:1 Führung zur zweiten Spielhälfte auf den Platz kamen standen 300 Milizen mit gezücktem Bajonett am Spielfeldrand um die Argentinier einzuschüchtern.

Dem Finalsieg Uruguays folgte eine dreitägige Siegesfeier. In Argentinien wurde aus Wut und Hass die uruguayische Botschaft mit Steinen beworfen. Die vormals engen Beziehen beider Länder kühlten in den Jahren nach diesem ersten Fußballweltmeisterschaftsfinale deutlich ab.

Weltmeisterschaft 1938

Um die Austragung der Weltmeisterschaft 1938 bewarb sich auch Deutschland aber man konnte sich bei der Abstimmung in Berlin weder gegen Frankreich noch gegen Argentinien durchsetzten.

An der Weltmeisterschaft in Frankreich, die vom 4. - 19. Juni 1938 in Frankreich ausgetragen wurde, nahmen 15 Teilnehmer teil. Eigentlich sollten es 16 sein aber nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich zu Beginn dieses Jahres wurde es eine gemeinsame Mannschaft aus Großdeutschland in das Turnier geschickt. Der Platz der eigenständig qualifizierten Österreicher wurde nicht nach besetzt.

Die Teilnehmer waren Belgien, Brasilien, Frankreich, Großdeutschland, Italien, Kuba, Niederlande, Niederländisch-Indien, Norwegen, Polen, Rumänien, Schweden, Schweiz, Tschechoslowakei und Ungarn.

Das Turnier wurde von Beginn an im K.O.-System ausgetragen.

Qualitativ waren dies nicht die besten Mannschaften aber England weigerte sich trotz inständigem Flehen der FIFA an dem Turnier teilzunehmen. Der Englische Fußballverband war der Ansicht, dass kein Turnier gespielt werden müsse um zu erfahren, dass England die beste Mannschaft der Welt sei. Argentinien und Uruguay boykottierten die WM in Frankreich, weil ihrer Meinung nach die Weltmeisterschaft in Südamerika hätte stattfinden müssen. Spanien fehlte aufgrund des Bürgerkriegs.

Bei der Weltmeisterschaft 1934 in Italien belegte die Deutsche Mannschaft einen sensationellen dritten Platz und Österreich wurde vierter, wobei sie im Halbfinale 1934 dem Gastgeber und späteren Weltmeister Italien nur wegen katastrophaler Fehlentscheidungen des Schiedsrichters unterlagen. Die Österreichische Mannschaft wurde als Wunderteam bekannt und galt Mitte der 30er Jahre als nahezu unschlagbar. Ebenso die Deutsche Mannschaft die ebenfalls lange Zeit ungeschlagen war. Diese beiden sehr guten Mannschaften vereint waren absoluter Favorit auf den WM-Sieg. Aber Sepp Herberger war mit der Verschmelzung zweier völlig unterschiedlicher Fußballsysteme und Charaktere überfordert. Die Mannschaft präsentierte sich nicht als Einheit sondern zerstritten in einen deutschen und einen österreichischen Block. Herbergers Vorgänger als Reichstrainer Professor Dr. Otto Nerz war erst wenige Wochen vor Beginn der Weltmeisterschaft, am 12.Mai 1938, aus persönlichen Gründen von seinem Amt zurückgetreten. Gerüchten zufolge hatte Adolf ... Nerz nie verziehen, dass bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin Deutschland mit 0:2 gegen Norwegen verlor. Das einzige Fußballspiel welches ... 1936 auf der Tribüne verfolgt hatte.

Auf Anordnung der NSDAP- Parteiführung und gegen den Willen Herbergers wurde an der Großdeutschen Mannschaft trotz fehlendem Erfolg in den Testspielen festgehalten. Auf Geheiß der Regierung sollte die Mannschaft im Verhältnis 6:5 oder 5:6 aus Österreichischen und Deutschen Spieler bestehen. Herberger nominierte schließlich für die Weltmeisterschaft 13 Deutsche und 9 Österreichische Spieler.

Unter diesen schlechten Vorzeichen war das Turnier für die Großdeutsche Mannschaft folgerichtig auch schon nach dem ersten beiden Spielen im Achtelfinale vorbei. Gegen die Schweiz spielte man im ersten Spiel 1:1 und im Wiederholungsspiel, 1938 gab es nach 120 Minuten inklusive 30 Minuten Verlängerung noch kein Elfmeterschießen sondern ein Wiederholungsspiel, verlor Großdeutschland trotz einer 2:0 Führung mit 2:4.

Zu diesen Spielen kamen nur sehr wenige Deutsche Zuschauer. Das Spiel wurde nach dem Anschluss Österreichs von der FIFA ohne näherer Begründung vom grenznahen Straßburg in die französische Hauptstadt Paris verlegt. Deutsche durften wegen ...s extremer Devisenbestimmung nur zehn Mark ausführen. Dafür waren die Reisekosten nach Paris zu teuer. So sahen sich schätzungsweise 500 Deutsche Anhänger 15000 Schweizer, im Wiederholungsspiel sogar 20000 Schweizer, gegenüber. Viele Gegner des Nazi-Regimes waren ebenfalls im Stadion.

Die Großdeutsche Mannschaft betrat mit dem ...gruß und dem Horst-Wessel-Lied den Platz und wurden gellend ausgepfiffen und mit Tomaten und Eiern beworfen.

Nach dem frühen Ausscheiden des verhassten Nazi- Deutschland übertrug sich der Hass der Zuschauer auf das von Mussolini unterstützte Team Italien.

Bis ins Halbfinale spielten sich Italien, Brasilien, Ungarn und Schweden durch. Die Brasilianer schonten siegessicher, weil sie bis zum Halbfinale durch furiose Auftritte das Turnier beherrschten, ihre bis dahin auffälligsten und besten Spieler Leônidas und Tim. Aber diese dramatische Fehleinschätzung des Trainers der Brasilianer Adhemar Pimenta führte dazu, dass Brasilien Italien mit 1:2 unterlag. Ungarn setzte sich Mühelos gegen Schweden durch und so lautete das Endspiel Italien gegen Ungarn.

Das Spiel um Platz drei in Bordeaux gewann Brasilien mit 4:2 gegen Schweden.

Weltmeister wurde wieder wie schon 1934, damals im eigenen Land unter gütiger Mithilfe der Schiedsrichter diesmal aber hochverdient, Italien durch ein 4:2 gegen Ungarn im Finale im Pariser St. Colombes.

Weltmeistertrainer wurde wie vier Jahre zuvor Vittorio Pozzo.

Torschützenkönig wurde der Brasilianer Leônidas da Silva mit sieben Treffern.

Die Französische Nationalmannschaft war nach ihrem Scheitern am späteren Sieger Italien im Viertelfinale der erste Gastgeber, der sein eigenes Turnier nicht gewinnen konnte.

Erst 12 Jahre später sollte wieder eine Weltmeisterschaft stattfinden.

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