29.11.2012 um 00:09 Uhr
PSG - ein (neu)reicher Verein
Im Sommer 2011 kauften Investoren aus dem Wüstenstaat Katar den französischen Hauptstadtclub Paris-Saint-Germain auf. Seitdem erntet der Verein viel Kritik aus ganz Europa. So äußerten sich mehrere Stimmen, wie Karl-Heinz Rummenigge oder Michel Platini, abfällig über PSG und auch Fans und internationale Medien verhöhnen die Pariser als eine „aufgekaufte Millionentruppe". Das ist aber nichts Außergewöhnliches. Vereine wie Chelsea, Manchester City oder Malaga wurden auf sehr ähnliche Weise kritisiert, als ihre Investoren begannen, Unsummen für neue Spieler auszugeben. PSG jedoch unterscheidet sich in mehreren Punkten von diesen Vereinen.
Begeben wir uns zurück ins Jahr 2011, kurz bevor Qatar Investment Authority (QIA) PSG aufkaufte. Der Verein hatte die Saison auf dem 4. Platz beendet. Fast jeder in Frankreich befand, dass dies ein gutes Ergebnis war. Tatsächlich war es das erste Mal seit 2004, dass eine Pariser Mannschaft sich über die Liga für einen internationalen Wettbewerb qualifizierte. Drei Jahre zuvor war Paris SG nur knapp dem Abstieg entronnen. Dies ist auch das Bild von Paris-Saint-Germain, das damals kursierte; ein Verein, der in der Liga ständig kriselte und dessen Fans sich nur durch regelmäßige Pokalsiege (2004, 2006, 2008, 2010) über den traurigen Ligaalltag hinwegtrösten konnten. Insofern wurde es vielerorts als besonders ungerecht empfunden, dass ausgerechnet Paris den finanziellen Segen der katarischen Ölmillionen erhielt. Die Geschichte des PSG beschränkt sich jedoch bei weitem nicht auf das 21. Jahrhundert. Pariser Fans sind sich einig, dass diese Jahre, in denen die Besitzer des Vereins kaum Geld investierten und die Ergebnisse in der Liga mittelmässig bis schlecht waren, viel mehr die Ausnahme als die Norm darstellten.
Paris-Saint-Germain war schon immer ein Verein, der von wohlhabenden Instanzen großzügig gesponsert wurde. Dies war schon bei seiner Gründung im Jahre 1970 der Fall. Der bis dahin nur virtuell existierende Verein Paris FC fusionierte mit dem eben in die 2. Liga aufgestiegenen Stade Saint-Germain. Um sicherzustellen, dass der Aufstieg in die 1. Liga sofort gelingen würde, wurden mehrere Spieler verpflichtet, darunter auch der Kapitän der französischen Nationalmannschaft Jean Djorkaeff (Vater des späteren Weltmeisters Youri). Nur 2 Jahre später trennte sich der Paris FC wieder von Saint-Germain, behielt jedoch den Profistatus und spielte weiterhin in der 1. Liga. PSGs Existenz setzte sich in er 3. Liga fort, wo zuvor die Amateurmannschaft des Vereins aufgelaufen war. Mit dem Modeschöpfer Daniel Hechter trat jedoch sofort ein neuer Geldgeber auf den Plan, der mit seinen Investitionen dafür sorgte, dass seinem Club der Durchmarsch in die 1. Liga gelang. Seitdem ist PSG nicht mehr aus der höchsten französischen Fußballetage abgestiegen, was ihn zum „Dino" der Ligue 1 macht.
Nachdem sich der Verein in den 70er Jahren im französischen Elitefußball etablierte, holte er in den 80er Jahren seine ersten Titel. 1982 und 1983 bestand Paris in zwei französischen Pokalfinalen gegen St. Etienne und Nantes, die wohl besten Vereine Frankreichs zu dieser Zeit. 1984 wurde PSG französischer Meister. Auch damals wurde viel Geld ausgegeben, um große Spieler, wie Safet Susic oder Dominique Rocheteau an die Seine zu locken. Die zweite Hälfte der 80er Jahre brachten keine Titel mehr mit sich, unter anderem, weil neue Konkurrenten auftauchten. Der vom Unternehmer Jean-Luc-Lagardère gestützte Matra Racing machte PSG die Hegemonie über die französische Hauptstadt streitig und Bernard Tapies Olympique Marseille gewann ab 1987 kontinuierlich die 1ère Division. Doch dies sollte sich ab 1991 ändern.
Der französische Pay-TV Sender Canal hatte Anfang der 90er Jahre genug von OMs Überlegenheit, die den französischen Ligaalltag zu unattraktiv machte. Um Marseille einen würdigen Konkurrenten entgegenzustellen, beschloss das Unternehmen also, in den Hauptstadtclub zu investieren. Canal gab für damalige Verhältnisse riesige Summen aus, um Spieler wie David Ginola, Bernard Lama, George Weah oder Raï nach Paris zu holen. Der Erfolg ließ auch nicht lange auf sich warten; 1994 fuhr der Verein seinen zweiten Meistertitel ein und 1996 fügte er den europäischen Pokal der Pokalsieger zu seinen Trophäen hinzu. Damit ist PSG neben Marseille noch immer der einzige französische Verein, der einen europäischen Pokal gewonnen hat. Außerdem holte sich PSG noch mehrere nationale Pokale; 1993,1995 und 1998 den französischen Pokal und 1995 und 1998 den Ligapokal. Darüber hinaus stand PSG fünf mal in Folge (1993-1997) im Halbfinale eines europäischen Wettbewerbs, ein Kunststück, das sonst nur Real Madrid und Ajax Amsterdam gelungen ist. 1998 stand Paris an erster Stelle in der Fünfjahreswertung.
Nach der Saison 97-98 und dem Abgang des Kapitäns Raï und des Präsidenten Michel Denisot begann die schwierige Zeit, die heutigen Beobachtern in Erinnerung geblieben ist. Doch man sollte nicht vergessen, dass der Verein schon lange vor der Ankunft QIAs Erfolg hatte. Er war auch in weniger glorreichen Zeiten dazu in der Lage, große Spieler anzulocken (Ronaldinho, Pauleta, Pochettino, Makélélé,...) und er hat eine sehr große Fanbasis – nur OM kann in Frankreich auf mehr Anhänger zurückgreifen. Die Katarer haben sich PSG nicht durch Zufall ausgesucht; es handelt sich immerhin um den einzigen Fußballverein in einer der attraktivsten Städte der Welt. Die Möglichkeiten, mit dem Verein Geld zu verdienen, wenn er nur richtig geführt wird, sind immens. Ein Beispiel wäre die Jugendarbeit: viele Weltmeister von 1998 waren in der Pariser Gegend aufgewachsen, doch kein einziger von ihnen hatte bei PSG gespielt. Heute investieren die Besitzer in die Jugendmannschaften und der Erfolg zeigt sich bereits; kürzlich sind sowohl die A-, als auch die B-Jugend Meister geworden. Um den Club wieder auf die vorderste europäische Bühne zu bringen, musste QIA erst einmal sehr viel Geld investieren. Natürlich löst ein solches Vorgehen nicht allzu viel Sympathie aus. Besonders für Vereine wie Bayern München oder Arsenal, die ohne riesige Geldspenden von Außenstehenden sehr gut zurecht kommen, ist es nur verständlich, dass von Investoren gestützte Vereine, die sich nie über ihre Finanzen sorgen machen müssen, frustrierend sein können. Der Präsident des PSGs Nasser Al-Khelaifi hat aber wiederholt betont, dass das Unternehmen auf Dauer mit dem Verein Gewinn einfahren und sich an das Financial Fair-Play halten will. Ob die katarischen Investoren ihr Vorhaben umsetzen werden, bleibt noch zu sehen – möglich ist es aufgrund von PSGs Geschichte, seiner Ausstrahlung in Frankreich und der Bedeutung der Stadt Paris allemal.
Begeben wir uns zurück ins Jahr 2011, kurz bevor Qatar Investment Authority (QIA) PSG aufkaufte. Der Verein hatte die Saison auf dem 4. Platz beendet. Fast jeder in Frankreich befand, dass dies ein gutes Ergebnis war. Tatsächlich war es das erste Mal seit 2004, dass eine Pariser Mannschaft sich über die Liga für einen internationalen Wettbewerb qualifizierte. Drei Jahre zuvor war Paris SG nur knapp dem Abstieg entronnen. Dies ist auch das Bild von Paris-Saint-Germain, das damals kursierte; ein Verein, der in der Liga ständig kriselte und dessen Fans sich nur durch regelmäßige Pokalsiege (2004, 2006, 2008, 2010) über den traurigen Ligaalltag hinwegtrösten konnten. Insofern wurde es vielerorts als besonders ungerecht empfunden, dass ausgerechnet Paris den finanziellen Segen der katarischen Ölmillionen erhielt. Die Geschichte des PSG beschränkt sich jedoch bei weitem nicht auf das 21. Jahrhundert. Pariser Fans sind sich einig, dass diese Jahre, in denen die Besitzer des Vereins kaum Geld investierten und die Ergebnisse in der Liga mittelmässig bis schlecht waren, viel mehr die Ausnahme als die Norm darstellten.
Paris-Saint-Germain war schon immer ein Verein, der von wohlhabenden Instanzen großzügig gesponsert wurde. Dies war schon bei seiner Gründung im Jahre 1970 der Fall. Der bis dahin nur virtuell existierende Verein Paris FC fusionierte mit dem eben in die 2. Liga aufgestiegenen Stade Saint-Germain. Um sicherzustellen, dass der Aufstieg in die 1. Liga sofort gelingen würde, wurden mehrere Spieler verpflichtet, darunter auch der Kapitän der französischen Nationalmannschaft Jean Djorkaeff (Vater des späteren Weltmeisters Youri). Nur 2 Jahre später trennte sich der Paris FC wieder von Saint-Germain, behielt jedoch den Profistatus und spielte weiterhin in der 1. Liga. PSGs Existenz setzte sich in er 3. Liga fort, wo zuvor die Amateurmannschaft des Vereins aufgelaufen war. Mit dem Modeschöpfer Daniel Hechter trat jedoch sofort ein neuer Geldgeber auf den Plan, der mit seinen Investitionen dafür sorgte, dass seinem Club der Durchmarsch in die 1. Liga gelang. Seitdem ist PSG nicht mehr aus der höchsten französischen Fußballetage abgestiegen, was ihn zum „Dino" der Ligue 1 macht.
Nachdem sich der Verein in den 70er Jahren im französischen Elitefußball etablierte, holte er in den 80er Jahren seine ersten Titel. 1982 und 1983 bestand Paris in zwei französischen Pokalfinalen gegen St. Etienne und Nantes, die wohl besten Vereine Frankreichs zu dieser Zeit. 1984 wurde PSG französischer Meister. Auch damals wurde viel Geld ausgegeben, um große Spieler, wie Safet Susic oder Dominique Rocheteau an die Seine zu locken. Die zweite Hälfte der 80er Jahre brachten keine Titel mehr mit sich, unter anderem, weil neue Konkurrenten auftauchten. Der vom Unternehmer Jean-Luc-Lagardère gestützte Matra Racing machte PSG die Hegemonie über die französische Hauptstadt streitig und Bernard Tapies Olympique Marseille gewann ab 1987 kontinuierlich die 1ère Division. Doch dies sollte sich ab 1991 ändern.
Der französische Pay-TV Sender Canal hatte Anfang der 90er Jahre genug von OMs Überlegenheit, die den französischen Ligaalltag zu unattraktiv machte. Um Marseille einen würdigen Konkurrenten entgegenzustellen, beschloss das Unternehmen also, in den Hauptstadtclub zu investieren. Canal gab für damalige Verhältnisse riesige Summen aus, um Spieler wie David Ginola, Bernard Lama, George Weah oder Raï nach Paris zu holen. Der Erfolg ließ auch nicht lange auf sich warten; 1994 fuhr der Verein seinen zweiten Meistertitel ein und 1996 fügte er den europäischen Pokal der Pokalsieger zu seinen Trophäen hinzu. Damit ist PSG neben Marseille noch immer der einzige französische Verein, der einen europäischen Pokal gewonnen hat. Außerdem holte sich PSG noch mehrere nationale Pokale; 1993,1995 und 1998 den französischen Pokal und 1995 und 1998 den Ligapokal. Darüber hinaus stand PSG fünf mal in Folge (1993-1997) im Halbfinale eines europäischen Wettbewerbs, ein Kunststück, das sonst nur Real Madrid und Ajax Amsterdam gelungen ist. 1998 stand Paris an erster Stelle in der Fünfjahreswertung.
Nach der Saison 97-98 und dem Abgang des Kapitäns Raï und des Präsidenten Michel Denisot begann die schwierige Zeit, die heutigen Beobachtern in Erinnerung geblieben ist. Doch man sollte nicht vergessen, dass der Verein schon lange vor der Ankunft QIAs Erfolg hatte. Er war auch in weniger glorreichen Zeiten dazu in der Lage, große Spieler anzulocken (Ronaldinho, Pauleta, Pochettino, Makélélé,...) und er hat eine sehr große Fanbasis – nur OM kann in Frankreich auf mehr Anhänger zurückgreifen. Die Katarer haben sich PSG nicht durch Zufall ausgesucht; es handelt sich immerhin um den einzigen Fußballverein in einer der attraktivsten Städte der Welt. Die Möglichkeiten, mit dem Verein Geld zu verdienen, wenn er nur richtig geführt wird, sind immens. Ein Beispiel wäre die Jugendarbeit: viele Weltmeister von 1998 waren in der Pariser Gegend aufgewachsen, doch kein einziger von ihnen hatte bei PSG gespielt. Heute investieren die Besitzer in die Jugendmannschaften und der Erfolg zeigt sich bereits; kürzlich sind sowohl die A-, als auch die B-Jugend Meister geworden. Um den Club wieder auf die vorderste europäische Bühne zu bringen, musste QIA erst einmal sehr viel Geld investieren. Natürlich löst ein solches Vorgehen nicht allzu viel Sympathie aus. Besonders für Vereine wie Bayern München oder Arsenal, die ohne riesige Geldspenden von Außenstehenden sehr gut zurecht kommen, ist es nur verständlich, dass von Investoren gestützte Vereine, die sich nie über ihre Finanzen sorgen machen müssen, frustrierend sein können. Der Präsident des PSGs Nasser Al-Khelaifi hat aber wiederholt betont, dass das Unternehmen auf Dauer mit dem Verein Gewinn einfahren und sich an das Financial Fair-Play halten will. Ob die katarischen Investoren ihr Vorhaben umsetzen werden, bleibt noch zu sehen – möglich ist es aufgrund von PSGs Geschichte, seiner Ausstrahlung in Frankreich und der Bedeutung der Stadt Paris allemal.
Aufrufe: 8546 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 8 | Erstellt:29.11.2012
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