01.03.2010 um 18:07 Uhr
Olympia 2010 - Glitch Games? (I)
Die Olympischen Spiele sind beendet, aber sie hinterlassen einen fahlen Beigeschmack.
Auf der einen Seite machte es richtig Spaß den Massen, die die Wettbewerbe vor Ort verfolgten zuzusehen, auf der andern Seite gibt auch dieses Ereignis einiges zu bedenken.
Doch zuerst einmal die positiven Aspekte der Spiele
Nahezu jeder Wettkampf war ausverkauft. Und nicht nur das, die Kanadier und die Fans aus aller Welt machten eine Stimmung, der nicht einmal unser Sommermärchen 2006 das Wasser reichen kann. Jeder Athlet wurde frenetisch angefeuert - auch jene die weit abgeschlagen letzter oder vorletzter wurden, wurden von den Menschenmassen noch einmal zu einem Zielsprint (oder wenigstens einem freundlichen Winken in Richtung der Zuschauerränge) angetrieben. Dabei war es egal on Kanadier, Ghanaer oder Slowake, jede Leistung wurde honoriert und anerkannt.
Der olypische Geist stand aber nicht nur bei den Fans - die das Prädikat "Weltklasse" auf jeden Fall verdient hatten - im Vordergrund. Auch für viele Athleten hieß es "dabei sein ist alles". Fragwürdig ist jedoch, ob es wirklich so sinnvoll ist, in einem top besetzten Turnier chancenlose "Freizeitathleten" an den Start zu lassen, die letztendlich abgeschlagen mit 2 Minuten auf dem letzten Platz im Slalom landen und trotzdem freuen. Aber auch solche Bilder und Charaktere prägten diese Spiele.
Zudem gab es - bis jetzt - keine großen Dopingfälle oder ähnliche Betrugsfälle zu vermelden. All jene, die nach olympischem Edelmetall strebten - oder auch nur dabei sein wollten - wurden im Vorfeld negativ getestet. In manchen Wettbewerben brauchte es nahezu keinen Schiedsrichter (Curling) und die Athleten gratulierten sich artig gegenseitig zu erreichten Erfolgen.
Schlichtweg: "Fair geht vor" war sowohl bei den Fans als auch bei den Sportlern und Trainern Trumpf.
Weiterhin gaben die relativ neuen und modernen Strecken, Hallen und weitere Spielstädten. Die beeindruckende Landschaft bot hierzu eine gelungene Abrundung zum äußeren Erscheinungsbild der sportlichen Wettkämpfe.
Negative Auffälligkeiten
Für das zum Teil extrem wechselhafte Wetter kann der Ausrichter selbstverständlicher Weise nicht viel. Über die Umsetzung der Wettbewerbe müsste man allerdings noch einmal sprechen.
Natürlich ist eine Beeinflussung von Outdoor-Sportarten durch das Wetter und Klima völlig normal, wenn aber dank extrem grenzwertigen Windverhältnissen (extremer Rückenwind) vor dem Springen (nahezu) sämtlicher Favoriten der Nordischen Kombination Außenseiter zum Siegen "gezwungen" werden (nicht dass hier ein falsches Bild aufkommt - ich habe nichts gegen Außenseitersiege und finde solche Überraschungen gehören irgendwie auch zu dieser Veranstaltung dazu), weil das Schiedsgericht unbedingt den Wettbewerb an diesem Tag noch durchprügeln will, hat das nichts mehr mit fair oder olympischem Geist zu tun. Solche Fehlentscheidungen seitens der Juri wurden aber nicht nur beim Skispringen der Kombinierer getroffen.
Auch die Biathleten hatten im Sprint mit den unterschiedlichsten Bedingungen zu kämpfen und wurden somit teilweise schon am ersten Tag um gleich zwei Medallienchancen gebracht (Sprint und Verfolgung, bei der die Biathleten mit dem Rückstand aus dem Sprint auf die Strecke gehen).
Ähnlich lief es bei den alpinen Disziplinen, wo vor allem der Neben, der dich Sichtverhältnisse doch erheblich einschränkte, für keine Chancengleichheit sorgte. Somit wurde in vielen Entscheidungen das Wetter ein wichtiger Faktor und die Siegchancen wurden oft schon, ähnlich einer Lotterie, mit der gezogenen Startnummer entschieden.
Warum die Kanadier den Slalomparcours der Skifahrer vom österreichischen Bundestrainer abstecken ließen ist mir bis jetzt auch ein Rätsel. Im Großen und Ganzen haben sie zwar ihren Heimvorteil genutzt, aber in diesem Fall war ja vollkommen klar, dass der Trainer der österr. Damen den Streckenverlauf auf die Fähigkeiten seiner Schützlinge abstimmte und mit ihnen auch im Vorfeld fleißig trainierte (viel gebracht hat es letztendlich ja trotz allem nicht).
In Cypress Mountain musste der Schnee für die Snowboardwettbewerbe erst per Lastwagen herangeschafft werden, da die undgewohnt milden Temperaturen das weiße Element innerhalb weniger Tage in Luft aufgelöst hatten. 28000 Zuschauer waren wegen den matschigen und rutschigen Böden ausgesperrt.
Ein weiterer negativer Aspekt wurde beim Eisschnelllaufen bemerkbar. Die Eisaufbereitungsmaschinen machten aus der glatten Oberfläche der Eisbahn einen kleinen Hügellandschaft und Huggelpiste. Der Wettbewerb musst unterbrochen werden, um den Fehler zu beheben, was allerdings nicht so schnell ging wie erwünscht, weil alle Gerätschaften von einem Sponsor bereitgestellt wurden und es somit verpflichtend für die Veranstalter war, diese Werkzeuge zu benutzen - nur leider wiesen alle Eismaschinen den gleichen Fehler auf.
Kritisch sah ich auch noch die Leistung der kan. Fernsehanstalten, die das Bild in alle Welt versanden. Zeit- und Abstandseinblendungen waren oft fehlerhaft oder wurden erst überhaupt nicht eingeblendet. Beim Schießen der Biathleten wurden, während zeitgleich Favoriten auf die kleinen schwarzen Scheiben zielten, Läuferinnen eingeblendet, die froh sein konnten, wenn sie unter die top 40 kommen und mit weniger als vier Minuten Rückstand das Ziel erreichen. Zudem wurden Wiederholungen nach Belieben und gutdüngen eingestreut. So sah der Fan zwei Großchancen von den USA im Eishockey-Finale überhaupt nicht in verlangsamter Form, die riesige Möglichkeit der Kanadier im Anschluss allerdings gleich gefühlte 20-mal.
Fortsetzung folgt ....
Aufrufe: 2664 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 0 | Erstellt:01.03.2010
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