28.02.2011 um 22:18 Uhr
NFL Combine
Man stelle sich folgendes Szenario vor :
In der Bundesliga-Sommerpause werden die deutschlandweit besten A- und B-Jugendspieler für vier Tage in ein von der DFL organisiertes Trainigscamp in das Berliner Olympiastadion geladen. Dort sollen Sie alle vor den Scouts der Bundesligamannschaften trainieren und ihre Fähigkeiten präsentieren. Doch anstatt Taktik und Spielverständnis in den üblichen Trainingsformen zu zeigen werden die Spieler anhand von vier Übungen gemessen und bewertet. Ballhochhalten, Torwandschiessen, Seilspringen und 50 Meter Sprint. Die, die gut abschneiden haben einen Platz bei den Profis sicher, wer sich im Seil verhaspelt oder die Torwand nicht trifft ist weg vom Fenster und kann sein Glück in der Oberliga versuchen. Unvorstellbar, oder ? Nicht so in der NFL, wo der Wahsinn einen Namen hat :
NFL Combine !
Jedes Jahr lädt die NFL Ende Februar ca. 300 der besten College-Spieler des Landes ein um im Lucas Oil-Stadium in Indianapolis, immerhin die Heimat der Colts und Peyton Manning, ihre Fertigkeiten zu präsentieren.
Die Disziplinen ?
Bankdrücken, 40 yard-Sprint, Hochsprung aus dem Stand, Weitsprung aus dem Stand sowie zwei kurze Sprints um einen Hütchenparcour. Dabei werden die Spieler von den Scouts der NFL sowie von unzähligen Reportern beobachtet. Zeiten und Leistungen werden von der NFL notiert und live im Internet gebloggt.
Der Sinn ? Fragwürdig. Im Gegensatz zur NBA ist im American Football eine mehrjährige College-Karriere immer noch die Regel. Die Feinheiten vieler Positionen mus man erst lange erlernen und kann nicht mit übermäßigem Talent oder einer beeindruckenden Physis direkt von der Highschool in die Profiliga springen. Insofern hat fast jeder Spieler, der sich zum Draft anmeldet zwischen 30 und 50 Spielen auf College-Niveau gemacht, die alle auf Video zum Scouting bereit stehen. Die Scouts und Manager kennen Ihre Pappenheimer und dennoch :
Wenn ein Cornerback, der vier Jahre lang überragend gespielt hat plötzlich eine "langsame" Zeit über 40 yard bietet, fängt das Geflüster an. Der Defensive End der im College den Rekord für die meisten Sacks aufgestellt hat stemmt 20 Pfund weniger als erwartet ? Das lässt die Alarmglocken schrillen. Der Quarterback, der sein College in vier Jahren stets in die BCS geführt hat verzieht einige Probewürfe ? Wahrscheinlich hat er alle hinters Licht geführt und war nie so gut, wie gedacht.
Kurz : der Combine ist die Zeit der Panikmacher und der Schwarzseher, der Optimisten und der Größenwahnsinnigen. Zwar macht die Leistung beim Combine nach Aussagen der meisten Trainer höchstens 10 % der Gesamteinschätzung für einen Spieler aus, dennoch werden die (in der Offseason ansonsten eher beschäftigungsfreien) Schreiber der Sportpresse in Amerika nicht müde, die Leistungen zu vergleichen und (über-) zubewerten.
Gerne liest man Sätze wie folgenden :
"Spieler X (der in den letzten zwei Jahren jeden zweiten Ball hat fallen lassen) dürfte nach seiner schnellen 40 yard Zeit mindestens zwei Runden im Draft weiter nach vorne gerutscht sein"
oder
Quarterback Y kann, nachdem er 6 von 10 Pässen (wohlgemerkt auf Reciever, die er noch nie zuvor gesehen hat) verworfen hat nicht mehr davon ausgehen, dass er in der ersten oder zweiten Runde gezogen wird.
Dazu kommen Kommentare, die man von mittelalten Männern mit lichtem Deckhaar nicht über Zwanzigjährige lesen möchte, die aber einer unfreiwilligen Komik nicht entbehren :
"Safety x hat gerade sein Hemd ausgezogen und allen Gerüchten über Gewichtsprobleme eine klare Absage erteilt. Der Junge ist DURCHTRANIERT ! Den Scouts läuft bei diesem Anblick das Wasser im Mund zusammen".
Nach vier Tagen ist der Spuk Gott sei Dank vorbei, wieviel die Teams aus dem Combine lernen weiß niemand so genau.
Die Fachpresse ist sich allerdings sicher, dass Cam Newton, der Quarterback, der dieses Jahr Auburn zum National Title geführt und im Combine eher durchschnittliche Leistungen gezeigt hat, mit seinem großartigen und unterhaltsamen Interview am Ende seines Auftritts wahrscheinlich seinen Status als Top-Ten-Pick zementiert hat.
Only in America !
In der Bundesliga-Sommerpause werden die deutschlandweit besten A- und B-Jugendspieler für vier Tage in ein von der DFL organisiertes Trainigscamp in das Berliner Olympiastadion geladen. Dort sollen Sie alle vor den Scouts der Bundesligamannschaften trainieren und ihre Fähigkeiten präsentieren. Doch anstatt Taktik und Spielverständnis in den üblichen Trainingsformen zu zeigen werden die Spieler anhand von vier Übungen gemessen und bewertet. Ballhochhalten, Torwandschiessen, Seilspringen und 50 Meter Sprint. Die, die gut abschneiden haben einen Platz bei den Profis sicher, wer sich im Seil verhaspelt oder die Torwand nicht trifft ist weg vom Fenster und kann sein Glück in der Oberliga versuchen. Unvorstellbar, oder ? Nicht so in der NFL, wo der Wahsinn einen Namen hat :
NFL Combine !
Jedes Jahr lädt die NFL Ende Februar ca. 300 der besten College-Spieler des Landes ein um im Lucas Oil-Stadium in Indianapolis, immerhin die Heimat der Colts und Peyton Manning, ihre Fertigkeiten zu präsentieren.
Die Disziplinen ?
Bankdrücken, 40 yard-Sprint, Hochsprung aus dem Stand, Weitsprung aus dem Stand sowie zwei kurze Sprints um einen Hütchenparcour. Dabei werden die Spieler von den Scouts der NFL sowie von unzähligen Reportern beobachtet. Zeiten und Leistungen werden von der NFL notiert und live im Internet gebloggt.
Der Sinn ? Fragwürdig. Im Gegensatz zur NBA ist im American Football eine mehrjährige College-Karriere immer noch die Regel. Die Feinheiten vieler Positionen mus man erst lange erlernen und kann nicht mit übermäßigem Talent oder einer beeindruckenden Physis direkt von der Highschool in die Profiliga springen. Insofern hat fast jeder Spieler, der sich zum Draft anmeldet zwischen 30 und 50 Spielen auf College-Niveau gemacht, die alle auf Video zum Scouting bereit stehen. Die Scouts und Manager kennen Ihre Pappenheimer und dennoch :
Wenn ein Cornerback, der vier Jahre lang überragend gespielt hat plötzlich eine "langsame" Zeit über 40 yard bietet, fängt das Geflüster an. Der Defensive End der im College den Rekord für die meisten Sacks aufgestellt hat stemmt 20 Pfund weniger als erwartet ? Das lässt die Alarmglocken schrillen. Der Quarterback, der sein College in vier Jahren stets in die BCS geführt hat verzieht einige Probewürfe ? Wahrscheinlich hat er alle hinters Licht geführt und war nie so gut, wie gedacht.
Kurz : der Combine ist die Zeit der Panikmacher und der Schwarzseher, der Optimisten und der Größenwahnsinnigen. Zwar macht die Leistung beim Combine nach Aussagen der meisten Trainer höchstens 10 % der Gesamteinschätzung für einen Spieler aus, dennoch werden die (in der Offseason ansonsten eher beschäftigungsfreien) Schreiber der Sportpresse in Amerika nicht müde, die Leistungen zu vergleichen und (über-) zubewerten.
Gerne liest man Sätze wie folgenden :
"Spieler X (der in den letzten zwei Jahren jeden zweiten Ball hat fallen lassen) dürfte nach seiner schnellen 40 yard Zeit mindestens zwei Runden im Draft weiter nach vorne gerutscht sein"
oder
Quarterback Y kann, nachdem er 6 von 10 Pässen (wohlgemerkt auf Reciever, die er noch nie zuvor gesehen hat) verworfen hat nicht mehr davon ausgehen, dass er in der ersten oder zweiten Runde gezogen wird.
Dazu kommen Kommentare, die man von mittelalten Männern mit lichtem Deckhaar nicht über Zwanzigjährige lesen möchte, die aber einer unfreiwilligen Komik nicht entbehren :
"Safety x hat gerade sein Hemd ausgezogen und allen Gerüchten über Gewichtsprobleme eine klare Absage erteilt. Der Junge ist DURCHTRANIERT ! Den Scouts läuft bei diesem Anblick das Wasser im Mund zusammen".
Nach vier Tagen ist der Spuk Gott sei Dank vorbei, wieviel die Teams aus dem Combine lernen weiß niemand so genau.
Die Fachpresse ist sich allerdings sicher, dass Cam Newton, der Quarterback, der dieses Jahr Auburn zum National Title geführt und im Combine eher durchschnittliche Leistungen gezeigt hat, mit seinem großartigen und unterhaltsamen Interview am Ende seines Auftritts wahrscheinlich seinen Status als Top-Ten-Pick zementiert hat.
Only in America !
Aufrufe: 5636 | Kommentare: 7 | Bewertungen: 6 | Erstellt:28.02.2011
ø 5.3
KOMMENTARE
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04.03.2011 | 19:19 Uhr
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offizielle jedes teams fahren zum combine, um herauszufinden welcher spieler zu ihrer teamphilosophie passt.
es gibt aber immer noch schlechte scouts die sich von diesen ergebnisen blenden lassen, solange die einen job in der nfl haben, wir immer ein großer wert auf die combines gelegt.
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04.03.2011 | 20:02 Uhr
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bigusZ :
Komm ausm schnmunzeln kaum noch heraus. :)Was für ein sinnloser Fleischbeschau.
Lustiger Artikel über ein Thema das mir völlig unbekannt war.
Ich hoffe das ich die Tage was lustiges über Nick Fairley zu hören bekomme.
In diesem Sinne, schönen Karneval ;)
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05.03.2011 | 07:24 Uhr
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Dazu gibt es eine ganze reihe an "skill" drills, an denen man schon mehr oder weniger ablesen kann, wie das Talent verteilt ist. Es geht im Grunde nich darum, gute Spieler zu finden, sondern die Schwachpunkte einzelner Spieler festzustellen. Wer bei den Linebacker Drills Probleme hat mit den Händen den Boden zu berühren, der ist eben (noch) nicht Beweglich genug. Wer bei den Receiver Drills die Augen schließt, wenn der Ball die Hand berührt, hat auch noch Nachholbedarf. Auch bei den angesprochenen Quarterback-Drills, geht es nicht um die Würfe an sich. Man schaut sich die Fußarbeit an, die Körpersprache beim Werfen, die Art und Weise, wie der Ball die Hand verlässt. Das pure Ergebnis ist nebensächlich.
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05.03.2011 | 14:11 Uhr
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Natürlich werden die Drills auch bewertet und natürlich ist eine gute 40-Time positiv da sie von einer guten Grundatlethik zeugt.
Kurz: Der Combine ist mit Sicherheit nicht perfekt aber in keinen Falle die Witzveranstaltung zu der sie dein Artikel gerne machen möchte.
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05.03.2011 | 14:11 Uhr
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Blumi :
Genau diese DInge sieht man im Spiel viel besser als unbedrängt auf dem Trainingsplatz! Ganz nebenbei werden als diese Drills in Trainingsklamotten abgehalten. Keine Pads, kein Helm, kein gar nichts. Das sind keine Wettkampfbedingungen.
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23.03.2011 | 12:14 Uhr
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gopanse :
Na, da haben einige meine feine Ironie wohl nicht ganz verstanden. Allerdings ist es in der Tat eine "Fleischbeschau" und ESPN hat diese Jahr als "Breaking News" gebracht, dass Jake Locker eine 4.59 über 40-yards gerannt ist und dann einen Scout interviewt, der gesagt, hat, dass er damit auf jeden Fall eine Top10-Pick ist. Das reißerische kommt nicht von mir, sondern von den Medien und der NFL selbst. Zur Zeit des Combines kommt halt nicht anderes auf den Sportsendern und die Interviews und der Wonderlic haben herzlich wenig damit zu tun, ob der Spieler genommen wird oder nicht (s. als bestes Bespiel Dez Bryant, Michael Vick etc.).
Und dass der Combine nur zu 10 % eingeht habe ich ja auch irgendwo geschrieben, oder ?
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Viel wichtiger sind aber die Gespräche mit den Teams nebenher sowie bei einigen Spielern die Medizinchecks. Das ist der Punkt, auf den die Teams scharf sind. Das Vorturnen ist Nebensache und eigentlich nur Show.