Samstag, 23.05.2015 ca. 17:20 Uhr: Abpfiff in Sinsheim. Hertha verliert mit 2:1 gegen die TSG Hoffenheim und bleibt nur dank des besseren Torverhältnisses in der Liga, obwohl man zuvor trotz Trainerwechsel im Februar in den letzten sechs Ligaspielen nur 2 Punkte holen konnte. Am Ende waren sie in Berlin froh, dass man das so schwere zweite Jahr in der Bundesliga überstanden hatte.
Neuzugänge schlagen ein
Im Sommer blieb es trotz der mageren letzten Saison lange ruhig was Neuzugänge anging. Zwar konnte man mit Mitchell Weiser schon früh einen in der Liga begehrten jungen Außenspieler ablösefrei verpflichten, doch mit Dardais Wunschspieler Balazs Dzsudzsak konnte man sich am Ende finanziell nicht einig werden.
Kurz nach Beginn der Vorbereitung, konnte man mit Vladimir Darida zu mindestens den lang ersehnten ballsicheren und laufstarken zentralen Mittelfeldspieler verpflichten.
Kurz vor Transferschluss kam dann mit Niklas Stark der nächste junge deutsche Spieler mit Perspektive, der als gelernter Innenverteidiger dringend hinter Langkamp/Brooks und mit Abstrichen Lustenberger benötigt wurde. Altlasten wie Peter Niemeyer, Jonny Heitinga und Sandro Wagner konnte man von der Gehaltsliste streichen und am letzten Tag dafür mit Vedad Ibisevic noch den gesuchten aber kostengünstigen Strafraumstürmer dazu holen.
Besonders hervorzuhaben ist hierbei, dass alle vier neuen sich mittlerweile zu absoluten Leistungsträgern und Stammspielern entwickelt haben.
Fitness als Trumpf
In dem Wissen, dass man ohne Vorbereitung und mitten im Abstiegskampf die Spielweise einer verunsicherten konditionell eher schwachen Mannschaft nicht grundlegend ändern kann, legte Dardai zusammen mit Co-Trainer Widmayer den Fokus vergangene Saison auf eine stabile Defensive.
Dies sollte sich nach dem Klassenerhalt aber schrittweise ändern.
Grade körperlich/konditionell wurde viel gemacht. Zählte man letztes Jahr unter Luhukay nach acht Spieltagen noch zu den lauffaulsten Teams der Liga, befindet man sich dort zurzeit im oberen Drittel. Bedenkt man, dass mehr Ballbesitz in der Regel auch zu einer geringeren Laufleistung führt (Bayern und Dortmund im unteren Drittel der Laufleistung, dafür führend in der Ballbesitzstatistik), ist diese Steigerung umso bemerkenswerter, da man mit durchschnittlich gut 49% Ballbesitz mittlerweile im Ligamittelfeld rangiert, während man letztes Jahr mit nur knapp 42% dort den schlechtesten Wert der Liga aufwies. Vor allem Vladimir Darida und Per Skjelbred sind in diesem Zusammenhang hervorzuheben, gehören sie doch Woche für Woche zu den Top Performern in dieser Statistik.
Das mehr an Ballbesitz führt vor allem dazu, dass das Spiel der Hertha nun auch zu mindestens phasenweise nach Fußball aussieht und nicht nur noch auf Kontern basiert. Zwar agiert das Team immer noch aus einer stabilen Grundordnung heraus und setzt weiterhin auf ein schnelles Umschaltspiel. Klappt dies aber mal nicht ist man nun aber auch in der Lage den Ball mal länger in den eigenen Reihen zu halten und einen Angriff geordnet aufzubauen. Verantwortlich dafür ist auch hier überwiegend der Tscheche Vladimir Darida, welcher sich auch aufgrund seines enormen Laufpensums stets anspielbereit zeigt und die nötige Ruhe am Ball hat. Auch Rückkehrer Tolga Cigerci ist hier zu nennen, der seit seinem Comeback zusammen mit Darida die Fäden im Mittelfeld zieht und der Mannschaft diese neue spielerische Komponente gibt.
Seit der Verpflichtung von Vedad Ibisevic, der seit dem im Sturmzentrum gesetzt ist, agiert das Team häufig im 4-4-2 mit zwei Spitzen, wobei man je nach Gegner und Spielsituation auch auf ein 4-1-4-1 oder ein 4-2-3-1 ausweicht. Leidtragender dieser Umstellung ist in erster Linie Valentin Stocker, dem für den Flügel einfach die Schnelligkeit fehlt, im Zentrum aber nicht an den gesetzten Darida/Cigerci/Skjelbred vorbei kommt. Zudem bekommt er auf der Zehn Konkurrenz von Alexander Baumjohann, der nach zwei Kreuzbandrissen immer besser in Tritt kommt und bisher nach Einwechslungen ausnahmslos gute Leistungen gebracht hat. Schon während der Vorbereitung zeigte sich Dardai begeistert von Baumjohann und nannte ihn als den fußballerisch/technisch stärksten Spieler im Kader. In der Innenverteidigung scheint Kapitän Lustenberger gesetzt. Daneben schien zu Beginn kein Weg an Langkamp, ebenfalls Führungsspieler unter Dardai, vorbei zu führen. Doch Verletzungen führten dazu, dass Niklas Stark sich bis zu seiner Zerrung gegen Hamburg dort für höhere Aufgaben empfehlen konnte.
Das Fehlen eines schnellen Flügelspielers, was von Dardai schon während der vergangenen Saison bemängelte wurde, zählt aber weiterhin zu den Baustellen im Kader. Nach dem Abgang von Nico Schulz nach Mönchengladbach erfüllt nur noch der Japaner Genki Haraguchi und mit Abstrichen Neuzugang Weiser dieses Anforderungsprofil. Vor allem Haraguchi nutzt diesen Vorteil gegenüber Stocker und steht mittlerweile regelmäßig in der Startelf.
Anfälligkeit bei Standards
Mit bisher nur acht Gegentoren (bei 11 eigenen Toren) stellt die Hertha zusammen mit Schalke die drittbeste Abwehr der Liga. Aus dem Spiel heraus kassiert man so gut wie keine Tore. Allerdings zeigte man vermehrt eklatante Schwächen bei Standardsituationen. Gegen Stuttgart durfte Sunjic komplett freistehend zum zwischenzeitlichen Ausgleich einköpfen, Alex Meier konnte ebenfalls nach einem Eckball unbedrängt einschieben. Gegen Köln und auch Bremen hatte man ebenfalls massive Probleme nach Standardsituationen und hatte mehr Glück (Latte gegen Bremen, Galnzparaden von Jarstein gegen Köln) als Verstand. Was besonders gravieren ist, wie frei die Gegner dabei oft im Strafraum zum Abschluss kommen dürfen.
Ausblick
Der Saisonstart war, besonders mit Blick auf die vergangenen eineinhalb Jahre, herausragend. Dennoch werden die nächsten Wochen, in denen es u.a. auswärts gegen Schalke und die wiedererstarkten Gladbacher geht, zeigen wie gut die Mannschaft wirklich ist und ob man den Verletzungen weiterhin trotzen kann. Interessant wird auch sein, wie die Trainer mit der Torwartfrage umgehen. Auf ein klares Bekenntnis pro Kraft wartete man bisher vergebens. Spielt Jarstein weiter auf dem Niveau wird es schwer Argumente für Kraft zu finden.
Generell führten viele Verletzungen bisher dazu, dass der Konkurrenzkampf besonders in der Abwehr bisher überschaubar blieb. Sollten Langkamp, Pekarik und Brooks, dem seine Teilnahme am Gold Cup immer mehr zum Verhängnis wird, allerdings zurückkommen wird sich auch hier der ein oder andere, der vor der Saison noch als gesetzt galt hinten anstellen müssen.
Stark wäre denke ich nicht gesetzt, Weiser hätte sich auch erst beweisen müssen und wäre bei einer dickeren Personaldecke mit Sicherheit die letzten Wochen auch geschont worden.
Unsere schwäche bei Standardsituation lässt sich ganz einfach erklären.
Wir haben im Moment lediglich einen Kopfballstarken Spieler in der ersten 11, und dass ist Vedo. Normalerweise wäre da ein Brooks oder ein Langkamp, die jedoch beide fehlen.
Spannend wird wenn ein Großteil wieder fit ist, spielen wollen sie alle.
Im Moment stellt sich unsere erste Elf fast von alleine auf.
Auch ist das Auftaktprogramm nicht "zu leicht" gewesen, es ist ein guter Querschnitt durch die Liga gewesen. Gegen BVB und VFL wurde gut mitgehalten, mit Glück(+Schiri) wäre mehr drin gewesen.
Ich sehe die Grundlage für das gute Abschneiden in der hervorragenden physischen Verfassung der Mannschaft, wenn auch es viele Verletzte gibt, wo man leise zweifeln könnte, ob die nicht vielleicht auch durch Überbeanspruchung entstanden sind. Durch die gute Physis ist Hertha gerade ab der 70. Minute in der Lage das Tempo zu erhöhen, so man nicht wie gegen Wolfsburg zu zwei frühen Wechseln gezwungen ist.
Die Rolle der Neuzugänge würde ich so bewerten, dass Darida und Ibisevic unabhängig von der vereinfachten Konkurrenzsituation zu ihren Minuten gekommen wären. Weiser und Stark wurden klar ins Team hineingespült, haben ihr großes Potenzial aber gezeigt und zudem in den jungen Jahren auch schon sehr konstant gespielt.
Die größte Schwäche ist sicher das Verteidigen von Standards, aber auch von hohen Flanken. Hier bin ich jedoch der Meinung, dass das durch die Verletzung von Kraft und den Einsatz von Jarstein stark zurück gegangen ist. Besonders erinnere ich mich dort an das 1:0 gegen den HSV, wo Jarstein die Ecke abfängt, das Spiel durch Abrollen schnell macht und eine längere Passstafette bis zum Tor folgt. Gegen Bremen, Dortmund und Stuttgart hat Kraft gespielt,jeweils gab es ein Gegentor nach Standard oder hoher Flanke. Jedoch hat dort auch jeweils Langkamp gespielt, was deine These widerlegt, @herthavsliverpool ;)
Bei Stark habt ihr sicher recht, der hätte normalerweise erstmal nicht gespielt, hat bei seinen bisherigen Auftritten aber mMn stark überzeugt.
Bei Weiser bin ich mir nicht ganz sicher, aber durch Pekariks Verletzung hat man halt keine Alternative. Hinten sicher noch nicht ganz sattelfest, da kommt öfter was durch, aber nach vorne ist der 100mal besser als Pekarik. Ich kann mich nicht erinnern wann Pekarik jemals ne gefährliche Aktion eingeleitet/vorbereitet hat. Prinzipiell kann ich mir Weiser aber auch zusammen mit Pekarik vorstellen, dann z.b. einfach für Haraguchi, der zwar besser ist als letztes Jahr, aber als ich in Frankfurt im Stadion war, war er für mich mit Abstand schlechtester Mann auf dem Platz. Hat aber trotzdem immer wieder seine Aktionen, auch wenn er den Rest des Spiels schlecht ist.
Da hat man aber eindeutig gesehen, dass wir in der Luft quasi machtlos waren. Wir konnten hohe Bälle hinten einfach nicht richtig Verteidigen.
Diese Schwäche konnte FFM nicht wirklich nutzen.
Bei Jarstein bin ich mir generell nicht sicher, habe ihn fussballerisch immer schlechter als Kraft eingeschätzt.
Man darf nicht vergessen, Kraft hat in dieser jungen Saison auch schon einiges festgehalten.
Im Moment heben alle wieder ein bisschen ab, man hört schon leise den Europageist umgehen, typisch halt. Pal kann damit sicher umgehen, hoffe ich :-P
Weiser schätze ich für uns defensiv zu schwach ein, er ist auch nicht der Spielertyp für die Defensive. Schade das die RV-Position ziemlich alternativlos ist. Weiser als kreativposten wäre in FFM um Haaresbreite schiefgegangen.
Das Gegentor ist aber genau aus so einer Situation gefallen. Eckball glaub ich und dann Kopfballverlängerung und Tor Meier.
Weiser hast du recht gegen Frankfurt war das schon echt gruselig hinten, aber dafür bringt er halt nach vorne meistens einiges, und zur Zeit funktionierts. Bin aber gespannt was passiert wenn die Verletzten zurückkommen. Brooks war eigentlich Liebling von Dardei, aber seh da momentan wenig Chancen für ihn, vor allem weil Langkamp normalerweise gesetzt sein sollte.
Hoffe das Schieber nun bald endlich mal wiederkommt und Kalou ablöst. Dann sind wir vorne echt gut aufgestellt mit Julian den schnelleren Stürmer und Vedad den lang ersehnten Knipser.
ich bin hertha Fan und daher natürlich nicht 100% objektiv.
für die Standardsituationen hab ich leider keine Statistiken gefunden um das zu belegen und muss daher aus dem Gedächtnis schreiben.
generell hätte ich gerne noch bisschen mehr mit "Advanced Stats" gearbeitet aber sowas hab ich leider kaum gefunden