Das Wort Geldprobleme trifft sicher nicht auf Teams aus der englischen Premier League zu.
Denn die Teams aus England haben Geld, sogar eine Riesenmenge davon.
In den letzten Wochen wurde viel darüber geredet dass der Transfermarkt völlig überhitzt ist und die Summen die zurzeit für einzelne Spieler gezahlt werden irrsinnig seien.
Ist das wirklich so? Im heutigen Blog wollen wir die Gemengelage doch mal genauer untersuchen.
Welche Gefahr verbirgt sich hinter der Verschwendungssucht der Engländer? Welche Chancen bietet sie sogar für andere?
Ruft ein Engländer einen Deutschen an und bietet 41 Millionen Euro für einen Spieler. Wow denkt sich der Deutsche, der Spieler ist ja ganz gut, aber 41 Millionen? Der ist doch vielleicht 20 oder 25 Millionen Wert. Das kann man guten Gewissens machen. Also stimmt der Deutsche zu.
Über welchen Transfer hier gesprochen wird, ist wohl eindeutig. Liverpool verpflichtet Roberto Firmino für schlappe 41 Millionen Euro. Völlig überzogene Summe. Aber eine Summe die bezahlt werden muss um einen Spieler mit der Klasse von Firmino zu verpflichten.
Dies ist nur eines von vielen Beispielen von völlig überzogenen Summen in diesem Sommer.
Das Beste wird vielleicht noch kommen! 80 Millionen für Kevin de Bruyne! WOW! Wie soll man denn bei diesen Summen gegen die Englischen Vereine noch konkurrieren? Wie soll man in Zukunft einen interessanten und schon ins Blickfeld gerückten Spieler verpflichten?
Viele sind der Meinung (der war ich auch mal) das die Blase früher oder später platzen wird. Die Blase wird aber nicht platzen. Sie ist weder in Spanien und Italien, obwohl längst fällig, geplatzt, noch wird sie in England platzen.
Welche Gefahr birgt der Reichtum der PL?
Jose Mourinho hat die richtigen Worte gefunden. Real, Barca und die Bayern sind vielleicht die einzigen Mannschaften der Welt, die nicht darauf angewiesen sind, Spieler für astronomische Summen gehen zu lassen. Real wird Ronaldo für keine Summe gehen lassen, Barca keinen Messi und die Bayern keinen Neuer oder Müller. (Sofern der Spieler nicht selber auch unbedingt weg will)
Die Gefahr ist aber, dass wirklich keine Top Spieler mehr zu nicht so finanzkräftigen Vereinen wechseln. Der letzte in der PL erhält immerhin das ca. 8 fache an TV-Geldern als der FC Bayern. Was sollen denn dann Mannschaften wie Augsburg, Mainz usw. machen?
Welche Chancen ergeben sich für andere Vereine?
Ist dieses Szenario wirklich so dramatisch? Der einhellige Tenor ist doch dass das Geld den Fussball mittlerweile regiert.
Das stimmt zuweilen auch, aber für kleine Vereine ist die Geldmacht der PL auch eine Chance. Der FC Augsburg freut sich sicher über die 20 Millionen vom FC Chelsea für Baba, auch wenn ihnen damit ein toller Spieler verloren geht. Aber mit 20 Millionen kann ein Verein wie Augsburg eine Menge bewegen. Und auch Mannschaften aus England können nicht alles kaufen. Zumal sie vielfach blind kaufen, nur Namen kaufen oder Spieler nach ein paar guten Spielen kaufen und sich nicht mehr die Mühe machen und sinnvoll scouten. Und dafür bezahlen die Teams Summen, die deutlich über den Marktwert liegen.
Wie gerade schon erwähnt, erhalten kleinere Vereine deutlich mehr Geld für ihre Spieler und müssen diese nicht mehr für wenig Geld abgeben. Und da kleine Vereine schon immer besser einkaufen mussten, besser scouten mussten und besser ausbilden mussten, erhalten sie nun deutlich mehr Möglichkeiten und Spielraum.
Weiter erinnert das Transfergebaren der PL ein wenig an Felix Magath in Wolfburger Zeiten.
Wir kaufen einfach mal 50 Spieler, 11 davon werden schon funktionieren. Und aus diesem Grund werden in den nächsten Jahren viele Spieler auf den Markt kommen, die vielleicht nicht so viel gespielt haben, aber dennoch interessant sind und so deutlich unter Marktwert bzw. unter Ablösewert eingekauft werden können. Denn wenn Spieler nicht funktionieren werden sie schnell ersetzt und irgendwann muss einfach Platz im Kader geschaffen werde.
Beste Beispiel könnte Baba von Augsburg und nun Chelsea sein. Natürlich rein hypothetisch, aber wenn Baba es nicht schafft, sich in 1-2 Jahren bei Chelsea annähernd durchzusetzen, dann wird er für 10-15 Millionen wieder verkauft. Maximal wohlgemerkt. Und durch die absolute Übersättigung der Englischen Vereine kommt wieder viel in den Markt zurück. Funktioniert natürlich nur wenn man nicht gerade Weltmeister geworden ist und der Marktwert trotz Mitläufer Status erhöht wurde.
Ich spreche hier natürlich von Andre Schürrle. Für 22 Millionen zu Chelsea und dann für 32 Millionen zum VFL Wolfsburg. Hier muss man aber wie gesagt folgendes beachten. Schürrle ist Weltmeister geworden, Schürrle hat auch relativ oft gespielt und vor allem eines, der VFL hat viel Geld, das weiß auch Chelsea.
Top Spieler wollen Erfolg und nicht nur das Geld. Spieler die schon in einer gewissen Gehaltsklasse spielen, wollen natürlich auch viel Geld verdienen. Irgendwann geht es aber nicht mehr nur darum. Sondern diese Spieler wollen sich wohl fühlen und für eine Mannschaft spielen wo sie Erfolge feiern können. Gutes aktuelles Beispiel ist Ramos von Real Madrid. Er hätte deutlich mehr Geld verdienen können in England. Aber er ist halt Madrilene und weiß das er mit Real wohl eher Erfolg hat als zurzeit mit ManUtd.
Phil Lahm vor drei vier Jahren hätte sicher deutlich mehr Geld verdienen können usw.
Auch ein Fall wie Thomas Müller zeigt eines, hier gehts nicht ums Geld. Selbst wenn der FCB bereit wäre ihn zu verkaufen, würde er zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu Manchester gehen. Okay, das ist natürlich spekulativ, aber davon bin zu 100% überzeugt.
Vincent Kompany von ManCity hat angeblich mal folgendes gesagt: Wenn du Titel holen willst und Tradition erleben willst, dann gehst du zu ManUtd. Wenn du Geld verdienen willst gehst du zu City.
Obs war ist oder nicht, so in etwa kann man es auf jeden Fall ausdrücken. Dieser Satz ist aber auch schon 4-5 Jahre her.
Als letzten Punkt möchte ich noch folgendes sagen. Die PL Teams haben schon seit Jahren finanziell völlig andere Voraussetzungen und trotzdem in den letzten Jahren kaum Erfolg. Chelsea hat 2012 die CL gewonnen (wie spielt ja keine Rolle) und im Jahr drauf die EL. Das war es dann auch in den letzten Jahren.
Warum ist das so? Weil die Teams wie schon erwähnt nur noch blind kaufen, in der Hoffnung das was dabei ist das einschlägt. Ich rede hier nicht von den absoluten Knallertransfers, sondern von Transfers von Spieler die maximal mittelmäßig sind aber trotzdem 20-40 gekostet haben.
Vernünftige Integration der Jugendspieler findet kaum statt.
Und als letzten Punkt, große Titel gewinnt man nur als Mannschaft und nicht als ein Sammelsurium von irgendwelchen überteuerten Spielern, die nur das Geld interessiert. Mannschaften müssen wachsen und da kann man als einziges den FC Chelsea nennen. Die haben sich immer wieder nur punktuell verstärkt. Zwar für viel Geld aber vernünftig. Sollen sie weiterhin Firminos für den doppelten Marktwert kaufen.
In diesem Sinne, auf eine tolle Saison.
