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14.12.2010 um 18:50 Uhr
Gefangen im Nest der Schlangen
Meine Borussia befindet sich derzeit am Abgrund. Es ist nur noch ein schmaler Grad zwischen Idiotie und Souveränität auf dem die Vereinsführung in dieser Krisenzeit wandelt. Doch ist alles falsch? Sind alle Grundprinzipien die man mit Beginn der Ära Eberl-Frontzeck aufstellte plötzlich alle für die Katz'?

Ein Negativtrend der sich wie eine Lawine auf alle Mannschaftsteile ausbreitete, verunsicherte das ganze Team merklich. Scheinbar gelingt es Michael Frontzeck nicht mehr, dem Team diese Verunsicherung zu nehmen. Doch auch diese Schwäche des Trainers hat eine Kehrseite: Wie soll ein Team an Sicherheit gewinnen, wenn jede Woche neue Spieler eingesetzt werden müssen, sei es durch die latente Verletzungsmisere oder unverständliche Undiszipliniertheiten? Manch einer mag die fehlende Disziplin zu Lasten Frontzecks auslegen. Ich für meinen Teil bin kein Freund davon, da es immer wieder derselbe Typus Spieler ist, der negativ auffällt, nicht nur bei Borussia Mönchengladbach. Beispiele gibt es reichlich: Arnautovic, Carlos Alberto oder eben in Gladbach Bobadilla sowie Arango. Was fällt in der Reihe dieser Namen nun auf? Sie alle erfüllen auf eine mysteriöse Weise das Klischee eines weniger intelligenten Menschen. Man mag mir auf Grund dieser Einschätzung Engstirnigkeit vorwerfen, aber für mich ist es viel zu auffällig. Deshalb mache ich hier Frontzeck keinen Vorwurf.

Während sich Gladbach also derzeit in besagtem Teufelskreis befindet, der immer engere Kreise zieht, bricht nun die Phalanx der Koryphäen über die Stadt Mönchengladbach herein.
Alle glänzen sie auf den ersten Blick mit ihrer Angst um Borussia und klaren Vorwürfen. Doch sind diese wirklich begründet? Sind sie fundiert und vor allem bringen sie Borussia Mönchengladbach in der derzeitigen Situation weiter?
Ein Günter Netzer kritisiert vor allem die Monopolstellung Rolf Königs, dem Präsidenten Borussias. Jenen Rolf Königs, der Gladbach in seiner schlimmsten Phase übernahm. Jenen Rolf Königs, der die finanziell gebeutelten Gladbacher zu einem der wirtschaftlich stärksten Vereine Deutschlands führte. Ich will hier keine Lobpreisung auf Rolf Königs veranstalten, aber nicht alles, was dieser Mann anpackte, war schlecht. Sicher griff er ebenso wie viele andere das ein ums andere Mal mächtig daneben. Gerade der Trend zum Großen in der Ära Advocaat-Pander, wird wohl sein größter Fehler bleiben.
Nun wird also die Politik der kleinen Schritte verfolgt. Diese wird von Netzer jetzt als falsch bezeichnet; er warf gar das Geheimrezept in die Runde bei Sky90, auf das wohl in den nächsten Dekaden bei Gladbach niemand anderes hätte kommen können: Man muss kontinuierlich nach oben kommen. Wow, dieser Mann hat wirklich ein Konzept! Womit wir direkt beim zweiten Vorwurf Netzers wären: Konzeptlosigkeit. Auch dieser Vorwurf ist in jeglicher Hinsicht interessant. Mich wundert welcher Präsident der Liga, einen Verein finanziell sanieren kann, ohne ein Konzept zu verfolgen. Auch Kontinuität gilt in meinen Kreisen durchaus als Konzept.

Was ich damit sagen will ist folgendes: Es ist immer leicht, von außen und ohne Bezug Kritik in den Raum zu werfen, erst recht wenn man einen scheinbar göttlichen Status wie Netzer besitzt. In ein ähnliches Rohr ätzte Berti Vogts kurz vorher. Auch er ist bekanntlich ein Meister strukturierten Vorgehens. Vor allem seine weltbekannten Erfolge bei Fußballgiganten wie Schottland und Aserbaidschan berechtigen ihn selbstredend dazu, das Management seines ehemaligen Vereins zu kritisieren. Sicher hat dieser Mann genau wie Netzer unheimlich viel für den Verein getan, aber all diese Erfolge errang man als Spieler, nicht als Manager oder gar Präsident.

Besonders negativ stieß mir die Kritik an Max Eberl auf. Eberl "verstecke sich zu sehr hinter dem Verein". Ich bin mir nicht sicher ob Vogts den selben Max Eberl meint, wie ich. Einen Max Eberl, der bei jedem hohen Halbzeitrückstand seinen Mann steht. Der Woche für Woche nach jeder Klatsche Frontzeck verteidigt. Gerade diese Standfestigkeit wird ihm jetzt zum Verhängnis, aber er macht nichts anderes, als das vom Verein im Konsens entschiedene Konzept der Kontinuität zu verfolgen, zu achten und vor allem zu verteidigen. Er sitzt somit mittlerweile in einem Nest voller giftiger Schlangen, in deren Aussagen möglicherweise sogar etwas Wahres steckt, die aber in der ohnehin angespannten Lage nur noch mehr Gift versprühen.

Ich für meinen Teil hoffe, auf ein gutes Ende für meine Borussia, auch wenn dieses im Moment soweit entfernt scheint, wie ich vom Mond. Nur die Kritik die momentan auf viele beteiligte einprasselt ist nicht allen Teilen korrekt. Gerade hier ist es mir ein Rätsel, wieso sich besagte Koryphäen nicht mal in ruhigeren Zeiten zu Wort melden, um dem Verein in die von ihnen bevorzugte Richtung zu lenken. So bleibt vieles so schleierhaft, wie das urplötzliche Auftreten der Initiative Borussia. Aber auch diese bleibt nur ein weiteres Kapitel in der derzeitigen Odyssee in den Abgrund.
Aufrufe: 4067 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 4 | Erstellt:14.12.2010
ø 9.8
KOMMENTARE
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DerBuechsenwurf
15.12.2010 | 08:26 Uhr
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15.12.2010 | 08:26 Uhr
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Sehr gute, ausführliche Betrachtungsweise ganz ohne Polemik!
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Micha1711
15.12.2010 | 14:03 Uhr
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Micha1711 : 
15.12.2010 | 14:03 Uhr
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Micha1711 : 
Sehr guter Kommentar!
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Rheodred
15.12.2010 | 14:14 Uhr
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Rheodred : Unterm Strich...
15.12.2010 | 14:14 Uhr
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Rheodred : Unterm Strich...
...ist es doch so:

Der VfL Mönchengladbach hat einen Kader, der im Mittelfeld angesiedelt ist, in einer sehr guten Saison vielleicht mit Chancen auf einen einstelligen Tabellenplatz.
Was bleibt von so einem Kader, wenn fast die komplette Hinrunde über 90% der etatmäßigen Defensivspieler ausfällt?!
Richtig, Chaos und Überforderung Hinten, somit wird man zur Schiessbude und holt zu wenig Punkte.

Ob der Verein theoretisch ein Strukturproblem hat, mag ich auf Grund meiner Ferne nicht zu beurteilen.
Jedoch geht die aktuelle Misere für mich zu 90% auf diese irrwitzige Anhäufung von Verletzten zurück, die sich auf die Defensivspieler konzentriert. So kann keien Mannschaft ihre Leistung, geschweige denn Stabilität bringen.

Ich hoffe, man lässt Frontzeck weiterhin arbeiten, lässt die Dummschwätzer schwätzen und bleibt bei der gefundenen Kontinuität.
Wenn es eine einzige Sache gibt, die mir in Gladbach gefällt, dann eben das!
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sonnemond
15.12.2010 | 19:16 Uhr
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sonnemond : Meistens hat er Recht
15.12.2010 | 19:16 Uhr
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sonnemond : Meistens hat er Recht
Endlich hat mal ein -"Alt-Borusse" größtenteils Recht und versucht sich nicht aufgrund der momentanen Situation zu profilieren. Auch wenn Netzer, Vogts, Effenberg und die selbsternannten Heilsbringer der Initiative Borussia im Einzelfall Recht haben: Jetzt, zum unpassendsten Zeitpunkt ist sowas fast schon vereinsschädigend. Und vor allem gebe ich Lattek Recht, dass diese als Spieler was für Gladbach getan haben (dafür bekamen sie auch was bezahlt), aber danach nicht mehr. Und was haben Vogts und Effenberg schon nach Ihrer Karriere groß geschafft ?

Mit "...weniger Intelligent ...." geht er vielleicht etwas weit, obwohl ich mir natürlich den Bobadilla möglichst weit weg wünschen würde. Da hat das Management und das Scouting doch zu wenig auf die menschliche Komponente geachtet, als sie den "Pampas-Stier" verpflichtet haben.
Ansonsten sehe ich Hn. Königs und die restlichen Mitstreiter, die für die wirtschaftliche Solidität bei Borussia stehen, ebenfalls sehr positiv.
Lieber gesund absteigen als hoch verschuldet drin bleiben und irgendwann den kompetten Kollaps erleben zu müssen,mit Gladbach in der 3. Liga. Da gibts seit Jahrzehnten genügend Beispiele in der Buli, wie finanz. Hassardeure und "echte Sonnenkönige" einen Verein zugrunde gerichtet haben.
Habe Hn. Königs bei mehreren Trainingslagern und Testspielen als sehr offenen und freundlichen Mann kennen gelernt, ohne jegliche Arroganz. Und dass er mit seinem Unternehmen wirtschaftlichen Erfolgt hat ist auch bekannt.
Können dies die Wichtigtuer der Initiative auch behaupten ?
Der eine von der Postbank(Versicherung) die jetzt von der Deutschen Bank gerettet werden müssen, der andere von der TARGO-Bank, wo der Mutterkonzern, die Citibank einer der größten Versager der Bankenkrise war und der dritte von einer Landesbank ....

Hoffen wir, dass es doch noch aufwärts geht und die "Vereinsschädiger" ruhig gestellt werden.
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Udo_Latex
15.12.2010 | 19:23 Uhr
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Udo_Latex : 
15.12.2010 | 19:23 Uhr
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Udo_Latex : 
Erstmal danke an alle für das positive Feedback!

@sonnemond: Exakt meine Rede! Diese mysteriösen Wirtschaftsbosse sind mir wirklich suspekt, vor allem, weil man vorher nie etwas von ihnen in Verbindung zu Borussia Mönchengladbach gehört hat.

Dass die Bezeichnung der besagten Spieler als "weniger intelligent" eine polarisierende Aussage war, ist mir schon deutlich bewusst. Mir fällt nur einfach keine andere Bezeichnung ein, da sie eben wirklich das Klischee des südamerikanischen Enfant Terrible aus den sozialschwächeren Gegenden erfüllen. Seis drum, die Lage ist angespannt genug, da muss nicht weiteres Öl ins Feuer gegossen werden.
Im Moment kann man wirklich nur hoffen, dass man finanziell ausreichend aufgestellt ist, um die Defensive halbwegs solide aufzustellen. Ansonsten würde ich mir überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, Bailly im Winter zu verkaufen, um Geld für Verteidiger zu haben.
Aber ist wie gesagt alles ziemlich verkorst zur Zeit...
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