Wenn man sich zur NBA-Draft anmeldet und der NBA-Commissioner den eigenen Namen nicht aufruft, droht der Traum von der NBA für viele junge Talente zu platzen. Viele versuchen sich in der NBA Development-League zu behaupten, andere zieht es nach Übersee und einige verabschieden sich als Konsequenz ganz und gar von dem Gedanken, mit Basketball jemals den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Eine Hand voll Spieler schaffen es dennoch aller Widrigkeiten zum Trotz in der NBA Fuß zu fassen und in den seltensten Fällen sogar ein wichtiger Bestandteil eines Teams zu werden. Der viermalige All-Star und Defensive Player of the Year Ben Wallace gilt als Paradebeispiel. Wesley Matthews von den Portland Trail Blazers gilt aktuell als der beste aktive Spieler, der nicht am Draftabend von einem der 30 NBA-Teams auserwählt worden ist und besonders nach seiner Verletzung konnte man feststellen, wie wichtig der ehemalige Spieler der Marquette University für die Franchise aus der Rose City ist.
Der Portland-Fluch!
Vor rund einem Jahr bekamen die Anhänger der Portland Trail Blazers wohl die ernsthafte Hoffnung, dass die Franchise nicht verflucht ist. Nachdem mit Brandon Roy und Greg Oden zwei der verheißungsvollsten Talente der Liga im Dress der Blazers aufgrund von Verletzungen gar ihre Karriere mehr oder weniger offiziell an den Nagel hängen mussten, waren alle bedeutenden Akteure in der Saison 2013-14 beinahe komplett fit. In der vorherigen Saison entwickelte sich auch die Teamchemie und die Routine innerhalb der Starting Five, die Portland so stark gemacht hat - Damian Lillard, Wes Matthews, Nicolas Batum, LaMarcus Aldridge und Robin Lopez waren in der Saison 2013-14 eines von drei fünfköpfigen Line-Ups mit mehr als 1000 Minuten in der NBA - das mit einem Net-Rating von +7,9 auch noch eines der produktivsten gewesen ist.
Die große Schwachstelle im Kader der Blazers war jedoch die Defensive, die sich weit unter dem Liga-Durchschnitt befand. Dieses Problem war allerdings in der abgelaufenen Saison kein Problem mehr, was in der Retrospektive vor allen Dingen Wesley Matthews zuzuschreiben ist. Bis zur Verletzung des werdenden Free Agents befanden sich die Blazers auf Kurs, eine Top 3-Defensive (99,3 DefRtg) zu stellen - die Franchise aus Oregon beendete die Regular Season auf dem Papier zwar unter den Top 10 bei der defensiven Effizienz (101,4 DefRtg), aber vom Zeitpunkt von Matthews Verletzung am 06.03.2015 an glich die Defensive der Blazers einem Scheunentor. In den letzten anderthalb Monaten der Regular Season stellten die Blazers die sechstschlechteste Verteidigung der Liga. Von den 16 Playoff-Teams hatten nur die Milwaukee Bucks und die Brooklyn Nets in diesem Zeitraum eine schlechtere Differenz aus offensiver und defensiver Effizienz.
Auch vor seiner Verletzung vermisste Head-Coach Terry Stotts die defensive Präsenz von Matthews während seiner Verschnaufpausen: Mit ihm auf der Platte ließen die Portland Trail Blazers rund vier Punkte auf 100 generische Ballbesitze weniger zu. Matthews profitiert in der Defensive vor allen Dingen durch seine Vielseitigkeit, die es Terry Stotts erlaubt, Damian Lillard hinter Matthews zu verstecken und in bestimmten Fällen Matthews auf den Gegenspieler von Nicolas Batum anzusetzen - Matthews ist für einen Backcourtspieler mit einem recht robusten Körper ausgestattet. Matthews dürfte trotz geringerer Körpergröße ein paar Kilogramm mehr als sein Flügel-Kollege Nicolas Batum auf die Waage bringen, was besonders bei der Verteidigung von gegnerischen Post-Ups ein Vorteil ist, von dem auch der Franzose auf der Small Forward-Position profitiert.
Doch Matthews macht nicht nur bei Post-Ups einen guten Job, er versteht es auch, das Perimeter zu verteidigen und hält seine Gegner insgesamt bei rund 40,5% aus dem Feld. Seine gute Defensivarbeit ist häufig auch die Grundvoraussetzung für einfache Punkte am offensiven Ende: Rund 2,5 Punkte pro Spiel erzielt Matthews nach einem gegnerischen Turnover.