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06.12.2011 um 16:08 Uhr
El Clásico: Das Spiel der Spiele
Barça gegen Real ist das faszinierendste Duell im Klubfußball, das das legendäre Zitat Bill Shanklys am eindrucksvollsten illustriert: „El Clásico" ist aus mehreren Gründen kein „Kampf um Leben und Tod, sondern viel ernster."

Die Gegensätze der Regionen

Regierungssitz und königliche Residenz, stolz und monumental, so präsentiert sich Madrid, seit Jahrhunderten politischer und kultureller Mittelpunkt Spaniens im historischen Königreich Kastilien. Die wirtschaftlich aktivste und kosmopolitischste, pulsierendste und modernste Stadt Spaniens aber ist Barcelona und damit gilt die Hauptstadt der Kulturnation Katalonien, "Stadt der ständigen Erneuerung", kulturell, wirtschaftlich und touristisch als Madrids größter Rivale im eigenen Land.

So duellieren sich im „El Clásico" zwei historische Städte, aber auch zwei höchst gegensätzliche Regionen: Kastilien, das „Land der Burgen", auf der zentralen Hochebene Spaniens und Katalonien, die Heimat von Salvador Dali und zeitweise Heimat von Pablo Picasso, zwischen der Hochgebirgsregion der Pyrenäen und dem Mittelmeer.

Die politische Brisanz

Beide Städte und Regionen repräsentieren nicht nur eine gegensätzliche kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung, auch ihre politische Geschichte ist geprägt von Gegensätzen und Rivalität. Barcelona, unter der „Krone Aragonien" im Hoch- und Spätmittelalter die führende Macht des westlichen Mittelmeerraumes, musste die Vormachtstellung in der spanischen Monarchie an das neue politische Zentrum Madrid abtreten. 1659 wurde Katalonien beim Pyrenäenfrieden zweigeteilt, 1714 endete die katalanische Selbstverwaltung in Barcelona. Barcelona, stets eine Hochburg republikanischer Kräfte und Zentrum der Verfechter der katalanischen Autonomie, war stets der politische Widerpart zu Madrid, der Verkörperung des spanischen Zentralismus, sodass jeder Sieg im „El Clásico" auch als Sieg einer politischen Gesinnung gefeiert wurde. Die Rivalität eskalierte unter dem Franco-Regime, da sich Barcelona durch einen massiven Widerstand gegen den Putsch Francos auszeichnete, Real Madrids Präsident Santiago Bernabéu aber gute Kontakte zum Franco-Regime pflegte. Die separatistischen, stolzen Katalanen gegen die königlichen Madrilenen, eine politische Brisanz im Clásico, deren Wogen auch die Transición und Kataloniens heutiger Status einer Autonomen Gemeinschaft nur oberflächlich glätten konnten, während des Spiels „brennt nicht nur der Rasen", auch unter der Oberfläche brodelt es immer noch.

Der sportliche Ehrgeiz und die unsportlichen Verbalattacken

Ob im Camp Nou oder im Santiago Bernabéu, bei jedem Aufeinandertreffen von Barça und Real brennt der Rasen, erhitzen sich die Gemüter, es glühen die Nachrichtendrähte, die Fans fangen Feuer und flammende Worte entfachen so manchen verbalen Brand. Historische Ergebnisse des legendären Spiels sind der Heimsieg Barcas am 24. September 1950 mit 7:2 und die höchste Niederlage für Madrid vor eigenem Publikum am 2. Mai 2009 mit 6:2, sowie der 5:0 Erfolg der Katalanen am 29. November 2010 im Camp Nou.

Geprägt ist das El Clasico aber oft nicht nur durch die glühende Begeisterung für sportliche Erfolge, sondern durch heiße Polemik. Lichterloh brannte ein Höhepunkt der Rivalität zwischen den Teams im Jahr 1943, als nach dem Pokalspiel am der 13. Juni verbale Beschuldigungen und Beschimpfungen soweit eskalierten, dass beide Klubpräsidenten vom spanischen Verband zum Rücktritt aufgefordert wurden.

Die Wechselposse um Alfredo Di Stéfano

Der argentinische Ausnahmefußballer Alfredo Di Stéfano heizte die sportliche Konfrontation zwischen Barça und Real weiter an, nachdem er 1953 von Madrid umworben wurde, aber bei Barcelona unterschrieben hatte. Der von Santiago Bernabéu angezettelte Transferstreit endete unter Druck des Franco-Regimes mit einem Verzicht der Katalanen. Der Argentinier zeigte fortan im weißen Trikot sein Können und bekräftigte damit die Zweifel an dem korrekten Ablauf eines der skurrilsten Ablösegeschäfte der Fußballgeschichte.

Samuel Eto’o: ¥Madrid, cabrón, saluda al campeón!

2005 sang der Kameruner Samuel Eto’o in Diensten von Barça auf der Meisterschaftsfeier des FC Barcelona sein legendäres „¥Madrid, cabrón, saluda al campeón!"(Madrid, du Arsch, begrüßt den Meister), wofür er sich jedoch später bei seinem ehemaligen Klub Real Madrid entschuldigte.
Im selben Jahr zeigte sich jedoch auch pure Begeisterung für die Fußballkunst, frei von jeder Rivalität. Im Bernabeu-Stadion siegte die Huldigung für große sportliche Leistungen. Nach dem 3:0 Sieg der Katalanen wurde der überragende Ronaldinho als zweitem Barça-Spieler nach Maradona vom Publikum in Madrid mit stehenden Ovationen applaudiert.

Josep Guardiola vs Jose Mourinho

Das Duell Real und Barcelona am 29. November 2010 war auch das erste Trainerduell zwischen José Mourinho und Josep Guardiola. Die Katalanen beendeten das Spiel mit einem 5:0 Sieg und der Welt- und Europameister Sergio Ramos mit einer roten Karte nach einem Foul an Lionel Messi und Tätlichkeiten gegen Xavi Hernandez und Carles Puyol. Die für ihn historische Niederlage quittierte der portugiesische Coach mit persönlichen Animositäten gegen den FC Barcelona, der den Mourinho-Mythos bloßgestellt hatte. Am 20. April 2011 besiegte Real den FC Barcelona zwar mit 1:0 im spanischen Pokal Copa del Rey, trotzdem folgten Verbalattacken von José Mourinho gegen Josep Guardiola wegen Peps Kritik am Schiedsrichter, obwohl der Portugiese für seine eigenen Niederlagen selbst gerne und oft vermeintliche Fehlentscheidungen verantwortlich macht.

Feuerrot muss José Mourinho dann beim Champions-League-Halbfinale 2011 gesehen haben, als er nach der roten Karte für seinen Schützling Pepe wutentbrannt auf die Tribüne verbannt wurde. Er ließ sich zu mehreren verbalen Fouls gegen Barça und Schiedsrichter Stark hinreißen und stellte sich mit Aussagen wie „Ich würde mich an Guardiolas Stelle schämen, so zu gewinnen", selbst ins Aus. Referee Stark und die UEFA bezichtigte Mou, Barça zu wegen der Verbindungen zur UNICEF zu begünstigen. Der „Titeltrainer", der „im Grunde nichts mit Fußball am Hut hat" (Johan Cruyff), schürte so weiter das Feuer in der historischen Rivalität, die jetzt nicht nur Kastilien gegen Katalonien und Real gegen Barça heißt, sondern auch Mourinho gegen Guardiola.

Bei dem für fünf Spiele gesperrten, „königlichen" Coach dirigieren wohl weniger Ideologien das verbale Foulspiel, sondern unbeherrschte Emotionen, Verschwörungstheorien, Profilierungssucht und die Selbstüberschätzung eines Mannes, der sein Weltbild mit „direkt nach Gott komme ich" beschreibt. Damit dürfte er den Gott des Fußballs erzürnt haben – und der entsandte Messi, „um der Welt – und Mourinho - zu zeigen, wie man richtig Fußball spielt."

Tobias Krentscher
www.barca99.com

Aufrufe: 10140 | Kommentare: 17 | Bewertungen: 27 | Erstellt:06.12.2011
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KOMMENTARE
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RoterBulle92
06.12.2011 | 17:24 Uhr
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06.12.2011 | 17:24 Uhr
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mensch lösch den und lade den in unserer La Liga gruppe neu hoch das ist so ein Schätzchen besser aufgehoben

Klick
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RoterBulle92
06.12.2011 | 17:27 Uhr
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06.12.2011 | 17:27 Uhr
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Achja und mein Blog war besser aber um längen
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miguelo
06.12.2011 | 17:52 Uhr
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miguelo : 
06.12.2011 | 17:52 Uhr
-7
miguelo : 
Hat hier jemand einen Barsa Blog unter der Barsa Brille geschrieben oder kommt es mir nur so vor

Schade das man nicht 0 Punkte geben kann da hier das Thema recht einseitig und verfehlt dargestellt wird.
8
RoterBulle92
06.12.2011 | 19:13 Uhr
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06.12.2011 | 19:13 Uhr
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Gegendarstellung
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riesery
06.12.2011 | 19:15 Uhr
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riesery : 
06.12.2011 | 19:15 Uhr
-3
riesery : 
Finde ich ehrlich interessanter als einfach nur ein paar User Meinungen auch wenn der Blog leicht einseitig ist.Interessant dagegen ist dass mal jemand auf die Geschichte der Vereine eingeht woher diese Spannungen eigentlich kommen.Schätze mal das wissen bei weitem nicht alle CR7 Real Fans und Messi Barca Fans.

Für die Mühe gibts 7 P
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riquelminho
MODERATOR
06.12.2011 | 19:21 Uhr
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06.12.2011 | 19:21 Uhr
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0P fänd ich tatsächlich etwas mau für einen gut geschriebenen Blog mit einigen interessanten Zusatzinformationen.

Mir gefällts, auch wenn ich kein Barca-Fan bin Subjektivität hat so manch ein Blog so an sich. Der Fussball-Fan dürfte ja in der Lage sein, seine Infos entsprechend herauszufiltern.

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UliFan
MODERATOR
06.12.2011 | 19:22 Uhr
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UliFan : 
06.12.2011 | 19:22 Uhr
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UliFan : 
Klasse Blog, war interessant auch mal ein paar historische Fakten geliefert zu bekommen

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barcamusa
06.12.2011 | 20:43 Uhr
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barcamusa : 
06.12.2011 | 20:43 Uhr
-3
barcamusa : 
Super Blog echt Informativ, wenn auch nicht objektiv verfasst :) Der Schlussteil gefällt mir am Besten..Messi ein Gesandter des Fussballgottes :D
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BatistutaGol
06.12.2011 | 20:46 Uhr
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BatistutaGol : hammer blog
06.12.2011 | 20:46 Uhr
-3
BatistutaGol : hammer blog
also dieser blog verschlägt einem fast den atem. hammer geschrieben, sehr spannend. okay, bin barca-fan.
ich wusste gar nicht, dass es www.barca99.com gibt.

war jetzt mal drauf und für barca-fans und andere fußball-fans genau das richtige denn auf anderen seiten bekommt man nicht so viele infos.
täglich aktuell was über barca lesen. wie genial. hehe

jetzt weiß ich wenigstens wo ich meine infos über barca herhole :)
wer von euch kannte vorher die seite barca99.com?

wieso erfahre ich erst so spät davon aber besser spät als nie
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Antimadrista92
07.12.2011 | 11:27 Uhr
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07.12.2011 | 11:27 Uhr
-2
guter blog, wollte mir eh noch den text auf eurer seite durchlesen.

ich kenne die seite schon länger, aber erst seit einer woche besuche ich sie auch regelmäßig. ist aber ne wirklich gute seite, auch wenn carles busquets nicht mehr der torwarttrainer ist.

einen fehler habe ich aber gefunden: pep hat bis jetzt noch keinen schiedsrichter kritisiert. er hat nach dem pokalfinale lediglich anhand des aberkannten tores von pedro zeigen wollen, was für knappe entscheidungen ein spiel entscheiden können.

der blog ist zwar auch barca-sicht geschrieben, aber er beinhaltet keine falschen informationen, daher verstehe ich die aufregung nicht miguelo.^^

denn die franco-kontakte gab es, genauso den diebstahl von di stefano.

wenn du wirklichen populistischen quatsch lesen willst, dann lies dir berichte von realmadrid.de über die letzten clasicos durch.

i VISCA EL BARCA !
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