Portugal ist Europameister. Oder anders ausgedrückt: Jedes Turnier bekommt den Titelträger, den es verdient.
Man kann es dem neuen Champion nicht vorwerfen, dass er sich im Finale gegen Gastgeber Frankreich hauptsächlich aufs Verteidigen verlegt hat. Und dennoch: Es ist bezeichnend, dass am Ende eine Mannschaft den Pokal in die Höhe reckt, die von sieben Spielen nur ein einziges nach regulärer Spielzeit für sich entscheiden konnte. Dass diese Mannschaft in nur 73 von möglichen 720 Minuten überhaupt in Führung lag. Dass sich die Portugiesen nach drei Unentschieden in der Vorrunde nur dank des neuen EM-Modus in die K.o.-Runde retteten. Und dass Cristiano Ronaldo, vielleicht der größte Fußballstar auf diesem Planeten, mit dem Ausgang dieses Spiels letztlich nichts zu tun hatte.
Während die Grande Nation nun fassungslos ihre Wunden leckt, bleibt festzuhalten, dass Portugal aus den eigenen Fehlern gelernt hat. Schließlich verlor die Selecao vor 12 Jahren ebenfalls ein Endspiel im eigenen Land, als Griechenland mit einer ähnlich zynischen Einstellung durch das Turnier gekrabbelt war: hinten alles dicht und vorne rollt schon irgendwie einer über die Linie.
Machen wir uns nichts vor: Fußballerisch sind große Turniere selten große Leckerbissen. Die Barcelonas, Bayerns und Madrids dieser Welt haben den Nationalteams schon lange den Rang abgelaufen. Doch während Weltmeisterschaften immerhin noch mit Exoten aus Ghana, Japan und Costa Rica aufwarten, gab es in Europa bisher die üblichen Verdächtigen aus Finnland und der Slowakei.
Vielleicht hatte das Michel Platini vorausgesehen, als er die EM auf 24 Teams ausdehnte. Im Nachhinein kann man es ihm nur danken: Für die schönsten Bilder der letzten vier Wochen sorgten die Fans aus Island, Wales und Nordirland. Das Niveau auf dem Platz hingegen kam direkt aus der griechischen Mottenkiste.
Was bleibt?
Extremer Defensivfußball wird noch populärer werden, nicht nur bei den "Kleinen". Abwehrrecken wie Pepe und Jerome Boateng werden in puncto Ablösesumme weiter aufholen. Islands Huh!-Jubel war erst in und ist mittlerweile schon wieder out. Und: In 46 Tagen gibt es endlich wieder Fußball. Dann eröffnen Bayern München und Werder Bremen die neue Bundesligasaison.
Das ist einfach ein beschissener Modus der heuer gespielt wurde.
Das "verdient" bezieht sich eher auf die Tatsache, dass Portugal als Champion mit seiner Spielweise repräsentativ für dieses fade und von Defensivtaktik geprägte Turnier steht. Es war einfach eine schwache EM.
Dass das Tunier den Sieger bekommen hat, den es verdient hat, sehe ich auch so. Besser kann man das nicht auf den Punkt bringen.
Da das Ganze aber ein finanzieller Erfolg war, wird sich vermutlich nichts aendern. Man kann nur hoffen, dass es den Leuten beim naechsten Mal endlich zuviel wird und man sich nicht mehr jeden Mist andrehen laesst.
Ich habe mir nicht mehr alle Spiele angeschaut und denke nicht, dass ich was verpasst habe...